Salman Schocken. Archäologie eines deutsch-jüdischen Lebens und seines Kontextes.

Salman Schocken. Archäologie eines deutsch-jüdischen Lebens und seines Kontextes.

Organisatoren
Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz
Ort
Chemnitz
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.10.2013 - 09.10.2013
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Von
Sören Schacht, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz

Warenhauskönig, Kulturzionist, Kunstmäzen: Mit der Motivation, das vielgestaltige Wirken des in Deutschland weithin in Vergessenheit geratenen Salman Schocken zu rekonstruieren, versammelte sich in der ehemaligen Chemnitzer Filiale des Schocken-Konzerns ein internationales und -disziplinäres Fachkolleg, zu dem auch Angehörige der Familie Schocken aus Israel gehörten. Eingeladen hatte das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz unter der Leitung von Sabine Wolfram (Chemnitz), die in ihrer Eröffnungsrede die Besonderheit des Veranstaltungsortes als gelungene Symbiose von geschichtlicher Wirkmächtigkeit und musealer Neuausrichtung betonte. Im Mittelpunkt des von Doreen Mölders (Chemnitz) zusammengestellten Tagungsprogramms standen erstens die Entstehungsgeschichte des Warenhausimperiums Schocken, zweitens Salman Schockens Verlagstätigkeit, die vor allem in Form der legendären Schocken-Bücherei als materielle Umsetzung seines zionistischen Kulturprogramms Ausdruck fand, sowie drittens Schockens kongenialer Architekt, Erich Mendelsohn, dessen dynamisches und funktionelles Architekturkonzept dem Unternehmen aus dem sächsischen Zwickau zu seiner unverwechselbaren Physiognomie verhalf.

In ihrer Grußadresse hob Staatsministerin Sabine von Schorlemer (Dresden) Schockens Lebensaufgabe der Revitalisierung der jüdischen Identität heraus, welche der assimilierten Judenheit in Deutschland seit Ende des 19. Jahrhunderts brüchig geworden war. In kurzen Präsentationen skizzierten danach die Kuratoren des Museums ihre thematisch unterschiedlich gewichteten Ausstellungskonzepte. REGINA STEPHAN (Mainz) zeichnete sich hierbei für die biographische Darstellung sowie die Aufarbeitung der architektonischen Schaffensgeschichte Erich Mendelsohns verantwortlich. Der Historiker JÜRGEN NITSCHE (Chemnitz) war bei der Konzeption der Ausstellung zur Geschichte des Schocken-Konzerns federführend. „A businessman with art in his soul“ lautet das Credo des von TOMKE HINRICHS und SABINE HANKE (beide Dresden) konzipierten Ausstellungsbereichs, der den Werdegang des Kunstliebhabers, Connaisseurs und Kulturzionisten Salman Schocken nacherzählen soll.

