Sigismund von Luxemburg, König von Ungarn und Kaiser, 1387-1437

Sigismund von Luxemburg, König von Ungarn und Kaiser, 1387-1437

Organisatoren
Musée national d’histoire et d’art, Luxembourg; Université du Luxembourg, Luxemburg
Ort
Luxemburg
Land
Luxembourg
Vom - Bis
08.06.2005 - 10.06.2005
Url der Konferenzwebsite
Von
Martin Uhrmacher, Université du Luxembourg

Vom 8. bis 10. Juni fand in Luxemburg eine internationale Tagung statt zum Thema Sigismund von Luxemburg, König von Ungarn und Kaiser, 1387-1437. Der Kongress stand im Vorfeld der von Ungarn und Luxemburg gemeinsam organisierten Ausstellung SIGISMUNDUS REX ET IMPERATOR. 1387-1437, die im nächsten Jahr in Budapest eröffnet wird (15. März - 18. Juni 2006) und anschließend nach Luxemburg kommt (13. Juli - 15. Oktober 2006). Er diente somit der wissenschaftlichen Standortbestimmung und der Diskussion des aktuellen Forschungsstandes zur Herrschaft Sigismunds von Luxemburg, König von Ungarn (1387), König (1410/11) und Kaiser (1433) des Heiligen Römischen Reiches, die von bedeutenden historischen und intellektuellen Umwälzungen geprägt war. Im Zentrum des Interesses standen weniger bekannte Aspekte der Persönlichkeit und des Wirkens von Sigismund sowie des Kunstschaffens seiner Zeit Die Referate behandelten dabei den Raum über Sigismunds Herrschaftsbereiche und das Heilige Römische Reich hinaus, er reichte vom skandinavisch-baltischen Raum über England, Frankreich, Burgund, die Eidgenossenschaft, Italien, Polen und den Balkan bis zum aufstrebenden Osmanischen Reich. Dieser große Wirkungsbereich Sigismunds spiegelte sich auch in der Referentenliste, die neben Teilnehmern aus Deutschland und Ungarn auch Referenten aus Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien, der Schweiz, Italien, Frankreich, Österreich und den USA umfasste.

François Biltgen, der luxemburgische Ministre de la Culture, de l'Enseignement supérieur et de la Recherche eröffnete den Kongress. In seiner Rede spannte er den Bogen vom heutigen Europa bis in die Zeit Sigismunds und erinnerte daran, dass mit der EU-Osterweiterung die größten Teile von Sigismunds Herrschaftsbereich wieder ins Zentrum Europas gerückt sind. In ähnlicher Weise äußerten sich anschließend auch die Vertreterin des ungarischen Kultusministers und die Staatssekretärin des slowakischen Kultusministeriums.

Im Namen der Organisatoren bedankte sich Michel Pauly (Universität Luxemburg) bei der Regierung für die großzügige Unterstützung, die der Tagung im Rahmen des Luxemburger Vorsitzes im EU-Ministerrat zuteil wurde. Er freute sich über das große Publikumsinteresse an einem lange Zeit von der Forschung vernachlässigten bzw. durch die Teilung Europas schwierig zu behandelnden Thema und hob seinerseits die wichtige Gelegenheit zum Austausch zwischen Wissenschaftlern aus Ost und West sowie zwischen Historikern und Kunsthistorikern hervor. Auf die Rolle der jungen Universität Luxemburg eingehend unterstrich er am Beispiel der Ubiquität Sigismunds die Wichtigkeit, auch Nationalgeschichte nicht in den nationalen Grenzen des 19. Jahrhunderts zu erforschen, sondern in Zusammenarbeit mit Historikern aus aller Welt. Indirekt könne eine solche Tagung sicher auch zu einer verstärkten Sensibilität für eine weit zurückreichende, gemeinsame europäische Vergangenheit beitragen, die in den vorangegangenen Wochen vielerorts vermisst worden sei.

Howard KAMINSKY (Florida International University, Miami, USA) gab als erster Referent einen Überblick zum Thema "Europe around 1400". Dabei ging er der Frage nach, ob man für die Zeit um 1400 wie in der Forschung bisher üblich tatsächlich von einer Zeit der Krise oder sogar von DER Krise des Spätmittelalters sprechen kann, wie dies beispielsweise im Werk von Ferdinand Seibt "Europa 1400. Die Krise des Spätmittelalters" bereits im Titel suggeriert wird. Nach Ansicht Kaminskys ergibt sich dieser Eindruck aus der Annahme einer geradlinigen und kontinuierlichen Entwicklung vom Mittelalter hin zum modernen Staat. Wenn vor diesem Hintergrund von krisenhaften Entwicklungen gesprochen wird, kommt es immer auf die Betrachtungsweise an. So stellte sich die Hussitische Bewegung aus päpstlicher und königlicher Sicht und natürlich auch für Kaiser Sigismund als zerstörerisch und bedrohlich dar; im Gegensatz dazu eröffnete sie für die Gläubigen tiefere religiöse Erfahrungen und eine stärkere Einbindung in die Kirche. Kaminsky sieht die Zeit Sigismunds deshalb nicht als krisenhaftes Ende einer Epoche sondern vielmehr als Beginn von Wandlungsprozessen, die am Anfang einer pluralistischen Gesellschaft stehen, sie konnte sich dann in der Folgezeit in Europa weiter entwickeln.

