J. F. Niermeyer u.a.: Mediae Latinitatis Lexicon Minus

Cover
Titel
Lexique Latin Medieval - Medieval Latin Dictionary. Mittellateinisches Wörterbuch Standalone Version


Autor(en)
Niermeyer, J. F.; Van de Kieft, C.
Erschienen
Anzahl Seiten
1 CD-ROM
Preis
€ 249,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Steffen Patzold, Historisches Seminar, Universität Hamburg

Der „Niermeyer“, eines der wichtigsten Hilfsmittel der Mediävistik, liegt mit dieser CD-ROM in digitalisierter Form vor. Die Systemanforderungen sind gering: Das Lexikon arbeitet unter Windows 98, 2000, NT oder XP auf jedem Rechner mit mindestens 64 MB Arbeitsspeicher, benötigt allerdings den MS Internet Explorer als Browser. Je nach Lizenz lässt sich das Lexikon als Netzwerkversion oder auf einem einzelnen Rechner installieren. In beiden Fällen ist es problemlos möglich, nicht nur die Benutzeroberfläche, sondern sämtliche Daten auf die Festplatte aufzuspielen, sodass die CD-ROM selbst für den Betrieb nicht mehr nötig ist.

Die Benutzer-Oberfläche ist durchdacht, übersichtlich und selbsterklärend. Angelehnt an das Layout vieler Web-Sites, bietet sie in einem oberen „Frame“ ein Volltext-Suchfeld. In einem weiteren „Frame“ auf der linken Seite wird eine in mehrere Ebenen gegliederte Übersicht angezeigt, die es den Nutzern/innen erlaubt, das gesamte Lexikon inklusive Abkürzungs- und Quellenverzeichnis durchzublättern. Auf der rechten Seite, gewissermaßen im „Hauptframe“, kann man in einem ersten Register eine differenziertere Suche starten; deren Ergebnisse werden hier dann in vier weiteren Registern angezeigt, deren erstes den gesamten Eintrag aufführt, während die übrigen die französische, englische oder deutsche Übersetzung des lateinischen Lemmas bieten. (Es irritiert allerdings, dass der Wechsel zwischen diesen Registerkarten nur dann möglich ist, wenn man zuvor jedesmal wieder das Such-Register angeklickt hat.) Die Quellennachweise zu den Belegformen sind in der Bildschirmansicht farbig hervorgehoben und zudem mit dem jeweiligen Eintrag im Quellenverzeichnis verlinkt, sodass sich die Quellenstellen mühelos nachschlagen lassen.

Erlaubt schon das – im Vergleich zur gedruckten Version – ein erheblich zügigeres Arbeiten, so eröffnet die differenzierte Suchmaske neue Recherchemöglichkeiten: Die Trefferanzeige lässt sich hier nämlich auf eines oder mehrere beliebige Jahrhunderte zwischen 400 und 1700 eingrenzen. Außerdem kann man wählen, ob man den gesamten Text, nur die Lemmata-Liste oder auch lediglich die Übersetzungen durchsuchen lassen möchte. Hilfreich ist es dabei, dass der Nutzer an die Fundstellen eigene Notizen und Kommentare anfügen und dauerhaft speichern kann. Auch ganze Suchanfragen lassen sich für eine spätere Weiterverwendung abspeichern. Im übrigen erlaubt es das Programm aus einer eigenen Druckvorschau heraus die gefundenen Treffer zu Papier zu bringen; das Seitenlayout lässt sich dabei sogar in gewissen Grenzen individuell anpassen. Darüber hinaus ist es möglich, den gesamten angezeigten Eintrag oder auch nur einzelne seiner Abschnitte zu markieren, per Kontextmenü in die Zwischenablage zu kopieren und auf diesem Weg dann in anderen Programmen weiterzubearbeiten.

Der digitale „Niermeyer“ ist zweifellos ein wohl gelungenes Arbeitsinstrument. Zu kritisieren gibt es allenfalls zwei Punkte: Zum einen bleibt zu beachten, dass auch für die elektronische Fassung das Register der Quelleneditionen nicht auf den heutigen Stand der Forschung gebracht wurde. So findet sich etwa die Vita Ludwigs des Frommen aus der Feder des so genannten Astronomus noch immer in Pertzens Edition von 1829 zitiert statt nach der Neuausgabe von Ernst Tremp von 1995; für Arnulf von Mailand ist nicht etwa Claudia Zeys Edition von 1994 verwendet, sondern die Ausgabe Bethmanns und Wattenbachs von 1848 usw. Weniger schwer wiegt der zweite Punkt, angesichts des technisch Möglichen (und bei anderen Programmen auch längst Üblichen) sei er gleichwohl angemerkt: Das Programm fordert zwar beim ersten Start den Nutzer mit einem etwas eigenwillig formulierten Satz auf, eine „Standardzielsprache“ auszuwählen („Selektieren Sie die Radio-Schaltfläche der gewünschten Sprache und klicken Sie auf die Schaltfläche Save.“) Das hat allerdings keinerlei Konsequenzen für die Benutzeroberfläche, die in Englisch – mit einigen lateinischen Einsprengseln – gehalten ist. Unter dem Stichwort „help“ gelangt man, sofern man Deutsch als „Standardzielsprache“ gewählt hat, tatsächlich zu einer deutschen „Hilfe“-Funktion. Die aber hat ihren ganz eigenen Charme – und trainiert auf spielerische Weise die Fremdsprachenkenntnisse der Leser/innen: Er darf munter raten, was Wörter wie „Radio-Schaltfläche“, „übalken“ „Quellrekord“ oder „Wortrad“ bedeuten könnten. Die Volltextsuche des „Niermeyer“ selbst verrät die Lösung jedenfalls nicht …

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