Den thematischen Panels vorangestellt war der Eröffnungsvortrag von JULIUS H. SCHOEPS (Potsdam), der den Aufstieg des Schocken-Konzerns im Kontext der deutsch-jüdischen (Wirtschafts-)Elite im Kaiserreich und der Weimarer Republik rekapitulierte. Dabei verstand es der Referent, die Dimensionen des Unternehmens anhand von konkreten Zahlen zu verdeutlichen. Mit zeitweilig etwa 30 Einkaufsfilialen und knapp 6.000 Mitarbeitern habe es das Unternehmen zur viertgrößten Warenhauskette Deutschlands geschafft. Diese unternehmerische Erfolgsgeschichte sei unmittelbar auf das kaufmännische Geschick sowie die ungewöhnliche Klarheit von Salman Schockens Denken zurückzuführen, so Schoeps. Aufgrund der Tatsache, dass weiten Teilen der jüdischen Bevölkerung ungeachtet ihres gesellschaftlichen Engagements die Nobilitierung verwehrt blieb, habe sich die Stellung der Juden im Wilhelminischen Reich zumeist über ihre Wirtschaftlichkeit definiert. ANNA MAGDZINSKA (Poznan, PL) unterstrich in ihrem Vortrag über die Emigrationsgeschichte der Juden aus der Region um Posen von 1870 bis 1914 diese Aussage von Schoeps und führte damit in das von Olaf Glöckner (Potsdam) moderierte erste Panel ein. Zudem betonte Magdzinska, dass viele Juden in der Hoffnung auf ökonomische und gesellschaftliche Besserstellung in das Preußische Reich umsiedelten. Ähnliche Vorstellungen müssen auch die Brüder Simon und Salman Schocken gehegt haben, die nacheinander den Weg von Margonin in der Provinz Posen gen Westen antraten. Dass die Realität von der de jure fixierten Rechtsgleichstellung der Juden (zumindest seit 1848 in Preußen) de facto anders aussah, erklärte CLEMENS VOLLNHALS (Dresden). Gerade in der antisemitischen Hochburg Sachsen, wo schon 1882 der erste internationale anti-jüdische Kongress (Dresden) abgehalten wurde, hätten sich Juden einer weitgehend ablehnenden Haltung gegenübergesehen. Darüber hinaus habe ein in hohem Maße heterogener Akkulturationsprozesses stattgefunden, der eine starke Segmentierung der jüdischen Gemeinde zur Folge hatte. Erst zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft sei diese enger zusammengerückt und habe auf die bedrohlichen Machtverhältnisse der Umgebung reagiert.

Einen kurzen Überblick über die Rezeptionsgeschichte von Schocken gab STEPHEN POPPEL (New York, USA). Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen Schocken habe in jüngster Zeit einen wahren Schub erhalten. Als das herausragende Werk könne aber noch immer Volker Dahms Das jüdische Buch im Dritten Reich (2. Aufl., München 1993) gelten. Über Schockens Lebensjahre in Palästina referierte STEFANIE MAHRER (Basel, CH). Zu den prominentesten Mitgliedern des jüdischen Emigrantenzirkels, dem Schocken in Palästina angehörte, zählten unter anderem Martin Buber, Gershom Scholem, Else Lasker-Schüler und S.J. Agnon. Als ideeller und vor allem finanzieller Förderer habe es Schocken dieser geistigen Elite des Judentums ermöglicht, ein Quäntchen Kultur der Weimarer Republik nach Jerusalem herüberzuretten. Die im Vortrag aufgestellte These, dass diese kulturzionistische Gemeinschaftsinitiative eine Art hermetisch intimen Rückzugsraum im Exil – eine Blase – konstituiert hätte, provozierte in der anschließenden Diskussionsrunde eine kontrovers geführte Debatte.

Das zweite Panel stand ganz im Zeichen des Sammlers und Bibliophilen Salman Schocken und fand in Norbert Haase (Dresden) einen souveränen Moderator. RABBI BARUCH YONIN (Jerusalem, IL) aus dem Schocken-Institut in Jerusalem beschrieb in großer Detailtreue den geistig-kulturellen Entwicklungsprozess des ohne Schulabschluss gebliebenen Protagonisten. Als Autodidakt widmete er sich einem intensiven Studium der Geschichte, Religion und besonders der Philosophie und lernte zugleich die Weltliteratur im Paperbackformat zu schätzen. Nachdem er sich kurzzeitig vom Judentum entfernt hatte – er glaubte mystische Tradition in der deutschen Philosophie zu finden – habe ihm „Die Geschichte des Rabbi Nachman“ von Martin Buber ein besonderes Erweckungserlebnis bereitet. Von da an spürte er mit ungeheurer Akribie seltenen und kostbaren Judaica und Hebraica nach, die teilweise 500 Jahre alt waren. Sein nicht minder großes Faible für Originalmanuskripte deutschsprachiger Literatur verdeutlichte SIGRID VON MOISY (München) in ihrem spannenden Vortrag über die Adalbert-Stifter-Manuskripte. Dass diese bei einer Auktion im November 1964 unter Wahrung der Anonymität des Vorbesitzers (Schocken) auftauchten, bedeutete für Kunsthistoriker ein außerordentliches Ereignis. Interessant zu hören war, für welche Objekte Schocken sich auf einen Tauschhandel eingelassen hätte. Gegen die im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek befindliche Handschrift des „Babylonischen Talmud“ sei der Kunstnarr bereit gewesen, sich von wertvollen Manuskripten aus der deutschen Literatur (z.B. Goethe, Novalis, Hölderlin) zu trennen.

