Zeremoniell und Repräsentation - Neue Forschungen zur Residenzkultur

Zeremoniell und Repräsentation - Neue Forschungen zur Residenzkultur

Organisatoren
Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur e.V.; Universität Potsdam/Historisches Institut; Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.10.2005 - 22.10.2005
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Von
Holger Kürbis, Historisches Institut, Universität Potsdam

Am 22. Oktober 2005 fand in Potsdam ein interdisziplinäres Arbeitsgespräch unter dem Titel "Zeremoniell und Repräsentation - Neue Forschungen zur Residenzkultur statt." Die gemeinsam vom Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur, dem Historischen Institut der Universität Potsdam und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg durchgeführte Veranstaltung tagte in den von der Stiftung zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten des Schlosses Lindstedt.

Ziel des Kolloquiums war es, neuere Forschungen und Projekte zur frühneuzeitlichen Hofkultur zu präsentieren, und diese vor einem interdisziplinären Fachpublikum zur Diskussion zu stellen. Neben den Historikern waren auch Germanisten, Kunsthistoriker und Museumsfachleute auf der Tagung vertreten.

Die beiden eröffnenden Vorträge des Tages von Holger Kürbis und Andreas Keller (beide Potsdam) beschäftigten sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Nachlass des preußischen Oberzeremonienmeisters Johann von Besser. Im Rahmen eines durch die DFG geförderten Projektes arbeiten die Lehrstühle für Landesgeschichte (Prof. Peter-Michael Hahn) und für Neuere Deutsche Literatur (Prof. Knut Kiesant) an der Edition der Schriften Johann von Bessers. Diese wird sowohl dessen Zeremonialschriften als auch seine poetischen Texte umfassen. Holger Kürbis lieferte in seinem Beitrag zunächst einen Überblick über das Editionsvorhaben insgesamt. Ausführlicher behandelte er die Zeremonialschriften Bessers. Dabei skizzierte er kurz deren Aufbau, Umfang und Inhalt. Deutlich wies er auf die Vorteile der bald zu erwartenden Edition hin, die es ermöglichen wird, den prozesshaften Charakter des Zeremoniells am Hohenzollernhof nachvollziehen zu können.

Andreas Keller beschäftigte sich in seinem Vortrag mit den poetischen Schriften Bessers. Diese im höfischen Kontext entstandenen Texte weisen zahlreiche Berührungspunkte mit den vorher thematisierten Zeremonialschriften auf. Überschneidungen bestehen daher sowohl auf der inhaltlichen Seite als auch im Hinblick auf die handelnden Personen. Angehörige des Hofstaates, aber auch auswärtige Gesandte, beteiligten sich etwa an den Aufführung der von Besser verfassten Theaterstücke.

In der Diskussion wurde nochmals darauf hingewiesen, dass die bisherigen Arbeiten zum Zeremonialwesen aufgrund der gegenwärtigen Quellenlage den statischen Charakter des Zeremoniells betonten, während die zu erwartenden Ergebnisse einen Einblick in dessen Dynamik ermöglichen werden. Gleichzeitig wurde auf die Anschlussfähigkeit des Forschungsvorhabens im Hinblick auf weitere aktuelle Arbeiten, besonders am SFB 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme" in Münster hingewiesen. Ein weiterer Punkt kreiste um die Frage, welche anderen Ergebnisse die Veröffentlichung, etwa im Hinblick auf Ausstattungsfragen der Berlin-Potsdamer Schlösser liefern könnte. Allerdings mußte diese Frage in weiten Teilen noch unbeantwortet bleiben.

Mit der Rekonstruktion der Porträtgalerie im Schloss Jever beschäftigte sich der Beitrag von Maren Siems. Im Rahmen einer Projektstelle am Schloss Jever und einer Dissertation zu dieser Thematik behandelte sie die aufwendige Arbeit an der Wiederherstellung insbesondere der Porträtsammlung. Nach umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen der letzten Jahre war man bemüht, die Hängung der Porträts nach der historischen Überlieferung vorzunehmen. Als Zeitpunkt wurde die Eingliederung Jevers in das Großherzogtum Oldenburg (1823) gewählt, da sich in diesem Kontext eine Reihe repräsentativer Veränderungen am Schloss nachweisen ließen, das in der Folge als Nebenresidenz diente. Dazu gehörte auch die Einrichtung der Porträtgalerie. Diese zeugte zum einen von neuem Selbstbewusstsein, zum anderen aber auch von den Bestrebungen nach einer entsprechenden Repräsentation. In der anschließenden Diskussion wurde zum einen auf vergleichbare Beispiele von Porträtsammlungen im Alten Reich, aber auch etwa in Italien und Frankreich verwiesen. Zum anderen wurde deutlich, daß es sich bei der Sammlung des Schlosses Jever, aufgrund der wiederholten dynastischen Wechsel um eine Mischform zwischen Ahnen- und Regentengalerie handelte.

Der Kurator der Schweriner Münzsammlung, Torsten Fried, stellte in seinem Vortrag sein neues Forschungsprojekt vor, das sich mit der Beziehung zwischen Herrschaft und Geld beschäftigt. In dem breit angelegten Beitrag nahm er seinen Ausgangspunkt bei der Beschreibung der Bedeutung des Geldes für die Herrschaft. Neben dem Geld als Zahlungsmittel behandelte er eine Reihe weiterer repräsentativer Zeichen, die sich in diesen Kontext einordnen. Zum einen handelte es sich um Medaillen als Symbole der Erinnerung und Herrschaftslegitimation. Zum anderen widmete er sich den Ritter- bzw. Hausorden und ihren Insignien. Als konkretes Beispiel seiner Untersuchung verwies Torsten Fried auf die Beispiele der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Sachsen-Weimar-Eisenach.

Martin Pozsgai von der FU Berlin stellte abschließend sein Dissertationsprojekt vor, in dem er sich mit der Tätigkeit des Architekten Joseph Effner für die bayerischen Kurfürsten beschäftigt. Er konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Vorstellung der Raumgestaltung einzelner Gemächer des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern. Effner orientierte sich dabei sowohl an den aktuellen französischen Vorbildern (während des Exils Max Emanuels war er in Paris zu Studienzwecken) als auch an den am Wiener Kaiserhof gültigen Ausstattungsprinzipien. Der Referent interpretierte dies als eine bewusste Strategie Max Emanuels, bei der Ausstattung zentraler Räumlichkeiten seiner Schlösser nicht nur auf das französische Muster zu setzen, sondern auch auf diesem Weg seine Nähe zum Kaiserhof zu demonstrieren.

Gerade im Hinblick auf die unterschiedlichen Symbole und Zeichen der höfischen Repräsentation ergaben sich zwischen den einzelnen Beiträgen zahlreiche Berührungspunkte. Dieses wurde auch wiederholt in den Diskussionen deutlich, so etwa am Beispiel der Medaillen, die auch im Rahmen des Gesandtenzeremoniells als Geschenke dienten. Die unterschiedlichen Zugangsweisen der Disziplinen erwiesen sich trotz kleinerer Verständigungsschwierigkeiten als durchaus fruchtbar.


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