Deutsche Arbeit. Entstehung, Charakteristik, Effekte eines antisemitischen Topos

Deutsche Arbeit. Entstehung, Charakteristik, Effekte eines antisemitischen Topos

Organisatoren
Felix Axster / Nikolas Lelle, auf Einladung des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin und des Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kollegs (IGK) „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ der Humboldt-Universität zu Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.10.2016 - 07.10.2016
Url der Konferenzwebsite
Von
Kirsten Dierolf, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin

Der Workshop „Deutsche Arbeit. Entstehung, Charakteristik, Effekte eines antisemitischen Topos“ wurde von Felix Axster und Nikolas Lelle auf Einladung des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin in Kooperation mit dem Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kolleg „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ der Humboldt-Universität zu Berlin organisiert. Der Workshop ging der Frage nach, wie das Ideologem „deutsche Arbeit“ greifbar gemacht werden kann und wie antisemitische Deutungsschemata damit einhergehen. Bereits die verschiedenen Themen der Panels – Nationalsozialismus, Normativität, Genealogien und Ausblicke – verwiesen auf die Notwendigkeit einer vielschichtigen Untersuchung des Gegenstandes, um gerade seine deutsche Spezifik zu diskutieren.

ANDREAS ECKERT (IGK Berlin) unternahm in seinem Keynote-Vortrag den Versuch, Arbeit aus einer globalgeschichtlichen Perspektive zu beleuchten. Die Krise des Kapitalismus bedinge die Überwindung der eurozentristischen Sichtweise. Mithilfe der Kategorie Arbeit können so soziale und politische Konflikte global vergleichbar und somit verständlich gemacht werden. Gleichzeitig müsse es eine nationale Betrachtung dieser Kategorie geben, da gerade die Verknüpfung von Arbeit und Nation Erkenntnisse mit sich bringt, die dann wiederum globalgeschichtlich eingeordnet werden könnten. Dies machte Eckert am Beispiel Tansanias offenkundig: Die In- und Exklusion der verschiedenen sozialen Gruppen in die Nation sowie ihre Selbstdefinition verliefe über „gute“, agrarische Arbeit entgegengesetzt zu „schlechter“ nicht-agrarischer, ausbeuterischer Arbeit. So wurden insbesondere die in den Städten lebenden Inder_innen zum neuen Feindbild, was eine enge Verknüpfung von Arbeit, Nation und Rassismus verdeutlicht. Es könne so eine Linie zum antisemitischen Stereotyp des „ausbeuterischen Juden“ gezogen werden, das sich aus dem Gegensatz Arbeit und Nicht-Arbeit heraus herstellt und auch von Michael Wildt und Pina Bock aufgegriffen wurde. Eckert zeigte so in seiner einführenden Keynote, inwieweit Arbeit für rassistische, nationalistische und antisemitische Kontexte instrumentalisiert werden kann.

Daran knüpfte MICHAEL WILDT (Berlin) an, indem er sich Arbeit im Nationalsozialismus zuwendete und dabei die Aspekte der Zugehörigkeit, Ausgrenzung und Vernichtung fokussierte. Er verwies darauf, dass Hitler Arbeit dezidiert als Dienst an der „Volksgemeinschaft“ definiert habe und somit auch Frauen oder Arbeiter ideologisch mühelos darin integriert werden konnten. Arbeit funktioniere aber gleichsam als Mittel zur Ausgrenzung: Hitler definierte „deutsche Arbeit“ als Arbeit aus „sittlich-moralischem Pflichtgefühl“, wohingegen die Juden aus reiner Selbsterhaltung arbeiteten, was als „staatszersetzende“ Gefahr gebrandmarkt wurde. So könne laut Wildt Antisemitismus nicht nur über rassistische Zuschreibungen, sondern auch über die vermeintlich natürliche Unfähigkeit zur „deutschen Arbeit“ begründet werden. Die Verbindung von Antisemitismus und Arbeit gipfelte in der absoluten Radikalisierung der „Vernichtung durch Arbeit“. Wildt setzte in seinem Beitrag die Verbindung von Antisemitismus und dem nationalsozialistischen Arbeitsbegriff in einen sich bedingenden Zusammenhang und stellte somit die Zentralität der Kategorie Arbeit im Nationalsozialismus heraus.

