Das lange 19. Jahrhundert: Neuere Forschungen und Forschungsperspektiven

Das lange 19. Jahrhundert: Neuere Forschungen und Forschungsperspektiven

Organisatoren
Levke Harders, Universität Bielefeld; Christoph Nübel, Humboldt-Universität zu Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.04.2016 - 29.04.2016
Url der Konferenzwebsite
Von
Christina Reimann, Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz

In seinem Aufsatz „Abschied vom 19. Jahrhundert oder Auf der Suche nach einer anderen Moderne“ schrieb Paul Nolte 2006, dass das 19. Jahrhundert von der deutschen Sozialgeschichte zu einem Zeitalter der „paradigmatischen Modernisierung“ konstruiert, mit einem bestimmten Vokabular besetzt und von spezifischen theoretischen Konzepten durchdrungen worden sei. Im Zuge der „vollständigen Historisierung der Nachkriegszeit“ habe dann das 20. Jahrhundert das 19. als jenes der „paradigmatischen Moderne“ (die Zustandsbeschreibung ersetzte nun die Idee einer Übergangsphase) abgelöst – und eine neue Erzählweise für das 19. Jahrhundert sei bislang nicht gefunden worden. Auf dem Workshop „Das lange 19. Jahrhundert: Neuere Forschungen und Forschungsperspektiven“, der am 28. und 29. April 2016 an der Humboldt-Universität zu Berlin stattfand und von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert wurde, erörterten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Geschichte und benachbarter Disziplinen anhand konkreter Forschungsprojekte die Möglichkeiten einer solch neuen Erzählweise. Die Tagung war entlang von sechs Themenbereichen gegliedert, innerhalb derer je zwei Projekte kommentiert und diskutiert wurden: Politische Kommunikation, Professionalisierung, Mobilität, Resilienz, Zeitlichkeit und Politisierung. Im Zuge der Diskussionen traten bestimmte Fragekomplexe wiederholt in den Vordergrund, sodass sich dieser Bericht daran orientieren wird: Ist es ratsam, neue Narrative im Sinne von Gegennarrativen zu verfassen? Inwiefern ist es sinnvoll und hilfreich, an der Modernisierungstheorie festzuhalten? Kommt der Globalisierung für das 19. Jahrhundert eine besondere Bedeutung zu? Wie sinnvoll ist die Annahme von einem „langen“ 19. Jahrhundert und welche alternativen Periodisierungen sind denkbar?

Allen Beiträgen gemeinsam war das Bemühen, so hoben LEVKE HARDERS und CHRISTOPH NÜBEL in ihrer Einleitung hervor, „das Spannungsverhältnis zwischen politisch-rechtlichen und sozial-kulturellen Veränderungen im Europa des 19. Jahrhunderts“ auszuloten und Geschichten „jenseits von master narratives wie Monarchie, Nationalstaat oder Bürgertum“ zu schreiben. Ob große Narrative oder auch Gegennarrative (noch) erstrebenswert seien, und wie mit den existierenden umzugehen sei, war häufig Gegenstand der Debatte. So wurde diskutiert, wie stark die (Nach-)Wirkungen der Sonderwegsthese in der historischen Forschung trotz vielfältiger Kritik weiterhin sind. HEDWIG RICHTER führte die noch immer vorherrschende Interpretation der politischen Geschichte Preußens als „rückständig“ darauf zurück, dass unterschwellig an der Sonderwegsthese festgehalten werde. Dabei ließe sich anhand eines transnational vergleichenden, Praktiken, Körperlichkeit sowie Dinge einbeziehenden Blicks auf Wahlen im 19. Jahrhundert zeigen, wie „unspektakulär“ die partizipative und demokratische Entwicklung Preußens war, und dass eine weitgehend ausbleibende Parlamentarisierung nicht zwangsläufig als demokratisches Defizit zu deuten ist.

