Die Zähringer – Rang und Herrschaft um 1200

Die Zähringer – Rang und Herrschaft um 1200

Organisatoren
Abteilung Landesgeschichte, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg; Alemannisches Institut Freiburg e. V.; Verein Zähringerzentrum St. Peter
Ort
St. Peter (Schwarzwald)
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.09.2016 - 17.09.2016
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Von
Benjamin Torn, Abteilung Landesgeschichte, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Die Tagung „Die Zähringer. Rang und Herrschaft um 1200“ sollte die bisherige Forschung zu diesem Adelsgeschlecht des Südwestens um neue Fragestellungen zu den politischen Kulturen des Adels und des Königtums im hohen Mittelalter erweitern. Diese von der Abteilung Landesgeschichte des Historischen Seminars der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, dem Alemannischen Institut Freiburg e. V. und dem Verein Zähringerzentrum St. Peter veranstaltete Tagung war ein Teil der Veranstaltungen zum 75jährigen Jubiläum der Abteilung Landesgeschichte, an der bereits früher zu diesem für den südwestdeutschen-schweizerischen Raum bedeutenden Adels- und Herzogsgeschlecht des Hochmittelalters, das 1218 mit dem Tod Bertolds V. ausstarb, geforscht wurde.

JÜRGEN DENDORFER (Freiburg) präsentierte zur Einführung zentrale Anliegen der Tagung: Die Zähringer und deren Erforschung sollten in einen größeren Vergleichsrahmen eingebettet werden. Nach Klärung wissenschafts- und rezeptionsgeschichtlicher Voraussetzungen (Sektion I) sollten der Herrschaftsaufbau und -ausbau (Sektion II) sowie der Rang der Zähringer um 1200 (Sektion III) im Fokus stehen, ehe abschließend das Ende des letzten Zähringers Bertolds V. und die Auseinandersetzung um dessen Erbe aus verschiedenen Perspektiven (Sektion IV) betrachtet wurden.

Zum Auftakt sichtete HEINZ KRIEG (Freiburg) die zeitgenössische Chronistik und hob hervor, dass es keine Darstellungen gibt, die speziell die Zähringer in den Fokus nehmen, sondern diese stets im Schatten anderer, etwa der Staufer und Welfen, Eingang in die Überlieferung fanden. Wenn daher in der modernen Wahrnehmung den Zähringerherzögen Erfolglosigkeit bescheinigt werde, so wirke hier beispielsweise das Verdikt Ottos von Freising über den vermeintlich leeren Herzogstitel nach. Selbst Ottos Zähringerbild sei aber nicht durchgehend abwertend, indem er seinen „Helden“ Barbarossa in didaktischer Absicht auch mit dem „Verlierer“ Herzog Bertold II. als Vorbild konfrontiere. Im Übrigen untersuchte Krieg insbesondere die verstreuten Zähringernachrichten bei Otto von St. Blasien und in den sogenannten Marbacher Annalen, die eine differenziertere Wahrnehmung der Zähringer ermöglichen.

CLEMENS JOOS (Villingen-Schwenningen) zeigte anhand der 1514 entstandenen Chronik des Freiburger Kaplans Johann Sattler den Konstruktionscharakter des späteren Zähringerbewusstseins auf. Im Vergleich mit der Berner Chronik Konrad Justingers ergab sich, dass beide Städte ein unterschiedliches Bild verbreiteten, das sich auf die jeweilige Stellung der Stadt zurückführen lässt. Das reichsstädtische Bern hob seine kommunale Identität durch die paradoxe Erzählung von dem auf seine Herrschaft verzichtenden Herrscher (Bertold V.) hervor. Das landesherrliche Freiburg hingegen adaptierte die Zähringer-Dynastie, um sich zwar als loyale, aber auch autonome Stadt unter den Habsburgern zu präsentieren.

