Die gesellschaftliche und politische Verantwortung von Historikerinnen und Historikern stand im Mittelpunkt der fünften Konferenz des International Network for Theory of History (INTH) vom 21.-24. Mai 2024. Aufgegriffen wurden in Lissabon damit ein Thema vorangehender internationaler Kongresse, insbesondere aber Studien und das weltweit angelegte kritische Engagement des belgisch-niederländischen Historikers Antoon De Baets.1 Dieser ist zugleich Präsident der an der Konferenz beteiligten International Commission for the History and Theory of Historiography (ICHTH) des International Committee of Historical Sciences (ICHS), also des Welthistoriker:innenverbandes.
„Doing History in Times of Conflicting Political Demands“ war das Motto einer Konferenz, die nach den Wurzeln von gegenwärtigen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten in historischen Fehlentwicklungen fragen wollte. So wären zum Beispiel die Bedeutung der historischen Sklaverei für gegenwärtigen Rassismus und der anhaltende Einfluss von Kolonialismus auf globale Machtstrukturen anzusprechen. Denn das Schreiben von Geschichte habe stets ethische Implikationen gehabt, und öffentliche Diskussionen hierüber hätten sich indessen zunehmend verstärkt. Doch verträten Historiker:innen selbst unterschiedliche und konfligierende Ansichten darüber, worin ihre ethische Verpflichtung bestehe. So bleibe zu diskutieren, wie wir gegenüber der Geschichte verantwortlich seien und wie Geschichte verantwortlich geschrieben werden könne.2
In ihrem Eröffnungsvortrag forderte die US- Historikerin JOAN WALLACH SCOTT (Princeton) dann, die Vergangenheit stärker differenziert zu sehen. Denn auch eher objektive Fragestellungen würden von jeweiligen Zeitumständen beeinflusst. Methodisch notwendig sei somit „reflexive disobedience“, das heißt ein reflektiertes, unkonventionelles Vorgehen. Kritisch sieht sie insgesamt Annahmen, dass Urteile der Geschichte letztlich Gerechtigkeit schaffen würden. Denn Fokussierungen auf den Nationalstaat als Ziel der Geschichte und damit als gleichsam letzte Quelle von Gerechtigkeit verdeckten vielfach verbleibende Machtstrukturen.3 In einem zweiten Plenumsvortrag kritisierte PEDRO CARDIM (Lissabon) dezidiert in einer historiographiegeschichtlichen Analyse noch verbreitete, traditionelle Darstellungen der Geschichte des frühneuzeitlichen „Portuguese Empire“. Ob trotz der Verflochtenheit in die Geschichte der atlantischen Sklaverei die epochemachenden Entdeckungsleistungen der portugiesischen Seefahrer auch in einer kritischen historischen Sicht doch weiterhin als beachtlich eingeschätzt werden müssen, bleibt allerdings eine berechtigte Frage. Der niederländische Historiker HERMAN PAUL (Leiden) sah in einem dritten Plenumsvortrag die Verantwortung von Historikern:innen in „troubled times“ vor allem darin, andere besser zu verstehen. Dieses sehr berechtigte und zentrale Anliegen stieß in der Diskussion auf den ergänzenden Einwand, dass ein besseres Verstehen unter anderem von „diversity“ zwar ein notwendiger, wichtiger und weiterführender Beitrag sei, allein jedoch für eine „responsible history“ nicht ausreiche.
