Memory as a Dialogue? History for Young People

Memory as a Dialogue? History for Young People

Organisatoren
Nina Frieß / Félix Krawatzek, Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) Berlin
Ort
Berlin (digital)
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.09.2020 - 11.09.2020
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Von
Nina Weller, Osteuropäische Kulturen, Europa-Universität Viadrina

Geschichtsbilder sind grundlegende Elemente für die Konstruktion kollektiver Identitäten. Dass eine gezielte Ausrichtung historischer Erzählungen auf die Jugend länder- und epochenübergreifend gerade aufgrund ihres Potentials zur Beeinflussung der politischen und sozialen Vorstellungen besondere Betrachtung verdient, war Ausgangspunkt des diaölogisch-interdisziplinär und transnational vergleichend ausgerichteten Workshops.

Den Einstieg ins erste, Belarus und der Ukraine gewidmete Panel machte FÉLIX KRAWATZEK (Berlin) mit einem Vergleich zwischen der staatlich vermittelten Geschichtsinterpretation in Belarus und dem unter Jugendlichen verbreiteten historischen Wissen. Die Bemühungen des autoritären belarussischen Regimes zielten in den letzten Jahren darauf ab, sowohl eine historische Vision des Landes zu festigen, die den Zweiten Weltkrieg als zentrales, identitätsstiftendes Ereignis der sowjetischen Geschichte im Fokus hat, als auch historische Perioden einer spezifisch nationalen belarussischen Geschichte für junge Menschen attraktiv zu machen. Sowohl die Auswertung der von Krawatzek getätigten Umfragen als auch die von NINA WELLER (Frankfurt/Oder) vorgestellte Geschichtsvermittlung in populärkulturellen Formaten zeigten, dass sich der historische Blick junger Menschen kaum mit den sowjetisierten oder nationalisierenden historischen Erzählungen deckt, die die politischen Eliten der Bevölkerung vermitteln wollen. Mediale Artefakte wie Comics oder Videoclips fördern eher die Verwurzelung einer belarussischen Identität im belarussisch-polnisch-litauischen (nicht russisch-sowjetischen) Kontext, wie Weller darlegte. Auch in der ukrainischen Kinderliteratur ist ein Aufbrechen des tradierten heroisierten Kriegsmythos und eine Ausdifferenzierung nationalisierter Geschichtsnarrative im Kontext postkolonialer Erinnerungskonkurrenzen zu beobachten, wie MARYNA VARDANIAN (Kryvyi Rih) darlegte. In Kinderbüchern von Autoren der Diaspora identifizierte sie eine Überlagerung von sowjetischen und antisowjetischen Modellen der Kriegsgeschichte als divergente Bausteine nationaler Identitätsfindung. Vardanians Überlegungen zur Umschreibung des ukrainischen kollektiven Gedächtnisses des Zweiten Weltkriegs in Kinderbüchern bilden eine wichtige Vergleichsfolie zu patriotisierten Formaten für Kinder und Jugendliche in den postsowjetischen Nachbarländern.