Bisherige Ansätze der Zähringerforschung wurden von THOMAS ZOTZ (Freiburg) nachgezeichnet. Standen ab der Mitte des 18. Jahrhunderts zunächst die Zähringer als Vorfahren der Großherzöge von Baden im Sinne einer badischen Hausgeschichtsschreibung im Fokus (Johann Daniel Schöpflin, Eduard Heyck), so kam es nach 1918 zu einer Wende. Vor allem Theodor Mayers Untersuchung zum „Staat der Herzoge von Zähringen“ als frühes Beispiel für die Neue Deutsche Verfassungsgeschichte könne trotz eines problematischen ideologischen Überbaus noch bis heute Anregepotential liefern.

CLAUDIUS SIEBER-LEHMANN (Basel) widmete sich dem Schweizer Geschichtsbild der Zähringerstädte. Dabei offenbart sich eine auf Justinger zurückgehende Gegenüberstellung von „guten“ Zähringern, die die Stadt gründeten und mit Rechten und Privilegien ausstatteten, sowie den „bösen“ Habsburgern, deren direkte Herrschaft als nachteilig für die Stadt dargestellt wird, während die Kaiser und Vertreter des Reichs jedoch wiederum positiv konnotiert waren.

CASIMIR BUMILLER (Bollschweil) fragte, inwiefern die Zähringer „museumsreif“ seien und bot einen Überblick über verschiedene thematische Zugänge an, die im Fokus einer musealen Darstellung der Zähringergeschichte stehen könnten. So lasse sich im wechselhaften Verhältnis von Königsnähe und Konkurrenz wesentliche Strukturen des Reiches vermitteln, anhand der Städtepolitik und des Machtbereichs der Zähringer könnten grenzüberschreitende Identifikationen und veränderliche Räume thematisiert werden. Der zweite Teil seines Vortrags stellte verschiedene Projekte zu einer musealen Darstellung dar. Die Zähringerausstellung von 1986 war vorrangig eine „Forschungssausstellung“, die weit weniger Echo hervorrief als die neun Jahre zuvor stattgefundene Stauferausstellung.

TOBIE WALTHER (Hamburg / Freiburg) eröffnete die zweite Sektion zum Thema Herrschaft der Zähringer mit einem Vortrag über die personalen Beziehungen derselben zum Adel im Breisgau. Anhand von fünf Beispielen konnte er unterschiedliche Strategien der Zähringer gegenüber dem Breisgauer Adel aufzeigen. Konkurrenten um die Herrschaft (zum Beispiel die Grafen von Haigerloch) wurden aus dem Breisgau verdrängt. Die Grafen von Schwarzenberg und die Grafen von Nimburg verdankten ihre Stellung im Breisgau ihrer Rolle im Umfeld der Zähringer, emanzipierten sich jedoch durch eine Annäherung an die staufischen Könige. Die Herren von Üsenberg, ursprünglich im Gefolge der Basler Bischöfe zu finden, orientierten sich um 1170 neu und näherten sich den Zähringern an.

Dem Umfeld der Zähringerherzöge ging auch PETRA SKODA (Freiburg) nach. Dabei untersuchte sie dessen regionale und soziale Zusammensetzung und konnte anhand von Zeugenreihen zeigen, dass auf eine wachsende Bedeutung von Ministerialen geschlossen werden kann. Das Beispiel der Ministerialen von Roggenbach, die gegen Ende des 12. Jahrhunderts in immer bedeutenderer Stellung unter den Herzögen eine Rolle spielten, war besonders erhellend. Zum einen verlegten sie ihren Sitz in den Breisgau und zum anderen sicherten sie durch Burgen und vertragliche Absprachen mit den Herzögen deren Machtinteressen.

GERHARD LUBICH (Bochum) untersuchte die Zähringer in Bezug auf ein „Werden der Zähringer“, auf das Verhältnis einzelner Geschwister zueinander und auf das genealogische Umfeld der Zähringer. Auch wenn das Brüderpaar Bertold IV. und Rudolf politisch gemeinsam agierte, so ist dies eher den beiden Personen als einem generellen Handlungsmuster aller Geschwister zuzuschreiben. Zwar konnte eine sich von Generation zu Generation verdichtende Familie festgestellt werden, einen allgemein größeren gegenseitigen Einfluss im Bereich des politischen Handelns gab es jedoch nicht.