Einen Schwerpunkt in zahlreichen Panel-Sessions bildete die Frage nach der Beziehung von Ethik und Geschichte. Zwischen diesen eine Brücke zu schlagen, darin liegt, so etwa der mexikanische Historiker LUIS CARLOS VILLANUEVA FIGUEROA (Mexiko) von der dortigen autonomen nationalen Universität, eine weitere, zentrale Aufgabe von „historical responsibility“. Für einen neuen Kompass in der Geschichte mit der Zukunft als Horizont plädierte der US-Historiker ETHAN KLEINBERG (Middletown). Stärker zu berücksichtigen seien vergangene Zukunftsvorstellungen, wobei Zukunft stets für offene Möglichkeiten stehe.4 MARNIE HUGHES-WARRINGTON (Adelaide) von der University of South Australia und ICHTH Co-Generalsekretärin vertrat ihre These, dass wir in einem Zeitalter von „Machine Historians“ leben, für die eine neue Ethik unabdingbar sei. Denn digitale Maschinen nutzten, nur mehr oder weniger von Menschen kontrolliert, zugängliche und gesammelte Informationen aus der Vergangenheit, um verbreitet über Algorithmen und das Internet Empfehlungen für die Gegenwart und Zukunft zu geben. Insbesondere bei Formen von kommerzieller und politischer Werbung dürfte die Gefahr von Manipulationen von Entscheidungen und Verhaltensweisen hierdurch erheblich zunehmen.5 Auf berechtigte Kritik stieß hingegen der konservative schwedische Philosoph HANS RUIN (Huddinge) von der Södertörn University mit seinen „Meditations“ zu dem umstrittenen deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche. Eingewandt wurde, dass eher ahistorische, demokratiefeindliche Positionen und nihilistisch-elitäre Vorstellungen F. Nietzsches wenig Konstruktives und Weiterführendes zum Thema der Konferenz beitrügen, zumal er cdie Wissenschaftlichkeit der Geschichtswissenschaften zu bestreiten versucht habe. Angefragt wurde in der Diskussion zudem, ob nicht generell zwischen Individualethiken und Sozial- wie Gesellschaftsethiken zu unterscheiden, und ob dann angewandte Spezialethiken wie Friedens- oder Wirtschaftsethiken in den Geschichtswissenschaften interdisziplinär stärker mit heran- und einzubeziehen seien.6
Ein weiterer Schwerpunkt von Panels war die thematisch zentral vorgegebene Frage nach der Verantwortung von Historikerinnen und Historikern. Die Französin LILA ZELLER (Réunion) untersuchte hierzu die Geschichte des International Committee of Historical Sciences (ICHS) in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Dabei stellte sie Bemühungen um Völkerverständigung und um Bewahrung von Frieden aus „historischer Verantwortung“ heraus.7 Die US-Amerikanerin EVGENIA ILLIEVA (Ithaca) verwies unter anderem auf die Studien von Cyril Lionel Robert James zur revolutionären Volksbewegung und Revolution in Haiti zwischen 1791 und 1804, zu Toussaint Louverture und den „schwarzen Jakobinern“. In detaillierten, teils verstörenden Analysen versuchte C.L.R. James 1938 diesen historisch stärker gerecht zu werden. Dabei bezog er durchweg eindringlich, jedoch meist eher fair Position für sie.8 Im Blick unter anderem auf die Geschichte der Sklaverei plädierten die US-Historikerinnen MARTHA W. JONES (Baltimore), BRITTNEY COOPER (New Brunswick), TANISHA C. FORD (New York City), JESSICA MARIE JOHNSON (Baltimore) und TREVA B. LINDSEY (Columbus) als soziohistorische Herausforderung zudem für einen „black feminism“. Dabei hatten sie insbesondere die Situation schwarzer Frauen in den USA im Blick, darunter indessen Mittelklassen zuzurechnenden – weniger jedoch die von zahlreichen Frauen in Afrika und deren Geschichte. So wurde in der Diskussion auch auf die neue Studie von Howard W. French verwiesen, der die Bedeutung Afrikas für die Entstehung der modernen Welt nunmehr globalgeschichtlich herausarbeitet und belegt.9 In einer weiteren Paneldiskussion wurde zudem der Versuch einer schwedischen Arbeitsgruppe der Umeå Universität um SARA EDENHEIM (Umeå) und JACOB ISAKSON (Umeå) problematisiert und hinterfragt, die Geschichte arbeitender Frauen durch Gender-History zu ersetzen und nicht lediglich zu ergänzen. Letzteres dürfte unbestritten ein berechtigtes Anliegen sein.
