Hallescher und Herrnhuter Pietismus im globalen Kontext: Theologien und Praktiken – Strategien und Konflikte

Hallescher und Herrnhuter Pietismus im globalen Kontext: Theologien und Praktiken – Strategien und Konflikte

Veranstalter
Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Franckesche Stiftungen zu Halle, Bucknell University Lewisburg, Moravian Archives Bethlehem, Evangelisch-Theologische Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Herrnhuter Brüdergemeine
Veranstaltungsort
Franckesche Stiftungen
PLZ
06110
Ort
Halle (Saale)
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
23.11.2023 - 25.11.2023
Deadline
01.05.2022
Von
Wolfgang Breul, Evangelische Theologie Kirchengeschichte, Universität Mainz

Hallescher und Herrnhuter Pietismus im globalen Kontext: Theologien und Praktiken – Strategien und Konflikte

In den letzten Jahrzehnten hat die Aufmerksamkeit der internationalen und interdisziplinären Forschung für den Halleschen und den Herrnhuter Pietismus erheblich zugenommen. Ein wesentlicher Aspekt ist ihre wechselseitige Verwobenheit in regionalen und interkontinentalen Settings. Noch immer sind viele Fragestellungen in beiden Feldern des Pietismus und ihre Beziehungen zueinander offen oder erst partiell bearbeitet.

Halle and Moravian Pietism in a Global Context: Theologies and Practices - Strategies and Conflicts

In the last few decades, the focus of international and interdisciplinary research on Pietism in Halle and Herrnhut has increased considerably. A key aspect is that both stories are intrinsically interwoven – in regional and intercontinental settings. However, many questions in both fields and their relationships to each other remain open or habe been only partially investigated.

Hallescher und Herrnhuter Pietismus im globalen Kontext: Theologien und Praktiken – Strategien und Konflikte

Die Tagung will aktuelle übergreifende Forschungsansätze sowie Fragestellungen und Ansätze aus den Partikulargeschichten des Halleschen und Herrnhuter Pietismus aufgreifen und kritisch miteinander in Beziehung setzen. Sie will erkunden:

- wo das historische Neben- und Nacheinander der beiden Pietismen zu vergleichenden Fragestellungen einlädt
- inwiefern Fragestellungen und Zugänge, die in einem der beiden Felder präferiert werden, auch für das jeweils andere fruchtbar gemacht werden können und
- wie und in welchem Maße übergreifende Ansätze und Themen in vergleichender Perspektive bestehende Fragestellungen anreichern und vertiefen können

Auch die Frage nach Wechselwirkungen zwischen Halle und Herrnhut sind von Interesse. Wir gehen davon aus, dass das Verhältnis von Halle und Herrnhut mit Blick auf die Akteure und die Praktiken unter einer (offenen) Spannung von Nähe und Distanz, von Koexistenz, Konflikt und Konkurrenz stand. Ihr Verhältnis stellt sich in erheblichem Maß auch als Auseinandersetzung um politischen Einfluss, religiöse Deutungshoheit und öffentliche Wahrnehmung dar. Die VeranstalterInnen formulieren vor diesem Hintergrund die folgenden Dachthemen bzw. Forschungszugänge und erbitten dazu Referatsvorschläge – sehr wohl wissend, dass einzelne Aspekte und Themen bereits eingehender beforscht werden und diese untereinander vielfältig verbunden sein können:

Vergleichen als Praxis des Wertens

Die Tagung fragt nach den von den historischen Akteuren und Akteurinnen formulierten Kontrastierungen und Profilierungen durch Selbstbilder und Fremdzuschreibungen, nach ihren Funktionen sowie nach den Mechanismen ihres Funktionierens. Dabei spielten im 18. Jahrhundert für die unterschiedlichen thematischen Felder im Praxis- und Debattenhorizont, in dem Hallesche Pietisten und Herrnhuter aktiv waren, wie die Mission, die Ekklesiologie oder die Schulpraxis, Prozesse des Miteinander-vergleichens eine zentrale Rolle. Ziel dieses Vergleichens durch Gegenüber- und Gegeneinanderstellen war die Aufwertung der eigenen und die Abwertung der anderen Partei: Wer waren die wahren Frommen, wer war vertrauenswürdig auf dem Feld der Politik etc.? Der Vergleich als Praxis der Selbstvergewisserung und Zurücksetzung des Gegenübers (vor allem) im öffentlichen Raum war als ‚historische Heuristik‘ gleichsam inhärenter Bestandteil des kontroversen Umgangs beider Pietismen miteinander. Gefragt werden soll nach Medien, Semantiken, Zielen und konkreten Themen des Vergleichens als einer Praxis des Abwertens des Anderen und des Aufwertens des Eigenen im 18. Jahrhundert. Das in diesem Sinn historische Vergleichen als strategische Praxis der pietistischen Akteure und Akteurinnen soll aufgedeckt, benannt, analysiert und beschrieben werden. Darüber hinaus lädt dieser vergleichende Blick auf die Praxis des Generierens von Selbst- und Fremdbildern im 18. Jahrhundert (Hartmut Kaelble und Thomas Welskopp folgend) auch dazu ein, von der aktuellen Debatte, die von der Vergleichbarkeit von (Wissens-)Transfers, internationalen Verflechtungen, Emotionen und Emotionsregimes, Erfahrungen oder religiösen Praktiken ausgeht, methodisch grundsätzlich über das Wie und das Warum des Vergleichens von Halleschem und Herrnhuter Pietismus zu reflektieren.

Schriftlichkeit, Archivbildung, Erinnerungskultur

Sowohl die Herrnhuter als auch der Hallesche Pietismus haben eine reiche Überlieferung hinterlassen, die heute in den Archiven der Herrnhuter Brüdergemeine und in Bibliothek und Archiv der Franckeschen Stiftungen bewahrt, verwaltet, erschlossen und vermittelt wird. Dazu zählen vor allem die gedruckten Medien sowie die handschriftlich überlieferten Korrespondenzen und Selbstzeugnisse der Akteure und Akteurinnen, die über einen langen Zeitraum vorhanden sind.

In der Sektion wird danach gefragt

- in welchem Maße, nach welchen Kriterien und von wem Schriftstücke produziert, abgeschrieben, übersetzt, gesammelt und archiviert wurden
- welche Medien unmittelbar und bewusst zu unterschiedlichen Zielen eingesetzt wurden (Netzwerkbildung, Spendenwerbung, Mission, Imagepolitik)
- welches Selbstverständnis und welche Geschichtskonzepte zur Archivbildung beitrugen und wie die Hallenser und Herrnhuter damit das Bild, das künftige Generationen von ihnen haben sollten, prägen wollten (Traditionsbildung und Erinnerungskultur)
- wo es Anknüpfungspunkte zu den Critical Heritage Studies in vergleichender Perspektive gibt

Ein anderer Schwerpunkt der Sektion bildet die Aufbereitung der Quellen mit den Methoden der Digital Humanities, ausgehend von dem Projekt „Moravian Lives“ und dem Projekt zur Erschließung und Digitalisierung von Lebens- und Selbstzeugnissen aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen.

Ekklesiologie und institutionelle Organisation

Die Reform von Kirche und Gesellschaft war ein zentrales Thema der pietistischen Erneuerungsbestrebungen, die in Halle und Herrnhut wirksam waren. In beiden Fällen bildeten sich neue ekklesiologische Modelle genauso wie neue Formen der Organisation kirchlichen Handelns heraus. Dabei vollzogen sich Generalreform und Gemeindebildung, die Sammlung der Erweckten und die Verhältnisbestimmung zu Staat und Gesellschaft mit einem doppelten Geschichtsbezug: in kirchengeschichtlichem Rückblick auf die Ursprünge des Christentums und in heilsgeschichtlicher Erwartung von Gottes Reich. Wesentliche Fragen in diesem Themenfeld sind:

- Charakterisierung und Vergleich der jeweiligen ekklesiologischen Grundbegriffe und ihrer institutionellen Umsetzung sowie davon ausgehend die Untersuchung spezifischer Einzelthemen:

- Selbstverständnis und Traditionsbildung
- Mobilität und Netzwerkbildung
- öffentliches und nichtöffentliches Agieren
- Publizistik und Kommunikation
- Konfessionsbindung und Transkonfessionalität
- Verhältnis zu Obrigkeiten
- Umgang mit obrigkeitlichen Regulierungen und Restriktionen