ARMAND BAERISWYL (Bern) fragte aus archäologischer Sicht nach der Rolle der Zähringer als Städtegründer. Anhand verschiedener Beispiele konnte er zeigen, dass es keine einfache und schon gar keine pauschale Antwort auf die Frage, ob eine Stadt gewachsen oder gegründet worden sei, gibt. Für die Zähringerstädte lassen sich keine typischen Merkmale (auch nicht das sogenannte „Zähringerkreuz“) ausmachen. Inwiefern die Herzöge oder Vertreter vor Ort auf das Aussehen der Städte einwirkten, ist ebenso eine offene Frage wie das konkrete Aussehen selbst, das nicht einfach aus jüngeren Kataster- oder Kellerplänen erschlossen werden kann.

Daran sowie an den Vortrag von Claudius Sieber-Lehmann konnte MARTINA STERCKENs (Zürich) Vortrag zu den Zähringern und Habsburgern als Städtegründer anknüpfen. Sowohl in Urkunden der Gründer als auch in der späteren Historiographie treten Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu Tage. Die Zähringer blieben als Gründer erfolgreicher Städte – teilweise sogar identitätsstiftend („Zähringerstädte) – präsenter als die territorialpolitisch erfolgreichen Habsburger.

Mit dem Rektorat Burgund untersuchte CLEMENS REGENBOGEN (Freiburg) einen „integralen Bestandteil“ der Zähringerherrschaft. Durch den Fokus auf einige Schlüsselstellen konnte er zeigen, wie sehr die Frage der Durchsetzung von Herrschaftsansprüchen und deren Bezugsräumen von verschiedenen Konfliktlagen und den jeweiligen hochdifferenzierten und konsensualen Aushandlungen verschiedener Beteiligter bestimmt wurde. Nachdem die Zähringer nach 1127 mit der kriegerischen Durchsetzung ihrer mit dem Rektorat Burgund – wobei diese Raumbezeichnung damals und im Folgenden merkwürdig diffus bleibt – verbundenen Herrschaftsansprüche gescheitert waren, kam es 1152 zu einer Übereinkunft zwischen Friedrich Barbarossa und Bertold IV. und nach weiteren Aushandlungsprozessen 1155/56 zu einem tragfähigen Interessensaugleich zwischen denselben, der es den Herzögen erlaubte zumindest im nordöstlichen Burgund, das heißt der heutigen Westschweiz, Anspruch und Wirklichkeit zu vereinen. Durch innere Widerstände und eine äußere Unabgeschlossenheit des beherrschten Gebiets blieb die Situation jedoch bis zum Ende der Zähringer 1218 offen.

Die dritte Sektion zum Rang der Zähringer wurde von JÖRG PELTZER (Heidelberg) eröffnet, der zunächst die grundlegende Frage nach einer Rangordnung europäischer Fürsten und anschließend nach den diesen Rang ausmachenden Faktoren fragte. Dabei kam er jedoch zu dem Schluss, dass eine Einordnung Bertolds V. vor allem aus strukturellen Gründen schwerfällt. Es fehlen um 1200 eine „supraregnale“ Ordnung sowie verbindende Orte der Herrschaftskommunikation, die für eine Vergleichbarkeit des Spitzenadels der unterschiedlichen europäischen Reiche sorgen.

ROBERT GRAMSCH-STEHFEST (Jena / Bochum) untersuchte mit dem Ansatz der sozialen Netzwerkanalyse das soziale Kapital Bertolds V. und das Wechselverhältnis von dessen Handeln und den zugrundeliegenden Netzwerkstrukturen. Die Zähringer spielten in den reichsweiten Netzwerken zu Beginn des 13. Jahrhunderts lediglich eine marginale Rolle. Eine reichsübergreifende Netzwerkanalyse stelle ein Desiderat dar.

