Passages from Antiquity to the Middle Ages II: Aging, Old Age and Death

Passages from Antiquity to the Middle Ages II: Aging, Old Age and Death

Organisatoren
Research Project: "Hoping for Continuity, Facing Oblivion. Childhood, education and death in Antiquity and Middle Ages"; Department of History (University of Tampere); Finnish Historical Society; Classical Association of Finland
Ort
Tampere
Land
Finland
Vom - Bis
19.08.2005 - 21.08.2005
Von
Ennio Bauer und Christian Kuhn, GK 'Generationenbewusstsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter' Univ. Bamberg

Die anzuzeigende Tagung Aging, Old Age and Death (http://www.uta.fi/laitokset/historia/cedam/f_activities.htm) am Institut für allgemeine Geschichte der Universität Tampere (19-21.8.2005) vertiefte den dortigen historisch-anthropologischen Schwerpunkt. Sie war Teil einer Reihe von Tagungen, die unter dem Titel Passages Übergänge, Kontinuitäten und Brüche zwischen Antike und Mittelalter verdeutlichen will. Diesmal wurde die Frage nach Lebensaltern, also nach dem ‚life-cycle' in Antike und Mittelalter an den kulturgeschichtlichen Forschungsstand herangeführt; dabei wurden vielfach erhellende Neubewertungen gewonnen.

Gemeinsame Themenschwerpunkte waren 1) das hohe Alter, 2) der Tod und jeweils deren gesellschaftliche Wahrnehmung und Repräsentation, 3) die Frage nach altersbezogener Identität und, in methodologischer Hinsicht, auch 4) epochenübergreifend Interpretationsprobleme der vorliegenden Quellen. Wie also bereits im Titel Passages from Antiquity to the Middle Ages benannt, sollten Momente von Kontinuität der Epochen herausgearbeitet und zusätzlich auch Anknüpfungspunkte zwischen den epochal getrennten Disziplinen aufgezeigt werden. Diesen Intentionen entsprechend sollen die im Folgenden genannten systematischen Gesichtspunkte die Ergebnisse zusammenfassen, wobei hier einige besonders kontrovers diskutierte Referate zugunsten der thematischen Hauptlinien ausgespart bleiben.

1) Alter

Das hohe Alter als Gegenstand der Forschung hat nach einer langen Phase der Vernachlässigung mittlerweile Konjunktur, besonders in der Alten Geschichte. Auf dieser Tagung erwies es sich als fruchtbarer Untersuchungsgegenstand mit mannigfaltigen Aspekten, zunächst besonders hinsichtlich der historischen Demographie.

Die Demographie antiker und mittelalterlicher Gesellschaften allgemein, im speziellen Fall dieser Tagung insbesondere die Untersuchung des hohen Alters mit statistischen Mitteln, erschien auf Grund der Quellenlage und ihrer Interpretation als problembehaftet. Mary Harlow (Birmingham) zeigte dies prinzipiell, Marjatta Nielsen (Copenhagen) vertieft am Beispiel der Etrusker. Die beiden gemeinsame Quellensorte der Grabinschriften, scheinbar so handgreiflich und augenscheinlich, legt weniger demographische Fakten offen; vielmehr lässt sie Haltungen gegenüber dem Alter sowie familiale Verpflichtungen und Werte erkennen. Grabinschriften sind somit immer als Formen von Repräsentation zu interpretieren. Dieses Beispiel bezeugt die Ambivalenz des Themas "Alter" in heuristischer, real-demographischer und kultureller Hinsicht.