In den Beiträgen des zweiten Panels bestätigte sich die bereits einleitend zum Workshop formulierte Hypothese, dass gerade das Genre Kinder- und Jugendliteratur zur Einführung alternativer historischer Narrative genutzt wird. KAROLINE THAIDIGSMANN (Heidelberg) ging am Beispiel von Władysław Bełzas Katechismus des polnischen Kindes auf die ambivalente Fortschreibung polnischer literarischer Patriotisierungsnarrative ein. War das Gedicht in den 1990er Jahren Generationen von Kindern in der Schule als Vorlage für patriotisches Verhalten und die Identifikation mit der polnischen Nation vorgelegt worden, so versuchten jüngere Werke die dem Text eingeschriebene nationalistische Indoktrination zu untergraben, um einen neuen Patriotismus für das 21. Jahrhundert zu vermitteln. Diese Versuche, so Thaidigsmann, waren aber insofern erfolglos, als darin die Dekonstruktion der literarischen Tradition à la Bełza, letztlich ungewollt, in deren Rekonstruktion überging. Am russischen Beispiel verdeutlichte NINA FRIESS (Berlin) eine eindeutigere Opposition zwischen offiziell geschichtsdidaktischen Maßnahmen und der literarischen Reaktion darauf: Die Literatur habe zwar in Russland ihre Funktion als staats- und gesellschaftskritisches Leitmedium verloren, doch werde die von offiziell-staatlicher Seite derzeit massiv betriebene historisch-patriotische Erziehung junger Menschen gerade im Medium der Kinder- und Jugendliteratur einfallsreich unterlaufen. Wie deutlich dagegen eine Patriotisierung der Erinnerung, insbesondere im Stil einer militärhistorischen Emotionalisierung für die russischen Heldentaten im „Großen Vaterländischen Krieg“, seit den 2000er Jahren vorangetrieben wird, zeigte JADE McGLYNN (Oxford). Sie diskutierte an detailliertem Bildmaterial, wie die 2012 von Putin geforderte Schaffung „lebendiger Formen des Patriotismus“ darauf abzielt, junge Menschen nicht nur mit der russischen Geschichte vertraut zu machen, sondern sie über Militärgeschichtslager oder auf Militärgeschichtsreisen an eine ideologische Deutung des Siegs als greifbare Erfahrung heranzuführen.

Der Doppelbeitrag von HANA CERVINKOVA (Maynooth) und BETH RUBIN (New Jersey) im Panel zu Rasse und Geschichte lenkte den Blick auf den polnischen und US-amerikanischen Geschichtsunterricht. Sie hoben die strukturellen Parallelen im didaktischen Umgang mit Themen hervor, die – wie die Sklaverei in den USA und der Holocaust in Polen – im Kanon der Schulbücher fehlen, jedoch in familiärer Erinnerung fortleben. Die Gewalt des diskursiven Schweigens im Geschichtsunterricht, so ihre auch auf andere Länder übertragbare These, resultiere aus den Konstruktionen nationaler Geschichte, in denen koloniale Machtstrukturen fortleben und ein Verständnis für historische und gegenwärtige Ungerechtigkeit verhindern.

Dass geschichtspolitische Kampagnen für die Jugend im Kontext aktueller „memory wars“ in Osteuropa ihre Wurzeln bereits in den 1990er Jahren haben, wurde im vierten Panel mit dem Schwerpunkt auf Russland deutlich. ALLYSON EDWARDS (Wales) zeigte auf, dass sowohl die Militarisierung als auch die patriotische Einschwörung der Jugend auf die Siegesgeschichte der Roten Armee bereits unter Boris Jelzin begann. Den Ritualen der Siegesfeiern liegt Edwards zufolge seit der Jelzin-Ära eine transgenerationale Opferlogik zugrunde: Im Zelebrieren des Siegesgedenkens soll die Jugend den Heldentaten der Veteranen die Ehre erweisen und damit stellvertretend die gesellschaftliche Schuld gegenüber den Vaterlandshelden abtragen. ROBERTO RABBIA (London) lenkte den Blick auf die Erinnerung an die 1990er Jahre selbst und nicht auf die in diesen Jahren geschaffenen erinnerungskulturellen Grundlagen. So betrachtete er die heutigen Konstruktionen von (Gegen-)Erinnerungen an die 1990er Jahre und fragte nach den Gründen für die Vereinnahmung der Jugend in der überaus kontroversen Bewertung dieses Jahrzehnts. Einerseits werden die „wilden 1990er“ in Russland aus heutiger Sicht als Zeit nie dagewesener Freiheit idealisiert, an derart „liberalen“ Deutungen stoßen sich andererseits kremlnahe Positionen, die in der Jelzin-Ära die Wurzel eines tiefgreifenden Werteverfalls sehen.