TOBIAS WELLER (Bonn / Karlsruhe) betrachtete die Konnubien der Zähringer und fragte nach dem Rang der Ehepartnerinnen. Dabei lässt sich rangmäßig ein gewisser Abwärtstrend von der Königstochter Agnes von Rheinfelden über die Welfin Sophia zu niederen Verbindungen feststellen, die auf territorialpolitische Motive zurückgeführt werden können. Sowohl bezüglich ihres Handelns als auch ihrer Rolle im Selbstverständnis und der Memoria der Zähringer kommt den Gemahlinnen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine größere Bedeutung zu als den späteren Ehefrauen.

RUDOLF DENK (Freiburg) suchte nach überlieferten Belegen für ein Mäzenatentum der Zähringer als Indikatoren für eine mit anderen europäischen Fürsten vergleichbare Hofkultur. Anhand weniger Hinweise, zum Beispiel auf Bertold von Herbolzheim, der ein Alexanderepos verfasste, schloss er, dass der Hof der Zähringer zu einem der literarischen Produktionskreise des Hochmittelalters gezählt werden könne.

Siegel und Münzen als Zeichen der Repräsentation und Ausdruck des Rangs standen im Zentrum des Vortrags von MICHAEL MATZKE (Freiburg / Basel). Bezüglich der Siegel der Zähringer stellte er fest, dass diese in Form von Standbildsiegeln und Reitersiegeln denjenigen ihrer Standesgenossen entsprächen. Im Münzwesen offenbaren die Zähringer eine überraschende Zurückhaltung. Die Ausnahme bildet Freiburg, wo sich um 1200 eine der produktivsten Münzstätten der Region befand.

Der Abendvortrag von HANS W. HUBERT (Freiburg) thematisierte das Freiburger Münster. Anhand von Detailanalysen der spätromanischen Bestandteile im Vergleich mit dem ersten konradinischen Bau des 12. Jahrhunderts und einer Einbettung in überregionale Vergleichsbauten kam er zu dem Ergebnis, das der um 1200 begonnene Bau ein Bauprojekt mittlerer Größe gewesen sein dürfte. Dieses diente zum einen als Grablege des Gründers und zu dessen Rangrepräsentation und zum anderen als Pfarrkirche. Diese Doppelfunktion offenbarte sich in der von Hubert plausibel gemachten, geplanten Verlängerung des Langhauses sowie einer diese abschließende Schmuckfassade. Möglicherweise war diese als Zweiturmfassade und über dem Grab ein Vierungsturm geplant.

Die nächsten zwei Vortragenden stellten das im Freiburger Münster hängende Großkreuz („Böcklinkreuz“) in den Fokus ihrer Überlegungen. KATHARINA CHRISTA SCHÜPPEL (Leipzig / Dortmund) kam stilanalytisch zu der Datierung 1160/70. Obwohl unklar ist, wann das Kreuz ins Münster kam – zum ersten Mal dort erwähnt ist es 1588 – lässt sich stilistisch eine Einordnung in einen europäischen Kontext erkennen, der zu dem Rang und den Beziehungen Bertolds V. als möglichem Stifter passen würde.

SEBASTIAN BOCK (Freiburg) betonte hingegen, dass sich das Kreuz archivalisch nicht vor 1588 nachweisen lässt, obwohl es ausreichend Quellen zur Ausstattung des Münsters zur Zeit davor gibt. Weder im Bestand der Pfarrkirche noch als Teil einer unabhängigen Stiftung erscheint ein passendes Großkreuz. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass das Böcklinkreuz wie andere Werke auch erst im 16. Jahrhundert, als Freiburg als „Sammelbecken“ für allerlei katholische Schatzkunst fungierte, in das Münster kam.

JÜRGEN DENDORFER (Freiburg) eröffnete die vierte Sektion zum Ende der Zähringer 1218 und den damit verbundenen Aushandlungsprozessen um deren Erbe. Anstelle statischer Vorstellungen der älteren Forschung, wonach die Eigengüter dem Erbrecht, die Kirchen- und Reichsgüter dem Lehnrecht unterlagen, stellte er einen dynamischen Prozess der Aushandlung der Qualität der Besitztitel durch verschiedene Akteure. Ob Friedrich II. das Ziel des Erwerbs eines geschlossenen Territoriums im Konflikt um das Zähringer Erbe antrieb, stellte er nachdrücklich in Frage. Aus den Quellen erschließbar sind andere Vorhaben des Königs, wie die Vorbereitung des Kreuzzugs oder die Wahl seines Sohnes Heinrichs (VII.) zum König.