Frömmigkeitspraktiken, Bildung und soziales Engagement

Die Erfahrungsorientierung der pietistischen Reform zielte auf eine äußerlich erkennbare innere Erneuerung der Gläubigen. Dies implizierte eine Stärkung der individuellen und gemeinschaftlichen praxis pietatis, die partiell auch nonkonformistische Verhaltensmuster einschloss, neue liturgische Formen und Feiern sowie Bemühungen um einen wahrhaft christlichen Lebenswandel (Kirchenzucht, Lebensregeln und Anleitungen). Für die angestrebte grundlegende Erneuerung der Christenheit spielten insbesondere im Halleschen Pietismus pädagogische Bemühungen und soziales Engagement eine zentrale Rolle. Wesentliche Fragen in diesem Themenfeld sind in vergleichender Perspektive:

- der Umgang mit Kirchenzucht, Lebensregeln und Frömmigkeitsanleitungen sowie gottesdienstliche Formen und Predigten
- Integration und Abgrenzung von enthusiastischen Phänomenen („begeisterte Mägde“, „Sichtungszeit“)
- Bildungskonzepte und -institutionen (Schulformen) und ihre praktische Umsetzung hinsichtlich Zielen, Inhalten, Methodik und Reichweite
- die Bedeutung und Berücksichtigung sozialer Aspekte in Bildungskonzepten und -praxis
- die Verhältnisbestimmung von gelehrtem, akademischem Wissen und Erfahrungswissen einschließlich zugrundeliegender Traditionen und der praktischen Konsequenzen
- Konzepte und Praxis des sozialen Engagements in institutioneller und individueller Perspektive

Emotions- und Körpergeschichte, Geschlechterverhältnis, Sexualität, Familie

Während zu den Themen Geschlechtsidentität, Familie, Sexualität, Gefühls- und Körpergeschichte in den jeweiligen Sphären der Halleschen und des Herrnhuter Pietismus bereits solide Forschung existiert, gibt es bislang nur wenige vergleichende Studien zu den Theorien und Praxen der beiden religiösen Gruppen in Bezug auf diese konzeptionellen Bereiche.

Wir begrüßen Vorträge, die aus einer vergleichenden Perspektive untersuchen:

- das Verhältnis zwischen pietistischer Religion und der damit verbundenen Körpererfahrung
- Praktiken der Selbstregulation und emotionalen Disziplin
- Konstrukte von Geschlechtsidentität und konfessionellem Kontext
- Möglichkeit oder Interdiktion der interkonfessionellen, interkulturellen, und interethnischen Ehe
- Aufbau sozialer Strukturen und Praxis der Caritas
- medizinische Kenntnisse, Ausbildung und Praxis im Heim-, Diaspora- und Missionsbereich
- verkörpertes und konzeptionelles Queering

Jenseits der europäischen Christenheit, Übersetzung und Transfer

Der Hallesche sowie der Herrnhuter Pietismus legten ein großes Interesse an Verkündigungsarbeit in außereuropäischen Gebieten an den Tag, die zu mannigfaltigen Begegnungen zwischen den Kulturen führte. Um sich mit Vertretern anderer Völker verständigen zu können, erforschten die Missionare Kultur und Sprache und verfassten Übersetzungen von wichtigen religiösen Texten. Durch diese Tätigkeit mussten sich die Missionare wie auch die Missionsverwaltungen mit Fragen des Kolonialismus, der Sklaverei und der globalen ökonomischen Beziehungen auseinandersetzen. In ihrer Missionsarbeit begegneten sie nicht nur anderen Völkern, sondern die Missionare waren manchmal auch mit Vertretern anderer pietistischen Strömungen konfrontiert. Es wird um Beiträge in vergleichender Perspektive zu folgenden Themen gebeten:

- Agieren in Kontaktzonen, Umgang mit anderen Völkern
- Sklavereien und Ökonomie
- Verhältnis zu obrigkeitlichen Institutionen und politischer Macht
- Kolonialismus und Postkolonialismus
- Gemeinschaftsbildung über Grenzen hinweg: Strukturen, Kommunikation, Frömmigkeit und Rituale
- Überschneidung oder Nicht-Überschneidung von Missionsfeldern
- publizistische Darstellungen der Missionstätigkeit
- Übersetzungsarbeit, kulturelle Übersetzungen, Wirkungsgeschichte von Übersetzungsleistungen