Das dritte Panel verhandelte Schockens Verlagstätigkeit sowie das jüdische Buch. BERNHARD GREINER (Tübingen) gewährte einen bemerkenswerten Einblick in den überaus anspruchsvollen Diskurs um die Juden in der Geschichte, der integraler Bestandteil der spezifischen Verlagsprogrammatik der Schocken-Bücherei war. Auf Heinrich Graetz’ dialektische Konstruktion der jüdischen Geschichte (Schocken-Bücherei Bd. 59), in der der Autor die Verwirklichung der „zugleich ideellen und materiellen Geschichtlichkeit des Judentums“ propagiere, so Greiner, habe Hermann Cohen (siehe Ludwig Feuchtwangers Nachwort in Bd. 59) geantwortet, dass eine solche Geopolitisierung der jüdischen Gottesidee die Integrativkraft der Tora als Heilsgeschichte negiere. Zudem habe Cohen das monotheistische Gottesbild zwar auch in messianistischer Perspektive, jedoch nicht wie Graetz mit nationaler Attitüde gedacht, sondern vielmehr als Entwurf einer alle Völker umspannenden Nächsten-, das meint gerade auch Fremdenliebe. Von interessanten Details über den Verlagsaufbau sowie etlichen Publikationsschwierigkeiten berichtete ANATOL SCHENKER (Basel, CH). Demnach habe sich die rechtliche Übernahme von S.J. Agnons Werk aus dem Jüdischen Verlag problematisch gestaltet und die eiserne Zensur der nationalsozialistischen Reichsschrifttumskammer etwa im Fall von Band 68 („Die Judenbuche“), Leseheft 12 („Die Epoche des jüdischen Krieges“) oder der ersten vier Bände Franz Kafkas die inhaltliche Ausgestaltung unter strenge Kontrolle gestellt und Publikationsverbote erwirkt. Ganz persönliche Erfahrungen gab RACHELI EDELMAN (Tel Aviv, IL), eine Enkelin von Schocken, in ihren Ausführungen zur Geschichte des Verlagshauses in Israel wieder. In einer Anekdote verriet sie, welch besondere Ehre es ihr gewesen sei, bei der Nobelpreisverleihung an Agnon (1966) – den bedeutendsten hebräischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und wichtigsten Autoren des Verlags – im Namen der Schocken-Familie anwesend gewesen zu sein.

Zur Geschichte des Schocken-Verlags in New York referierten BARBARA HAHN (Nashville, USA) und ALTIE KARPER (New York, USA). Erstere beleuchtete in ihrem Vortrag die Zusammenarbeit Schockens mit Hannah Arendt, die für einige Zeit als Lektorin im Verlagshaus tätig war. Während Arendt mit einer von ihr selbst konzipierten Kafka-Ausgabe reüssierte, seien andere Projekte wie ein Essayband ihres verstorbenen Freundes Walter Benjamin aufgrund von Schockens Veto nicht zustande gekommen. Damit seien für Arendt die persönlichen Differenzen unüberbrückbar geworden und hätten zum endgültigen Zerwürfnis dieser beiden starken Persönlichkeiten geführt. Eine kompakte Unternehmensgeschichte von Schocken Books in New York lieferte editing director Altie Karper. Dabei schilderte sie detailgetreu den Werdegang eines kleinen 1945 in Midtown Manhattan gegründeten Buchladens, der zu einem integralen Bestandteil des von Bertelsmann kontrollierten Buch-Konglomerats Penguin Random House avancierte. RENATE EVERS (New York, USA) berichtete über ihre spannende Arbeit im Nachlass des Leo Baeck Institutes New York. Anhand von Notizen und Vermerken auf Nachlassstücken ließen sich individuelle Schicksale von NS-Vertriebenen rekonstruieren. So ist einem Brief eines jüdischen Exilanten zu entnehmen, dass dieser von seiner Mutter den genauen Verbleib seiner ihm hochgeschätzten und wohl auf der Flucht verloren gegangenen Exemplare der Schocken-Bücherei in Erfahrung bringen wollte.

