Interreligiosität: Transformationen des Sakralen (Forum Kunstgeschichte Italiens, Leipzig 2023)

Interreligiosität: Transformationen des Sakralen (Forum Kunstgeschichte Italiens, Leipzig 2023)

Veranstalter
Institut für Kunstgeschichte, Universität Leipzig
PLZ
04109
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.03.2023 - 18.03.2023
Deadline
15.05.2022
Von
Dr. Johannes Gebhardt, Institut für Kunstgeschichte, Universität Leipzig

"Interreligiosität: Transformationen des Sakralen" lautet der Titel des vom 15. bis 18. März 2023 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig stattfindenden Forums Kunstgeschichte Italiens. Ziel ist es, Wissenschaftler:innen sowie dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Diskussionsplattform zum Austausch aktueller Tendenzen in der Italienforschung sowie zur internationalen Vernetzung zu bieten.

Interreligiosität: Transformationen des Sakralen (Forum Kunstgeschichte Italiens, Leipzig 2023)

„Interreligiosität: Transformationen des Sakralen“ lautet der Titel des vom 15. bis 18. März 2023 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig stattfindenden Forums Kunstgeschichte Italiens. Ziel ist es, Wissenschaftler:innen sowie dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Diskussionsplattform zum Austausch aktueller Tendenzen in der Italienforschung sowie zur internationalen Vernetzung zu bieten. Das Forum wird sich in klassischen Vortragssektionen sowie unter Einbindung der Leipziger musealen Sammlungen mit der materiellen und visuellen Kultur Italiens unter anderem aus interreligiöser und transkultureller Perspektive auseinandersetzen. Das Thema soll regionen- und epochenübergreifend verhandelt sowie inhaltlich und methodisch interdisziplinär breit angelegt verstanden werden. Beiträge, die sich an den Schnittstellen der Sphären des Sakralen und Profanen bewegen, sind ausdrücklich erwünscht. Die Einsendung thematisch passender Beiträge außerhalb der Sektionen ist ebenfalls willkommen, diese sollen in einem frei gestalteten Panel Berücksichtigung finden.

Ihren Vorschlag für einen 20-minütigen Redebeitrag (Exposé mit max. 3.000 Zeichen, kurzer Lebenslauf inkl. Publikationsliste) senden Sie bitte in einer einzigen PDF-Datei bis zum 15. Mai 2022 an die Sektionsleiter:innen (Emailadressen siehe Sektionsbeschreibung)

SEKTION 1: Spolienüberarbeitungen als Kommentar: Antike Artefakte in christlichen und islamischen Kontexten (1100–1400)

Dr. Armin Bergmeier (Leipzig)
E-Mail: armin.bergmeier@uni-leipzig.de
Dr. Stefanie Lenk (Göttingen)
E-Mail: stefanie.lenk@uni-goettingen.de

Die Sektion untersucht religiös konnotierte Eingriffe in Spolien im Zeitraum zwischen 1100 und 1400. Im Fokus stehen die Kontaktzonen zwischen der italienischen Halbinsel und dem ostkirchlich geprägten östlichen Mittelmeerraum wie auch zum islamisch geprägten Süden und der Levante.

Mit der Etablierung von christlichen König- und Fürstentümern in den Ländern der Alten Welt vervielfältigten sich die Kontakte zwischen Orient und Okzident. Raub, Umnutzungen und Aneignungen von Skulptur und Kleinkunst wie auch von Bauornamentik und liturgischem Gerät, die aus einem fremden Kulturraum stammten, nahmen zu. Zugleich gilt der Zeitraum auch als Ausgangspunkt eines neuen antikenbewussten Zeitalters. Christliche und islamische Spolienüberarbeitungen betrafen zum einen Gegenstände, die im Zusammenhang mit einer anderen gelebten Religion gefertigt worden waren, zum anderen wurden im westlichen und östlichen Christentum wie auch im Islam Antiken nachgenutzt. Die Sektion zielt auf den transkulturellen Vergleich: Um die italienischen Beispiele nicht isoliert zu behandeln, werden ostmediterrane bzw. islamische Umarbeitungen von Antiken den italienischen Beispielen beigeordnet.