Sammlungen, materielle Kultur und Wissensgeschichte

Das globale Agieren des Halleschen und des Herrnhuter Pietismus eröffnete nicht nur neue Missionsräume, sondern zugleich bisher unbekannte Wissens- und Dingwelten. Beide Strömungen betrieben Wissenschaft auf höchstem Niveau, die von einem umfassenden Objekttransfer und vielfältiger Netzwerkbildung begleitet war, deren religiöse Bezüge jeweils zu hinterfragen sind. In diesem Feld wird um vergleichende Beiträge zu folgenden Themengebieten gebeten:

- Bedeutung missionarischen Sammelns und pietistischer Sammlungen für die Wissens- und Wissenschafts- und Frömmigkeitsgeschichte
- Naturaliensammlung oder Wunderkammer – Raumkonzepte, Nutzung und frömmigkeitliche Dimension pietistischer Sammlungen
- Spenden, Patronage, Kommerz und Publicity – Sammlungsobjekte und ihre Funktionalisierungen
- Netzwerkbildung zwischen Frömmigkeit und der res publica literaria
- Vielfältigkeit missionarischen Sammelns und Objektgeschichten – von der Dokumentation nichtchristlicher Kulturen, fremdländischer Schriftzeugnisse und Ethnographika bis zu Naturalien
- missionarische Sammlungen als Bestandteil der materiellen Kultur des europäischen Kolonialismus

Architektur und Räume

Architekturen und Raumorganisationen pietistischer Provenienz sind in den zurückliegenden Jahren mit unterschiedlichen Zugriffen und thematischen Fokussierungen (fromme Absonderung, planstädtische Gründungen, modellhafte Vorbildhaftigkeit) untersucht worden. Zugrunde lag dabei die Frage nach dem Zusammenhang von religiösen Gewissheiten, sozialen Bezugsfeldern und Raumordnungen. Dieser Zusammenhang erscheint fruchtbar, um das Zusammenspiel von (intendierter) Habitusprägung und innerer wie äußerer Raumgestaltung zu analysieren – diese Perspektive kann zudem dezidiert auf die Ebene einzelner Objekte und deren Rolle innerhalb von spatial settings bezogen werden. Daraus resultieren unterschiedliche Untersuchungsfelder:

- Siedlungsentwürfe und Stadtplanungen
- Funktionalität und Ästhetik neu errichteter (oder auch umgestalteter) Gebäude und Gebäudeensembles
- Funktionalität und Ästhetik von Versammlungs- und Betsälen, Wissensräumen, Schulräumen, Krankenzimmern, Wohnräumen etc.
- neuangelegte oder umgestaltete Gärten – fromme Elemente bei Landschaftsgestaltung und adliger Repräsentation sowie in Hinsicht auf ökonomische Nützlichkeit
- materielle Kultur – Objekte und Dinge in den Räumen, in den Gärten und an den Gebäuden, die die Menschen mit den Räumen verbunden haben

Kunst, Literatur und Musik

Lange Zeit galten die Pietisten, besonders die in Halle, als kunstkritisch bis kunstfeindlich. Das mochte auch an den Ein- und Auslassungen der historischen Akteure gelegen haben, vor allem aber an einem von der Forschung präferierten unhistorischen und normativen Begriff von autonomer Kunst. Legt man stattdessen ein pragmatisch modelliertes Konzept heteronomer Kunst bzw. von künstlerischen Ausdrucksformen und -strategien zugrunde, stellt sich der Sachverhalt anders dar. Ließen sich Literatur, Musik und Bildende Kunst funktional in Frömmigkeitspraktiken sowie in erzieherische und psychagogische Vorhaben für den Einzelnen und für die Gemeinschaft der Gläubigen nutzbar machen, wurde diese Kunst sehr wohl wertgeschätzt und nicht als Entfremdung von Gott und Veruneigentlichung des Frommen abgetan. Die Verinnerlichung, die Subjektivierung und Individualisierung sowie die Emotionalisierung des Selbst- und des Gottesbezuges im Pietismus sind wesentlich als Ergebnisse künstlerischer ästhetischer Anstrengungen, Sprachen und Formen zu betrachten. Folgende Fragestellungen bieten sich u.a. an:

- Schreibkalender, Diarium und Tagebuch sowie Lebenslauf und Autobiographie als forensische Textsorten/Gattungen der Rechenschaftslegung, der (Selbst-)Plausibilisierung, der Schulung und Darstellung des frommen Subjekts
- Gedicht, Brief und Erbauungsliteratur als Medien zur Authentifizierung und Generierung von persönlicher, individueller Frömmigkeit
- Literatur und die Inszenierung von Exemplarität und Vorbildhaftigkeit des frommen Subjekts
- Affektschulung, Habitusprägung und Gemeinschaftsstiftung u.a. durch das geistliche Lied und die Kantate im Zeichen eines intensivierten Gottesbezuges
- Musik in der liturgischen, gottesdienstlichen Praxis
- Bildende Kunst und die Visualisierung und Inszenierung von Frömmigkeit
- Literatur, Musik und Bildende Kunst als Medien der persönlichen Andacht, der gemeinschaftlichen Erinnerungskultur und Traditionsbildung

Wir werden breiten Raum für Diskussion schaffen. Die Vortragsdauer beträgt 25 Minuten. Tandemvorträge (2x25 Min.), die Halleschen und Herrnhutischen Pietismus thematisieren, sind herzlich willkommen. Reisekosten und die Übernachtungen in Halle werden von den Veranstaltern im Rahmen der üblichen Regeln getragen, sofern die Anträge auf Förderung Erfolg haben. Vorschläge für Vorträge (max. 300 Worte) und einen kurzen Lebenslauf (CV) erbitten wir bis zum 1. Mai 2022 an sekretariat-breul@uni-mainz.de.

Christer Ahlberger, Göteborg
Wolfgang Breul, Mainz
Katherine Faull, Lewisburg
Brigitte Klosterberg, Halle
Thomas Müller-Bahlke, Halle
Paul Peucker, Bethlehem
Thomas Ruhland, Halle
Christian Soboth, Halle
Peter Vogt, Herrnhut
Holger Zaunstöck, Halle

Halle and Moravian Pietism in a Global Context: Theologies and Practices - Strategies and Conflicts

The conference welcomes current, overarching research approaches as well as questions and approaches from the particular histories of Halle and Moravian Pietism and asks how they critically relate to one another. The conference will explore:

- How does the simultaneous existence and historical succession of the two forms of Pietism invite comparative inquiry?
- How questions and approaches that are prevalent in one of the two fields can also be useful in for the other?
- How and to what extent overarching approaches and topics can enrich and deepen existing questions from a comparative perspective?

We are also interested in the question of interactions between Halle and Herrnhut.

In our approach, it is assumed that the relationship between Halle and Herrnhut, whether in terms of people or practices, was subject to an (open) tension between proximity and distance, of coexistence, conflict and competition. Their relationship is to a considerable extent also a dispute about political influence, religious orthodoxy and public perception. Against this background, we have organized the following umbrella topics and research approaches and ask for proposals for presentations - while knowing that individual aspects and topics are already being researched in more detail and can be linked to one another in a variety of ways:

Comparativity as Evaluative Praxis

What contrasting forms of self-fashioning and descriptions of the other were created by the historical agents of these two forms of Pietism, whether concerning their own actions or forms of agency? In the 18th century, these comparative processes played a central role in the various thematic fields in the practice and debates in which Halle Pietists and Moravians were active, such as missions, ecclesiology or educational practice. The aim of this comparison of juxtaposing and opposing each other was to promote one’s own religious affiliation and devalue the other: Who were the truly pious, who was trustworthy in the field of politics, etc.? The act of comparison as a practice of self-assurance and dismissal of the other, especially in a public forum, was an historical heuristic and an inherent part of the controversial approach of both Pietisms. The aim of the conference is to ask about media, semantics, goals and specific topics of comparison as a practice of (dis)evaluation in the 18th century. In this sense, historical comparison as a strategic practice of Pietists should be revealed, named, analyzed and described. Beyond this, comparativity invites examination of the creation of images of self and other in the 18th century (see Hartmut Kaelble and Thomas Welskopp) beginning with current debates on the possibility of (knowledge) transfer, international linkages, emotions and emotional regimes, experiences or religious practices, to fundamentally reflect on the how and why of comparing Halle and Moravian Pietism.