Die heterogene Erinnerungskultur Spaniens stand im Fokus des fünften Panels. Als Thema der geschichtsvermittelnden Kinderliteratur par excellence machten BEGOÑA REGUEIRO und PILAR GARCÍA CARCEDO (beide Madrid) den Spanischen Bürgerkrieg aus und erörterten die Verschiebungen in den Erzählungen darüber. Diese reichen von der Einführung neuer, zuvor wenig kanonisierter Topoi wie Gewalt an bzw. unter Minderheitengruppen jenseits tradierter spanischer Majoritätsnarrative in den 1980er und 1990er Jahren bis hin zu einer Erweiterung der Sujets um pazifistische, antimilitaristische Themen in den 2000er Jahren. Eine Pluralisierung der Kinderliteratur über den Krieg habe verkrustete Opfer-Täter-Dichotomien zwar aufgebrochen und gezeigt, dass es letztlich nur Verlierer im Krieg gibt, gleichwohl sei auch diese Literatur zu einer nationalistischen Waffe geworden, mit der die katalanischen, baskischen oder galizischen Identitäten gegen die „anderen“, in diesem Fall das spanische Volk, aufgewertet werden. Ein Aufbrechen alter Täter-Opfer-Dichotomien stellte auch PAULA O’DONOHOE VILLOTA (Madrid) fest. Neben dem Spanischen Bürgerkrieg hob sie die Franko-Diktatur und den Übergang zur Demokratie nach dem Tod des Diktators als zentrale Themen der generationsübergreifenden Erzählungen hervor. Ihre Analysen von Interviews mit jüngeren Menschen ergaben, dass zwar die Familie der primäre Kontext der historischen Sozialisierung bleibt, dass aber der Bruch zwischen der Erfahrungsgeneration der Franko-Diktatur und den demokratisierten Nachgeborenen und ihren unterschiedlichen Bewertungskategorien der historischen Ereignisse weder vom medialen noch vom schulischen System historischer Bildung adäquat aufgefangen wird.

Die Beiträge des sechsten Panels umkreisten die mediale Bearbeitung des Verhältnisses portugiesischer Jugendlicher zu den kolonialen post- und antikolonialen Diskursen der portugiesischen Geschichte (insbesondere über Schlüsselthemen wie die Kolonialkriege von 1961 bis 1974, die nachfolgenden portugiesischen Demokratisierungsprozesse, die erst spät in den nationalen Diskurs integrierte Erinnerung an die Unabhängigkeitsbewegungen). Auch wenn sich das Demokratiebewusstsein seit dem Ende der 1970er Jahre aus einem starken antikolonialen und posttotalitären Impuls gefestigt habe, sei der anti-koloniale Diskurs, wie MANUEL LOFF (Porto) betonte, bis heute nicht in die für Jugendliche relevanten historischen Mainstream-Narrative eingegangen, zu sehr seien grundsätzliche Fragen zu Rassismus und kolonialer Gewalt zwischen offiziellen militarisierten Gedenkritualen und unterschiedlichen Erinnerungsgemeinschaften aufgerieben worden. Der Erinnerung an koloniale Gewalt, insbesondere an der Zivilbevölkerung, mehr öffentlichen Raum zu geben, sei das, was junge AktivistInnen nun einfordern. Solche kollektiven Erinnerungslücken bestätigten sich in THOMAS RICHARDS (Paris) Feststellung der geringen Zahl an Filmen über die Kolonialkriege. Für die von ihm analysierten Filme aus den 1990er bis 2020er Jahren betonte er als Gemeinsamkeit, dass sie versuchen, jüngeren Generationen den Impuls zur differenzierten Reflexion über die kollektive Erinnerung an die Ereignisse portugiesischer Kolonialherrschaft zu vermitteln. Außerdem eröffneten sie über ihre spezifischen Medialisierungsformen von Geschichte einen Dialog zwischen elitärer und populärer Kultur. Anschließend legte MIGUEL CARDINA (Coimbra) anhand von Gedenksymboliken im öffentlichen Raum und eigenen Videoaufzeichnungen dar, wie Jugendliche in Kap Verde mit dem Befreiungskampf umgehen. Die wechselnden Darstellungen von Amílcar Cabral, einer der Führungsfiguren des bewaffneten Kampfes, fungiere für die kapverdische Jugend als „mnemotechnischer Signifikant“, der ihnen ermögliche, die Erinnerungsnarrative über die koloniale Vergangenheit kritisch zu hinterfragen.