Die Sektion widmet sich Spolienüberarbeitungen, die im Zeichen religiöser Auseinandersetzung und Aneignungen stehen. Im Zentrum steht die Frage, ob und in welcher Weise Umarbeitungen Kommentare zum religiösen Gehalt der Spolie, bzw. dem religiösen Raum, in dem die Spolie gefertigt oder gefunden wurde, sein könnten. Welches Antikenverständnis bezeugen Spolienbearbeitungen in den unterschiedlichen Kulturen? Wir erwarten uns vom Vergleich zwischen christlichen Engriffen in Spolien in Italien und Byzanz sowie islamischen Spolienüberarbeitungen, dass sich Unterschiede, aber womöglich auch Gemeinsamkeiten ergeben werden, die Rückschlüsse auf einen möglichen Zusammenhang zwischen künstlerischem Eingriff, religiösem Selbstverständnis und Antikenverständnis der Akteure zulassen.

SEKTION 2: Provenienzforschung in der Vormoderne: Objekttransfers und Aneignungsnarrative

Dr. Armin Bergmeier (Leipzig)
E-Mail: armin.bergmeier@uni-leipzig.de
Prof. Dr. Isabelle Dolezalek (Greifswald)
E-Mail: i.dolezalek@uni-greifswald.de

Die Provenienz von Objekten erfährt bereits seit einigen Jahren ein fachübergreifendes und öffentliches Interesse in der Erforschung musealer Bestände. Der Fokus der Provenienzforschung gilt dabei vorrangig der grundlegenden Frage nach den Erwerbsumständen bei Orts- und Besitzerwechseln von Objekten. Während sich die aktuelle Provenienzforschung in besonderem Maße dem Erwerb von Objekten in modernen Unrechtskontexten widmet, erörtert diese Sektion, welchen Nutzen ihr methodischer Ansatz für die Untersuchung und Interpretation vormoderner Objekte bringen kann. Unser besonderes Interesse gilt dabei Objekten (z.B. Reliquien), die aus Italien entnommen, oder nach Italien verbracht und dort angeeignet wurden (z.B. durch ihre Fassung im Reliquiar).

Neben der Erforschung einzelner Episoden des gewaltsamen Raubs fremden Kulturguts und der darauffolgenden materiellen und diskursiven Aneignungsprozesse, fragt die Sektion nach allgemeinen Kategorien für die historische Bewertung von Objekttransfers. Wann und wie wird im Zuge der Aneignung transferierter Objekte der Blick auf die Erwerbsumstände gelenkt? Inwiefern wird dabei zwischen Raub und anderen Formen der Aneignung, z.B. Handel oder Geschenkaustausch unterschieden? Wie verhalten sich diese Arten der Aneignung zum immateriellen Transfer von Formen und Motiven und von Objektgattungen (z.B. Reliquiarformen und stilistische Eigenschaften)? Wie wurde die Provenienz von Objekten aus anderen religiösen Kontexten erklärt? Wie wurden die Objekte inszeniert? Wer waren die Akteure, die bestimmten Objekten eine Provenienzgeschichte zuschrieben, und was waren ihre Absichten?

Zusammenfassend soll mit diesem methodischen Experiment ausgelotet werden, welchen Beitrag der Blick auf Erwerbsumstände bzw. auf das Wissen über die Erwerbsumstände von Objekten, zum Verständnis materieller Aneignungsprozesse „fremder“, translozierter Objekte leisten kann. Durch den Fokus auf die gewaltsame Translokation und Aneignung von Objekten, wird zudem eine Facette transreligiöser und transkultureller Transfers beleuchtet, deren Quellenbasis bislang noch nicht kritisch genug erforscht ist.

SEKTION 3: Interreligiöse Transformationen und Adaptionen in der Sakralarchitektur Italiens

Prof. Dr. Nadja Horsch (Leipzig)
E-Mail: horsch@uni-leipzig.de
Dr. Kirsten Lee Bierbaum (Köln/Osnabrück)
E-Mail: lee.bierbaum@uni-koeln.de

In der Spätantike entstand in Italien eine ganze Reihe prominenter Hybride, die aus der Transformation griechischer oder römischer Tempel in Kirchenbauten resultieren. Während die Basilika als christliches Gegenmodell zum bis dahin gültigen Sakralbautypus des Tempels etabliert wurde, waren auch solche Adaptionen möglich und erfolgreich. Parallel wurden Baptisterien errichtet, die das Thema des Übergangs von einem Kult zum anderen buchstäblich in architektonische Form brachten und zwar sowohl als städtebauliches oder herrschaftliches Zeichen wie auch als bauliche Hülle für den Schwellenritus der christlichen Initiation.