Vor dem Hintergrund der von Kaminsky thematisierten Umbruchphase referierte Sabine WEFERS (Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Jena, Deutschland) zum Thema "Sigismund und das Maß an Staatlichkeit". Dabei stellte sie zunächst fest, dass sowohl die positiven wie die negativen Urteile über Sigismund zu einem großen Teil strukturell, also durch seinen großen Aktionsradius zu erklären sind: Der weit ausgedehnte Herrschaftsraum mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten überforderte demnach das Leistungsvermögen eines spätmittelalterlichen Herrschers beträchtlich. Zudem benötigte das sich noch entwickelnde Staatswesen eine straffe Führung an seiner Spitze. Kam es durch die wiederholte Abwesenheit Sigismunds aus dem Reich, beispielsweise bedingt durch die Türkenabwehr in seinem ungarischen Königreich, zu einem temporären Machtvakuum, so füllten die Kurfürsten dieses nun zunehmend aus. Dabei offenbarten sich deutlich ihre Potentiale und Grenzen. Auch wenn sich die Protagonisten des Reiches noch nicht von den Strukturen der alten Ordnung lösten, so entwickelten sie doch in Reaktion auf die unterschiedlichen Krisenkonstellationen einige bemerkenswert moderne Lösungsansätze, mit Auswirkung auf die spätere Verfassungsentwicklung des Reiches.

Franz IRSIGLER, (Universität Trier, Deutschland), gab einen Überblick über "Die wirtschaftliche Bedeutung Ungarns für Westeuropa im Spätmittelalter". Bereits unter der Herrschaft der Anjou-Könige hatte Ungarn einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, der sich unter Sigismund fortsetzte. Gefördert wurde diese Entwicklung durch die fortschrittliche Struktur der Herrschafts-, Verwaltungs- und Finanzverfassung: Hohe Staatseinnahmen aus einem einheitlichen Steuersystem, dem Außenhandelszoll, dem Salzmonopol, dem Bergregal und der Münzprägung stärkten den königlichen Handlungsspielraum. Im Zusammenspiel mit der Förderung von Städten und der Verleihung von Marktprivilegien entwickelte sich so ein aufnahmefähiger Markt für hochwertige Handelswaren aus West- und Mitteleuropa, wie Textilien, Waffen und Gewürze. So entstanden unter Sigismunds Herrschaft ca. 240 zusätzliche Oppida. Für den Export bot Ungarn vor allem Metalle und landwirtschaftliche Produkte an. Im Spätmittelalter war Ungarn mit einer Förderung von ca. 3000 kg jährlich der wichtigste Goldproduzent Europas: bereits 1325 wurde der erste Gulden ausgeprägt, der zum Vorbild für den Reichsgulden wurde. Kupfer und Silber exportierte man vor allem nach Venedig und in den Hanseraum. In der Landwirtschaft dominierten die Exporte von Ochsen nach Oberdeutschland und Venedig, die unter der Herrschaft Sigismunds ihre feste Form erhielten. Trotz des Aufbaus einer eigenen Baumwollindustrie durch Sigismund zur Verringerung der Importe hochwertiger Textilien blieb die Handelsbilanz Ungarns insgesamt wohl negativ.

Nach diesen einführenden Beiträgen widmeten sich die folgenden Referenten Aspekten der Außenpolitik Sigismunds. Den Anfang machte Philippe CONTAMINE (Université de la Sorbonne, Paris, Frankreich), der in seinem Vortrag "D'une crise à l'autre: Charles VI, roi de France, et Sigismond, roi de Hongrie (1385-1396)" die wechselvollen Beziehungen zwischen dem französischen Königshaus und dem Luxemburger Sigismund in dessen ersten Jahren als König von Ungarn beleuchtete. Den zeitlichen Bogen spannte er dabei von 1386, dem Jahr der Eheschließung Sigismunds, Markgrafen von Brandenburg, mit Maria, der Erbin des Königreiches Ungarn, bis zur Niederlage Sigismunds 1396 bei Nicopolis gegen die Türken. Die beiderseitigen Beziehungen gestalteten sich zunächst konfliktträchtig, hatte der französische König doch mit Louis, comte de Valois, einen seiner Söhne als möglichen Ehegatten der ungarischen Thronerbin ins Spiel gebracht und entsprechend protegiert. Nach dem gescheiterten Eheprojekt kam es aber recht schnell wieder zu einer Annäherung und zur Teilnahme französischer Adeliger an der Schlacht von Nicopolis, angeführt von Jean, comte de Nevers, dem ältesten Sohn von Philippe le Hardi, dem Duc de Bourgogne. Trotz der Niederlage Sigismunds behielt er in Frankreich ein positives Ansehen. So wird er in den Quellen unter anderem als "inclitus rex Hungarie" und als der "noble et vaillant roy de Honguerie" bezeichnet. Die Ungarn wurden hingegen wegen der Flucht kritisch beurteilt.