Bevor Historiker Aussagen über das scheinbar so eindeutig biographisch bestimmbare Alter im Mittelalter oder in der Antike treffen können, müssen sie immer ein Kriterium zur Definition von Alter auswählen. Harlow argumentierte gegen eine breite Strömung von quantitativ und statistisch ausgerichteten Ansätzen in der historischen Demographie, die somit unter Rechtfertigungsdruck geraten, fehlen doch einerseits geeignete Quellen, existieren andererseits verschiedene Altersbegriffe. Diese Ambivalenz des Alters zeigte sich in der Politik besonders bei Fragen der politischen Partizipation und somit im Rahmen von Institutionen (Ennio Bauer/Bamberg), aber auch bereits im sozialen Umfeld der mittelalterlichen Stadt, wo nach Katalin Szende (Budapest) beim Verteilungsstreit von Alterssicherungsmitteln Männer und Frauen verschiedener Alter ihre Ansprüche geltend zu machen versuchten. Auch bestimmte soziale Gruppen waren von einem spezifischen Umgang mit den ihnen zugehörigen Alten geprägt, wie an Hand der Memorialkultur städtischer Eliten in Italien, Ungarn und in deutschen Reichsstädten dargestellt wurde (Nirit Debby/Haifa, Judith Majorossy/Budapest, Christian Kuhn/Bamberg). Materiell sichtbare und sozial wirksame Stiftungen zeigen spezifische Wirkungsabsichten alter Stadtbürger, aber zusätzlich auch die Weise, in der die verstorbenen Alten als Vorgänger der folgenden Generation erinnert wurden. Das Alter präsentiert sich als ein vielfältiges Phänomen, so dass vorgefasste Definitionen das Thema einschränken würden.

Auch die äußere Bewertung des hohen Alters war nicht durchgehend klischeehaft, so der Althistoriker Maurizio Bettini (Siena) in seiner Zusammenfassung der Ergebnisse der Konferenz. Er machte besonders auf die Ambivalenz des Altersbegriffes aufmerksam, die sich aus den verschiedenen Vorträgen erkennen ließ. Einerseits war Altern und das Alter eine Zeit des Verlustes, sei es von Selbständigkeit, sei es von Macht. Dies wurde nicht nur von den Alten selbst empfunden, sondern auch von den Jüngeren so gesehen; beide ‚Seiten' suchten daher nach Strategien um diese Unzulänglichkeiten des Alters zu bewältigen.

So argumentierte Marja-Leena Hänninen (Helsinki) am Beispiel von Ciceros Cato Maior de senectute, antikes Denken sei emphatisch auf politische Partizipation weiser Alter gerichtet gewesen. Zu diesem Zweck seien die Nachteile des Alters entkräftet worden. Entgegengesetzte Assoziationen gehen aus den Briefstellen hervor, die Owen Hodkinson (Oxford) in einem bemerkenswerten Katalog präsentierte. Die Selbstdarstellung alter Männer in der spätklassischen Briefliteratur scheint eher einen Rückzug aus dem politischen Leben vorzuschlagen. Demnach scheinen Briefe geradezu ein Medium des hohen Alters gewesen zu sein. In sozialgeschichtlicher Perspektive auf die mittelalterliche Stadt zeigte sich Vergleichbares, trafen doch die Bürger nachhaltige und gewissermaßen selbsttragende testamentarische Vorkehrungen, damit sie selbst im Alter (von jüngeren Generationen) versorgt wurden, wie Szende an ungarischen Beispielen von Stadtbürgern und Kirsi Salonen (Tampere) für den Fall der Altersversorgung von Priestern zeigte.

Alte waren jedoch nicht nur ökonomisch bedroht, sondern zusätzlich auch von Formen doppelter Marginalisierung betroffen, wie der in der Altersforschung besonders ausgewiesene Althistoriker Tim Parkin (Brisbane) vor dem Hintergrund des Sprichworts vom Alter als zweiter Kindheit erläuterte. Demnach sei, im Gegensatz zu unserer Zeit, in der Antike das Alter nur in einem negativen Sinne als eine zweite Kindheit aufgefasst worden. Diese Randstellung des Alters in der Gesellschaft wurde von Bauer und Hanna-Leena Sainio (Tampere) relativiert. Alte konnten Macht erlangen und Einfluss ausüben, anerkannte Mitglieder der Gesellschaft sein, beispielsweise in den Gerousiae, den Ältestenräten griechischer Poleis (Bauer), ebenso vor Gericht und bei Kanonisierungsprozessen des Spätmittelalters (Sainio). Hier wurden alte Männer als Zeugen berufen, weil sie den Ereignissen am nähesten zu stehen schienen, ohne sie jedoch auch selbst erlebt zu haben; aus dieser Zuschreibung von Wissen leitete Sainio ein wertendes Altersbild ab.