DETLEF BRIESEN (Gießen) eröffnete mit seinen Darlegungen zur Entstehung des modernen Warenhauses das von Gerhard Dohrn-Van Rossum (Chemnitz) moderierte vierte Panel und gab damit das Leitmotiv dieses Tagungsabschnitts wieder. Unter dem ökonomischen Druck veränderter Konsumgewohnheiten sei das Warenhaus, so Briesen, den Bedürfnissen der Massen Rechnung tragend, zum Erfolgsmodell geworden. Auch THOMAS LENZ (Luxembourg, LU) betonte die im Kaiserreich voranschreitende Modernisierung und Ökonomisierung der Lebenswelt, die nach und nach auch in Romanen, Kinofilmen und Warenhäusern zum Ausdruck kamen. GUDRUN KÖNIG (Dortmund) ergänzte, dass die Verschmelzung der Begrifflichkeiten Geschmack und Qualität um 1900 eine neue Sensibilität der Konsumenten hervorrief, welche nach einem Aperçu Walter Benjamins den Sachverstand hinter das Geschmacksurteil zurücktreten lassen sollte. PAUL F. LERNER (Los Angeles, USA) akzentuierte in seinem Referat die neue Warenhausarchitektur, die einen Bruch mit der überkommenen klassischen Gestalt darstellte. Mit Erich Mendelsohn hätten die Gebrüder Schocken einen Architekten der neuen Generation gewonnen, der es verstanden habe, Prunk und Verspieltheit durch Klarheit, Strukturiertheit und Simplizität zu ersetzen. Mendelsohn funktionalistischer Baustil, so Lerner in einer starken These, korreliere mit Schockens Agenda einer ideologischen Erneuerung des Judentums. JOHN F. MUELLER (Cambridge, GB) skizzierte in einem bemerkenswerten Vortrag die Besonderheiten der Unternehmensphilosophie des Schocken-Konzerns. Die Implementierung von Qualitätskontrollen und Personalschulungen sowie die Gewährung von Mitspracherechten für Mitarbeiter und die Errichtung eines Ferienheims seien Indizien dafür, auf welch hohem Niveau sich kaufmännisches Geschick und fürsorgliches Unternehmertum verbanden. Im letzten Vortrag des Panels brachte ALEXANDER SCHMIDT (Nürnberg) erstaunliche Kenntnisse über das Schocken-Kaufhaus in Nürnberg zutage. Die erste Filiale in einer Großstadt sei von Anbeginn einer ungeheuren Hetzkampagne ausgesetzt gewesen. Anhand von diffamierenden Artikeln und Karikaturen verbreitete beispielsweise der Stürmer die Mär von einer „jüdischen Kumpanei“ zwischen dem links-liberalen Bürgermeister Luppe und dem Unternehmer Schocken.

In einem fesselnden Abendvortrag schaffte es HANS PETER HAHN (Frankfurt am Main), Parallelen der Funktionsweise von Warenhäusern und Museen aufzuweisen. In einer Art „Auratisierung“ der Objekte (neueste Dinge im Warenhaus, einzigartige Dinge im Museum), so Hahns Konzept, unterlägen diese Gegenstände in beiden Einrichtungen einer Rekontextualisierung, die sich auf verschobene Funktionsbestimmungen zurückführen ließe. Gerade das Resultat dieser kulturanthropologischen Betrachtungsweise – die Erzeugung völlig neuer Kohärenzen (Gebrauchsgegenstand versus „Erlebniswelt Kaufhaus“, Amphore versus Antikensammlung) – fundiere diese funktionale Wesensverwandtschaft.