Martin KINTZINGER (Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Deutschland) beleuchtete die internationale politische Wirkung Kaiser Sigismunds: "Hausmachtpolitik oder internationale Politik? Die Diplomatie Sigismunds in Europa." Sigismunds persönliche Politik und seine engen Kontakte zu den Höfen der europäischen Fürsten charakterisierte Kintzinger als mitunter ebenso rätselhaft wie auch seine Kirchen- und Verfassungspolitik. Der Referent erörterte sie vor allem mit Blick auf das Konstanzer Konzil 1414-1418, das Sigismund vorbereitete und faktisch lenkte. Er verstand es als Erfolg, obwohl nicht alle Ziele des Konzils erreicht wurden.

An Beispielen wie dem Kreuzzug gegen die Türken 1396 oder der Politik Sigismunds bezüglich des Herzogtums Luxemburg zeigte Kintzinger, dass insgesamt kaum eine grundsätzliche Linie in der internationalen Politik Sigismunds erkennbar wird. Er war sowohl Realpolitiker als auch Visionär, gleichsam ließ er sich in seinem Handeln von der Tagespolitik leiten, verfolgte aber auch grundsätzliche politische Konzeptionen. Vor diesem Hintergrund diskutierte Kintzinger auch die Frage, ob Sigismund vielleicht, gerade indem er sich nicht auf ein bestimmtes Konzept von internationaler Politik festlegte, ein "moderner" Herrscher war.

Attila BÁRÁNY (University of Debrecen, Hungary) berichtete über "Anglo-Luxemburgian relations during the reign of Emperor Sigismund". Er gab einen Überblick über die Beziehungen des Hauses Luxemburg und des Hauses Plantagenet-Lancaster von den ersten dynastischen Kontakten der 1380er Jahre bis hin zu der politischen Kooperation der 1420er bis 1430er Jahre. Bárány schlug vor, in diesem Bereich nicht nur die offizielle Zusammenarbeit der Mächte sondern besonders auch die inoffiziell stattfindende Kommunikation zu berücksichtigen, etwa die Kontakte Sigismunds mit dem Earl of Warwick, Richard de Beauchamps. So kann die auf England bezogene Außenpolitik Sigismunds besser analysiert werden. Der Referent unterstrich die jahrzehntelangen engen Verbindungen zwischen den zentraleuropäischen Königreichen der Luxemburger und England, die trotz der geographischen Entfernung eine intensive Partnerschaft in der europäischen Politik pflegten.

Pit PÉPORTÉ (Université du Luxembourg, Luxembourg, University of Edinburgh, Großbritannien) widmete sich in seinem Vortrag "Emperor Sigismund and the land of his forefathers" den Beziehungen Sigismunds zum Herzogtum Luxemburg. Obwohl er offiziell Landesherr im Stammland seiner Dynastie war, überließ Sigismund die Verwaltung Luxemburgs seiner Nichte und Pfandherrin Elisabeth von Görlitz. Der römische König mischte sich nur dann in die lokalen Angelegenheiten im Herzogtum ein, wenn es darum ging, Luxemburg als Bollwerk gegen die burgundische Expansion in den Niederlanden zu erhalten. Dies war besonders in den Jahren 1411-1415 der Fall, als er sich gegen die von seinem Bruder Wenzel angestrebte Verpfändung Luxemburgs an Anton von Brabant stellte und Teile des lokalen Adels in ihren Kampf gegen den Brabanter politisch unterstützte. Allgemein lag ihm aber das Herzogtum wenig am Herzen, und es spielte nur eine Rolle im Rahmen seiner Reichs-, bzw. Dynastiepolitik. Diese Haltung wurde ihm in der luxemburgischen Geschichtsschreibung der letzten 120 Jahre zum Vorwurf gemacht, weshalb der Name Sigismunds trotz seiner großen Bedeutung heute fast gänzlich aus dem kollektiven Gedächtnis in Luxemburg verdrängt ist.

In seinem Festvortrag zum Abschluss des ersten Tages beleuchtete Roland RECHT (Collège de France, Paris, Frankreich) "L'art en Europe au temps de Sigismond: quelques perspectives". Recht bemerkte eingangs, dass trotz des großen Interesses, das der historischen Person Sigismunds entgegengebracht wird, die künstlerischen Zeugnisse, die direkt mit seiner Person in Verbindung gebracht werden können, relativ selten sind. Er verwies auf die Skulpturen im königlichen Schloss in Buda, die Zeugnis ablegen über eine "Scharnierstelle" in der Entwicklung spätmittelalterlicher Bildhauerkunst. Oft hat man versucht, diese Epoche zu definieren. Recht ging den Fragen nach, ob es im eigentlichen Sinne eine Hofkunst gegeben hat oder ob man vielmehr von einer "internationalen Kunst" sprechen kann, die gemeinsame stilistische Züge in weiten Teilen Europas aufwies. Er richtete den Blick auf die Zusammenhänge von Kunst und sozialen Gegebenheiten des höfischen Milieus, etwa die Idealisierung der Frau und der Ritterschaft. Auch neue Auftraggeber beeinflussten die Kunst, so etwa aufsteigende Schichten von Kaufleuten, die einen "internationalen Stil" bevorzugten. Nicht zuletzt seien die einem neuen Wertesystem entsprechenden starken Verflechtungen von Alltagsleben und Kunst zu berücksichtigen.