Der Frage, welche geschlechterspezifischen Implikationen dem Topos „deutsche Arbeit“ inhärent sind, widmete sich HEIKE PANTELMANN (Berlin). Im Fokus ihres vorgestellten Dissertationsprojektes stand die Analyse der diskursiven Fabrikation der deutschen Frau im Nationalsozialismus. Sie stellte anhand verschiedener Zeitschriften dar, wie sich das Ideal der deutschen, arbeitenden Frau sowohl im Bereich der Lohnarbeit als auch der Haus- und Reproduktionsarbeit wandelte. Durch die Einbindung von Frauen in zahlreichen Organisationen wie der Deutschen Arbeitsfront oder der NS-Frauenschaft seien diese dem propagierten Ideal der Frau ausgesetzt gewesen, wobei Verschiebungen dieses Ideals in drei Phasen festzustellen seien: Zu Beginn stand die Frau als Hausfrau im Vordergrund, bis Kriegsbeginn folgte das Ideal der Frau als Erwerbstätige, die aber noch ihre „weibliche Seite“ behalten sollte bis zur Phase des Zweiten Weltkrieges, in der die Frau „ihren Mann stehen“ und eine „nützliche“ Aktivität für die Volksgemeinschaft ausführen sollte. Durchgehend wurden Frauen als hochrelevant für die Volksgemeinschaft betrachtet, was auch Michael Wildt betonte. Pantelmann stellte so die Widersprüchlichkeit in den sich wandelnden Idealen dar und betonte, dass Antisemitismus in den Quellen keine sichtbare Rolle gespielt hat, da die bereits in den Volkskörper integrierten Frauen angesprochen werden sollten.

KLAUS HOLZ (Berlin) konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Unterscheidung von „deutscher Arbeit“ und „Jüdisches Geld“ anhand einer Relektüre der Hitler-Rede „Warum sind wir Antisemiten?“ (1920). Indem Juden mit Bank- und Börsenkapital in Verbindung gebracht werden, werde auf der einen Seite ein Feindbild des „raffenden“ jüdischen Kapitals konstituiert. Auf der anderen Seite – und das erschien Holz als Leerstelle der gängigen Antisemitismustheorien –, werde eine „Wir-Gruppe“ geschaffen, die sich aus der gemeinnützigen Arbeit heraus erhalte und nicht, wie den Juden zugesprochen, aus Eigennutz. Dieses Verständnis von Arbeit diene somit der positiven, volksbildenden Selbstidentifikation als auch der Distinktion den Juden gegenüber. Holz stellte dar, dass in diesem Selbstbild Nationalismus und Antisemitismus untrennbar über die Kategorie Arbeit miteinander verzahnt seien, da, wie Holz an der Hitler-Rede nachweist, das „schaffende Volk“ die Kraft zur Nationenbildung aufgrund ihrer Fähigkeit zur Arbeit innehätte, die Juden hingegen „staatszersetzende“ Tendenzen durch die Unfähigkeit zur gemeinnützigen Arbeit. Holz stellte anknüpfend an Wildt dar, dass daneben dieses Verständnis von Arbeit ein Aufruf Hitlers zur Gegenwehr sei und beleuchtet somit die destruktiven Elemente „deutscher Arbeit“.

TORBEN MÖBIUS (Bielefeld) knüpfte inhaltlich an Klaus Holz an, indem er sich in seinem Vortrag der Arbeit für die „Volksgemeinschaft“ zuwendete und insbesondere die Bedeutung der sozialen Praxis für die Vergemeinschaftung in der NS-Betriebsgemeinschaft herausstellte. Möbius betonte, dass die Betriebsgemeinschaft innerhalb des Ordnungssystems des Nationalsozialismus einen zentralen Platz einnehme: Die strikt hierarchisch organisierte Betriebsgemeinschaft wurde als Keimzelle der Volksgemeinschaft verstanden. Durch die alltägliche soziale Praxis sollte ein Zugehörigkeitsgefühl zur „arischen“ Betriebsgemeinschaft erzeugt werden. Damit solle der reale Glaube an die Idee der Volksgemeinschaft in das Arbeiterbewusstsein eingepflanzt werden und gleichzeitig solle Arbeit vom monetären Ertrag hin zur symbolischen Anerkennung, zur Arbeit aus „sittlich-moralischem Pflichtgefühl“, abgelöst werden. Propagiert wurde diese Arbeitsvorstellung in den bedeutsamen Werkszeitungen, in denen die Praktiken der Betriebsgemeinschaft sichtbar gemacht wurden. Möbius zeigte somit anhand der Betriebsgemeinschaft auf, wie „deutsche Arbeit“ als nationales Integrationsmoment funktionierte.

