Laboratorien einer künftigen Gesellschaft: Schulen als umkämpfte Räume im 20. Jahrhundert

Laboratorien einer künftigen Gesellschaft: Schulen als umkämpfte Räume im 20. Jahrhundert

Veranstalter
Anne Otto, Phillip Wagner, Sandra Wenk
Veranstaltungsort
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Pädagogik, Franckeplatz 1, Haus 5, Ernst-Christian-Trapp-Saal
Gefördert durch
Max-Traeger-Stiftung, Arbeitsbereich Historische Erziehungswissenschaft der MLU
PLZ
06110
Ort
Halle (Saale)
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.03.2022 - 25.03.2022
Von
Phillip Wagner, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Unser Workshop möchte verdeutlichen, dass die Versuche, über Schulen Gesellschaft zu gestalten, eine lange und ambivalente Geschichte haben. Er geht der Frage nach, wie Schulen im 20. Jahrhundert zu Laboratorien wurden, um Gesellschaften zu formen, und was passierte, wenn diese Planungsversuche auf den Eigensinn von jungen Menschen, Lehrer:innen und Eltern trafen.

Laboratorien einer künftigen Gesellschaft: Schulen als umkämpfte Räume im 20. Jahrhundert

Die Corona-Pandemie hat die gesellschaftspolitische Bedeutung von Schulen erneut drastisch verdeutlicht. Die Diskussionen über die Digitalisierung des Klassenzimmers, über Bildungsgerechtigkeit und über das schulische Miteinander zeigen, dass Schulen als zentrale Institutionen angesehen werden, eine gerechte und bessere Gesellschaft zu schaffen, wenngleich umstritten ist, wie diese auszusehen habe.

Unser Workshop möchte verdeutlichen, dass die Versuche, über Schulen Gesellschaft zu gestalten, eine lange und ambivalente Geschichte haben. Er geht interdisziplinär der Frage nach, wie Schulen im 20. Jahrhundert zu Laboratorien wurden, um Gesellschaften zu formen, und was passierte, wenn diese Planungsversuche auf den Eigensinn von jungen Menschen, Lehrer:innen und Eltern trafen. Damit ist zum einen das Ziel verbunden, ein neues Forschungsfeld in Zusammenarbeit von Geschichtswissenschaft und Historischer Bildungsforschung abzustecken. Zum anderen wollen wir zu einem kritischen Verständnis aktueller Schul- und Gesellschaftspolitik beitragen. Zusammenfassend möchte unser Workshop zeigen, dass Schulen relevante Untersuchungsgegenstände für eine Gesellschaftsgeschichte der Moderne sind, weil sich an ihnen die Konflikthaftigkeit und die Folgeprobleme von Gesellschaftsreformen prägnant untersuchen lassen.

Der Workshop ist als Präsenzveranstaltung in kleinem Kreis unter 2G-Plus-Bedingungen geplant. Teilnahmewünsche bitte bis zum 12.03.2022 an phillip.wagner@paedagogik.uni-halle.de.

Programm

Donnerstag, 24.03.2022

12:30–13:00 Uhr: Einleitung

Till Kössler (Halle): Grußwort

Anne Otto, Phillip Wagner, Sandra Wenk (Halle): Einleitung

13:00–15:00 Uhr: Erstes Panel: Gesellschaft gestalten (Moderation: Till Kössler)

Gregor Feindt (Mainz): Versuchsschulen für alle. Schulreform, social engineering und industrielle Produktion in Baťas Industriestadt Zlín, 1925–1945

Dana Maria Kier (Duisburg-Essen): Gesellschaftsformung durch schulische Experimente? Die Gesamtschulversuche und das Fach Gesellschaftslehre in Nordrhein-Westfalen als Formen des social engineering

Stephanie Zloch (Dresden): Laboratorien der Migrationsgesellschaft? Muttersprachlicher Unterricht, „Nationalklassen“ und islamischer Religionsunterricht als eigensinnige schulische Räume in der Bundesrepublik Deutschland

15:30–17:00 Uhr: Zweites Panel: Für die moderne Arbeitswelt qualifizieren (Moderation: Phillip Wagner)

Denise Löwe (Berlin): Profilierung(en) für die moderne Gesellschaft? Debatten und Deutungen zum Abitur in Lehrerzeitschriften des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik

Carmen Flury (Zürich): Lernen für das Computerzeitalter. Informationstechnische Bildung im Schulwesen der DDR in den 1980er-Jahren

17:30–19:00 Uhr: Roundtable mit Sabine Reh (Berlin), Anne Rohstock (Tübingen), Dirk Schumann (Göttingen) und Martina Winkler (Kiel), Moderation: Phillip Wagner und Sandra Wenk

Freitag, 25.03.2022

09:00–11:00 Uhr: Drittes Panel: Moral aushandeln (Moderation: Jessica Dalljo (Halle))

Jens Elberfeld (Halle): Moralische Anstalt oder biopolitisches Labor? Debatten um die Einführung des Aufklärungsunterrichts an den höheren Schulen des wilhelminischen Kaiserreichs

Daniel Gerster (Hamburg): „Wir gehören zur Familie“. Deutsche und britische Internate und die Popularisierung familialer Semantiken, Praktiken und Ordnungsmuster im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Carla Seemann (Saarland): Moralerziehung als umkämpfter Raum. Die Neuverhandlung gesellschaftlicher Werte in der Pädagogik der 1970er-Jahre am Beispiel der Einführung des Ethikunterrichts in Bayern

11:30–13:30 Uhr: Viertes Panel: Um Politik streiten (Moderation: Sandra Wenk)

Anne Otto (Halle): Grenzen des Politischen? Alltäglicher Kampf um den Schulraum in der Weimarer Republik

Felix Lieb (München): Pädagogisches Instrument oder Demokratie im Kleinen? Die bayerische Schülermitverwaltung in den Debatten um Demokratie und Schule, 1940er- bis 1970er-Jahre

Jan-Henrik Friedrichs (Hildesheim): „Wir brauchen Lehrer, die uns demokratisch erziehen!“ Schüler:innenproteste im Kontext des „Radikalenerlasses“ von 1972

14:30–15:00 Uhr: Abschlussdiskussion

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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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