Am zweiten Tag stand "Sigismund and the Ottoman Advance" im Mittelpunkt des Vortrags von János M. BAK (Central European University, Budapest, Hungary). Unter den vielen Herausforderungen, denen sich Sigismund als König von Ungarn stellen musste, war die osmanische Bedrohung seines Reiches die beständigste. Bak stellte die verschiedenen Gegenstrategien Sigismunds vor: Er versuchte, sich der Loyalität seiner Nachbarn auf dem Balkan auf diplomatische Weise und durch Machtdemonstrationen zu versichern; er reformierte die ungarischen Streitkräfte und führte Maßnahmen zur Sicherung ihrer Finanzierung ein; und er fand erfolgreich Partner zur Errichtung einer Verteidigungslinie entlang der südlichen Grenze des Landes, die ganz wesentlich den osmanischen Vormarsch für ein Jahrhundert aufhielt. Bak verwies auch auf eine weitere Strategie: den bemerkenswerten Versuch, im Nahen Osten, also im Rücken der Osmanen, Verbündete gegen diese zu finden.

Birgit STUDT (Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Deutschland) erläuterte machtpolitische Konflikte: "Zwischen Kurfürsten, Kurie und Konzil. Die Hussitenpolitik König Sigismunds". Demnach ist die Hussitenpolitik Sigismunds im Kräftespiel zwischen den die Reichspolitik zunehmend monopolisierenden Kurfürsten auf der einen Seite und der Kurie auf der anderen Seite einzuordnen, die ganz auf militärische Konfrontation gegenüber den hussitischen Böhmen setzte. Nachdem Papst Martin V. 1420 seine erste Kreuzzugsbulle gegen die Hussiten erlassen hatte, wurde eine Reihe von hochrangigen päpstlichen Legaten nach Deutschland, Ungarn sowie Böhmen und Mähren geschickt, um immer wieder neue Kreuzbullen gegen die Hussiten zu verkünden. Frau Studt zeigte auf, dass sich in der politischen Korrespondenz zwischen Sigismund, den Reichsfürsten, Martin V. und den päpstlichen Legaten erstaunlich differenzierte Einstellungen gegenüber der Kreuzzugspolitik erkennen lassen, die der Papst unnachgiebig vertrat. Sigismund tendierte sehr früh zu einer Verhandlungslösung mit den Hussiten, wie sie schließlich auf dem Basler Konzil auch umgesetzt werden sollte. Sein Ziel war es, den größten Teil der Hussiten wieder in seinen Herrschaftsbereich einzubinden.

Klára BENEŠOVSKÁ (Academy of Science of the Czech Republic, Prague, Czech Republic) referierte über "La production artistique en Bohême à l'époque des frères Wenceslas IV et Sigismond de Luxembourg (1378-1437)". Sie verwies auf eine notwendige Erneuerung des Bildes der Herrschaft Wenzels IV., dessen Regierungszeit lange als Epoche des Verfalls nach einer Zeit kulturellen Glanzes unter der Herrschaft seines Vaters Karl IV. betrachtet wurde. Benešovská konnte anhand ausgewählter Werke der Kunst und Architektur, die mit dem königlichen Hof eng verbunden waren, zeigen, dass diese Epoche Böhmens als eine der fruchtbarsten in vielen künstlerischen Bereichen gelten kann, sowohl hinsichtlich der Qualität wie auch der Quantität des Schaffens. Die Referentin betonte die Notwendigkeit, auch die komplexe psychologische Persönlichkeit Wenzels IV. stärker in den Blick zu nehmen, um seine Hofkultur und sein politisches Handeln als Herrscher zu verstehen, das geprägt war durch sein Streben, sein bedrohtes Reich zu schützen.

Hans-Joachim SCHMIDT (Universität Freiburg, Schweiz) widmete sich dem Thema "Sigismund und das Baseler Konzil". Er erläuterte die Ausgangslage, später entstehende Konkurrenzen und tiefgreifende Konflikte des Konzils von Basel. Für Sigismund war die Situation in mehrfacher Hinsicht schwierig. Er war aus machtpolitischen Gründen an dem Konzil interessiert, um elementare Bedrohungen seiner Herrschaft abzuwehren und um sie mit Blick auf sein Erbkönigreich Böhmen zu erweitern. Auch hoffte er, als Förderer des Konzils eine beherrschende Position innerhalb des okzidentalen Europa zu gewinnen. Die Ergebnisse, die Sigismund erreichte, waren aber zumeist enttäuschend, das Konzil entglitt zunehmend seiner Kontrolle. Schmidt unterstrich die unterschiedlichen Intentionen, auf denen die Entfremdung zwischen Konzil und Sigismund beruhte. Dieser verlagerte sein Handeln auf Hof- und Reichstage und auf Verhandlungen zwischen den religiösen und politischen Akteuren. Zur Erreichung seiner Ziele war er nicht auf das Konzil angewiesen.