Doch nicht nur im religiösen Fluidum der Spätantike, sondern auch etwa im multikulturellen mittelalterlichen Süditalien, in der aufgeladenen Atmosphäre der spätmittelalterlichen Pestepidemien oder im durch säkularistische Tendenzen und den internationalen Historismus geprägten Italien des 18. und 19. Jahrhunderts, standen unterschiedliche Kulte in Konkurrenz, aber auch im Austausch miteinander – auch auf dem Gebiet der Architektur. Städtische Rituale nahmen auf andersgläubige Gemeinschaften Bezug, integrierten oder exkludierten sie, nahmen Stellung zu Konfessionenstreit und Konversionspolitik. Hier fragt sich, welche Räume und Orte dabei eine Rolle spielten und wie sie inszeniert wurden.

Die Sektion beschäftigt sich in einer diachronen Perspektive mit den skizzierten Phänomenen. Wir freuen uns über Beiträge, die – beispielsweise – folgende Fragestellungen verfolgen: Wie behaupteten sich Sakralbauten verschiedener Religionen und Konfessionen im Erscheinungsbild italienischer Städte und Landschaften? Wie manifestierten sich Prozesse der Abgrenzung, der Aneignung oder Modifikation in den Bauwerken, ihrer Ausstattung sowie den hier stattfindenden Handlungen? Wie spiegeln sich Tendenzen der religiösen Toleranz oder des Synkretismus einerseits und Repressionsmaßnahmen andererseits im sozialen Raumgefüge der Stadt und in sakralen Topographien? Welche Motivationen lassen sich für interreligiöse Adaptions- und Transformationsphänomene erschließen?

SEKTION 4: Omnes viae … Straßenverbindungen und Seewege als Kontaktzonen des Sakralen im mittelalterlichen Süditalien

Prof. Dr. Kai Kappel (Berlin)
E-Mail: kai.kappel@hu-berlin.de
Dr. Margherita Tabanelli (Rom/Berlin)
E-Mail: margherita.tabanelli@hu-berlin.de
Dr. Antonino Tranchina (Rom)
E-Mail: antonino.tranchina@biblhertz.it

Schon durch seine geografische Lage im Zentrum des Mittelmeerraumes ist Süditalien ein lohnendes Feld für transkulturelle Studien. Seit der Antike kann hier eine Geschichte politischer, militärischer, wirtschaftlicher und kultureller Verflechtungen geschrieben werden. Im Hochmittelalter sind es Austauschprozesse insbesondere mit dem Byzantinischen Reich, der Levante, dem Maghreb und Andalusien sowie den normannischen Territorien diesseits und jenseits des Ärmelkanals; hinzu kommen institutionelle und kulturelle Kontakte über die Adria hinweg nach Dalmatien.

100 Jahre nach dem Erscheinen von Arthur Kingsley Porters epochalem Werk Romanesque Sculpture of the Pilgrimage Roads möchte diese thematische Sektion hinterfragen, inwieweit das komplexe Phänomen der transkulturellen Austauschprozesse entlang der genuin römischen Straßentrassen und insbesondere in den Häfen sichtbare Zeugnisse in der Sakralarchitektur Süditaliens hinterließ.

Angeregt durch das Hauptthema dieses Italienforums richtet sich unser Interesse auf die architektonischen Manifestationen des Sakralen. Besonders willkommen sind Beiträge, die die formale Gestaltung von Kirchen- und Klosterbauten als Zeugnisse derartiger kultureller und religiöser Verflechtungen hinterfragen; zudem interessieren entsprechende Untersuchungen zur liturgischen Ausstattung und den Dekorationsprogrammen. Wir wünschen uns Beiträge zu Einzelobjekten wie zu bestimmten „Knoten“ und „Zweigen“ des Land- und Seestraßennetzwerks. Unerlässlich ist dabei ein Blick auf die Interaktionsdynamiken innerhalb der entsprechenden „Kontaktzonen“, wobei auch eine ostentative Verweigerung derselben thematisiert werden kann.

SEKTION 5: Transkulturelle Manifestationen des Sakralen: Heiligenverehrung in Süditalien

Dr. Johannes Gebhardt (Leipzig)
E-Mail: johannes.gebhardt@uni-leipzig.de
Dr. Steffen Zierholz (Tübingen)
E-Mail: steffen.zierholz@uni-tuebingen.de