Der Frage, wie die spezifische Normativität zu fassen wäre, die dem Topos „deutsche Arbeit“ eingeschrieben ist und worin dessen Wirkmächtigkeit als zentralem Element der nationalsozialistischen Weltanschauung begründet liegt, widmete sich WERNER KONITZER (Frankfurt am Main), indem er Arbeit als „dichten Begriff“ in den Fokus nahm. Zentral war die Überlegung ob es möglich sei, normative und deskriptive Gehalte sprachlicher Ausdrücke voneinander zu trennen und zwar gerade angesichts wesentlicher Begriffe der nationalsozialistischen Ideologie wie „Rasse, „Volk“ oder auch „Arbeit“. Konitzer plädierte dafür, anstelle einer positivistischen Überzeugung die Analyse nationalsozialistischer Terminologien als Analyse „dichter Begriffe“ vorzunehmen. Dieser aus der Moralphilosophie kommende Ansatz betont, dass es Begriffe gibt, deren normative und deskriptive Anteile sich nicht trennen lassen. In Bezug auf „deutsche Arbeit“ zeige sich das darin, dass diese als Arbeit aus „sittlich-moralischem Pflichtgefühl“ vorgestellt wird, und nur „Arier“ durch dieses ihnen inhärente, moralisch positiv aufgewertete Verständnis von Arbeit die Fähigkeit besäßen, moralisch richtig zu handeln. Aus dieser Idee ergaben sich Forderungen, die letztendlich in der Vernichtung der Juden gipfeln müssten, wie schon in Hitlers früher Rede zu erkennen sei.

PINA BOCK (Münster) leitete mit ihrem Vortrag die Frage nach der genealogischen Analyse der Entstehungsgeschichte und -bedingungen des Topos „deutsche Arbeit“ ein. Ausgangspunkt ihrer Untersuchung war der Wandel der Erwerbsgesellschaft im 19. Jahrhundert, von dem sich Frauen und Juden gleichermaßen positives versprachen, rückte doch die erstrebte Emanzipation als erhoffte gesellschaftliche Teilhabe in greifbare Nähe. Durch die nationale und geschlechtsspezifische Aufladung von Arbeit wurde Frauen und Juden aber das Stigma des Unproduktiven zugeschrieben. Die Ab- und Ausgrenzung verlief jedoch unterschiedlich: Frauen wurde primär ein Platz im Privaten zugewiesen, sie blieben aber Teil der Gesellschaft. Den Juden hingegen wurde von den „Ariern“ schon im frühen 19. Jahrhundert die Fähigkeit zur „deutschen Arbeit“ abgesprochen und somit auch der Platz in der Nation. „Deutsche Arbeit“, so der völkische Kanon, sei immer produktiv und schaffend mit dem obersten Ziel, eine „sittliche Tat“ zu sein. Juden seien jedoch passiv und „raffend“, nicht Teil der produktiven Sphäre. Bock schlug mit ihrem Vortrag einen gewinnbringenden Bogen auf die Genealogien dieses antimodernen Kampfbegriffs. Sie machte damit die Verzahnung von Nationalismus, Arbeit, Antisemitismus, aber auch Antifeminismus deutlich und zeigte, dass die geistigen Wurzeln der Hitler-Rede von 1920 sowie die Wurzeln ihrer moralischen Aufladung, wie Werner Konitzer aufzeigte, schon im 19. Jahrhundert zu finden waren.

