Arbeit auf dem Land: AkteurInnen, Gesellschaften und Umwelten. 55. ITH-Konferenz

Arbeit auf dem Land: AkteurInnen, Gesellschaften und Umwelten. 55. ITH-Konferenz

Organisatoren
International Conference of Labour and Social History (ITH); Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreich; Friedrich-Ebert-Stiftung; Rosa-Luxemburg-Stiftung; Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz; Institut für Geschichte des ländlichen Raumes, St. Pölten; Stadt Linz
Ort
Linz
Land
Austria
Vom - Bis
05.09.2019 - 07.09.2019
Url der Konferenzwebsite
Von
Charlotte Rönchen, Universität Wien

Im Fokus der internationalen Tagung stand zum einen die landwirtschaftliche Arbeit als Koproduktion von Gesellschaft und Natur, da diese natürliche Einbettung ein Spezifikum landwirtschaftlicher Produktion darstellt. Zum anderen gehörte zur Zielsetzung, ländliche Arbeitsverhältnisse in größere politische und wirtschaftliche Zusammenhänge einzubetten. Dabei galt es, Gemeinsamkeiten und Verknüpfungen mit anderen Arbeitsverhältnissen aufzudecken, wodurch spezifische AkteurInnengruppen, beispielsweise soziale Bewegungen, und weitere Aspekte wie Klassen-, Macht- und Besitzverhältnisse, Mobilität und Migration in den Blick kommen. Darüber hinaus gehörte es zum Anspruch der Tagung, sich historischen Entwicklungen einerseits interdisziplinär und andererseits global zu widmen, so dass sich die Beiträge über verschiedene Disziplinen und Untersuchungs(zeit)räume erstreckten.

Im Anschluss an die Begrüßung durch die ITH-Präsidentin Susan Zimmermann betonten Franz Molterer und Ernst Langthaler in ihren Eröffnungsworten, dass durch die globalen Veränderungen im Zeichen der Klimakrise ein neues Nachdenken über landwirtschaftliche Arbeit erforderlich werde, während Claudia Hahn die Umformungen der Arbeitswelt durch die voranschreitende Digitalisierung herausstrich. Weiterhin stellte Ernst Langthaler verschiedene Ansätze der historischen Forschung zu Landarbeit vor. Zum Teil werde diese als Sonderfall von Arbeits- und ArbeiterInnengeschichte behandelt, indem die Besonderheit dieser Arbeit aufgrund ihrer Unterworfenheit unter bestimmte natürliche Verhältnisse betont wird. Andere ForscherInnen stellten die Eingebundenheit der Geschichte der Landarbeit in die Arbeits- und ArbeiterInnengeschichte in den Vordergrund, wobei sie ihren Fokus auf das Zusammenspiel von agrarischer und nicht-agrarischer Arbeit legten.

In seinem Eröffnungsvortrag beleuchtete THIJS LAMBRECHT (Gent) die Regulierung ländlicher Arbeit insbesondere in Westeuropa im Zeitraum von 1250-1900. Nach einem historischen Überblick arbeitete er heraus, dass im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit Gesetze zur Regulierung der Landarbeit besonders von lokalen und regionalen Machteliten genutzt wurden und national auch nur erfolgreich gewesen seien, wenn sie diesen ausreichenden Spielraum ließen. Weiterhin betonte er, dass im 19. Jahrhundert die Bedeutung gesetzlicher Maßnahmen zwar abgenommen habe, jedoch informelle Regulierungsformen zunahmen, so dass die weitverbreitete Vorstellung der freien westeuropäischen LandarbeiterInnen „historic fiction“ sei.