2022 jährt sich zum vierhundertsten Mal die Heiligsprechung von Ignatius von Loyola, Franz Xaver, Teresa von Ávila, Isidor von Madrid sowie von Filippo Neri. Mit Ausnahme des „Apostels von Rom“ waren alle spanischer Herkunft, so dass die Kanonisationen gleichsam als politische Manifestationen spanisch-habsburgischer Macht gelten können. Das Panel nimmt dies zum Anlass, um künstlerisch-materielle Ausdrucksformen der Heiligenverehrung im Wechselverhältnis zwischen den Bereichen des Sakralen und des Politischen zu untersuchen. Den zeitlichen und geografischen Rahmen bildet dabei das Spanisch geprägte Süditalien der Frühen Neuzeit, insbesondere mit den habsburgischen Vizekönigreichen Neapel, Sizilien und Sardinien. Im Vordergrund sollen Praktiken und Inszenierungsstrategien aus transkultureller Perspektive stehen: Lässt sich ein bewusster Rekurs auf Spanisch geprägte bzw. in Spanien verbreitete ikonografische Bildprogramme, Retabelformen und Materialien feststellen? Manifestiert sich hierbei eine Politik des Stils, der Ikonografie oder der Materialität? Wie ist Kunstpatronage der religiösen Orden politisch dimensioniert? Inwiefern wird künstlerisch eine Konstruktion von spanischer Identität verhandelt? Wie gestaltet sich die Inszenierung von Heiligen in „semi-profanen“ bzw. „semi-sakralen“ Orten der Macht, wie in Palastkapellen, häuslicher Andachtskunst und Kunstsammlungen, aber auch in ephemeren Darstellungen, wie Kanonisationsfeierlichkeiten, Triumphzügen oder Theateraufführungen?

Ziel des Panels ist es, der in den letzten Jahren stark wachsenden Zahl an Forscher:innen zu Süditalien eine Diskussionsplattform zu bieten, um neue Forschungen zu präsentieren und sich zu vernetzen.

SEKTION 6: Sakralität und Antisakralität als Methode in der Italienforschung?

Prof. Dr. Frank Zöllner (Leipzig)
E-Mail: zoellner@uni-leipzig.de

Ausgangspunkt dieser Sektion sind die von Jörg Traeger (1997) konstatierte Desakralisierung der Renaissancekunst in den bürgerlichen Kunstwissenschaften seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert und die Reaktionen darauf. Bezeichnend hierfür ist der methodische Ansatz des frühen Aby Warburg, der in seiner Analyse von sakraler Kunst der Renaissance eine Antikenrezeption in Stellung bringt, die den religiösen Gehalt der Kunst zu überlagern scheint. Dieser Ansatz ist nicht unwidersprochen geblieben, er birgt aber weiterhin ein großes Potential. Das könnte ein Thema der Sektion sein. Ein weiteres ist die bei Warburg immer wieder durchscheinende Ambivalenz gegenüber dem Sakralen. So formulierte der Hamburger Gelehrte häufig Bekenntnisse zu den Werten der deutschen Aufklärung und damit zu einer säkularen Tradition, während es ihm andererseits nicht gelingt, sich gänzlich von einerseits jüdischen, andererseits preußisch-protestantischen Prägungen zu emanzipieren. Das hierdurch entstehende Spannungsverhältnis ist möglicherweise konstitutiv für sein wissenschaftliches Selbstverständnis. Es dürfte Parallelen dazu bei anderen Wissenschaftlerinnen geben. Hinzu kommt im Falle Warburgs eine für sein Spätwerk charakteristische Wende ins Spirituell-Magische, die sich stark von den methodischen Prämissen seiner frühen Aufsätze abwendet und in unseren Tagen Hochkonjunktur hat.

Die Vorträge der Sektion sollen sich der Stellung von Sakralität/Antisakralität im Werk Aby Warburgs oder anderer Wissenschaftlerinnen widmen. Aber auch Vorschläge zu Fragen der seit der Warburgrenaissance immer wieder beschworenen Bildmagie und deren Konjunktur sind willkommen.

SEKTION 7: Fotografie und Sakralität

Dr. Moritz Lampe (Leipzig)
E-Mail: moritz.lampe@uni-leipzig.de

Mit der Einführung der Fotografie kam es um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem nachhaltigen Wandel der Rezeption von sakraler Kunst, als Abbildungen von Altartafeln, Reliquiaren und Andachtsbildern erstmals als technisch-apparative Bilder verfügbar wurden. Im Anschluss an Tommaso Caliò (2019) lassen sich die Fülle und Vielfalt dieser unterschiedlichen Manifestationsformen des Sakralen in der Fotografie unterscheiden in „fotografia sacra“ und „fotografia devozionale“. Während erstere die zu wissenschaftlichen und dokumentarischen Zwecken angefertigten Reproduktionen von christlicher Kunst beschreibt, bezeichnet zweitere den Gebrauch von Fotografien für die katholische Bildpolitik und Andachtspraxis. Beide Typologien, die als flexibel und durchlässig zu denken sind, verschoben die Definition dessen, was jeweils als sakral bekannt und wahrgenommen wurde. So erweiterten Fotografien der römischen Katakomben-Malereien, die bei den archäologischen Ausgrabungen des 19. Jahrhunderts entstanden, das Wissen um die frühchristliche Kunstproduktion, während fotografische Porträts von märtyrisierten Missionaren die Grundlage für neue Heiligenbilder schufen.