Literacy, Archival Education, Culture of Remembrance
Both the Moravians and the Halle Pietists have left a rich tradition, which is now preserved, managed, and made accessible by the archives of the Moravian Church and the library and archives of the Francke Foundations. This includes above all printed media as well as handwritten correspondence and personal testimonies from different periods.

The section will consider the following questions:

- To what extent, according to which criteria and by whom were records produced, transcribed, translated, collected, and archived?
- Which media were used directly and deliberately for different purposes (network building, fundraising, mission, image policy)?
- Which notions of self-identity and which historical concepts contributed to the formation of the archive and how did Halle Pietists and Moravians shape the image that future generations should have of them (tradition and culture of remembrance)?
- Are there connections with Critical Heritage Studies from a comparative perspective?
Another focus of the section is the application of the methods of digital humanities, based on the “Moravian Lives” project and the project to index and digitize (auto-)biographical testimonies from the archive of the Francke Foundations.

Ecclesiology and Institutional Organization

Reform of church and society was a central theme of the Pietist endeavor for renewal in both Halle and Herrnhut. In both cases, new ecclesiological models emerged in addition to new forms of the organization of church activity. General reform and church formation, the gathering of the awakened and the determination of the relationship to state and society took place with a dual historical focus: first, church history looking back at the origins of Christianity, and second, the expectation of God’s kingdom in the history of salvation. Essential questions in this section are:

- Characterization and comparison of respective basic ecclesiological concepts and their institutional implementation as well as the investigation of related specific individual topics:

- Self-identity and the creation of tradition
- Mobility and the creation of networks
- Public and private activity
- Publishing and public communication
- Denominational affiliation and trans-denominationalism
- Relationship to political and public authorities
- Dealings with government regulations and restrictions

Praxes of Piety, Education, and Social Commitment

The experiential nature of Pietist reform aimed at an inner renewal of the believer that could be perceived externally. This implied a strengthening of the praxis pietatis for both the individual and community which also included non-conformist behavior patterns, new liturgical forms and rituals, as well as efforts towards a truly Christian way of life (church discipline, rules, and instructions). Educational efforts and social engagement played a central role in the desired fundamental renewal of Christianity, especially in Halle Pietism. From a comparative perspective, essential questions in this section are:

- Church discipline, rules and instructions for true piety, as well as forms of worship and sermons
- Integration and delimitation of enthusiastic phenomena (“enthusiastic virgins,” “Sifting time”)
- Educational concepts and institutions (schools) and their practical implementation with regard to their objectives, content, methodologies and scope
- Meaning and social aspect of educational concepts and practices
- The relationship between scholarly, academic knowledge and experiential knowledge including any underlying traditions and the practical consequences
- Concepts and practices of philanthropy from an institutional and individual perspective

History of Emotions and History of the Body, Gender Relations, Sexuality, Family

While substantial research on the topics of gender identity, family, sexuality, history of the body and emotions for both Halle and Moravian Pietism has been done, there have been only a few comparative studies on the theories and praxes of the two religious groups in relation to these conceptual areas.

We welcome papers that examine from a comparative perspective:

- The relationship between Pietist faith and the associated experience of the body
- Practices of self-regulation and emotional discipline
- Constructs of gender identity and denominational context
- Possibility or interdiction of interdenominational, intercultural, and interethnic marriage
- Development of social structures and practice of caritas
- Medical knowledge, training and practice in the areas of the home, diaspora and missions
- Embodied and conceptual queering

Beyond European Christianity: Translation and Transfer

Halle and Moravian Pietisms showed great interest in preaching and mission work in non-European areas, which led to diverse encounters between cultures. In order to be able to communicate with members of other cultures, the missionaries researched their culture and language and wrote translations of important religious texts. Through this activity, the missionaries, as well as the mission administrations, had to deal with issues of colonialism, slavery, and global economic relations. In their missionary work, they not only encountered other peoples, but the missionaries had to sometimes also deal with representatives of other Pietist groups. We ask for contributions from a comparative perspective on the following topics:

- Work in contact zones, dealing with other peoples
- Slavery and economics
- Relationship to government institutions and political power
- Colonialism and Post-Colonialism
- Community building across borders: structures, communication, piety and rituals
- Overlap or non-overlap of mission fields
- Published representations of mission activities
- Translation work, cultural translations, and the reception of these translations