Wenngleich die Projekte keine Entwürfe großer Gegennarrative beinhalteten, so ging es den Autorinnen und Autoren doch oftmals um eine, wenn nicht Umkehrung so doch Neuausrichtung bestehender historischer Deutungsmuster. TORSTEN RIOTTE berichtete aus seinem laufenden Projekt, einer Studie über Autoritäts- und Führungspositionen, in der das Professionalisierungsnarrativ als Teil der Modernisierungsthese hinterfragt werden soll, indem Riotte ihm eine ideengeschichtliche Untersuchung des Verantwortungsbegriffs hinzufügt. Mit seinem Fokus auf den gesellschaftlichen Umgang mit der individuellen Verantwortung von Ärzten und Offizieren, auf den er anhand von Gerichtsverhandlungen zugreift, hinterfragte er außerdem das gängige Narrativ von der Entstehung des Wohlfahrtsstaates als institutionelle Einhegung individueller Verantwortung. Wie die Professionalisierungsgeschichte auch mit Hinblick auf die Entwicklung der Polizei im 19. Jahrhundert gebrochen werden kann, zeigte der Beitrag von TIMO LUKS. Mithilfe des Analysebegriffs self-fashioning und eines Fokus auf Techniken der Distanzierung untersuchte er, wie „Polizisten zu Polizisten“ gemacht wurden. Die Polizisten seien sozial wie ökonomisch eine „Grenzexistenz“ gewesen und ihr prekärer Status habe erheblich zur Fragilität der staatlichen Ordnung im 19. Jahrhundert beigetragen. Dieser Forschungsansatz bietet die Möglichkeit, große Narrative wie die der Professionalisierung oder der Staatsbildung zu nuancieren und zu problematisieren, indem z.B. Akteure, Selbsttechniken, Disziplinierungsprozesse oder die Geschlechterverhältnisse ins Zentrum gerückt werden.

Der Impuls für eine Um- bzw. Neudeutung bestehender Erklärungsmuster fand sich auch in dem Projekt von CHRISTOPH NÜBEL zur bereits umfassend erforschten englischen „age of revolutions“ um 1830. Mit dem Konzept der Versicherheitlichung, das darauf abhebt, dass Sicherheit nicht den historischen „Normalfall“ und Revolution die Ausnahme darstellt, sondern dass Sicherheit als Konstruktionsprozess ebenfalls zu historisieren ist, nahm Christoph Nübel eine neue Perspektive ein. Er untersuchte, wie die politischen Entscheidungsträger – hier war, wie die Kommentatorin anmerkte, das männliche Handlungsmonopol noch intakt – die sozialen Spannungen als Sicherheitsproblem konstruierten, und wie sie daraus die Legitimation für politisches Handeln zogen, insbesondere für die tiefgreifende Reform der poor laws.

Auch der Beitrag von THEO JUNG lässt sich als eine Gegenerzählung zur vorherrschenden Sicht auf die politische Geschichte des 19. Jahrhunderts lesen, die generell dem „graduellen Aufstieg des politischen Wortes“ Rechnung trägt. Theo Jung berichtete aus seiner europäisch vergleichenden Langzeitstudie über Formen des Schweigens innerhalb der politischen Kommunikation, insbesondere der Parlamente. Mit dem Schweigen als politischem Modus, der auch im 19. Jahrhundert weiterhin gepflegt wurde, gerieten Normierungen innerhalb des politischen Kommunikationsraums ebenso in den Blick wie der Wandel von Erwartungshaltungen an politische Akteure. Das Zurückdrängen des Schweigens als Kommunikationsmittel wurde oftmals als Teil des politischen Modernisierungsprozesses gesehen – eine Deutungsform, auf die im Zuge des Workshops immer wieder eingegangen wurde. In der Tat zogen sich der Begriff der „Moderne“ sowie (kritische) Bezugnahmen auf modernisierungstheoretische Konzepte durch die Mehrheit der versammelten Beiträge.

Eine Unzulänglichkeit der modernisierungstheoretischen Lesart, die die Stadt als Inbegriff der Moderne auffasst und ländliche Gesellschaften als deren „Hemmschuh“ präsentiert, griff ANNETTE SCHLIMM in ihrem Beitrag auf. Dass Traditionalität als Praxis ebenso gut als ein Teilbereich der kulturellen Moderne betrachtet werden kann, und dass ländliche Gesellschaften im 19. Jahrhundert nicht, wie eine teleologische Sichtweise suggeriert, „im Untergang“ begriffen waren, zeigte sie anhand der komplexen Politisierungsprozesse innerhalb von Dörfern. Politik als ein gesellschaftlicher Teilbereich und somit als Phänomen der Moderne diente ihr als „Sonde“ zur Untersuchung der Kontingenzerfahrung ländlicher Gesellschaften, die, wie der Kommentator Amerigo Caruso anmerkte, vielmehr als „exceptionally normal“, denn als Marginale im Modernisierungsprozess angesehen werden könnten.