MATHIAS KÄLBLE (Leipzig) betrachtete den Herrschaftswechsel, den der Tod Bertolds für Freiburg bedeutete, aus der Sicht der Stadt, die nicht nur Spielball, sondern Akteur war. Die Offenheit der Situation und die Position als Streitobjekt zwischen Friedrich II. und Graf Egino von Urach ermöglichte neue Handlungsspielräume, die die Entwicklung der Kommune voranbringen konnten. Nur vor diesem Hintergrund lassen sich die im Stadtrodel von 1218 gesammelten Rechte erklären. Zugleich bietet dieses Dokument jedoch auch dem neuen Stadtherrn (Egino) die Möglichkeit zur Legitimation durch Rechtswahrung.

Anhand verschiedener Gefolgsleute stellte MICHAEL KOLINSKI (Freiburg) unterschiedliche Handlungsoptionen der Zähringerministerialen nach 1218 vor. Dabei wurde zum einen deutlich, dass entferntere Ministeriale (zum Beispiel auf der Baar) in den Quellen unterrepräsentiert sind. Darüber hinaus konnte er zeigen, dass sich die Freiburger Grafen eher auf die alten Kreise der Zähringerministerialen stützen konnten als dies den Grafen von Kyburg in Burgund gelang.

Die Grafen von Urach und ihre Herrschaftsetablierung in Freiburg und dem Breisgau standen im Zentrum des Vortrags von EVA-MARIA BUTZ (Dortmund). Für diese brachte der ungeregelte Erbfall zunächst weniger neue Handlungsspielräume als viel eher Einschränkungen durch Friedrich II., die in einer Fehde 1219 gipfelten. Nach ausgleichenden Verhandlungen deutet die Veränderung der Titel zu den „Grafen von Freiburg“ die gelungene Herrschaftssicherung an. Im Wappen, in den Namen der Familienmitglieder sowie in Darstellungen offenbart sich das lange Bewahren der Ansprüche auf das Zähringererbe.

Am Beispiel Friedrichs II. fragte KNUT GÖRICH (München) nach den Möglichkeiten königlichen Handelns. Vor dem Hintergrund einer Sozialisation in Sizilien und damit verbundenen unterschiedlichen Erwartungen kamen gerade seinen ersten Herrschaftsjahren im Reich eine besondere Bedeutung zu, in denen es galt sich die dortigen Spielregeln anzueignen. Dabei zeigt sich im Zeitraum 1212-1225 eine geglückte „Herrschaftsmigration“ Friedrichs, wobei er auf die deutschen Verhältnisse durch gute Beratung vorbereitet wurde. In diese Phase fällt auch die Auseinandersetzung um das Zähringererbe, in der der König keinen weitreichenden Plan verfolgte, wenn man von der Nichtausgabe des Herzogstitels absieht, wodurch Konflikte vermieden werden sollten. Stattdessen war der König einer von vielen Akteuren und hatte verschiedene Interessen zu berücksichtigen, allerdings kommt ihm im Gegensatz zu unbekannten Personen im Hintergrund eine günstige Überlieferungslage zu Gute.

In der Zusammenfassung durch SIGRID HIRBODIAN (Tübingen) wurde deutlich, dass verschiedene Faktoren alle vier Sektionen durchzogen. Neue Wege der Adelsforschung konnten intensiv an lokalen Beispielen bearbeitet werden. Dabei konnte die permanente Aushandlung der Sozialstruktur ebenso gezeigt werden wie die soziale Konstruktion von Zugehörigkeiten. Als ein Indikator für diese komplexen Verhältnisse kann die materielle Kultur neben Schriftzeugnisse treten. Somit erwies sich die Tagung als Beispiel für eine moderne Landesgeschichte, die interdisziplinär, quellennah und offen für aktuelle Forschungstendenzen der politischen Geschichte arbeitet.