Jedoch scheinen diese Möglichkeiten nur den gehobenen Schichten der Gesellschaft vorbehalten geblieben zu sein, so ließe sich ein Zwischenergebnis der anhaltenden Diskussion formulieren. Diese Ausnahmebeispiele belegen jedoch, dass Altsein auch in der Vergangenheit sozial konstruiert war, und dass diese Konstruktion vom gesellschaftlichen Status der biographisch Gealterten abhing.

2) Tod

Neben den Alten standen in Tampere besonders auch die Toten, seien es jung oder alt Verstorbene, im Fokus des Interesses. Das Mittelalter betrachtete auch Tote als rechtlich vollwertige Mitglieder der Gesellschaft.1 Auf dieser Grundlage wurde politische, private und gemeinschaftliche Totenerinnerung ein Schwerpunkt der Tagung. An Hand der städtischen Gedächtniskultur, literarischer Erinnerungsformen sowie deren Uminterpretation und Neubewertung wurde untersucht, wie die Anwesenheit der Toten, der schlechthin Abwesenden, im städtischen Raum oder der politischen Öffentlichkeit dargestellt wurde. Offenbar war die Gestaltung des eigenen Andenkens durch Stiftungen und Grabdenkmäler ein ganz wesentlicher Bestandteil letztwilliger Verfügungen, wie Debby und Gaffuri an italienischen Beispielen zeigten, wobei Debby auch weniger bekannte Fälle untersuchte und diese ins Verhältnis mit Stifterwappen an der Giebelfront von Santa Maria Novella in Florenz setzte.

Auch der tote Körper selbst stand häufig im Mittelpunkt von Testamenten und wurde als Erinnerungsobjekt etwa im mittelalterlichen Pressburg inszeniert, wie Majorossy an testamentarischen Forderungen von Graborten zeigte. Beispiele bei Debby, Gaffuri und Kuhn belegten ebenfalls, dass die Aufbahrung und Herrichtung des Leichnams in hohem Maße testamentarisch festgelegt waren. Über das Sterben und den toten Körper existieren im Mittelalter ausführliche medizinhistorische Überlegungen, als Lösungen des damals wahrgenommenen Problems der Bestimmung des anzunehmenden Zeitpunkts des Todes. Nach Iona McCleery (Edinburgh) musste der durch Krankheiten oder Alter verursachte Tod vorhersagbar sein, damit Sterbende rechtzeitig seelsorgerlich darauf vorbereitet werden konnten.

Zahlreiche Vorträge über die städtische Renaissancekultur beschäftigten sich denn auch mit Wirkungsabsichten und Repräsentationsvorkehrungen in bürgerlichen Testamenten (Debby, Gaffuri, Szende). Diese Erinnerungspraxis wurde jedoch zusätzlich uminterpretiert, indem sie in die Geschichtsschreibung der Stadt oder einer Familie aufgenommen wurde, beispielsweise besonders frühe Stiftungen oder katholische Stiftungen nach dem kulturellen Schock der Reformation. So blieben auch die frommen Stiftungen der Nürnberger Familie Tucher für die Geschichte der Familie auch nach 1517 wichtig, jedoch mussten sie für die historiographische Instrumentalisierung zu Gunsten des familiären Netzwerkes nach der Reformation zwangsläufig neu kontextualisiert werden (Kuhn).

Die Sorge Einzelner um ihr Andenken ist sehr wahrscheinlich ein generelles, anthropologisch konstantes Phänomen, dennoch ist die Quellenbasis dazu geographisch und sozial keineswegs ausgewogen. Insbesondere die Konzentration solcher Befunde im städtischen Raum und auf Führungsschichten führte zur kritischen Reflexion der Ergebnisse: In seiner Zusammenfassung der Konferenz problematisierte der Mediävist Michael Goodich (Haifa) die allen Untersuchungen zu Grunde liegenden Quellenüberlieferungschancen, so dass historische Erkenntnis durch eine unhintergehbare Vorauswahl des Materials, nämlich städtischer Eliten, prädeterminiert sei. Sogar beste Überlieferungssituationen seien immer lückenhaft, erinnerte er an Esch anknüpfend, vor allem aber auf bestimmte soziale Gruppen beschränkt. Vor diesem Hintergrund seien beide Epochen als ‚quellenarm' einzustufen, ein Kennzeichen, das quellenkritische Überlegungen in besonderem Maße verlange.