Die Sektion möchte der Frage nachgehen, wie die Fotografie und damit verbundene Bildpraktiken dazu beitrugen und beitragen, das Sakrale zu bestätigen, neu zu definieren oder umzuordnen. Mögliche Themenbereiche sind Klassifizierungen und Wissensordnungen sakraler Kunst in Bildarchiven, Benennungen sakraler Kunstwerke in Verkaufskatalogen von Fotoateliers und Bildverlegern, die Etablierung neuer Wallfahrtsorte durch Andachtspostkarten, die Entstehung moderner Heiligenikonographien durch den transkulturellen Austausch von Missionaren in „Übersee“, die Herstellung und Zirkulation von Kleriker-Porträts u.a.m. Ziel der Sektion ist es, Wissenschaftler:innen und Archivar:innen aus Italien und Deutschland miteinander ins Gespräch zu bringen und auf die Bedeutung der Fotografie als visuelles und materielles Kulturerbe aufmerksam zu machen.

SEKTION 8: Moderne „Stil-Ikonen“. Italienisches Design – gestalterische oder perzeptive italianità?

Prof. Dr. Thomas Pöpper (Zwickau)
E-Mail: thomas.poepper@fh-zwickau.de
N.N. (Leipzig)

Die Sektion unternimmt den Versuch zu bestimmen, was die vorgeblich nationale Spezifik, die italianità, des italienischen Nachkriegsdesigns eigentlich sei. Ist sie den Objekten selbst eingeschrieben, ist also als solche bewusst designt und deshalb objektivierbar, oder liegt sie in den Augen der Betrachtenden und ist emotional und assoziativ, doch zugleich auch kollektiv wahrnehmbar? So oder so, wofür steht sie (Stichwort: Eigenschaften), was repräsentiert sie (Werte), ist sie ein Stil (Merkmale) oder ein technisches Objekt-Cluster (Kategorisierungen), welche Rolle spielt(e) sie in der Kulturgeschichte (Identitäten), welche in der Historiografie (Kanonisierungen)?

Perspektiven zur Argumentation dieser und noch anderer Fragen könnten in den Blick nehmen, sind aber nicht beschränkt auf

- den soziohistorischen Kontext ab den 1950/60er-Jahren bis ins Jahr 2000
- Akteur:innen
- Artefakte und Objektgattungen
- produzierende Firmen und ökonomische Praxen
- Ausbildungsstätten und -Wege
- Design-Schulen und -Gruppen sowie
- das System von Aufmerksamkeitserzeugung, Bewerbung und Förderung

Außer zu systematischen Ansätzen soll ausdrücklich auch zu exemplarischen case studies eingeladen werden. Ließe sich ein kunsthistorisches Methodeninstrumentarium (Stil- bzw. Strukturanalyse, Ikonologie, Ikonografie usw.) auf Design-Objekte transferieren, um diese versuchsweise als Chiffren (Stichwort: Codes) oder „Stil-Ikonen“ lesbar zu machen (Neo- bzw. Quasi-Sakralisierung)?

Gesucht werden Kurzreferate (Länge: ca. 15–20 Min.), die pointiert ein Problem aus dem Gegenstandsbereich identifizieren, Phänomene zur Veranschaulichung definieren, Materialien und Bearbeitungsmethoden anbieten und erste, gegebenenfalls vorläufige Lösungsansätze skizzieren, diese nicht aber zwingend elaborieren. So kann dem Pioniercharakter der Sektion Rechnung getragen und der Meinungsaustausch angeregt werden. Im Zentrum der Sektion, die in Kooperation mit dem Grassi-Museum für Angewandte Kunst (Leipzig) und der Fakultät Angewandte Kunst/Professur für Kunst- und Designgeschichte der Westsächsischen Hochschule (Zwickau/Schneeberg) durchgeführt wird, steht die Diskussion. Es soll ein Forum für works in progress und ein Ort der Vernetzung zu Fragen des italienischen Designs geboten werden.

Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch
Sprache der Ankündigung