Collections, Material Culture, and the History of Knowledge

The global activities of Halle and Moravian Pietism not only opened up new mission spaces, but also gave access to previously unknown worlds of knowledge and things. Both Pietisms engaged in high-level scientific inquiry, accompanied by a comprehensive exchange of its objects within a diverse knowledge network, whereas the religious component of this interest sometimes seems questionable. For this section, we ask for comparative contributions on the following topics:

- Significance of missionary collecting practices and Pietist collections for the history of knowledge, science and Pietism
- Natural history collections or cabinets of curiosities (Wunderkammer) – concepts of space, use and the religious/theological dimensions of Pietist collections
- Donations, patronage, commerce and publicity – collection artifacts and their functionalization
- Network formation between Pietism and the res publica literaria
- Diverse aspects of missionary collecting and the history of objects: from the documentation of non-Christian cultures, foreign documents to ethnographic artifacts
- Missionary collections as part of the material culture of European colonialism

Architecture and Space

Pietist architecture and spatial organization have been examined in recent years using different approaches and thematic focuses (Pietist isolation, planned urban spaces, exemplary utopian models). These examinations are based on the question of the connection between religious concepts, social structures, and town planning and they can be fruitful for the analysis of the interplay between (intended) habitus and interior and exterior spatial design. This perspective can also be fruitful when studying individual objects and their role within spatial settings. We propose different fields of investigation:

- settlement designs and urban planning
- functionality and aesthetics of newly constructed (or redesigned) buildings and groups of buildings
- functionality and aesthetics of assembly and prayer rooms, spaces of knowledge, class rooms, hospital (nursing) rooms, living rooms, etc.
- new or remodeled gardens - pious elements in landscaping and representations of the nobility, as well as in terms of economic usefulness.
- material culture - objects and things in rooms, gardens, and buildings, connecting people with spaces

Art, Literature, and Music

For a long time, the Pietists, especially those in Halle, were considered to be critical or hostile to art, perhaps due to the selective inclusion and omission of certain historical figures, but also above all because of a concept of autonomous art that is both unhistorical and normative that has long been preferred by scholars. This position changes if, instead, a pragmatically modelled concept of heteronomous art or artistic form of expression and strategies is adopted. If literature, music and the visual arts are functionally incorporated into practices of Pietism as well as into the educational and psychological praxes for the individual and the community of the believers, then this art was highly valued and not dismissed as constituting an alienation from God and misappropriation of Pietism. The processes of internalization, subjectification, and individualization as well as the emotionalization of the self in relation to God in Pietism are essentially the result of artistic aesthetic efforts, languages, and forms. The following questions present themselves:

- Writing calendars, diaries and chronicles, as well as memoir and autobiography as forensic text types/genres of accountability, (self) justification, and the training and representation of the pious subject
- Poetry, epistolary and edifying literature as media for authentication and generation of personal, individual piety
- Literature and the staging of exemplarity and the exemplary pious subject
- Affect training, habitus formation and community foundation, among other things through hymns and sacred music and an increased intensified reference to God
- Music in worship practice
- Visual arts and the visualization and staging of Piety
- Literature, music, and the visual arts as media of personal devotion, communal culture of remembrance, and the invention of tradition

There will be ample room for discussion. The duration of each paper is 25 minutes. Tandem lectures (2x25 min.) on Halle and Moravian Pietism are warmly welcomed. Travel costs and overnight stays in Halle will be borne by the organizers within the framework of the usual rules, provided that our applications for funding are successful. Proposals for papers (300 words) and a short resume (CV) are requested by May 1st 2022 at sekretariat-breul@uni-mainz.de.

Christer Ahlberger, Göteborg
Wolfgang Breul, Mainz
Katherine Faull, Lewisburg
Brigitte Klosterberg, Halle
Thomas Müller-Bahlke, Halle
Paul Peucker, Bethlehem
Thomas Ruhland, Halle
Christian Soboth, Halle
Peter Vogt, Herrnhut
Holger Zaunstöck, Halle

Kontakt

Prof. Dr. Wolfgang Breul
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
E-Mail: sekretariat-breul@uni-mainz.de

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