Die Diskussion des Todes konnte dennoch an gegenwärtige Hauptinteressen in der Geschichtswissenschaft anknüpfen und zu neuen Erkenntnissen gelangen: Neben generationenwechselbezogenen Familienstrategien im Miteinander von Jung und Alt kam vor allem die politische Instrumentalisierung von Toten besondere Bedeutung zu. So untersuchte Bettini, wie mit Hilfe von Mimen, die den verstorbenen Römer schauspielerisch darstellten, die abwesenden Toten weiterhin Teil ihrer Familie (oder der politischen oder sozialen Gruppe) bleiben konnten. Auf diese Weise sollte der plötzliche ‚Personalverlust' durch den Tod eines Familienmitglieds gemildert werden.

In einem größeren politischen Kontext argumentierte Nele Maes (Leuven), dass Beerdigungsrituale in Sukzessionssituationen von nachfolgenden Herrschern im Byzantinischen Reich des 11. und 12. Jahrhunderts missbraucht werden konnten. Der Tod byzantinischer Herrscher wurde beim Neuanfang politisch uminterpretiert, so dass diese Unterbrechung die dynastische Kontinuität nicht gefährdete. Nach Maes handelte es sich bei Bestattungen daher um besondere Repräsentationsformen, wurde doch auch hier die allgemein menschliche Endlichkeit des Lebens nicht in dieser Elementarität als Ende und Trauer betrachtet, sondern in funktionalen gesellschaftlichen Ausformungen untersucht.

Dies zeigte ebenfalls Goodich exemplarisch am Tod von mittelalterlichen Heiligen. Heiligenviten stellen den Ablauf des Geschehens nicht dar, ohne das Sterben deutlich topisch zu überformen, und somit der Geschichte und dem Rezipienten ein bestimmtes Bild aufzuzwingen. Wie hier die Heiligen, sind Tote stets Abwesende, die erst in gesellschaftlich konstruierter Erscheinung von den jüngeren Generationen anwesend gemacht werden. Auch dieses Beispiel macht deutlich, dass eher statische Faktoren wie die Lebensalter und die damit verbundene soziale Stellung vielmehr auf der Ebene von Wahrnehmungsmustern interpretiert werden müssen. Man erkennt zudem wie verlockend und gefährlich eine vorgefasste Übertragung und Unterstellung von heutigen (und somit manchmal als absolut angenommenen) Konzeptionen auf die antike und mittelalterliche Vergangenheit sein kann.

3) Generationenbewusstsein

Die Fragestellung der Konferenz lässt sich 3) auf einer übergreifenden, systematischen Ebene zusammenfassen als auf altersbezogene Identitäten gerichtet. Im Mittelpunkt standen im Grunde immer Fragen nach Identitätswechseln und Identitätskonflikten, und weniger eine essentialistische ‚Erhebung' von Daten zu antiken und mittelalterlichen Lebensabschnitten. Anders gesagt handelte es sich vielfach um spezifische Ausprägungen von Generationenbewusstsein, die sich gerade erst dann zeigten, wenn sie (etwa bei der Altersversorgung) in Konflikt gerieten.

Ein durchgehendes generationengeschichtliches Vorgehen wäre somit sicher nützlich gewesen, hätte die Konzentration auf Generationenbewusstsein doch einer quantitativen und essentialistischen Überbeanspruchung der Quellen von vornherein vorgebeugt und eine angemessene Interpretation auf der Ebene einerseits von Repräsentation, und andererseits von Wahrnehmung der Lebensrealität ermöglicht.

4) Quellen

Die sehr unterschiedlichen Quellengattungen, die in den einzelnen Vorträgen herangezogen wurden, zeugten 4) deutlich und durchgehend vom Einfluss religiöser, politischer, sozialer und familiärer Diskurse. Diese Prägung zeigte sich in Akten zu Kanonisierungsprozessen, in Testamenten, aber auch in materiellen Quellen wie der inneren Ausstattung von Kirchen.