Zur Hinterfragung bzw. Nuancierung der Modernisierungsthese gehört auch, so wurde anhand der Beiträge deutlich, sich von plakativen Dichotomien („Bürgertum-Proletariat“; „Liberalismus-Restauration“ etc.) zu verabschieden. So hinterfragte TIMON DE GROOT in seinem Projekt den insbesondere auf Max Weber zurückgehenden Gegensatz zwischen „Moderne“ und „Ehre“. Seine Untersuchung politischer und rechtlicher Diskurse im Deutschen Kaiserreich kam zu dem Schluss, dass der Bezug auf „Ehre“ gerade in Anbetracht – und zur Eindämmung – von Demokratisierungsbestrebungen zunahm. Zugleich änderte der Begriff „Ehre“ in diesem Kontext seine Bedeutung: Es ging nun vornehmlich um „bürgerliche Ehrenrechte“ wie das Wahlrecht oder das Recht, der Armee beizutreten. Der Ehrbegriff war nun unmittelbar an die „moderne“ Figur des Staatsbürgers geknüpft, die auch auf bestimmten Männlichkeitsbildern basierte.

Hier schloss der Beitrag von GUNDULA LUDWIG unmittelbar an: Die Politikwissenschaftlerin konnte mit ihrer Forschung, die die Medizingeschichte in eine Kulturgeschichte des Politischen einbettete, aufzeigen, wie Mediziner wie Rudolph Virchow, die ihre Wissenschaft als eine soziale ansahen, für sich beanspruchten, aufgrund ihres „objektiven Wissens“ über den menschlichen Körper an einer „richtigen“ Konzeption von Demokratie mitwirken zu können. So trugen sie nicht unerheblich zur androzentrischen Verengung der Demokratie und zur erbitterten Bekämpfung des Feminismus im Deutschen Kaiserreich bei. Die so entstandene Vorstellung von einem einheitlichen „Volkskörper“ hat laut Gundula Ludwig Auswirkungen bis in die Gegenwart, in der ein auf Konsens ausgerichtetes Demokratiemodell vorherrsche, das alles „Irrationale“ und „Partikulare“ von Vornherein ausschließe.

Während Gundula Ludwig für ihren Blick auf das 19. Jahrhundert von einer Analyse gegenwärtiger politischer Verhältnisse ausging, lieferte MATTHIAS BERG mit seinem Beitrag gewissermaßen eine Metaperspektive auf das 19. Jahrhundert, die die Historiographie dieser Epoche als einen „Sehnsuchtsort“ der deutschen Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert untersuchte. Teile der Historikerschaft, so seine These, sahen sich noch nach 1945 lebensweltlich wie auch wissenschaftlich dem Kaiserreich, das mittlerweile zu einer Metapher geworden war, verpflichtet. Dies äußerte sich nicht allein in ihrer Themenwahl, sondern auch in ihrer „Sehnsucht“ nach weniger öffentlichen und weniger pluralen wissenschaftlichen Foren, die in ihren Augen die „goldene“ Anfangsphase der Institutionalisierung des Faches ausgezeichnet hatten.

Zwar ist es als eine plakative Zuschreibung zu sehen, dass die Historiographie im Kaiserreich quasi eine „Einheit mit der nationalen Einheit“ bildete. Gleichwohl hat das 19. Jahrhundert als Ära der entstehenden Nationalstaaten bisher vor allem nationalhistoriographisches Interesse erfahren, das lange Zeit durch wirtschafts- und sozialhistorische Fragestellungen beeinflusst und vor allem auf das Kaiserreich bezogen war. Anhand der präsentierten Projekte wurde jedoch deutlich, dass gerade die Nationalstaatsbildung aus einer transnationalen Perspektive untersucht werden kann und womöglich sollte. So analysierte ULRICH PÄßLER anhand einer Verknüpfung von diskursanalytischen und akteurszentrierten Ansätzen, wie sich innerhalb transnationaler Denkkollektive der Mythos vom militaristischen Preußen zur Legitimierung politischen Handelns formierte und wandelte. Die Erkenntnis, dass der Preußendiskurs in England um die Mitte des 19. Jahrhunderts maßgeblich von deutschen Mittlern mitgestaltet wurde, bestärkte die These von einer transnational verflochtenen Nationalstaatsbildung.