Thema von JUAN LUIS FERNÀNDES VEGA (Santander) waren die weltweite Verantwortung und die historische Methode bei der jüdisch-ungarischen Philosophin und Soziologin Agnes Heller. Ursprünglich hatte sie bei George Lukas promoviert und war dessen Assistentin, dann kritisierte sie aber sowohl das kommunistische wie das autoritäre Regime von Viktor Orbán in Ungarn. Das Modell einer „Hauntologie“, wie es der französische Philosophen Jacques Derrida entworfen hat10, untersuchte der deutsche Historiker MARCUS WYSTUB (Bielefeld). Dabei ging es darum, inwieweit Ideen, Theorien und Konzeptionen aus der Vergangenheit weiterhin in der Gegenwart präsent bleiben und inwieweit dies ein Fall für historische Verantwortung ist. - Die Frage nach der Verantwortung beim historischen Forschen und Schreibens warf FRIEDRICH VON PETERSDORFF als deutscher Historiker unter anderem im Anschluss an den französischen Strukturalisten und Philosophen Paul Ricoeur auf.11 Denn die Vergangenheit könne über die Historiographie vielfach die Gegenwart relevant beeinflussen. So forderte der US-Historiker STEVEN G. SMITH (Millaps) ausgehend von Präsident Abraham Lincolns „Gettysburg Address“ von 1863 einen verantwortlichen Blick zurück auf die Vergangenheit wie zugleich auf die Zukunft und eine möglichst gemeinsam anzunehmende, zukünftige Politik.12 Vor einem unhistorischen „Präsentismus“, wie er in den Sozialwissenschaften teils verbreitet ist, warnte dann der estnische Historiker JUAN HELLEMA (Tallin/Tartu). Auch interdisziplinär in jedem Falle verstärkt einzufordern bleibt die historische Dimension und damit die historische Verantwortung von Wissenschaft. Notwendig dürfte es jedenfalls sein, dabei bereits historisch angemessen und möglichst gerecht zu urteilen: DAVID GARY SHAW (Wesleyan) von der Wesleyan University in den USA untersuchte dies kritisch in Textbüchern anhand von historischen Urteilen etwa zu Jean d’Arc.13 In der Diskussion wurde zudem auf den frühen englischen Reformator John Wyclif und die dortige Freiheitsbewegung von 1381 hingewiesen, die in der Historiographie bisher teils wenig angemessen dargestellt würden.14
In dem ICHTH-Panel „Theorizing Responsible History“ untersuchte der norwegisch-australische Historiker TYSON RETZ (Stavanger), inwieweit der Existenzialismus dazu beitragen kann, Geschichte zu einem „responsible agent“ zu machen. In der Diskussion angeregt wurde, einen genetisch-dialektischen Strukturalismus, der ab den 1960er-Jahren vielfach antithetisch zum Existenzialismus vor allem in Frankreich aufgekommen ist, mit diesem in einer neuen, nunmehr geschichtstheoretischen Synthese soweit möglich zusammenzuführen. Historiker:innen könnten Menschen als handelnden Subjekten nur gerecht werden, wenn sie deren Einbindung in Strukturen und Möglichkeiten, diese zu verändern, gerecht würden.15 So habe verantwortliches Lernen aus der Geschichte ein integraler und praktischer Teil einer neuen historischen Gesellschaftswissenschaft zu sein, welche Politik-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte miteinander verbindet. Und Theorien von „responsible historical learning“ sollten ein relevanter Teil einer Theorie dieser neuen historischen Gesellschaftswissenschaft sein. Zusammen mit einer kritischen Erinnerungsgeschichte und in einer interdisziplinären Kooperation könnte diese dann dazu beitragen, weiterhin „enduring injustice“ (Jeff Spinner-Halev) abzubauen und soweit möglich zu überwinden.16 Zu Recht verwies Lila Zeller darauf, dass in der historischen Realität und gesellschaftlichen Praxis häufig allerdings erst Kompromisse zumindest relative Fortschritte ermöglichten und dass deshalb nicht nur aus Fehlern und eindeutigen Erfolgen zu lernen sei.17 Antoon De Baets ergänzte, dass indessen auch in den internationalen Wirtschaftswissenschaften die Bedeutung von Evaluationen, darauf aufbauenden Lernprozessen und einer somit stärker evidenzbasierten Wirtschaftspolitik gesehen und anerkannt werde.18
Zwar kamen wirtschaftsethische und wirtschaftstheoretische Fragestellungen und deren soziohistorische Relevanz für eine „responsible history“ auf der Konferenz in Lissabon etwas zu kurz.19 Verstärkt zu diskutieren wären zudem unter anderem Beziehungen von Geschichtstheorie und soziohistorischer Empirie, also Fragen nach Möglichkeiten einer Anwendung, Adaption und Weiterentwicklung von Geschichtstheorie im Blick auf empirische Analysen.20 Durch die vielfältigen Präsentationen und Beiträge, aber auch durch weitere Gespräche in den Konferenzpausen, wurde jedoch die Bedeutung von Ethik und historischer Verantwortung für die Geschichtstheorie und die Geschichtswissenschaften insgesamt nachdrücklich demonstriert. Die Portugiesen, insbesondere die NOVA University Lisbon sowie die National Library of Portugal (NLP) waren im übrigen perfekte Gastgeber und Organisatoren dieser international angelegten und soweit recht gelungenen Konferenz.21