Der Umgang mit umstrittenen Vergangenheiten in den Friedensprozessen von Nachbürgerkriegsgesellschaften war Schwerpunkthema des Beitrags von PAUL MAX MORIN (Paris) und CHRIS REYNOLDS (Nottingham) im siebten Panel. Ihr Vergleich zwischen Nordirland und Frankreich/Algerien identifizierte, bei aller Unterschiedlichkeit der politischen Konfliktkontexte, auffallende Parallelen zwischen den gesellschaftlich wirksamen Verdrängungsstrategien und Verweigerungsmechanismen, die eine aufarbeitende historische Vermittlungsarbeit mit Jugendlichen erschweren. Morin und Reynolds definierten diese Situation als „agonistische Erinnerung“ und plädierten für eine horizontale, multiperspektivische, dialogische Arbeit über Oral-history-Projekte statt über die Konstruktion übergreifender Meta-Narrative.

Im achten Panel wurden die regionalen Ausprägungen der Erinnerungskultur in der Türkei in den Blick genommen. ELIF CAN (Lyon) berichtete über das Verhältnis von Schülerinnen, Schülern und Studierenden zu Erinnerungen an vergangene Gewalt und zu deren Vermittlung in Geschichtsbüchern. Auf der Grundlage von Interviews mit Jugendlichen in Gazi kam sie zu dem Ergebnis, dass die familiäre und regionale Identitätsbildung für eine Wiederaneignung der lokalen Geschichte mit kritischem Blick gegenüber offiziellen Geschichtsnarrativen und mit Sinn für Mikrogeschichten des Widerstands hinsichtlich der politischen Sozialisierung weitaus prägender sind als Schulbücher. Daran anschließend sprachen LUCIE DRECHSELOVÁ (Prag) und DUYGU ERBIL (Utrecht) über Jugend als politische Kategorie, wobei sie an türkischen Fallbeispielen zwischen Jugend als Symbol und Jugend als Akteur unterschieden. Wie sich beide Ebenen in der fortlebenden Erinnerungsarbeit und Ikonisierung einzelner Heldenfiguren und deren Einbettung in einen kollektiven alternativen Geschichtsmythos für gegenwärtigen politischen Aktivismus überlagern und das politisierte Selbstbild von Jugendlichen prägen, erläuterte Erbil am Beispiel von Deniz Gezmiş. Sie zeigte auf, dass das Bild des 1972 ermordeten revolutionären Studentenführers bis heute als mnemotechnischer Anker für die Formierung türkischer, linksorientierter Jugendbewegungen und für deren gesellschaftspolitische Mobilisierung fungiert. Drechselová fragte weiter nach den Auswirkungen der Konstruktionen von Zugehörigkeit zu den aktivistischen Strukturen in der Vergangenheit auf gegenwärtigen Aktivismus. Sie wies auf Formen der narrativen genderbezogenen Homogenisierung von Aktivistenvitae hin, zeigte aber auch, wie stark der Bezug zu Aktivistengruppen der Vergangenheit den Handlungsradius der Akteure in der Gegenwart motiviert.

Das komplexe Verhältnis postjugoslawischer Jugendlicher zur Geschichte Jugoslawiens war Thema des neunten Panels. DILYARA MÜLLER-SULEYMANOVA (Zürich) stellte die Ergebnisse ihrer Interviews mit in der Schweiz lebenden bosnischstämmigen Jugendlichen vor. Deren Bild von Jugoslawien sei weniger von Familiengeschichten als durch die (Wieder-)Entdeckung der jugoslawischen Volkskultur und der subkulturellen Rockbewegung der 1970er/1980er Jahre geprägt und richte sich damit klar gegen die ethnonationalen Trennlinien, die zwischen den ex-jugoslawischen Diasporagruppen existieren. Mit dieser jugo-nostalgischen Rückbindung fänden die Jugendlichen als Generation über die Grenzen der ethnischen Migrantengemeinschaften hinweg zusammen. Die retrospektive Neuinterpretation der jugoslawischen 1980er Jahre war auch Thema des Beitrags von MIRKO MILIVOJEVIC (Gießen), in diesem Fall aus der Perspektive filmischer Darstellungen postjugoslawischer Produktionen der 2010er Jahre. Was sie in auffallender Weise verbinde, sei die Konstruktion einer jugoslawischen Vergangenheit, die einen Konflikt der Erinnerung über zwei gegeneinander laufende historische Narrativstränge konstruiere – über die Erzählung vom sozialistischen Mythos und der multinationalen Brüderschaft sowie über die Erzählung einer ethnonationalistischen Tradition.