Dass sich die Kulturgeschichte in besonderem Maße für eine Transfergeschichte eignet, hob CAROLINE ROTHAUGE mit ihrem Beitrag zur Pluralisierung der Zeitdimensionen „um 1900“ hervor. Ein zentrales Anliegen ihres vorgestellten Forschungsprojekts bestehe darin, den Jahrhundertwechsel nicht in erster Linie unter der Prämisse der viel zitierten Beschleunigung zu sehen, sondern im Zeichen einer starken Inkongruenz von Zeitempfindungen unter den Zeitgenossen. Der Begriff der „Amerikanisierung“, hinter dem sich nicht selten eine Faszination für einen „typisch amerikanischen“ Umgang mit Zeit verbarg, diente den Zeitgenossen als rhetorisches Mittel, um Veränderungen in ihrer Gegenwart zu benennen. Die Reflexion der Menschen über Zeit war also ebenso von ihrem Amerikabild wie durch ihre Alltagserfahrung geprägt, was auf einen hohen Grad transnationaler Verflechtungen um 1900 schließen lasse.

Auch das Projekt von FELIX MAUCH über die Hamburger Speicherstadt verdeutlichte, wie sehr die Nationalstaatsbildung in globale Prozesse eingebunden war. Wäre die Globalgeschichte ein geeigneter Ansatz, um das 19. Jahrhundert wieder stärker in den Fokus der Forschung zu rücken? Denn die 1860er-Jahre lassen sich durchaus als Beginn einer Verdichtung und Beschleunigung transnationaler/globaler Kontakte und Abhängigkeiten sehen, die gemessen an ihrer Bedeutung bislang wenig erforscht wurden. Es ist daher umso erstaunlicher, dass die Globalgeschichte auf dem Workshop mit keinem eigenen Projekt vertreten war. Globalhistorische Ansätze oder die Thematisierung der Globalisierung kamen jedoch in manchen Projekten, insbesondere in jenem zur Speicherstadt zum Vorschein. Diese „logistische Landschaft“, die, wie die Kommentatorin bemerkte, eine „verdichtete Darstellung des Zugriffs auf Raum und Zeit“ darstellten, stehen geradezu paradigmatisch für die sozio-kulturellen Wandlungsprozesse, die der sich intensivierende Welthandel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit sich brachte.

Anhand dieses Beitrags wurde ebenfalls deutlich, dass eine durch die Theorien Bruno Latours angereicherte Technikgeschichte erheblich dazu beitragen kann, dem 19. Jahrhundert, das wohl als das Jahrhundert der Industrialisierung gesehen werden kann, eine Eigenständigkeit zu verleihen. Die untersuchte Zeitspanne von 1830 bis 1950 wirft jedoch zugleich die Frage auf, wie angemessen die Rede von einem 19. bzw. „langen“ 19. Jahrhundert ist. Wären themenbezogene Periodisierungen vielleicht sinnvoller? Gibt es nicht zu viele Ungleichzeitigkeiten, um vom 19. Jahrhundert als einer Epoche zu sprechen? Oder sind es gerade diese Ungleichzeitigkeiten sowie das starke Spannungsverhältnis zwischen dem Drang nach Erneuerung verschiedener Emanzipationsbewegungen und den ebenso starken Beharrungskräften innerhalb der Gesellschaften, die das 19. Jahrhundert ausmachen? Wäre es sinnvoll und für die Forschung hilfreich, sich auf eine „Hochmoderne“ ab 1880 zu beziehen? Ein Hinweise darauf, dass das 19. Jahrhundert tendenziell eher als eine Hinführung zur Moderne des 20. Jahrhunderts gesehen wird als in seinen Kontinuitäten zur Frühen Neuzeit, ist wohl die Tatsache, dass zwar eine Vielzahl der vorgestellten Projekte weit in das 20. Jahrhundert hineinreichte, jedoch keines in das späte 18. Jahrhundert hineinragte. Von „vormodernen Überhängen“ war selten die Rede; am deutlichsten kamen sie in dem Beitrag von LEVKE HARDERS zur Sprache. Die Historikerin hat Einbürgerungs- bzw. Gleichstellungsgesuche von Migranten und Migrantinnen in nord- und westdeutschen Grenzregionen im frühen 19. Jahrhundert untersucht und festgestellt, dass der sprachliche Duktus der Schreiber frühneuzeitliche Herrschaftsverhältnisse reflektierte, die mit modernen Konzepten der Staatsbürgerschaft kaum vereinbar waren – wobei dies, so ein Einwand, auch auf tradierte Schreibformen zurückgeführt werden könnte. Womöglich lässt sich das gesteigerte Interesse an Migrationsbewegungen im 19. Jahrhundert teilweise darauf zurückführen, dass Migration und (multiple) Zugehörigkeiten Themen von tagespolitischer Brisanz sowie Merkmale postmoderner Gesellschaften sind. Die Relevanz von Levke Harders‘ Forschung zur Konstruktion von Zugehörigkeiten in europäischen Grenzregionen erwächst jedoch nicht allein daraus. Vielmehr konnte sie aufzeigen, wie durch Migration der Wandel von gesellschaftlichen Ordnungsmustern vorangetrieben wurde, wie sich im Europa des frühen 19. Jahrhunderts Vorstellungen von einer Mehrheitsgesellschaft herausbildeten und wie politische Kollektive geformt wurden. Nicht zuletzt ermöglichte der Fokus auf Migrationsprozesse ihr, den Nationalstaat als „Leitmotiv“ der Geschichte des 19. Jahrhunderts zu problematisieren und in all seinen „Unvollkommenheiten“ zu sehen.

