Forum: Diskussionsforum „Vertreibungen ausstellen. Aber wie?“

Von
Martin Schulze Wessel, Abteilung für Geschichte Ost- und Südosteuropas, Ludwig-Maximilians-Universität München

Diskussionsforum „Vertreibungen ausstellen. Aber wie?“

Im Jahr 2008 wurde die unselbständige „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ (SFVV) durch den Deutschen Bundestag gegründet. Seitdem ist sie vor allem durch politische Verwerfungen – den Austritt von ausländischen Beiratsmitgliedern und die Berufung umstrittener Stiftungsratsmitglieder – in der Öffentlichkeit präsent. Ein konkretes Ausstellungskonzept für die museale Dokumentationsstätte wurde dagegen noch nicht vorgelegt.

Es ist höchste Zeit für eine fundierte wissenschaftliche Diskussion über die geplante Dauerausstellung, die, einmal realisiert, weit reichende Wirkungen als Dokumentations- und Lernort über Flucht und Vertreibung erzielen wird. HistorikerInnen aus der „Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission“, unterstützt von HistorikerInnen aus der „Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission“, – also jene Gremien, die seit Jahrzehnten im internationalen Dialog die Vergangenheit Deutschlands und seiner östlichen Nachbarstaaten aufarbeiten – haben dafür einen Konzeptvorschlag erarbeitet und ihn am 9. September 2010 in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert. Das Papier mit dem Titel "Konzeptionelle Überlegungen für die Ausstellungen der "Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung" können Sie ab sofort auf der Webseite von H-Soz-u-Kult abrufen: http://www.hsozkult.de/forum/type=diskussionen&id=13551355.

Das Konzept zeigt, dass es möglich ist, eine Ausstellung zu realisieren, welche die Vertreibung der Deutschen und anderer Gruppen während des Zweiten Weltkrieges und danach darstellt und dabei, wie vom Stiftungsgesetz vorgegeben, einen Versöhnungs- und Aufklärungsauftrag erfüllt.

Bereits auf der Präsentationsveranstaltung in Berlin wurde das Konzept durch Adam Krzeminski (Journalist und Publizist, Polityka, Warschau), Prof. Dr. Michael Wildt (Humboldt-Universität Berlin) und Prof. Dr. Reinhard Rürup (Technische Universität Berlin) kommentiert. [http://www.hsozkult.de/termine/id=14533]

Mit der Einrichtung dieses Online-Forums soll die Debatte erweitert werden. Interessierte WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland sind eingeladen, sich konstruktiv an der Diskussion um konzeptionelle Grundzüge der zukünftigen Dauerausstellung und der Wechselausstellungen der Stiftung FVV zu beteiligen. Zur Eröffnung der Diskussion machen wir Ihnen auf H-Soz-u-Kult zunächst das Konzept der Initiatorengruppe, erste Kommentare und einige weitere dieser Materialien zugänglich.

Um eine zusätzliche öffentliche Diskussion unter den Kolleginnen und Kollegen zu ermöglichen, wurde zudem eine Podiumsdiskussion im Rahmen einer Sondersektion auf dem 48. Deutschen Historikertag in Berlin eingerichtet (29.09.2010, 15.15 bis 18 Uhr). Daran nehmen u.a. K. Erik Franzen (Collegium Carolinum, München), Manfred Kittel (Direktor der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung), Claudia Kraft (Universität Erfurt), Marita Krauss (Universität Augsburg), Martin Schulze Wessel (LMU München), Robert Traba (Zentrum für historische Forschung der polnischen Akademie der Wissenschaften, Berlin) teil.

München, im September 2010
Martin Schulze Wessel