Konferenzübersicht:
Plenary Sessions:
Joan W. Scott (Princeton): “A Guesser in this Vale of Tears.” Confronting the Politics of History Writing
Chair: Kenan van de Mieroop (Leiden)
Pedro Cardim (Lisbon): Reckoning with the Portuguese Empire in the Early-Modern Atlantic. Divergent Political Demands and the Question of Responsibility
Chair: Eva Willems (Ghent)
Herman Paul (Leiden): Understanding Others, or The Historian’s Responsibilities in Troubled Times
Chair: Luis Trindade (Lisbon)
Panel sessions:
Doing Justice to the Past: dangerous ethics for history
Marnie Hughes-Warrington (Adelaide): Ethics for Machine Historians
Ethan Kleinberg (Wesleyan): A New Compass of History
Hans Ruin (Huddinge): The political pathology of historical consciousness: Nietzschean meditations
Chair: Joan W. Scott (Princeton)
Ethics and History
Luis Carlos Villanueva Figueroa (Mexiko): Historical responsibility as a bridge between history and ethics
Kalle Pihlainen (Abo): On the ethics of telling stories
Q. Edward Wang (Rowan): Truthful is Moral: Practicing Ethical Responsibility in Ancient Chinese Historiography
Chair: Berber Bevernage (Ghent) / Hans Kellner (NC, USA)
Historical Responsibility I
Lila Zeller (Réunion): Historical Responsibility during interwar period. The case of the International Committee of Historical Sciences
Evgenia Illieva (Ithaca): “The Propaganda of History:” W.E.B. Du Bois, C.L.R. James, and Historical Responsibility
Juan Luis Fernàndez Vega (Santander), History as love history. Planetarian responsibility and historical method in Agnes Heller
Chair: Filipe Brandi (Lisbon) / Berber Bevernage (Ghent)
Time, Money, and Property: ‘A Black Feminist Historical Reckoning
Brittney Cooper (New Brunswick): A Black Feminist History of Time
Tanisha C. Ford (New York City): Challenging the Myth of Noblesse Oblige in the Age of George Floyd
Jessica Marie Johnson (Baltimore): At Least Three Bodies: Black Women Doing Histories of Slavery
Commentator: Treva B. Lindsey (Columbus)
Chair: Martha W. Jones (Baltimore)
History Writing in the Making: Narratives of the Present and the Past as Political and Personal Projections
Sara Edenheim (Umeå): Politics Out of Time - Historical Expertise and Temporal Claims in Policies of Equality and Tolerance
Jacob Isaksson (Umeå): Navigating the Tension Between Meta-Narratives and Historiographical Self-Reflection
Tabea Hochstrasser (Umeå): Why do humans engage with the so-called past?
Daniel Nyström (Umeå): Comments on the Present as Ongoing History Writing
Chair: Wouter Reggers (Louvain)
Historical Responsibility II
Marcus Wystub (Bielefeld): Hauntology and History. A Case for Historical Responsibility?
Friedrich von Petersdorff: Responsibility in the context of historical research and writing
Steven G. Smith (Millaps): Facing toward past and future: a distinctive form of moral responsibility in historical reckoning
Juhan Hellerma (Tallin/Tartu): Historical responsibility and the question of presentism
Chair: Taynna Marino (Poznań)
Theorizing Responsible History
Tyson Retz (Stavanger): The Responsible Agent: History and Existentialism
Virginia M. Giouli (Reading): The Function of Artificial Intelligence in Preventing “irresponsible” History
Norbert Fabian (Bochum): On the theory an practice of responsible historical learning
Chair: Marnie Hughes-Warrington (Adelaide)
History and Justice
Vinsent Nollet (Leuven): Beyond the Law. Rethinking History’s Moral Dimension
David Gary Shaw (Wesleyan): Equity and Historical Judgment of the Past: Reflections from an Unhistorical Age
Mellissa N. Shaw (Montreal): Cloaking Racial Violence: Irresponsible Historiography and Black Enslavement in the McGill Household
Chair: Walderez Ramalho (Santa Catarina)
Anmerkungen:
1 Vgl. Wolfgang J. Mommsen, Epilogue. After the End of the Great Schism - the International Historical Congresses from 1985 to 2000, in: Karl Dietrich Erdmann, Towards a Global Community. The International Historical Congresses and the International Committee of Historical Sciences, 1898-2000, New York 2005, S. 313–361, S. 351f; Antoon De Baets, Responsible History, New York 2009. Zur Zensur und Verfolgung engagierter Historiker:innen und zum Widerstand dagegen zudem Antoon De Baets, Chrimes Against History, New York 2019; Stefan Berger (Hrsg.), The Engaged Historian. Perspektives on the Intersections of Politics, Activism and the Historical Profession, New York 2024.
