D.A. Trinkle, S.A. Merriman: Guide to Internet

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Marko Dörfling, Institut für Altertumswissenschaften, Universität Rostock

"The World History Highway" stellt, wie der Untertitel schon sagt, einen Führer zu den historisch relevanten Websites dar. Dem Buch ist eine inhaltlich identische Fassung im PDF Format beigegeben. Der Vorteil gegenüber der gedruckten Ausgabe dürfte darin bestehen, dass es problemlos möglich ist, direkt aus der PDF Datei, über die als Verknüpfung angegebenen Links, sofort die jeweiligen Internetseiten zu öffnen und ggf. auch nach Schlagwörtern zu suchen.

Neben den Herausgebern Trinkle und Scott haben sich über 30 weitere Historikerinnen und Historiker aus den Vereinigten Staaten, Kanada, Italien, Irland sowie Australien an diesem Projekt beteiligt, welches sich zu Ziel gesetzt hat, die für Historiker und interessierte Laien wichtigsten, aktuellsten und anspruchsvollsten Internetseiten zur gesamten Weltgeschichte aus den Fluten des WWW herauszufiltern und übersichtlich zusammenzufassen.

Die CD-ROM ist in zwei Hauptteile gegliedert, der erste, vom Umfang her deutlich kleinere (Getting Started) ist als eine allgemein verständliche kurz gefasste Einführung in das WWW zu betrachten. Dem Benutzer wird zu Beginn die Geschichte und die Benutzung des Internets komprimiert dargelegt. Anschließend gehen die Autoren auf die Nutzungsmöglichkeit von e-mail, FTP, elektronischen Datenbanken und Webbrowser ein. Den Abschluss bildet ein kurzer Aufsatz von Jessica Lacher-Feldmann, in dem sie über Vor und Nachteile einer wissenschaftlichen Nutzung der Internetressourcen aufklärt.

Der zweite Teil (Internet Sites for Historians) ist mit über 400 Seiten der Hauptteil des Buches bzw. der CD-ROM. Alle recherchierten Internetseiten sind hier nach unterschiedlichen Kategorien aufgegliedert worden, um dem Benutzer einen zielgerichteten Zugriff zu ermöglichen. Den Anfang bilden die Headlines: General History und World History. Die Rubrik erfasst überwiegend Seiten, welche - mit zahlreichen Links bereichert - darauf zielen, ein möglichst breites historisches Feld zu erschließen. Darüber hinaus befinden sich unter diesen Kategorien alle historische Seiten, die wegen ihres sehr speziellen Charakters nicht in die nachfolgenden Raster eingegliedert werden können, wie beispielsweise "Maritime History on the Internet" oder "Woman in World History Curriculum".

Die darauf folgenden Kapiteln 5-7 findet der Nutzer nunmehr chronologisch geordnet und gegliedert nach den 3 zeitlichen Epochen, Alte Geschichte-Mittelalter und Renaissance (ca.60 Seiten pro Kapitel). Die 59 Internetangebote der Alten Geschichte (S. 47-61) sind in die Rubriken Suchmaschinen allgemeine Alte Geschichte, Regionalgeschichte und pädagogisch ausgerichtete Seiten aufgeteilt, wobei die regionale Kategorie die Unterpunkte Afrikas, Asiens, Europas, des Nahen Ostens, der griechisch römischen Welt sowie Nord und Südamerikas beinhaltet. In dieser weiten Ausdehnung spiegelt sich das amerikanische Verständnis der Ancient Studies wieder, während man sich in Europa weitgehend auf die antike Mittelmeerwelt beschränkt.

Diese Unterteilungsmechanismus wird in der Mittelalterrubrik merkwürdigerweise nicht fortgesetzt, alle Verweise sind ungeordnet aneinander gereiht, so kann es durchaus vorkommen, dass eine nützliche mittelalterliche Kartensammlung wie "The early Medieval Maps" unmittelbar neben einer nichtakademischen Seite über frühwallisische Dichtung wiederzufinden ist. Dadurch bedingt treten die vielen bekannten und herausragenden Internetseiten wie die des Mittelaltercenters in Toronto oder die Quellensammlung der Fordham University nicht deutlich genug hervor. Deutschsprachige Seiten sind unter der Mittelalter Rubrik nicht aufgeführt. Das Kapitel Renaissance ist dazu im Gegensatz wiederum untergliedert, wenn auch nicht ganz konsequent durchgängig. So existieren nur die Unterpunkte Suchmaschinen und reguläre Seiten. Die letzt genanteren schließen nicht nur fundamentale Seiten zur europäischen Reformation und Expansion ein, sondern greifen darüber hinaus explizit eine Anzahl von sehr spezielle Themen heraus, die dieses Zeitalter entscheidend geprägt haben. So hat der Nutzer die Alternative auszuwählen unter Angeboten angefangen von Hexenjagd über Renaissancekunst in Florenz bis hin zu Boccaccios Decamerone.