Dieselbe Epoche betreffend wandte sich FELIX AXSTER (Berlin) den kolonialen Implikationen des Topos der „deutschen Arbeit“ zu. So folgte er Pina Bocks Argumentation, indem er darlegte, dass Arbeit nationalistisch aufgeladen werde, indem ein spezifisch deutscher Kolonisierungsmythos entworfen werde, der mit der Vorstellung eines spezifisch deutschen Arbeitsethos zusammenhinge. Dieses mystische Selbstbild eines „guten, deutschen Kolonisators“ ginge einher mit der moralischen Pflicht, die Kolonisierten zu erziehen, und zwar zur „richtigen Arbeit“. Doch mit Verlust der Kolonien in der Weimarer Republik bröckelte das Selbstbild des weitsichtigen, fleißigen und rechtschaffenden deutschen Kolonisators. Dies hatte zur Folge, dass vehement versucht wurde, den vermeintlich positiven Einfluss, den die deutschen Kolonisatoren auf die Arbeitsfähigkeit und Arbeitsleistung der Kolonisierten ausübten, hervorzuheben. Axster führte somit deutlich aus, in welcher Weise sich über die deutsche Kolonisationsarbeit ein spezifisches Bild der Deutschen als Kolonisatoren herausbildete, das von einem spezifischen Arbeitsethos gekennzeichnet war und wies damit auf die Verzahnung von Nationalismus, Kolonialismus und der daraus entstandenen Aufladung von Arbeit hin. Gleichzeitig warf er die Frage auf, inwieweit der koloniale Diskurs über Arbeit zur Betonung des antisemitischen Topos „deutsche Arbeit“ beigetragen hätte und plädierte dabei für eine Öffnung zwischen Antisemitismus- und Rassismusforschung.

Der Frage, welche Brüche, Transformationen und Kontinuitäten sich im Topos „deutsche Arbeit“ nach 1945 beobachten lassen, näherte sich LEONIE TREBER (Darmstadt) mit ihrem Vortrag über die zugeschriebene Heldinnentat der Trümmerräumung nach dem Zweiten Weltkrieg an. Der „Mythos Trümmerfrauen“ sei tief in der kollektiven Erinnerung der Deutschen verankert und werde oftmals in rechts-konservativen Debatten zur Überhöhung des nationalen Wiederaufbaus in Anspruch genommen. Während des Krieges sei die Räumung eine stark stigmatisierte Tätigkeit gewesen, die von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen unter Zwang ausgeführt werden musste und der Straf- und Erziehungspraxis durch Arbeit diente. Bereits während des Polenfeldzuges wurde sie dazu genutzt, die „faulen Juden“ vermeintlich „richtige Arbeit“ tätigen zu lassen, was als Praxis des otherings verstanden werden könne, welche die Tradition des Topos der „deutschen Arbeit“ und seine antisemitische Implikation abbildet. Frauen aber, so Trebers These, räumten zum einen nur einen kleinen Teil der Trümmer; auch nach Kriegsende wurden diese hauptsächlich durch Männer, technisches Großgerät und professionelle Firmen beseitigt. Zum anderen machten die wenigen Frauen dies nur in Ausnahmen freiwillig: Nach Ende des Krieges wurde die Straf- und Erziehungspraxis der Trümmerräumung von den Alliierten übernommen, sodass politisch vorbelastete Frauen und Männer zu dieser Arbeit verpflichtet wurden. Treber dekonstruierte in ihrem Vortrag den „Mythos Trümmerfrauen“ indem sie deutlich machte, dass auch diverse Fotos der scheinbar freiwillig arbeitenden Frauen zu größten Teilen nicht der Realität entsprachen, sondern einen gesamtdeutschen, fiktiven Erinnerungsort schufen und sich darin durchaus Traditionslinien „deutscher Arbeit“ wiederfinden ließen, die die Trümmerräumung zu einer gemeinnützigen, ehrenvollen, nationalen Aufgabe erheben sollten.