Francesco SOMAINI (Università degli studi di Lecce, Italia) rekonstruierte die "Relations complexes entre Sigismond et les Visconti, Ducs de Milan". Er beschrieb die Entwicklung der schwierigen und wechselhaften Beziehung zwischen Sigismund und den Visconti, den Herzögen von Mailand. Einen Tiefpunkt dieser Beziehungen markierte die Krönung Sigismunds zum König von Italien am 23. November 1431 in Mailand, bei der Filippo Maria Visconti, der Herzog von Mailand, fehlte. Er verweigerte, zurückgezogen auf sein Schloss Abbiategrasso, hartnäckig den Einzug in seine eigene Stadt und die Teilnahme an der Krönung. Somaini erläuterte die politische Situation vor dem Hintergrund der unübersichtlichen politischen Lage in der Lombardei und in Italien am Ende des 14. Jh. und in der ersten Hälfte des 15. Jh. In dieser instabilen und veränderlichen Situation versuchten sowohl Sigismund als auch die Visconti die vielen miteinander konkurrierenden Mächte in ihrem Sinne zu beeinflussen. Für das Ziel einer hegemonialen Politik waren in diesem Umfeld viele unterschiedliche Bündnisse denkbar.

"The role of Dalmatia in the relations between Sigismund, the Neapolitan Angevins and the Venetian Republic" veranschaulichte Damir KARBIC (Croatian Academy of Sciences and Arts, Zagreb, Croatia). Sehr verschieden und stark geprägt von ihrer spezifischen Sichtweise bewerteten die nationalen Geschichtsschreibungen Italiens (mit Venedig), Ungarns und Kroatiens die Rolle Dalmatiens in den Plänen König Sigismunds und seines Rivalen um die ungarische Krone, König Ladislaus von Neapel. Auch die Politik der beiden Herrscher in bestimmten Regionen (Italien, Dalmatien, Ungarn) wurde sehr unterschiedlich eingeschätzt, bisweilen sogar ganz gegensätzlich beschrieben. Mit diesen widersprüchlichen Berichten setzte sich Karbic kritisch auseinander. Er verwies auf grundlegende Mängel in den Beschreibungen der Aktivitäten Sigismunds und Ladislas' und den sich ihnen und ihren Parteigängern in Dalmatien eröffnenden Möglichkeiten.

Ulrike JENNI (Universität Wien, Österreich) widmete sich dem "Porträt von Kaiser Sigismund im Kunsthistorischen Museum, Wien" und "orientalischen Motiven bei Pisanello". Über das bekannte Bildnis Sigismunds, das in vielfacher Hinsicht immer wieder während der Tagung zitiert wurde, ist nur wenig bekannt. Eine Künstlersignatur ist nicht erhalten und in der kunsthistorischen Forschung wurden bisher eine Reihe unterschiedlicher Zuschreibungen vorgeschlagen und diskutiert. Zwei Theorien scheinen am wahrscheinlichsten: Eine Anfertigung des Bildes durch den bekannten Porträtisten Pisanello, der vor allem in Venedig, Rom und den Oberitalienischen Städten wirkte, oder die Zuschreibung an einen unbekannten nordischen Künstler aus dem deutschsprachigen oder tschechischen Raum. Auf der Grundlage einer detaillierten technischen Analyse des Porträts legte sich Ulrike Jenni schließlich auf Pisanello als den Schöpfer des Bildnisses fest. Dabei stützte sie sich auch auf das Motiv der Pelzmütze Sigismunds, die in den byzantinischen Raum deutet. Die Reise des byzantinischen Kaisers 1438 und 1439 nach Italien hatte bei Pisanello einen großen Eindruck hinterlassen und ihn möglicherweise zur Verwendung dieses Motivs inspiriert. Schließlich lässt auch das Itinerar Kaiser Sigismunds ein zweimaliges Treffen mit Pisanello zur Anfertigung des Porträts zu.

Dušan BURAN (Slovak National Gallery, Bratislava, Slovak Republic) beleuchtete: "Die Wandmalereien in Südtirol und Sigismund von Luxemburg" und stellte "Überlegungen zur kirchenpolitisch motivierten Ikonographie der Kunst um 1400" an. Buran stellte fest, dass mehrere Ereignisse oder Denkmäler, meist politischer, historischer und ikonographischer Natur, das Engagement der Luxemburger Könige Karl IV. und Sigismund im Kulturraum Südtirol bezeugen. Dennoch, so betonte er, besteht hier ein Forschungsdesiderat. Die Ikonographie des Altarbildes in St. Sigismund, die Wandmalereien in Bozen und Thal, in erster Linie aber die Fresken der Friedhofskapelle in Riffian bei Meran lassen sich auf verschiedene Weise mit der Persönlichkeit Sigismunds verbinden. Ihre Auslegung kann helfen, die Problematik und die Motivation von sakralen Identifikationsporträts Sigismunds auch bei anderen bekannten Darstellungen besser zu verstehen. Anhand der Analyse der Riffianer Szene der Auffindung des hl. Kreuzes stellte Buran methodische Reflexionen der Herrscherbild-Deutung vor.