Die vorgestellten Projekte und die daran anschließenden Diskussionen haben gezeigt, wie komplex sich nicht nur die Geschichte der Sattelzeit, sondern die des gesamten 19. Jahrhundert darstellt, wenn man sich ihr jenseits der ausgetretenen Wege auf problemorientierte Weise und nicht allein aus dem Rückblick aus der Zeitgeschichte nähert. Das 19. Jahrhundert ist keineswegs „auserzählt“, sondern bietet Raum für neue Deutungen – und sei es nicht zuletzt unter innovativer Rückbesinnung auf sozialhistorische Fragestellungen.

Konferenzübersicht:

Begrüßung
Levke Harders, Christoph Nübel

Politische Kommunikation
Moderation: Levke Harders

Ulrich Päßler (Berlin): Preußentum und Prussianism. Ein deutsch-englischer politischer Mythos (1815-1918)
Kommentar von Torsten Riotte

Theo Jung (Freiburg): Die Macht des Schweigens: Regime politischer Kommunikation im Europa des langen 19. Jahrhunderts
Kommentar von Timon de Groot

Professionalisierung
Moderation: Hedwig Richter

Timo Luks (Chemnitz / Gießen): Verhaltenslehren und soziale Distanzierung. Die Polizeigeschichte des 19. Jahrhunderts zwischen Modernisierungstheorie und Staatsbildung
Kommentar von Gundula Ludwig

Torsten Riotte (Frankfurt am Main): Risiko, Kompetenz, Haftung: Eine Gesellschaftsgeschichte individueller Verantwortung in Autoritäts- und Führungspositionen des 19. Jahrhunderts
Kommentar von Matthias Berg

Mobilität
Moderation: Matthias Berg

Levke Harders (Bielefeld): To Belong or not to Belong: Innereuropäische
Migration im 19. Jahrhundert
Kommentar von Christina Reimann

Felix Mauch (München): Logistische Landschaften. Eine Geschichte globaler Warenflussketten, 1850-1930
Kommentar von Anette Schlimm

Resilienz
Moderation: Ulrich Päßler

Christoph Nübel (Berlin): Politische Sicherheit im „age of revolutions“: England um 1830
Kommentar von Hedwig Richter

(entfallen: Amerigo Caruso (Saarbrücken): Resilienz und Vulnerabilität. Europäische Adelsfamilien in Zeiten revolutionärer Umbrüche 1760-1830
Kommentar von Ulrich Päßler)

Zeitlichkeit
Moderation: Timo Luks

Caroline Rothauge (Eichstätt-Ingolstadt): Plurale Gegenwart(en). Zeitdimensionen, deren Deutung und Ordnung im Deutschen Kaiserreich und den USA 1871-1918
Kommentar von Theo Jung

Matthias Berg (Berlin): „Die Vergangenheit ist unser einziger sicherer Besitz“. Das 19. Jahrhundert als „Sehnsuchtsort“ der deutschen Historiographie?
Kommentar von Felix Mauch

Politisierung I
Moderation: Christoph Nübel

Anette Schlimm (München): Kontingenzerfahrung in Übergangsgesellschaften. Politik und Politisierung im ländlichen Raum, ca. 1850 bis 1950
Kommentar von Amerigo Caruso

Gundula Ludwig (Wien / Berlin): Von gesunden und normalen Körpern zur richtigen Demokratie. Körperpolitiken und Demokratiediskurse in der Medizin des 19. Jahrhunderts
Kommentar von Andrea Wiegeshoff

Politisierung II
Moderation: Theo Jung

Hedwig Richter (Greifswald): Sonderwegserzählungen und die Geschichte der politischen Partizipation in Preußen
Kommentar von Caroline Rothauge

Timon de Groot (Berlin): Honour, crime and citizenship in the Wilhelmine
Empire
Kommentar von Timo Luks


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Deutsch
Sprache des Berichts