2 Vgl. hierzu den ausführlichen Call for papers des INTH: https://www.inth.ugent.be/node/147184 (09.10.2024).
3 Vgl. Joan Wallach Scott, On The Judgement of History, New York 2020. In der Diskussion u.a. über Israel verwiesen wurde auch auf die neue Studie von Moshe Zimmermann, Niemals Frieden? Israel am Scheideweg, Berlin 2024; Rez. N. Fabian, in: Publik-Forum 11 (2024), S. 56.
4 Beachte zudem Lucien Hölscher, Historische Zukunftsforschung. Zur Einführung in ein neues Forschungsfeld, in: ders., Semantik der Leere. Grenzfragen der Geschichtswissenschaft, Göttingen 2009, S. 131–156, ders., Die Entdeckung der Zukunft, Frankfurt am Main 1999; Ute Frevert (Hrsg.), Das Neue Jahrhundert. Europäische Zeitdiagnosen und Zukunftsentwürfe um 1900, Göttingen 2000; Joachim Radkau, Geschichte der Zukunft, München 2017.
5 Vgl. Marnie Hughes-Warrington, Kate Littlejohn, Machine-made histories -provocation to thought, in: Teaching History 4,54 (2020), S. 74ff.
6 Z.B. Hans Lenk, Konkrete Humanität, Frankfurt am Main 1998; Peter Ulrich, Integrative Wirtschaftethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, Bern 2001; Traugott Jähnichen / Joachim Wiemeyer, Wirtschaftsethik 4.0. Der digitale Wandel als wirtschaftsethische Herausforderung, Stuttgart 2020; Wolfgang Huber, Hans-Richard Reuter, Friedensethik, Stuttgart 1990. Zur historischen Friedensforschung verweist Philipp Gassert auf deren „offene und dezidiert normative Orientierung an der Leitidee des Friedens“ (Frieden als historisches Problem. Versuch einer Einordnung des normativen Projekts einer Historischen Friedens- und Konfliktforschung, in: Daniel Gerster / Jan Hansen / Susanne Schregel (Hrsg.), Historische Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt am Main 2023, S. 61–92, S. 63f. Vieles spricht zudem dafür, dabei friedensethische Ansätze verstärkt einzubeziehen.
7 Hierbei dürfte es zugleich darum gehen, Studien von Karl Dietrich Erdmann, Die Ökumene der Historiker. Geschichte der Internationalen Historikerkongresse und des Comité International des Sciences Historiques, Göttingen 1987 zu ergänzen und auch kritisch zu hinterfragen. Zudem: Norbert Fabian, Historikerkongresse. Neue Trends, Theoriediskussionen und Kontroversen (Wirtschaft - Reformation – Revolution Bd. III), erscheint demnächst.
8 Vgl. C.L.R. James, Die schwarzen Jakobiner. Toussaint Louverture und die Haitianische Revolution, Berlin 2022. Eine “collection of writings and speeches” bietet Toussaint L’Ouverture, The Haitian Revolution, London 2008, Introduction by Jean-Bertrand Aristide, ed. by Nick Nesbitt; Sudhir Hazaraeesingh, Black Spartacus. Das große Leben des Toussaint Louverture, München 2022; Walter L. Bernecker, Kleine Geschichte Haitis, Frankfurt am Main 1996.
9 Vgl. Howard W. French, Afrika und die Entstehung der modernen Welt. Eine Globalgeschichte, Stuttgart 2023.
10 Jacques Derrida, Marx‘ Gespenster, Frankfurt 2003; Ethan Kleinberg, Haunting History. For a Deconstructive Approach to the Past, Stanford 2017.