Erno MAROSI (Hungarian Academy of Sciences, Budapest, Hungary) berichtete über "The 50 years of the rule of Sigismund in the History of Art", wobei er den Fokus auf die Herrschaft Sigismunds in Ungarn richtete. Diese fand in der Kunstgeschichtsschreibung jüngst ein zunehmend positives Echo, das auch zu einer veränderten Einschätzung der Spätgotik als eigenständigem Stil und als bedeutsame Strömung innerhalb der Kunstgeschichte beitrug. Nach seiner Wahl 1411 zum römischen König verfolgte Sigismund eine verstärkte Politik herrschaftlicher Repräsentation. Die frühe Phase war dabei noch geprägt durch die Traditionen der ungarischen Hofkunst. Von diesem Punkt ausgehend beleuchtete Marosi die Ausbildung und die stilistischen Züge eines neuen europäischen Zentrums der Kunst in einer Umbruchphase von der internationalen Gotik hin zur Spätgotik. Er betonte besonders Sigismunds erstmalige Einbeziehung der Städte als Repräsentationsraum für die künstlerischen Aktivitäten des Hofes.

Am dritten Tag widmete sich Katalin SZENDE (Central European University, Budapest, Hungary) dem Thema "Between Hatred and Affection: Towns and Sigismund in Hungary and in the Empire". Zunächst wies sie darauf hin, daß Sigismund einer der wenigen Mitteleuropäischen Herrscher war, der eine bewußte Städtepolitik betrieb und die Wirtschaft der Städte gezielt nach seinen Interessen förderte. Vor diesem Hintergrund ging Frau Szende der Frage nach, ob auch die Städte im Gegenzug eine gezielte "Sigismund-Politik verfolgten: Wie beurteilten die Städte Sigismunds Herrschaft und seine Einflussnahme? Beide Seiten sahen sich ähnlichen Herausforderungen gegenüber: Religions- und Kirchenpolitik, ökonomische Fragen und militärische Leistungen. In diesen Bereichen versuchten die Städte die königliche Politik zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Auf einer breiten Quellengrundlage von Texten aus den wichtigsten Städten des ungarischen Königreiches (Buda, Visegrád, Cluj und Bratislava), die mit Material aus kleineren Städten in Sigismunds Herrschaftsbereich verglichen wurden, konnten sowohl die Aktionsmöglichkeiten des Königs als auch die der Städte als autonome Gebilde umrissen und in den Blick genommen werden.

Mathias UNTERMANN (Universität Heidelberg, Deutschland) untersuchte die "Stadtentwicklung in Deutschland und Böhmen um 1400". Mit der politischen, geistigen und wirtschaftlichen Blüte unter Sigismund ging vielerorts ein Bauboom einher, der bisher überraschenderweise noch nicht zum Thema der Geschichtsforschung wurde. Auf der breiten Grundlage schriftlicher Überlieferungen, erhaltener Bauwerke und archäologischer Befunde beschrieb Untermann die topographischen Strukturen von Städten und deren urbanistische Initiativen: großzügige, mitunter überdimensionierte Erweiterungen des Stadtgebietes, partielle Neustrukturierungen des Stadtraumes etwa durch den Bau großer Kaufhäuser, Rathäuser und Zunfthäuser sowie technologische Fortschritte, zum Beispiel den Bau aufwendiger Wasserversorgungen. Den Neubau großer Stadtkirchen seit dem späten 14. Jahrhundert, die in ihren Dimensionen an die Kathedralen der Bischofsstädte heranreichten, beleuchtete Untermann ebenso wie den zeitweiligen Niedergang vieler Städte infolge der Pest bzw. die sich als Folge daraus ergebenden neuen städtebaulichen Möglichkeiten. Insgesamt zeichnete Untermann ein zwiespältiges Bild von Sigismunds Städtepolitik, die sich als eine Zeit zwischen Tradition und Aufbruch charakterisieren lässt. Viele der beschriebenen Neuerungen hatten ihren Ursprung nämlich bereits zur Zeit Karls IV. und wurden unter Sigismund nur verhalten fortgeführt.