Das erste Panel widmete sich der staatlich gelenkten Transformation des Arbeitsplatzes. HOLGER CZITRICH-STAHL (Berlin) sprach über Arbeitsverhältnisse, Agrarfrage und Organisationspolitik der preußischen Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbewegung vor 1918. Er zeichnete die Entwicklung verschiedener ländlicher Arbeitsbeziehungen nach, die einerseits feudale Elemente wie das personale Dienstverhältnis tradiert, andererseits LandarbeiterInnen mit „freiem“ und „halbfreiem“ Status geschaffen haben. Der sozialdemokratischen Partei sei der Sprung auf das Land kaum gelungen, unter anderem, da sie es versäumt habe, ein eigenes Agrarprogramm zu entwickeln. Für den österreichischen Raum in der Zwischenkriegszeit beleuchtete JESSICA RICHTER (St. Pölten) die staatlichen Bemühungen, den agrarischen Arbeitsmarkt zu organisieren. Diese seien als Maßnahmen gegen die Massenarbeitslosigkeit gedacht gewesen und sollten inländische Arbeitslose auf freie Stellen in der Landarbeit vermitteln, hätten jedoch nur sehr begrenzt Erfolg gehabt. Der dritte Vortrag beschäftigte sich mit der venezolanischen Reforma Agraria und ihren Auswirkungen am Beispiel der Wayúu. MARTIN SCHRÖDER (Halle-Wittenberg) stellte seine Arbeit vor und beschrieb, wie es zur Agrarreform von 1960 gekommen war und wie diese versucht habe, auf die Herausforderungen zu reagieren, die der schnelle Aufbau der Erdölindustrie für die vormals zugleich stark konzentrierte und fragmentierte Landwirtschaft bedeutet habe. Schröder kam zu dem Schluss, dass der Staat traditionelle Systeme des Besitzes und der Regulation mit diesen Maßnahmen erfolgreich zurückgedrängt habe.

Das zweite Panel setzte sich mit Arbeitsmärkten auseinander. Zunächst zeichnete PETER WOODLEY (Canberra) die Veränderung der Arbeitsverhältnisse in der Landarbeit in seinem Untersuchungsgebiet im Südosten Australiens zwischen 1880 und 1930 nach. Er zeigte auf, dass Kleinbauern und -bäuerinnen, vor die Wahl gestellt, sich mit reicheren Besitzenden oder LandarbeiterInnen zu solidarisieren, immer häufiger erstere wählten. TINA BOPP (Basel) widmete sich der Kolonialität von Macht und Arbeit. Mit Methoden der postkolonialen Theorie und der Lebensverlaufsperspektive beschrieb sie am Beispiel Moldawiens die Auswirkungen, die die massenhafte Rekrutierung von SaisonarbeiterInnen durch die westeuropäische Agrarwirtschaft auf deren Herkunftsländer habe, und analysierte den Rassismus dieser Politik. Im dritten Vortrag setzte sich JANINA PUDER (Jena) mit den Folgen der staatlich forcierten Palmölproduktion in Malaysia für die migrantische ArbeiterInnenschaft auseinander. Diese bleibe ausgeschlossen von den Aussichten auf sozioökonomische Verbesserungen, die mit dem Ansatz der Bioökonomie in der Palmölproduktion einhergingen.

Die Vorträge des dritten Panels standen unter dem Überbegriff der Güterketten. ROLF BAUER (Wien) widmete sich der Schlafmohnproduktion in Nordindien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreicht habe. Sie sei von den Kolonialbehörden und den lokalen Eliten massiv gefördert beziehungsweise erzwungen und arbeitsintensiv von Kleinbauern und -bäuerinnen geleistet worden. Dieses höchst profitable Geschäft habe sich nur für die Eliten ausgezahlt. ELISE VAN NEDERVEEN MEERKERK (Utrecht) beschäftigte sich mit den Auswirkungen der systematischen wirtschaftlichen Nutzung der Kolonie auf Frauen(arbeit) am Beispiel Javas zwischen 1830 und 1870. Um die Profitabilität der Kolonie zu erhöhen, sei der niederländischen Krone daran gelegen gewesen, die Produktion von Exportgütern (beispielsweise Kaffee und Zucker) zu erhöhen. Dies führte dazu, dass Frauen und Kinder vermehrt sowohl in der kolonialen Exportproduktion als auch in der Subsistenzwirtschaft zur Unterstützung der Männer einbezogen worden und javanische Frauen damit erstmals in die Lohnarbeit eingetreten seien. Schließlich untersuchte ERNST LANGTHALER (Linz) den Sojaanbau in der Mandschurei zwischen 1900 und 1930, in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg und in Brasilien in der Gegenwart. Er zeigte den Wechsel von agrarökologischen und arbeitsintensiven kleinbäuerlichen Anbauformen hin zu agrarindustriellen und kapitalintensiven kapitalistischen Anbauformen auf, der die Entwicklungen in diesem Zeitraum kennzeichnete.