Konferenzübersicht:

Arno Zahlauer / Sigrid Hirbodian (Tübingen) / Jürgen Dendorfer (Freiburg): Begrüßung
Jürgen Dendorfer: Wissenschaftliche Einführung

Sektion 1: Zähringer-Geschichten

Heinz Krieg (Freiburg): Die Zähringer in der Historiographie des 12./13. Jahrhunderts
Clemens Joos (Villingen-Schwenningen): Chronistik des 15./16. Jahrhunderts. Die Sattler-Chronik
Thomas Zotz (Freiburg): Von Badischer Hausgeschichte zur Neuen Deutschen Verfassungsgeschichte. Ansätze der Zähringerforschung im 19. und 20. Jahrhundert
Claudius Sieber-Lehmann (Basel): ,Gute‘ Zähringer – ,Böse‘ Habsburger. Zähringer im Schweizer Geschichtsbild
Casimir Bumiller (Bollschweil): Zähringer museumsreif? Von der Zähringerausstellung 1986 bis zum ‚Haus der Zähringer‘

Sektion 2: ,Herrschaft‘ zwischen personalen Bindungen und Raum (um 1200)

Tobie Walther (Hamburg / Freiburg): Die Zähringer und die Anderen. Beziehungen zum Adel im Breisgau
Petra Skoda (Freiburg): Herrschaft und Gefolgschaft
Gerhard Lubich (Bochum): Die Zähringer. Geschlecht, Familie und Verwandtschaft
Hans-Otto Mühleisen (Freiburg / Augsburg): Die Zähringertraditionen. Führung durch Kirche und Kloster
Armand Baeriswyl (Bern): ‚Zähringerstädte‘. Ein städtebaulicher Mythos unter der Lupe der Archäologie
Martina Stercken (Zürich): ‚Städtegründer‘. Zähringer und Habsburger im Vergleich
Clemens Regenbogen (Freiburg): Das burgundische Rektorat. Anspruch und Wirklichkeit

Sektion 3: Der Rang der Zähringer um 1200 im reichsfürstlichen Kontext

Jörg Peltzer (Heidelberg): Europäische Dimensionen. Der Rang Bertolds V. im Vergleich
Robert Gramsch-Stehfest (Jena / Bochum): Die Zähringer im Netzwerk der Reichsfürsten
Tobias Weller (Bonn / Karlsruhe): Die Frauen der Zähringer. Konnubium und Rang
Rudolf Denk (Freiburg): Höfische Dichtung im Umkreis der Zähringer? Clementia von Zähringen als Mäzenin
Michael Matzke (Freiburg / Basel): Siegel und Münzen der Zähringer
Hans W. Hubert (Freiburg): Das Münster Bertolds V. im überregionalen Vergleich
Katharina Christa Schüppel (Leipzig / Dortmund): Göttlicher Glanz und heiliger Ort: Das Böcklinkreuz im Freiburger Münster als zähringische Erinnerungsstiftung
Sebastian Bock (Freiburg): Zum Freiburger Böcklinkreuz

Sektion 4: Das Jahr 1218 – Aushandlungsprozesse und Akteure

Jürgen Dendorfer (Freiburg): Erbrecht, Lehnrecht, Konsens der Fürsten. Der zähringische Erbfall und die Etablierung neuer normativer Ordnungen um 1200
Mathias Kälble (Leipzig): Die Freiburger Bürgerschaft und das Jahr 1218
Michael Kolinski (Freiburg): Die zähringische Minsterialität und der Umbruch von 1218
Eva Maria Butz (Dortmund): Die Grafen von Urach
Knut Görich (München): Friedrich II. und das Reich im Jahr 1218. Königliches Handeln zwischen Planung, Erwartungen und Zufällen

Sigrid Hirbodian (Tübingen): Zusammenfassung


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