Das zehnte Panel widmete sich der Bedeutung des Gedenkens an Antisemitismus und Holocaust in Frankreich, Russland und Großbritannien. SOLVEIG HENNEBERT (Lyon) analysierte die Gedenkpraktiken junger jüdischer Menschen sowie ihren Umgang mit dem gegenwärtigen Antisemitismus in Frankreich. Während die meisten Befragten die Teilnahme an Gedenkveranstaltungen eher mit institutionellen oder familiären Verpflichtungen verbanden und dagegen die Wichtigkeit ihres persönlichen Bezugs zu individuellen Opfergeschichten aus der eigenen Familie betonten, war die emotionale und politische Motivation zur Teilnahme an Protestaktionen gegen heutige Formen des Antisemitismus weitaus höher. Ganz im Unterschied zu Frankreich sieht das schulische Curriculum in Russland, wie ISABEL SAWKINS (Exeter) darlegte, die Erinnerung an den Holocaust kaum als Unterrichtsthema vor. Diese Lücken sollten in den letzten Jahren durch zusätzlich angebotene Gedenkveranstaltungen und Arbeitsgruppen ausgeglichen werden. Sawkins Umfrageergebnisse zeigten, dass ein Großteil der Schülerinnen und Schüler sich durch eigene jüdische Familiengeschichten motiviert sah, die zusätzlichen Geschichtskurse zum Holocaust zu besuchen, wohingegen die jüdische Vergangenheit Russlands und die postsowjetische Aufarbeitung des Holocausts stark marginalisiert bleibt. SARA PINI (Bologna) befasste sich mit der Spezifik und der Wirkung von Darstellungen des „Bösen“ anhand der Figuren von Nazis und Deutschen in den Kinderbüchern des britischen Autors Michael Morpurgo. Trotz scheinbarer Reproduktion oberflächlicher Figurenmuster unterlaufe er festgefahrene Stereotypisierungen der Täter gerade dadurch, dass er die Figuren der Deutschen zum Nachdenken über das eigene Handeln, über die Ideologie nationalsozialistischen Denkens zwinge und dadurch die jungen Leser zu eigenen Denkbewegungen und zum kritischen Dialog über die Vergangenheit anzuregen versuchte.

Der Workshop erwies sich als außerordentlich fruchtbar. Die Vielzahl der englischsprachigen Beiträge mit geografisch weit gestreuten Beispielen warf Schlaglichter sowohl auf die Produktion wie auch die Rezeption von Geschichtsbildern und Erinnerungsnarrativen und analysierte sie als wichtige Schlüssel für ein Verständnis der Jugend als Akteur und Symbol unserer historisch geprägten Gegenwarten. Die Gefahr einer Zerfaserung, die durch die so unterschiedlichen Kontexte durchaus gegeben war, wurde durch die dialogische Perspektivierung der disziplinären Ansätze mit interessanten Perspektiven auf weitergehenden vergleichenden Austausch aufgehoben. Erst durch die Vielzahl der Blickwinkel ergab sich eine wichtige Zusammenschau der zentralen Fragen danach, wie sich Jugendliche in jeweiligen Gruppierungen und Einflussbereichen zu ihrer Geschichte verhalten, welche Auswirkungen das auf ihre politischen und sozialen Vorstellungen hat und wie stark sie daher als Zielpublikum für offizielle Geschichtsbildungsprogramme einer wichtigen, aber stets problematischen Beeinflussbarkeit unterliegen.