Um arbeitende Körper ging es in den Beiträgen des vierten Panels. Dabei rückte JURI AUDERSET (Bern) zunächst die Verwissenschaftlichung der Landarbeit in Europa während der Zwischenkriegszeit in den Fokus. Zwar habe es schon vor dem Ersten Weltkrieg vereinzelt wissenschaftliche Beschäftigung mit Landarbeit gegeben; in der Zwischenkriegszeit habe sich daraus ein eigenes Forschungsfeld entwickelt. Die Forschung habe sich institutionalisiert und nach Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gesucht, sei jedoch immer wieder an ihre Grenzen gestoßen, weil die Gebundenheit der landwirtschaftlichen Arbeit an die Natur die Angleichung an industrielle Arbeitsvorgänge verhinderte. PETER MOSER (Bern) erkundete die Bedeutung landwirtschaftlicher Nutztiere im 19. und 20. Jahrhundert. Moser beschrieb die Versuche, Arbeitstiere durch den Einsatz von Maschinen zu ersetzen, und beschäftigte sich dabei exemplarisch mit der Arbeit von Konrad von Meyenburg. Doch seien Arbeitstiere sehr viel länger als antizipiert verwendet worden, weil das Verhältnis von LandarbeiterInnen und Tieren komplexer gewesen sei als zuvor in Modellen angenommen. Zudem stellte der Vortragende heraus, dass die Sozialwissenschaft sich sehr schwer tue, Tiere als arbeitende AkteurInnen wahrzunehmen, weil es ihr aufgrund ihres traditionellen Blickes auf industrielle Realitäten an Begriffen und Konzepten dafür fehle. MAJDA ČERNIC ISTENIČ (Ljubljana) ging der Frage nach, wie bäuerliche Familien mit den in der Landwirtschaft häufig vorkommenden Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen umgehen, die in der breiten Öffentlichkeit wenig Beachtung fänden. In einer in Slowenien durchgeführten Interviewstudie stellte die Vortagende fest, dass in diesen Familien im Falle eines Arbeitsausfalles oder anderer Hilfsbedürftigkeit die Bereitschaft, den öffentlichen landwirtschaftlichen Hilfsdienst anzunehmen, kaum gegeben sei. Vielmehr werde immer noch versucht, solche Probleme auf die traditionelle Weise durch Hilfe von Familienmitgliedern und NachbarInnen zu lösen.

Der zweite Konferenztag endete mit einer Podiumsdiskussion über ländliche Arbeitsverhältnisse in Österreich heute und die Rolle, die migrantischen ErntehelferInnen dabei zukommt. SUSI HASLINGER (Wien) von der österreichischen Produktionsgewerkschaft, LISA BOLYOS (Wien) von der Sezonieri-Kampagne und KARIN ROLLER-ROBBRECHT (Linz) von migrare – Zentrum für MigrantInnen Oberösterreich sprachen darüber, wie die Sezonieri-Kampagne versucht, diesen SaisonarbeiterInnen zu helfen, zu ihren gesetzlich festgeschriebenen Rechten zu kommen. Das Gespräch zeichnete sich durch profunde Sachkenntnis und viel Erfahrung in der politischen Aktion aus.

Der letzte Konferenztag begann mit einem Panel, das sich vorindustriellen ländlichen Räumen widmete. ERICH LANDSTEINER (Wien) fragte nach Arbeitsverhältnissen im österreichischen Weinbau im 14.-17. Jahrhundert. Er stellte seine Untersuchung der Verhältnisse in Krems und dem Wachautal vor, wo sich, anders als im Rest Österreichs, im Laufe der Zeit der Teilbau stark verbreitet habe, also ein Typus von Arbeitsbeziehungen, bei dem die Anbauenden am Ertrag beteiligt sind. Das erklärte Landsteiner damit, dass es in diesem Gebiet viele abwesende LandbesitzerInnen gegeben habe, die so die Kosten für die Kontrolle der ArbeiterInnen niedrig zu halten versuchten. Darüber hinaus gehörte dort ein Großteil des Landes kirchlichen Institutionen, die oft besonders langfristige Verträge über die Verpachtung des Landes abschlossen. KLEMENS KAPS (Linz) beschäftigte sich mit der proto-industriellen Herstellung von Glas und Leinenstoffen im ländlichen Osten des Habsburgerreiches und ihren Verbindungen zu überregionalen Güterketten. Die Arbeitsverhältnisse hätten sich sehr vielfältig gestaltet und zwischen direktem und indirektem feudalem Zwang und Lohnarbeit variiert. GÖRAN RYDÉN (Uppsala) behandelte landwirtschaftliche Arbeit in der Eisenindustrie im Schweden des 18. Jahrhundert, veranschaulicht an einem Bruk, also einer Mischung aus einem industriellen und bäuerlichen Dorf. Anhand eines einzelnen Dorfbewohners beziehungsweise Kleinbauern beleuchtete Rydén die Komplexität der Arbeitsverhältnisse zwischen Subsistenzwirtschaft, dem Abarbeiten von Schulden und Miete und der eigentlichen Lohnarbeit. CHRISTIANE CHENEAUX-BERTHELOT (Paris) widmete sich den Arbeitsverhältnissen im agrarischen Teil des Departements Seine im 19. Jahrhundert. Dabei kam sie zum Schluss, dass sich der Anteil der besitzenden Kleinbauern und -bäuerinnen im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergrößert habe. Diese bewirtschafteten jedoch zumindest zum Teil nicht nur ihr eigenes Land, sondern verrichteten auch Arbeit für andere Bauern und Bäuerinnen.