Der Leser stößt im Anschluss unverständlicherweise nicht wie er erwartet hätte auf die Kapitel zur Neueren Geschichte und Zeitgeschichte, sondern die Einteilung nach Epochen endet hier. Statt dessen zog es die Redaktion vor den epochalen Unterteilungsmechanismus nunmehr in einen nach Ländern und Kontinenten geordneten, umzuwandeln. Diese komplexe Untergliederung ist in alphabetischer Reihenfolge aufgebaut und wird eröffnet durch die drei Kontinente Afrika, Asien und Australien. Es schließt sich eine Seite zur kanadischen Geschichte an, gefolgt von der umfangreichen Rubrik European Historie, welche durch ihre zusätzliche Einteilung nach Ländern, auch eine Kategorie German History zur Verfügung stellt. Bemerkenswert ist in diesem Umfeld auch das sehr breit gefächerte Angebot für alle Interessenten an der russischen Geschichte (immerhin ca. 100 Verweise !). Allerdings erhebt dieses nach Ländern geordnete System scheinbar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, im Bezug darauf, auch jedes einzelne Land zu erfassen, so wird der Nutzer hier vergeblich nach einer Rubrik zur spanischen Geschichte suchen. Als positiver Aspekt kann festgehalten werden, dass zumindest ein Bestreben danach ersichtlich wird, einen gewissen strukturell Aufbau von den Suchmaschinen über allgemeine Seite zu den spezifischen, innerhalb dieser Kategorien einzuhalten. Um der anspruchsvollen Zielsetzung gerecht zu werden, streifen die Herausgeber anschließend, wenn auch dem Anschein nach eher notgedrungen und daher nur oberflächlich, die Rubrik Lateinamerika.

Das Herzstück des Buches nehmen, wie zu erwarten bei der größtenteils US amerikanischen Autorenschaft, die Seiten zur US-Historie ein (nahezu 500 Hinweise!). Dem User bietet sich zunächst die Möglichkeit auf die zahlreich vertretenen Seiten der älteren US-Geschichte zu zugreifen, welche beispielsweise unter so charakteristischen Überschriften wie "Colonial American History", "The American Revolution" oder "The Civil War" angeordnet sind. Wer seine Ambitionen mehr auf die US Geschichte des 20 Jhd. verlagert haben sollte, dürfte zweifellos in den daran anknüpfenden Kapiteln fündig werden. Hinter Headlines wie "The Age of Roosevelt", "World War 2 Military History" oder "The Cold War“ verbergen sich wahre Fundgruben mit Internetseiten für die moderne US-Geschichte. Die Seiten dieses Kapitels schließen, gewissermaßen gleichzeitig, diesen Hauptteil des Buches ab. Den Schlusspunkt setzen mehrere nützliche Ergänzungen wie Historiography, Libraries, Archives and Manuscript Collections und Modern Military History. Obwohl der Nutzer sich berechtigter weise fragen darf, warum gerade für die letztgenannte Thematik, hier am Ende, explizit noch eine Rubrik eingerichtet werden musste, da innerhalb der Länderunterteilungen bereits schon Seiten mit militärischen Inhalt existieren.

Buch und die CD-ROM informieren umfassend über die derzeit wichtigsten und aktuellsten Internetseiten zur Weltgeschichte und werden damit im wesentlichen ihren hohen Ansprüchen gerecht. Neben anspruchsvollen historischen Seiten werden gleichfalls die unentbehrlichen Kategorien Archive, Bibliotheken, Historiographie zugänglich gemacht. Zu bemängeln wäre in erster Linie vielleicht die streckenweise etwas unbeholfen wirkende Untergliederung. Weiterhin ist es sehr fraglich ob bei der Zielgruppe, die sich zu 90 Prozent aus erfahrenen Internetusern zusammensetzen dürfte, eine 30seitige Einführung zur Handhabung des Internets sinnvoll erscheint. Die Auswahl von fast ausschließlich englischsprachigen Seiten dürfte auf die Dominanz der überwiegend anglo-amerikanischen Autorenschaft zurückzuführen sein, was aber den Wert der vorliegenden Arbeit keinesfalls vermindert. Im Gegenteil: Die CD-ROM empfiehlt sich in hohem Maße für alle interessierten Laien oder Wissenschaftler, die einen Hang zur außereuropäischen und insbesondere US-amerikanischen Geschichte haben. Dennoch sollte, wer sich dazu überwunden hat, die Summe von fast 30 $ auszugeben für ein Buch mit CD-ROM, das ausschließlich Internetseiten beinhaltet, die Schnelllebigkeit des Mediums und somit die Problematik des damit verbundenen Aktualitätsverlustes einmal mehr vor Augen halten.

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