Das fünfte und letzte Panel, das von Jens Beutmann (Chemnitz) moderiert wurde, stand ganz im Zeichen der außergewöhnlichen Zusammenarbeit von Salman Schocken als Bauherr und Erich Mendelsohn als Architekt. REGINA STEPHAN (Mainz) würdigte in ihrer Präsentation Mendelsohns visionäres Architekturkonzept und hob besonders die Inszenierung mit Licht als wichtigsten Bestandteil hervor. Die Quelle der Inspiration für Mendelsohn war ihrer Meinung nach Amerika, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts moderne Bau- und Illuminationstechniken eine beeindruckende Symbiose ergeben hätten. Besonders am Beispiel des Kaufhauses in Chemnitz, so Stephan, wäre die wechselnde Akzentuierung des täglichen und nächtlichen Erscheinungsbildes überaus deutlich zur Geltung gekommen. Nach einem interessanten Exkurs von TADEÁŠ GORYCZKA und JAROSLAV NĚMEC (beide Ostrava, CZ) nach Ostrava, wo 1933 nach Mendelsohns Plänen das Warenhaus Bachner eröffnet wurde, gewährte ITA HEINZE-GREENBERG (Zürich) in einem emotionsgeladenen Vortrag einen Einblick in die Jerusalemer Exilerfahrungen von Mendelsohn, Schocken und Else Lasker-Schüler. Gerade für die „innigste Hebräerin“, wie Kurt Pinthus Lasker-Schüler einmal bezeichnete, sei der Sehnsuchtsort Jerusalem zu einem Martyrium geworden, wie ihren Briefen an Schocken zu entnehmen ist. HILLEL SCHOCKEN (Tel Aviv), ebenfalls ein Enkel von Salman Schocken, berichtete über Mendelsohns Schaffensperiode in Palästina. Als Architekt, der nach eigenen Angaben stark von Erich Mendelsohn beeinflusst ist, analysierte er am Beispiel von bautechnischen Details die Entwicklung Mendelsohns in Palästina und dessen Anpassungsleistung an die dort vorhandenen Baubedingungen. Den Schlussakkord der Tagung setzten BETTINA EICHLER (Berlin), die die Geschichte von Mendelsohns Büro in San Francisco und seinem kreativen Wirken in den USA näher beleuchtete, sowie BETINA KAUN (Dresden), die abschließend Mendelsohns Gesamtkunstwerk vorstellte und mit der Beschreibung der Skizze eines für den Riverside Park in New York konzipierten und leider nicht realisierten Mahnmals für die sechs Millionen ermordeten Juden Europas (angefertigt 1949-1951) einen denkwürdigen Abschluss fand.

Das weite fachwissenschaftliche Spektrum, das die auf dieser Tagung versammelten Referenten repräsentierten, ist als Spiegelbild des mannigfaltigen Wirkens von Salman Schocken zu verstehen. Gerade im interdisziplinären Ansatz, so hat sich gezeigt, liegt die Chance, die bedauerlicherweise nahezu in Vergessenheit geratene Biographie eines außergewöhnlichen Mannes in all seiner Komplexität zu erfassen und für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Mit der für Frühjahr 2014 avisierten Eröffnung des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz und seinen integrierten Dauerausstellungen zu Salman Schocken, dem Schocken-Konzern und den Bauten von Erich Mendelsohn soll der Versuch unternommen werden, eine seit der gewaltsamen Vertreibung jüdischen Lebens klaffende Lücke im historisch-kulturellen Gedächtnis zu schließen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Angebot des Erinnerns im Bewusstsein der Öffentlichkeit entsprechenden Widerhall findet.