Die Vorträge des letzten Panels der Tagung beschäftigten sich mit ländlicher Arbeit und Kämpfen um Macht. LISA MARKOWITZ (Louisville) führte aus, dass sich die Verhältnisse in der Produktion und Vermarktung von Alpakawolle im Süden Perus verändert hätten, seit in den 1830er Jahren erstmals eine industrielle Nachfrage aufgekommen sei. Zwar stärkte eine neue Infrastruktur die Anbindung an den Markt, jedoch sei die Alpakahaltung häufig in den Händen kleinbäuerlicher ViehzüchterInnen geblieben. Dies lasse sich unter anderem durch die räumliche Verortung der Produktionszonen und die Dynamiken der Alpakahaltung erklären. Die letzten beiden Vorträge verlegten den Untersuchungsraum nach Nordost-Indien. PHEIGA AMANDA G. konzentrierte sich auf das Dorf Longmai. Unter anderem durch den Bau des Interstate Highways und den damit verbundenen Verkauf von Land nehme einerseits die Landlosigkeit zu, andererseits sei eine gewisse Art der Klassenteilung und des Klassenbewusstseins im Entstehen begriffen, die sich auf Besitz stütze. A. LOZAANBA KHUMBA beschäftigte sich mit Wanderfeldbau in Nordostindien. Er zeichnete nach, dass sich landwirtschaftliche Transformationen in einem breiteren Kontext abspielten und beispielsweise der Ausbau des Bildungssystems oder der Infrastruktur Faktoren darstellten, die die Entwicklung der örtlichen Sozialverhältnisse mit beeinflussten. Mit der größeren Nähe beziehungsweise Erreichbarkeit lokaler Märkte habe dort eine Umstellung von einer Subsistenzproduktion zu einer Produktion für den Markt begonnen, die nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitsverhältnisse habe, indem sich Lohnarbeit verbreite, sondern auch in das sensible Ökosystem eingreife.

In der Abschlussdiskussion wurde das Verhältnis der ArbeiterInnengeschichte und der Geschichte der Arbeit zur Landarbeit und zu LandarbeiterInnen in den Fokus gerückt und so ein Bogen geschlossen, der alle Beiträge der Tagung umspannte. Die TeilnehmerInnen konstatierten sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischen agrarischer Arbeit und anderen Arbeitsfeldern wie der Industriearbeit, die klassischerweise im Zentrum der Aufmerksamkeit von HistorikerInnen der Arbeit stünden. So sei die immanente Naturbezogenheit und die damit einhergehende Unmöglichkeit der vollkommenen Unterwerfung des Arbeitsprozesses unter den Einsatz von Technik und Kontrolle durch den Menschen ein wichtiger Unterscheidungsfaktor. Mehrmals wurde die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt sinnvoll oder gar notwendig sei, der Landarbeit in der ArbeiterInnengeschichte und der Geschichte der Arbeit einen Sonderstatus zuzuweisen. Es wurde auch dafür plädiert, ausgehend vom arbeitenden Menschen praxisorientiert die konkreten Verhältnisse, in denen er lebt und arbeitet, zu untersuchen und dabei offen zu sein für die Besonderheiten der verschiedenen Sektoren und Verhältnisse. Die Frage nach dem Status der Landarbeit in der Geschichte der Arbeit solle von der historischen Forschung gestellt und untersucht und nicht a priori beantwortet werden. Die Einbeziehung von Landarbeit in die Geschichte der Arbeit und der ArbeiterInnengeschichte sei bedeutsam auch dann, wenn es um die Verbindung mit der Umweltgeschichte gehe; außerdem ermögliche sie einen erweiterten Blick auf Arbeitsverhältnisse und -geschichte. Der Anspruch der Tagung, Landarbeit im Rahmen der Geschichte der Arbeit und der ArbeiterInnengeschichte zu erforschen und zu diskutieren, war auf der Konferenz ständig präsent. Auch dem Anliegen, interdisziplinär zu arbeiten und ins Gespräch zu kommen, wurde nachgekommen, wobei in der Schlussdiskussion angemerkt wurde, dass sich viele Vorträge auf den europäischen Raum bezogen, und der Wunsch geäußert wurde, das Forschungsfeld weiterhin räumlich zu erweitern.