Durch Szilárd SÜTTO (Universität Miskolc, Hungary) wurde "Der Weg Sigismunds zum ungarischen Thron und das Schicksal der Erbin und der Erbschaft König Ludwigs des Grossen" geschildert. Er beschrieb innen- und außenpolitische Faktoren, die in Ungarn nach dem Tod Ludwigs des Großen (1382) zu Sigismunds Thronbesteigung (31. März 1387) führten und analysierte die Chronologie der Ereignisse, das Verhältnis des Hofes zu den Thronprätendenten, zu den Nachbarländern und zum großen abendländischen Schisma sowie die Rolle der Erbin König Ludwigs, Maria. Sütto konnte auch darlegen, welche Unterstützung Sigismund in Ungarn genoss und welchen Faktoren er seinen endgültigen Sieg verdankte. Schließlich diskutierte er den Wandel im Bewusstsein der Ungarn von der Herrschaft des Hauses Anjou nach dem Dynastiewechsel zu den Luxemburgern unter Sigismund; hier konnte er einen starken Bruch vor allem in ungarischen Chroniken des 15. Jahrhunderts ausmachen.

Amalie FÖßEL (Universität Bayreuth, Deutschland) zeichnete ein auf breiter Quellenbasis aktualisiertes Bild der "Barbara von Cilli. Gemahlin Sigismunds und ungarische Königin". Deren Heirat mit dem verwitweten König Sigismund war das Ergebnis einer politischen Allianz. Die junge Königin und Mutter einer gemeinsamen Tochter übernahm bald eine wichtige Rolle in der Politik. Vor allem in Ungarn überließ ihr Sigismund während seiner langen Auslandsaufenthalte die Regierungsverantwortung. Ihr Handeln wurde kontrolliert und blieb nicht unkritisiert. Frau Fößel unterstrich die Härte, mit der manche Historiographen die Königin bewerteten und dabei Politisches und Persönliches mit Klischees vermischten. Die urkundlichen Nachrichten vermitteln dagegen ein anderes Bild und ermöglichen Einblicke in den Regierungsalltag. Die Referentin wartete zudem mit einem wichtigen Forschungsergebnis auf: Sie konnte mit guten Gründen den Termin der Heirat Sigismunds mit Barbara von Cilli für das Jahr 1406 bestimmen, möglicherweise sogar für den Dezember 1405. Bisher wurde in der Forschung stets von einer Heirat erst im Jahr 1408 ausgegangen.

Peter JOHANEK (Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Deutschland) bot unter dem Titel "Eberhard Windeck und Kaiser Sigismund" einen spannenden Einblick in eine der zentralen Quellen für die Geschichte Kaiser Sigismunds, die jedoch von der Forschung kontrovers beurteilt wurde: die 'Denkwürdigkeiten' Eberhard Windeckes, die vom Verfasser selbst als 'König Sigismund's Buch' bezeichnet wurden. Sie nehmen im Kreis der historiographischen Texte, die das Bild des Herrschers für die Nachwelt geprägt haben, eine herausragende Stellung ein. Johanek bestimmte und präzisierte die Rolle, die der Verfasser Eberhard Windeck im Umkreis Sigismunds gespielt hat. Auch vermochte Johanek das Werk in die historiographischen Bemühungen des 15. Jahrhunderts einzuordnen. Diese begannen neue Formen zu entwickeln, die sich an verschiedenen Rezipientengruppen orientierten. Vor diesem Hintergrund konnte Johanek an vielen konkreten Beispielen dem Text ein größeres Gewicht beimessen und gestand ihm auch zu, neue Einsichten zu vermitteln.

Éva GALAMBOS (Hungarian Academy of Fine Arts, Budapest, Hungary) beschrieb detailliert "Some technical observation of the altarpiece of Thomas de Coloswar". Dabei präsentierte sie neue technische Untersuchungsergebnisse des Altarbildes von Thomas de Coloswar (Esztergom, Christian Museum). Sie erläuterte vor dem Hintergrund der Restaurationsgeschichte des Bildes den Originalzustand und konnte auch Teile des Altars rekonstruieren. Unterschiedliche fototechnische Untersuchungen (Fluoreszenz- und Infrarotfotografien) machten verschiedene Zustände des Bildes sichtbar und zeigten zahlreiche Details in neuem Licht. Auch ermöglichten sie neue Erkenntnisse über die benutzten Materialien sowie die Maltechniken, etwa die Zuhilfenahme bestimmter Linien, die auf den Untergrund gemalt oder in ihn eingeritzt sein können. Weitere technische Untersuchungen (Röntgenstrahluntersuchungen) sind für die Zukunft geplant.

Béla Zsolt SZAKÁCS (Pázmány Péter Catholic University, Piliscsaba, Hungary) berichtete über "Saints of the knights - knights of the saints. Patterns of patronage in the court of Sigismund". Er erläuterte den Kult der Ritterheiligen, der in Ungarn eine lange Tradition hat. Neben den international verehrten Heiligen, beispielsweise St. Georg, wurden in Ungarn Schutzheilige des lokalen Herrscherhauses verehrt; zu nennen sind St. Stephan, St. Emerich und St. Ladislas, dessen Verehrung bis heute in bestimmten Regionen lebendig ist. In Anlehnung an die Tradition des Hauses Anjou war König Sigismund Förderer der Kathedrale von Várad, dem Pilgerzentrum des Kultes um Ladislas. Das Bild des Heiligen wurde unter Sigismund sogar auf Münzen geprägt. Der König führte auch den Kult des hl. Sigismund ein, dem er das königliche Zepter in Buda weihte. Künstlerische Zeugnisse dieser Vorliebe des Königs für bestimmte Heilige sind jedoch selten. Manche Spuren der von einflußreichen Adelsgeschlechtern präferierten Kunst können aber Vorbilder des königlichen Hofes spiegeln, so etwa die Darstellung des hl. Ladislas und anderer Heiliger in der Kapelle des Schlosses von Filippo Scolari in Ozora. Vergleichbare Motive weisen die Wandmalereien anderer adliger Gründungen auf (Keszthely, Siklós). Die Beispiele zeigen, dass dem höfischen Vorbild sehr verschiedene Kreise des Adels folgten.

