Kunst im Deutschen Orden

Kunst im Deutschen Orden

Organisatoren
Hochmeisteramt des Deutschen Ordens
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
07.02.2015 -
Url der Konferenzwebsite
Von
Raphael Beuing, Bayerisches Nationalmuseum, München

Anlässlich der Vorstellung des neuen Kataloges der Schatzkammer des Deutschen Ordens hat am 7. Februar 2015 im Deutschordenshaus in Wien die Tagung „Kunst im Deutschen Orden“ stattgefunden. Gleichzeitig markierte dieses Symposium den Beginn des Jubiläumsjahres, in dem der Gründung des Deutschen Ordens vor 825 Jahren gedacht wird. In seinem Grußwort erinnerte der Hochmeister daran, dass Papst Franziskus für 2015 ebenso das „Jahr der Orden“ ausgerufen hat.

Den ersten Vortrag hielt UDO ARNOLD (Bonn), der Nestor der Deutschordensforschung, über das christologisch-mariologische Programm der mittelalterlichen Deutschordenssiegel. In seiner Frühzeit bildete der Orden verschiedene Ämter und zahlreiche Niederlassungen aus, die jeweils ihr eigenes unverwechselbares Siegel tragen sollten. Aus der großen Menge an Siegelbildern konnte Arnold mit jenen zu Szenen der Vita Christi und Mariens nur einen kleineren und dennoch beeindruckenden Teil vorstellen, geordnet nach der biblischen bzw. apokryphen Erzählfolge. Dabei zeigte er gegenseitige Bezüge und Variationen von Siegeln auf, die manchmal durch die Abhängigkeit einer Ordensniederlassung von einer anderen zu erklären sind. Dennoch lassen sich häufig die Gründe nicht entschlüsseln, die für die Wiederholung von Bildthemen ausschlaggebend waren, wie auch überhaupt die Vergabe der Siegelbilder bislang nicht geklärt ist, so erläuterte der Referent.

Sodann widmete sich MATTHIAS MÜLLER (Mainz) der Sakralarchitektur des Deutschen Ordens im Römischen Reich im Mittelalter. Während das Gros der Kirchenbauten des Ordens nicht weiter nennenswert ist, heben sich einige Bauten deutlich davon ab. Die Elisabethkirche in Marburg ist nicht nur wegen ihrer Größe bemerkenswert, sondern auch als eine der frühesten gotischen Kirchen im Reich. Als Grablege für Elisabeth von Thüringen, deren Heiligsprechung der Orden deutlich gefördert hat, hatte sie eine Zusatzfunktion, die weit über die Bestimmung als Kirche der Landkommende hinausging und die sie über Jahrhunderte zu einer „Hauptkirche“ des Ordens machte. Noch 1767 und damit lange nach der Reformation galt sie als so wichtig, dass der Hochmeister die Restaurierung der mittelalterlichen Glasgemälde unterstützte. Ferner zeigte Müller auf, in welchem Maße die Ordenskirchen in Frankfurt-Sachsenhausen, Würzburg und Graz sich in ihren hochgotischen Teilen an Kathedralarchitektur oder an – exemte – Kapellen wie die Sainte-Chapelle anlehnen, oft aber gleichzeitig respektvoll ältere Elemente bewahren. Gerade letzteres hat Geltung für die Umgestaltung der Wiener Ordenskirche im frühen 18. Jahrhundert, erklärte Müller.