NIKOLAS LELLE (Berlin) konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Frage nach dem Nachleben „Deutscher Arbeit“ in der frühen Nachkriegszeit. Die inhärente Eigenschaft des Topos „deutscher Arbeit“, nämlich seine unzureichende Bestimmung, mache die Diskussion über seine Kontinuitäten und Transformationen zu einem schwer durchdringbaren Gegenstand. „Deutsche Arbeit“ sei ein Ideologem einer deutschen Tradition, die behauptet, dass es eine spezifisch deutsche Weise zu arbeiten gäbe, und die in fast allen Fällen auf einer antisemitischen Vorstellung von einer anders gearteten jüdischen Nicht- oder, um auf Felix Axster zu verweisen, Anti-Arbeit beruhe. Daran knüpfe der Nationalsozialismus an und die Frage, worin die Anknüpfung bestünde, sei Voraussetzung dafür, Kontinuitäten oder Brüche zu analysieren. Lelle schlug vor, „deutsche Arbeit“ in eine Formel zu fassen: als Dienst an der „Volksgemeinschaft“. Dies stelle den kleinsten gemeinsamen Nenner dar, auf den die nationalsozialistische Arbeitsauffassung gebracht werden könne. Am Beispiel der „Trümmerfrau“ könne man anknüpfend an Leonie Treber beobachten, dass dieser Mythos von einer Aura der Gemeinnützigkeit, des Selbstlosen und der Freiwilligkeit umgeben sei. Durch diese zugeschriebenen Attribute sei der Mythos „Trümmerfrau“ in den deutschen Erinnerungsdiskurs eingeflossen und beinhalte die Vorstellung eines Dienstes, der an die nationalsozialistische Vorstellungen eines Dienstes an der Volksgemeinschaft anschießt.

In der Abschlussdiskussion verwies STEFANIE SCHÜLER-SPRINGORUM (Berlin) auf drei verschiedene Fortsetzungsmöglichkeiten, den Topos „deutsche Arbeit“ greifbar zu machen: Zum einen könnten Vergleiche mit anderen nationalen Arbeitsethiken hilfreich sein, das spezifisch deutsche und nationalsozialistische zu erkennen. Es könne außerdem aufschlussreich sein, die Rolle der Religion, insbesondere des Christentums im Kontext von Arbeit einzubeziehen, da Max Webers Überlegungen zur protestantische Arbeitsethik mehrfach angeschnitten wurden, nie aber Fluchtpunkt der Analyse waren. Zuletzt müsse auch das widerständige Verhalten Einzelner in den Blick genommen werden, das, was nicht im Topos „deutsche Arbeit“ aufgeht. Besonders aufschlussreich war, dass in der Diskussion und in den Vorträgen mehrfach die enge Verzahnung von Arbeit und Nation bzw. Nationalismus und Antisemitismus im Mittelpunkt stand – wenngleich die Frage nach der Bestimmtheit des Unbestimmten im Topos „deutsche Arbeit“ einer Fortsetzung bedürfe, auch um die sehr fruchtbare Arbeit und den beeindruckenden Erkenntnisgewinn des Workshops auszubauen.

Konferenzübersicht:

Andreas Eckert (Internationales Geisteswissenschaftliches Kolleg „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ der Humboldt-Universität Berlin): Keynote

Michael Wildt (Humboldt-Universität zu Berlin): Arbeit im Nationalsozialismus. Zugehörigkeit, Ausgrenzung, Vernichtung

Heike Pantelmann (Freie Universität Berlin): Die „deutsche Frau“ als Humanressource im Nationalsozialismus

Klaus Holz (Evangelische Akademien in Deutschland): „Deutsche Arbeit“ und „Jüdisches Geld“

Werner Konitzer (Fritz Bauer Institut Frankfurt am Main): Arbeit als dichter Begriff

Torben Möbius (Universität Bielefeld): Arbeit für die „Volksgemeinschaft“. Die soziale Praxis der Vergemeinschaftung in der NS-Betriebsgemeinschaft

Pina Bock (Universität Münster): Über „Arbeit“ in Deutschland und „deutsche Arbeit“ im 19. Jahrhundert

Felix Axster (Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin): Koloniale Implikationen des Topos „deutsche Arbeit“

Leonie Treber (Technische Universität Darmstadt): Trümmerräumung – (k)eine Heldentat der deutschen „Trümmerfrauen“?

Nikolas Lelle (Humboldt-Universität zu Berlin): „Deutsche Arbeit“ und die frühe Nachkriegszeit