Konferenzübersicht:

Sabine Wolfram (Chemnitz): Begrüßung

Sabine von Schorlemer: Grußwort

Konzeptvorstellung der „Erkerausstellungen“ im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz

Regina Stephan (Mainz): Leben und Wirken von Erich Mendelsohn

Jürgen Nitsche (Chemnitz): Das Kaufhaus Schocken – Geschichte und materielle Welt

Sabine Hanke / Tomke Hinrichs (Dresden): Salman Schocken – Bibliophiler, Sammler und Verleger

Julius H. Schoeps (Potsdam): Eröffnungsvortrag – Salman Schocken und andere – der Aufstieg der deutsch-jüdischen (Wirtschafts-)Elite im Kaiserreich und in der Weimarer Republik

Panel 1 – Salman Schocken: Zeithistorischer Kontext und die (Kultur-)Zionistische Bewegung
Moderation: Olaf Glöckner (Potsdam)

Anna Magdzinska (Poznan): History and emigration of the Jews from the Province of Posen in 1870-1914

Clemens Vollnhals (Dresden): Jüdisches Leben und Antisemitismus in Sachsen 1871-1945

Stephen Poppel (New York): Writing – and Reading – about Schocken

Stefanie Mahrer (Basel): Salman Schocken: Lebensjahre in Palästina

Panel 2 – Salman Schocken als Sammler und Bibliophiler
Moderation: Norbert Haase (Dresden)

Rabbi Baruch Yonin (Jerusalem): Salman Schocken as a passionate collector of Judaica and Hebraica

Sigrid von Moisy (München): Die Adalbert Stifter-Manuskripte der Schocken-Bibliothek

Panel 3 – Die Schocken Verlage und das jüdische Buch
Moderation: Norbert Haase (Dresden)

Bernhard Greiner (Tübingen): Die Juden in der Geschichte: Hermann Cohen und Heinrich Graetz in der Schocken-Bücherei

Anatol Schenker (Basel): Der Schocken Verlag in Berlin

Racheli Edelman (Tel Aviv): The history of the Schocken Publishing House Ltd. in Tel Aviv

Barbara Hahn (Nashville): Hannah Arendt und der Schocken Verlag in New York

Altie Karper (New York): The History of the Schocken Publishing House in New York

Renate Evers (New York): Die Schocken-Bücherei in der Nachlasssammlung des Leo Baeck Institutes

Panel 4 – Salman Schocken im Kontext jüdischer Kaufhausgeschichte und –philosophie
Moderation: Gerhard Dohrn-van Rossum (Chemnitz)

Detlef Briesen (Gießen): Die Entstehung des modernen Warenhauses

Thomas Lenz (Luxembourg): Konsum und die Modernisierung des Kaiserreichs

Gudrun König (Dortmund): Schöne Dinge – Warenhausästhetik in der Kaiserzeit und Weimarer Republik

Paul Frederick Lerner (Los Angeles): The Jewish Department Stores in Modern Germany: Excavation of a Political and Cultural Trope

John F. Mueller (Cambridge, GB): Das Sonderkind – Der Schocken-Warenhauskonzern im Vergleich

Alexander Schmidt (Nürnberg): Das Schockenkaufhaus in Nürnberg – Beginn der Moderne vor Ort und Zielscheide des Antisemitismus

Hans Peter Hahn (Frankfurt a. M.): Abendvortrag – Parallelen zwischen Warenhaus und Archäologischem Museum

_Panel 5 – Gestalter der Moderne: Salman Schocken als Bauherr und Erich Mendelsohn als
Architekt_
Moderation: Jens Beutmann (Chemnitz)

Regina Stephan (Mainz): Ansichten – Erich Mendelsohn und die Gestalt des Schocken Konzerns

Hillel Schocken (Tel Aviv): Erich Mendelsohn and his buildings in Palestine

Ita Heinze-Greenberg (Zürich): Erich Mendelsohn, Salman Schocken und Else Lasker-Schüler in Jerusalem

Tadeáš Goryczka/Jaroslav Nĕmec (Ostrava): 80 years of Bachner Department Store in Ostrava. Erich Mendelsohn and the fate of the Bachner family

Bettina Eichler (Berlin): Erich Mendelsohn im Exil am Beispiel seines Büros in San Francisco

Betina Kaun (Dresden): Erich Mendelsohn als visionärer Architekt der Moderne


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