11 Beachte zudem Paul Ricoeur, Geschichte und Wahrheit, München 1974, als Versuch, eine konkrete Geschichtsphilosophie zu treiben, welche unsere Zeit an ihren Möglichkeiten misst und von daher kritisiert. Hierbei geht es ihm u.a. um „Objektivität und Subjektivität in der Geschichte“ und um Wahrheit in der geschichtlichen Erkenntnis und Aktion (S. 39ff, 151ff).
12 Zur historischen Einordnung und Bewertung der Gettysburg Address u.a. Jörg Nagler, Abraham Lincoln. Amerikas großer Präsident, München 2011, S. 362ff; Georg Schild, Abraham Lincoln. Eine politische Biographie, Paderborn 2009, S. 206ff. A. Lincoln beschwört hier die Demokratie als „Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk“, und es geht ihm darum, nach dem Bürgerkrieg das Trennende zwischen den Amerikanern zu überwinden.
13 Eine faire Darstellung bietet z.B. der deutsche Historiker Gerd Krumeich, Jeanne d’Arc, München 2006.
14 Beachte hierzu die neue sozialliberale Deutung, kritische historiographiegeschichtliche Aufarbeitung und historische Soziologie in Norbert Fabian, Wirtschaft - Reformation - Revolution, Studien zur historischen Gesellschaftswissenschaft und zur Geschichtstheorie, Bd. 2: Wyclifs Sozialethik, der Aufstand von 1381 und Übergänge zur Moderne, Münster 2020.
15 Dazu u.a. Norbert Fabian, Wirtschaft - Reformation - Revolution, Bd. 1: Vergleichende soziohistorische Strukturgitteranalysen, Münster 2020, S. 194, 149ff.
16 Dazu Jeff Spinner-Halev, Enduring Injustice, Cambridge 2012. Eine verstärkte Kooperation von kritischer Erinnerungsgeschichte mit einer interdisziplinär angelegten historischen Gesellschaftswissenschaft wäre auch eine Antwort auf Fragen, welche Sarah Gensburger und Sandrine Lefranc mit „Beyond Memory. Can We Really Learn From the Past?”, Cham 2020 aufwerfen.
17 Noch nicht explizit berücksichtigt worden ist dies in Norbert Fabian, Zum Lernen aus der Geschichte, in: geschichte für heute 1 (2023), S. 37–52.
18 Dazu z.B. Lukas Menkhoff, Heike Seitz, Was die Wirtschaftspolitik vom Wirtschaftsnobelpreis des Jahres 2019 lernen kann, in: Wirtschaftsdienst. Zeitschrift für Wirtschaftspolitik 2 (2020), S. 133–137. Zum Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2019 an Abhijit V. Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer für ihren „experimentellen Ansatz zur Linderung der weltweiten Armut“. A. Banerjee / E. Duflo, Poor Economics, München 2012; dies. Gute Ökonomie für harte Zeiten. Sechs Überlebensfragen und wie wir sie besser lösen können, München 2020. Zudem Robert E. Lucas Jr., Why Doesn’t Capital Flow from Rich to Poor Countries?, in: American Economic Review 80 (1990), S. 92–96.
19 Für eine stärkere Berücksichtigung und Integration der Wirtschaftsgeschichte und damit auch von Wirtschaftstheorie plädierte bereits Jürgen Kocka auf dem Welthistorikerkongress in Jinan / China 2015 in der dortigen Sektion zur Sozialgeschichte.
20 Dazu u.a. Hartmut Kaelble, Der historische Vergleich, Frankfurt am Main, S. 95; Thomas Welskopp, Die Theoriefähigkeit der Geschichtswissenschaft, in: Renate Mayntz (Hrsg.), Akteure - Mechanismen - Modelle. Zur Theoriefähigkeit makro-sozialer Analysen, Frankfurt am Main 2002, S. 61–90, S. 77; Norbert Fabian, Wirtschaft - Reformation - Revolution, Bd. 1, S. 330f, 106ff (zu Johann Gustav Droysen).
21 Nicht alle Panels können berücksichtigt werden, auch da stets mehrere Panels parallel verliefen. Für eine kritische Durchsicht habe ich Lila Zeller M.A. (La Réunion) und Prof. Dr. Antoon De Baets (Groningen) zu danken.