Konferenzübersicht:

Eröffnungsvortrag
Thijs Lambrecht (Gent): Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten: Die Regulierung ländlicher Arbeit in Europa, ca. 1250 – ca. 1900

Panel I: Staatlich gelenkte Transformationen

Holger Czitrich-Stahl (Berlin): Die bunte Welt des preußischen Gutshofes und der Sozialismus: Arbeitsverhältnisse, Agrarfrage und Organisationspolitik von Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbewegung vor der deutschen Revolution 1918/19

Jessica Richter (St. Pölten): Den landwirtschaftlichen Arbeitsmarkt organisieren (Österreich, 1918–1938)

Martin Schröder (Halle-Wittenberg): Die venezolanische Reforma Agraria: Die Entstehung staatlicher Akteure im ländlichen Raum

Panel II: Arbeitsmärkte

Peter Woodley (Canberra): „Ein anständiger Kerl“: Die unterschiedlichen Begegnungen australischer Landwirte mit Arbeit, 1880–930

Tina Bopp (Basel): Zur Kolonialität der Anwerbeinfrastrukturen und Arbeitsregime in der europäischen Landwirtschaft

Janina Puder (Jena): Transnationale ländliche Arbeitsverhältnisse im Kontext der entstehenden Bioökonomie in Malaysia am Beispiel der WanderarbeiterInnen

Panel III: Güterketten

Rolf Bauer (Wien): Freie und unfreie Arbeit in der landwirtschaftlichen Produktion von Jute, Schlafmohn und Tee in Südasien im 19. Jahrhundert

Elise van Nederveen Meerkerk (Utrecht): Bäuerliche Haushalte unter Druck: Frauenarbeit und das Kultivierungssystem auf Java, 1830–1870

Ernst Langthaler (Linz): Pflanzen, Arbeit und Technik unter einen Hut bringen: Soja-Landwirtschaft in globalisierten Regionen

Panel IV: Arbeitende Körper

Juri Auderset (Bern): Agrarisches Arbeitswissen: Zur Verwissenschaftlichung der Landarbeit im Europa der Zwischenkriegszeit

Peter Moser (Bern): Arbeitskameraden: Zur Multifunktionalität landwirtschaftlicher Nutztiere im 19./20. Jahrhundert

Majda Černič Istenič (Ljubljana): Erfahrungen bäuerlicher Familien mit Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen aus historischer Perspektive

Podiumsdiskussion
Öffentliche Abendveranstaltung: Arbeit auf dem Land: Selbstorganisation und Selbstermächtigung in der Landarbeit

Panel V: Vorindustrielle ländliche Räume

Erich Landsteiner (Wien): Einen Weingarten bearbeiten: Lohnarbeit und Teilbau im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen österreichischen Weinbau (14. –17. Jahrhundert)

Klemens Kaps (Linz): Arbeitsbeziehungen und die Auswirkung globaler Märkte in einem Zeitalter wirtschaftlicher Transformation: Landwirtschaft und Protoindustrie im ländlichen Raum Zentraleuropas im 18. Jahrhundert

Göran Rydén (Uppsala): Eine schwedische Plantage? Landwirtschaftliche Arbeit in der Eisenindustrie des 18. Jahrhunderts

Christiane Cheneaux-Berthelot (Paris): Die Landwirte des Departement Seine im 19. Jahrhundert: Zur Besonderheit ihrer Tätigkeiten im Umland von Paris

Panel VI: Kämpfe um Macht

Lisa Markowitz (Louisville): Felder (der Macht) auf großer Höhe: Alpaka-ProduzentInnen im Süden Perus und der internationale Markt

Pheiga Amanda G. (Mumbai): Dynamik und Politik der Bodenpolitik der Rongmei-Naga

A. Lozaanba Khumbah (Neu-Delhi): Landwirtschaftliche Transformation in den Bergen im Nordosten Indiens: Die ungleiche Geschichte des Wanderfeldbaus