Konferenzübersicht:

Panel 1: Belarus & Ukraine

Félix Krawatzek (Berlin): Without Roots? The Historical Realm of Young Belarusians

Nina Weller (Frankfurt/Oder): Getting in Touch with the Past: Memory and Visual History-Telling in Belarusian Comics and Animated Film

Maryna Vardanian (Kryvyi Rih): Reception of Collective Memory about the War in Ukrainian Diasporic Short Stories for Children and Young Adults

Panel 2: Patriotism (Russia & Poland)

Jade McGlynn (Oxford): “Living Forms of Patriotism” – Engaging Young Russians in Military History (2012-2020)

Nina Frieß (Berlin): Towards an Alternative Patriotism? Other Historical Narratives in Contemporary Russian Children’s and Young Adults’ Literature

Karoline Thaidigsmann (Heidelberg): „I’m a little Pole“. Classical Conceptions of Patriotism in Polish Children’s Literature and Their De-/Reconstruction in the 21st Century

Panel 3: Race & History

Hana Cervinkova (Maynooth) / Beth Rubin (New Jersey): A Deafening Silence – Race and History in Polish and US Elementary Classrooms

Panel 4: Russia in the 1990s

Roberto Rabbia (London): The Russian Youth as Subject and Object of the Memory War on the 1990s

Allyson Sinead Edwards (Wales): Dear Young Warriors: Sacrificial Discourse, Commemoration and Youth Militarization in Yeltsin’s Russia

Panel 5: Spain

Begoña Regueiro / Pilar García Carcedo (both Madrid): Sad Weapons. The Civil War in the Spanish Children’s Literature of the 21st Century: Pacifism and Plurality

Paula O’Donohoe Villota (Madrid): Spanish Youth and Memory. An Ethnographic Analysis of the Relationship between the Younger Spaniards and the Memories of the 20th Century

Panel 6: Portugal, Cape Verde and (Anti-)Colonial Memory

Manuel Loff (Porto): War? Which War? Young People and Mainstream Narratives of Portuguese Colonial War (1961-1974)

Thomas Richard (Paris): Elite Culture, Myths, Popular Culture in Cinematographic Memory of Portugal's Colonial Wars

Miguel Cardina (Coimbra): Kabral ka mori: Youth, Nation, and the Liberation Struggle Memory in Cape Verde

Panel 7: Post-conflict Societies: Northern Ireland and Algeria

Paul Max Morin (Paris) / Chris Reynolds (Nottingham): From Northern Ireland to French Algeria, Dealing with Contested Past – Transformative Strategies of Agonism in Action?

Panel 8: Turkey

Elif Can (Lyon): The Reappropriation of the National Narrative by High School Students and the Political Socialization in Turkey. The Case of the “Gazi Youth”

Duygu Erbil (Utrecht): The Making of a Young Martyr – Discursive Legacies of the Turkish “Youth Myth” in the Afterlife of Deniz Gezmiş

Lucie Drechselová (Prague): Memories of the Mobilized Youth: Autobiographical Remembrance and its Contemporary Ramifications

Panel 9: Post-Yugoslavia

Dilyara Müller-Suleymanova (Zürich): “I am something that no longer exists…” – Longing for Yugoslavia among the Youth of Ex-Yugoslav Descent in Switzerland

Mirko Milivojevic (Gießen): The Yugoslav 1980s and Youth Generation – One Possible Portrayal in Post-Yugoslav Films and TV

Panel 10: Anti-Semitism and Holocaust Education

Solveig Hennebert (Lyon): “I don’t see the point.” Remembrance of Antisemitism and Commemorative Practices among Young Jewish People in France

Sara Pini (Bologna): Is that Soldier an Enemy or a Person? Michael Morpurgo’s Representation of “Nazis” and “Germans” for Children

Isabel Sawkins (Exeter): Holocaust Education in the Russian Federation: Youth Engagement with Supplementary Activities