Janez HÖFLER (University of Ljubljana, Slovenia) referierte über seine Forschungen zum Thema "Die Grafen und Fürsten von Cilli als Mäzene und Förderer der Kunst". Er stellte Architekturbeispiele und Werke der bildenden Kunst vor, die mit den Grafen und Fürsten von Cilli zu verbinden sind. Diese zählten zu den mächtigsten Adelsgeschlechtern des 14. und 15. Jh. im Südosten des Reiches; ab 1341 sind sie als Grafen bezeugt und 1436 wurden sie zu Fürsten erhoben, bevor das Geschlecht 1456 nur wenige Jahre später erlosch. Es gelang den Grafen von Cilli durch ihre Allianz mit Sigismund von Luxemburg, eine führende Position auch in Ungarn und Kroatien einzunehmen. Dementsprechend waren sie als Mäzene und Förderer der Kunst tätig. Höfler beleuchtete die Überreste der Kunst der Grafen und Fürsten von Cilli in der Stadt Celje (Residenz, Minoritenkloster, Pfarrkirche des hl. Daniel) und ihre Stiftungen auf ihren Besitzungen innerhalb und außerhalb des heutigen Slowenien. In der Architektur kamen vor allem böhmische Einflüsse zum Vorschein, in den anderen Kunstsparten hingegen unterschiedliche Stilrichtungen der Nachbarregionen bis hinauf nach Wien.

Imre TAKÁCS (Szépmuvészeti Múzeum, Budapest, Hungary) gab zum Abschluß der Tagung einen Einblick in "The project of the exhibition 'Art and Culture at the time of Emperor Sigismund'". Während seiner langen Herrschaft beeinflusste Sigismund das Zeitgeschehen entscheidend. Dennoch ist er heute eher in den Hintergrund des geschichtlichen Bewusstseins gerückt. Takács stellte das Konzept der im Jahr 2006 in Budapest und Luxemburg stattfindenden Ausstellung vor. Sie will sowohl ein breites Bild des Herrschers Sigismund von Luxemburg (1368-1437) präsentieren wie auch Einblick geben in das reiche kulturelle Erbe dieser Zeit. Sigismunds facettenreiche Persönlichkeit und seine politische Entwicklung werden ebenso in den Blick genommen wie seine Förderung der Künste. Seine Herrschaftszeit war geprägt durch Umbrüche in religiösen und kulturellen Bereichen. Takács betonte, dass sich zugleich Chancen zeigten, geographische Grenzen durch einen kulturellen Austausch zu überwinden, etwa durch grenzüberschreitende künstlerische Zusammenarbeit. Diese Bestrebungen werfen ein neues Licht auf die zentraleuropäische Region als eine Kulturregion des späten Mittelalters und als Gemeinschaft von Menschen, die offen waren für Kooperationen.

Zusammenfassend lässt sich ein sehr positives Fazit der Tagung ziehen:
Besonders hervorzuheben ist die fruchtbare Zusammenarbeit und der lohnende Austausch von Forschungsergebnissen zwischen west- und zentraleuropäischen Historikern und Kunsthistorikern, der in Zukunft noch weiter ausgebaut und intensiviert werden soll. Die Beschäftigung mit Kaiser Sigismund und dessen den gesamten west- und zentraleuropäischen Raum umfassenden Wirkungsbereich bot hierfür eine ideale Grundlage und zeigte eine Vielzahl von Schnittmengen auf.

Zudem wurden eine Reihe wichtiger Forschungsergebnisse präsentiert, von denen hier nur die Neudatierung der Heirat Sigismunds mit Barbara von Cilli zu nennen ist.

Schließlich offenbarten die Vorträge und nicht zuletzt die Diskussionen unter den Tagungsteilnehmern eine Reihe von Forschungsfeldern, die es zukünftig zu bearbeiten gilt und bei denen mit aufschlussreichen Ergebnissen zu rechnen ist. Besonders vielversprechend erscheinen in diesem Zusammenhang die von Mathias Untermann angesprochenen Fragen zur spätmittelalterlichen Stadtentwicklung in Deutschland und Böhmen sowie Aspekte des wirtschaftlichen und künstlerischen Austausches zwischen den zentral- und westeuropäischen Staaten, der weit fruchtbarer gewesen zu sein scheint, als bisher angenommen.

Der Tagungsband erscheint zur Eröffnung der Ausstellung im März 2006.


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