Im Folgenden stellte RAPHAEL BEUING (München) die Prunkwaffen der Schatzkammer des Deutschen Ordens vor. Harnische spielten unter diesem Aspekt in der Vergangenheit nur eine marginale Rolle und sind mit Ausnahme eines schlichten Exemplars in der Sammlung heute gar nicht mehr vorhanden. Vielmehr handelt es um eine Sammlung von Blank- und Schlagwaffen, insgesamt nur etwa ein Dutzend Objekte, die jedoch als eine Gruppe früher orientalischer und orientalisierender Prunkwaffen in dieser Zusammensetzung in anderen Sammlungen nicht zu finden sind. Neben den osmanischen Säbeln und Dolchen von höchster Kunstfertigkeit finden sich auch ein Säbel, dessen Details eine Herstellung in Dresden nahelegen, sowie zwei Streitkolben aus vermutlich Prager bzw. siebenbürgischer Werkstatt. Als Prunkwaffen waren sie sicher nicht für den Kampf bestimmt, so Beuing, noch ist ihnen eine Provenienz als Beutestücke zu unterstellen, da es sich dabei vielmehr um diplomatische und freundschaftliche Geschenke handeln dürfte, die wohl an den ersten Habsburger Hochmeister, Erzherzog Maximilian III. von Österreich, gelangten.

Weiters sprach ANDREAS NIERHAUS (Wien) zum Palais Erzherzog Wilhelm, das der gleichnamige Hochmeister durch Theophil Hansen in den 1860er-Jahren an der Wiener Ringstraße errichten ließ. Nierhaus erläuterte die Umstände der Ringstraße im Allgemeinen und die städtebauliche Situation am Parkring im Besonderen, wobei er das Wirken Hansens von dem Heinrich Ferstels als anderem bestimmendem Architekten des Historismus differenzierte. Sodann würdigte der Redner die Besonderheiten und die Ausführung des Palais, mit dem Hansen gleichsam sein Probestück für weitere monumentale Bauaufgaben ablieferte.

Der letzte wissenschaftliche Vortrag, den FRANZ KIRCHWEGER (Wien) hielt, galt Kunstkammern und Schatzkammern im Vergleich. Er nahm das Nachlassinventar eines Kabinettschranks des Hochmeisters Erzherzog Maximilian zum Anlass, einzelne Schubladen mit Abbildungen vergleichbarer sowie in geringem Maße erhaltener Stücke zu visualisieren. Mit weiteren Stücken wie Kokosnuss- und Straußeneipokalen und Hartsteingefäßen steht der Schatz des Deutschen Ordens anderen Kunstkammern nahe, ebenso wie mit Erzherzog Maximilian als maßgeblicher Sammlerpersönlichkeit, der in eine Reihe anderer Sammler des Hauses Habsburg einzureihen ist, wie Kirchweger erläuterte.

Insgesamt öffneten die Vorträge den Blick auf ein weites chronologisches und gattungsübergreifendes Spektrum von Kunstwerken, analog vielleicht zur in verschiedenen Epochen und Regionen sehr vielgestaltigen Geschichte und Gestalt des Deutschen Ordens. Daher versuchte die Tagung auch gar nicht, einen Begriff von Deutschordenskunst zu finden, der sich – wenn überhaupt – am ehesten in den sphragistischen Zeugnissen manifest machen ließe. Aber die Tagung vermochte einige außerordentliche Werke und hervorstechende Personen zu fokussieren, die innerhalb des Deutschen Ordens ihren Platz haben, aber für die Kunstgeschichte im Allgemeinen von großer Bedeutung sind.

Konferenzübersicht:

Moderation: Maike Trentin-Meyer

Gruß- und Eröffnungsworte
S. Exz. Generalabt Dr. Bruno Platter
Hochmeister des Deutschen Ordens

Das christologisch-mariologische Programm der mittelalterlichen Deutschordenssiegel
Udo Arnold (Bonn)

Kirchenbau und Ordensrepräsentation: Sakralarchitektur des Deutschen Ordens im Römischen Reich im Mittelalter
Matthias Müller (Mainz)

Die Prunkwaffen der Schatzkammer des Deutschen Ordens
Raphael Beuing (München)

Das Palais des Hochmeisters an der Wiener Ringstraße
Andreas Nierhaus (Wien)

Kunstkammern und Schatzkammern im Vergleich
Franz Kirchweger (Wien)

Präsentation des Kataloges:
„Die Schatzkammer des Deutschen Ordens“


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