Insgesamt deutete sich auch bei der Auswahl der Quellen bei den meisten Referenten eine Offenheit gegenüber nichttextlichen Quellen an: Historiker der Antike und des Mittelalters scheinen sich an vergleichbaren Interpretationsproblemen, nämlich an materieller Kultur, zu reiben. Zunächst erschien daher die Einbeziehung materieller Kultur und realer Gegenstände bei kulturgeschichtlichen Fragestellungen als ein epochenübergreifender Schwerpunkt. Zwar sind die Unterschiede der Überlieferungslage und der Überlieferungsformen nicht zu unterschätzen, reichen sie doch von noch heute öffentlich sichtbaren Kanzeln in Florentiner Kirchen bis zu archäologisch gewonnenen Vermutungen von teilweise fraglicher Plausibilität, auf Grundlage von Tonscherben oder Pergamentresten. Dennoch schien Übereinstimmung zu herrschen über die Erkenntnismöglichkeiten, die Historiker Gegenständen und Bildquellen im Zusammenhang mit Textquellen zu entlocken vermögen, wie Jill Bradley (Nijmegen) an frühmittelalterlichen Beispielen von Todesdarstellungen demonstrierte. Diese Offenheit ist wohl ein wichtiger Fortschritt gegenüber der in Deutschland erst 1992 von Wohlfeil begonnenen Debatte um den Nutzen von Bildquellen. Die Anlage des Tagungsprogramms hat dazu durch die epochen- und disziplinengemischten Sektionen beigetragen.

Die wohl eher traditionellen, textlichen Quellen nahmen dennoch eine prominente Stellung während der Tagung ein. So interpretierte Hodkinson Brieftexte als Ausdruck von Alterswahrnehmungen, wenn auch im Rahmen einer von ihm als direkt angenommenen Kommunikation; er verdeutlichte jedoch auch die Interpretationsprobleme, die für die nur scheinbar unmittelbar überlieferte briefliche Kommunikation tatsächlich bestehen. Auch als stilisierte Artefakte jedoch, und somit keinesfalls als Überreste, verleihen Briefe bestimmten Altersbildern Ausdruck, erhalten Briefe einen hohen Quellenwert für den in einer Gruppe herrschenden Altersdiskurs.

Aber auch bisher von Historikern weniger beachtete Quellensorten wie Sprichwörter und Stereotype, Quellensorten mithin, deren Vergesellschaftung und gesellschaftlicher Ort sich kaum genau bestimmen lässt, wurden, so durch Parkin, mit Gewinn ausgewertet für Überlieferungszusammenhänge, die auf die beständige Neuinterpretationen kontinuierlicher menschlicher Erfahrungsgegenstände, etwa des hohen Alters, hindeuteten. In der Forschung vielfach diskutierten Texten konnte, unter der besonderen Perspektive des Alters oder des Todes gelesen, viel Neues entlockt werden. Dies war von der Altersforschung gefordert worden. 2 Amerises Hieronymuslektüre zielte auf eine solche Neubewertung ab.

Insgesamt mag der Blick auch auf andere Lebensphasen der ersten Passages-Konferenz, Childhood, Education and Death, vorbehalten gewesen sein, deren Beiträge in Auswahl in einem gemeinsamen Sammelband Hoping for Continuity. Childhood, Education and Commemoration in Antiquity and Middle Ages voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheinen werden. Dennoch wären kontrastive Hinweise auf die Bewertung anderer Lebensalter sicherlich nützlich gewesen, um den im Grunde generationengeschichtlichen Ansatz der Tagung nicht einseitig an Hand von Altersbildern darzustellen. Fragen wie diese könnten auf der für 2007 geplanten Fortsetzung des in Finnland beheimateten, internationalen Forschungsprojektes noch weiter entwickelt werden. Die Schwerpunktsetzung der diesjährigen Konferenz, an der neben ausgewiesenen Forschern aus ganz Europa, USA und Australien auch zahlreiche Doktoranden teilnahmen, erwies sich jedoch als anregend und produktiv.

Anmerkungen:
1 Oexle, Otto Gerhard, Die Gegenwart der Toten, in: Hermann Braet - Werner Verbeke (Hgg.), Death in the Middle Ages, Leuwen 1983 (Mediaevalia Lovaniensia, Series I, Studia 9), 19-77.
2 Brandt, Hartwin, De senectute oder: Alt sein in historischer Perspektive, GWU 55, 2004, 521-529.

http://www.uta.fi/laitokset/historia/cedam/f_activities.htm