Gründungskonstellationen von Kritischer Theorie, Philosophischer Anthropologie und Logischem Empirismus im Kontext der 1920er- und 1930er-Jahre

Gründungskonstellationen von Kritischer Theorie, Philosophischer Anthropologie und Logischem Empirismus im Kontext der 1920er- und 1930er-Jahre

Veranstalter
Christoph Demmerling (Jena), Max Beck (Jena), Nicholas Coomann (Jena), Christian Damböck (Wien)
Veranstaltungsort
Kleiner Sitzungssaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena
Gefördert durch
DFG, FWF
PLZ
07743
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.05.2022 - 22.05.2022
Von
Nicholas Coomann, Institut für Philosophie, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die Tagung thematisiert systematische Parallelen und historische Berührungspunkte zwischen Kritischer Theorie, Philosophischer Anthropologie und Logischem Empirismus.

Gründungskonstellationen von Kritischer Theorie, Philosophischer Anthropologie und Logischem Empirismus im Kontext der 1920er- und 1930er-Jahre

Während der 1920er- und 1930er-Jahre sah sich die deutschsprachige Philosophie einer breiten Erschütterung kultureller Selbstverständnisse gegenüber: Die Diversifizierung und Dynamisierung der empirischen Einzelwissenschaften sorgten für eine rasche Akkumulation von positivem Wissen, das die Legitimation philosophischer Lehrgebäude zunehmend infrage stellte. Zugleich kam es infolge des Ersten Weltkriegs zu drastischen politischen Umbrüchen, die schließlich in der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten kulminierten.

Vor diesem Hintergrund erschienen um das Jahr 1930 herum fünf programmatische Schriften: Helmuth Plessners "Die Stufen des Organischen und der Mensch" (1928), Max Schelers "Die Stellung des Menschen im Kosmos" (1928), der vom Verein Ernst Mach heraus-gegebene Traktat "Wissenschaftliche Weltauffassung" (1929), Hans Reichenbachs "Ziele und Wege der heutigen Naturphilosophie" (1931) und Max Horkheimers "Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung" (1931). Der damaligen "Krise der Philosophie" begegnen alle diese Programme mit der Integration moderner Forschungsdisziplinen und einer engen Zusammenarbeit von Philosophie und Einzelwissenschaften. Trotz unterschiedlicher Traditionen ist den Strömungen, die aus diesen Gründungsdokumenten hervorgingen, damit ein modifizierter Philosophiebegriff gemeinsam, der ein empirisch informiertes und kritisches Gesellschafts- und Naturverständnis beansprucht.

Michael Friedman beschreibt in seinem Buch "A Parting of the Ways" (2000) die Konferenz in Davos von 1929 als Ausgangspunkt der Trennung von kontinentaler und analytischer Philosophie. Ein ähnliches Ereignis lässt sich für die "Teilung der Wege" von Kritischer Theorie, Philosophischer Anthropologie und Logischem Empirismus nicht ausmachen. Dennoch gibt es zahlreiche systematische Parallelen und historische Berührungspunkte. Während die Vertreter des Wiener Kreises und der Berliner Gruppe sowie das Institut für Sozialforschung nach 1933 größtenteils in den USA Zuflucht fanden, emigrierte Plessner in die Niederlande. Interessanterweise wurden die scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Strömungen erst nach der Emigration manifest. Die Tagung untersucht das geschichtliche, philosophische und politische Verhältnis der drei Strömungen während ihrer Gründungszeit in drei Sektionen: Sektion I thematisiert in breiterer philosophiehistorischer Perspektive die Zeit der 1920er-Jahre. Die Sektionen II und III widmen sich komparatistischen Aspekten von Kritischer Theorie, Philosophischer Anthropologie und Logischem Empirismus.

Programm

Freitag, 20. Mai 2022

15:45–16:00 Uhr Begrüßung

16:00–17:00 Uhr Christoph Demmerling: Hatten sie sich etwas zu sagen? Kritische Theorie, Philosophische Anthropologie, Logischer Empirismus

17:00–18:00 Uhr Stefania Maffeis: Transnationale Ideenzirkulation

18:30–19:30 Uhr. Sidonie Kellerer: Überlegungen zu Heideggers irreführender Ausdrucksweise und ihrer Wirkungsgeschichte

Samstag, 21. Mai 2022

09:30–10:30 Uhr Julia Gruevska: Institutionalisierung neuen Denkens. Philosophische Anthropologie, Kritische Theorie und Logischer Empirismus

10:30–11:30 Uhr Max Beck: Sehnsucht nach Sinn. Die Metaphysikkritik von Logischem Empirismus und Kritischer Theorie um das Jahr 1930

12:00–13:00 Uhr. Hans-Joachim Dahms: What happened? Wiener Kreis und Frankfurter Schule zwischen 1935 und 1937: von der Kooperation zur Konfrontation

15:00–16:00 Uhr Andreas Vrahimis: The myth of the given in Horkheimer’s critique of logical empiricism

16:00–17:00 Uhr Thomas Uebel: Herbert Marcuses eindimensionales Bild des logischen Empirismus

17:30–18:30 Uhr Christian Damböck: Der Nonkognitivismus des Wiener Kreises im Spiegel der Rezeption: von der Frankfurter Schule bis zur logisch-empiristischen Exegese

Sonntag, 22. Mai 2022

10:00–11:00 Uhr Peggy H. Breitenstein: Die Entstellung des Menschen. Geschichtsphilosophie und Anthropologie nach Benjamin

11:00–12:00 Uhr Nicholas Coomann: Stellvertreterkriege. Adornos und Horkheimers frühe Anthropologiekritik

14:00–15:00 Uhr Hans-Peter Krüger: Plessners Marxismus-Kritiken und Adornos Anthropologie-Kritiken. Eine phänomenologisch überraschende Begegnung

15:00–16:00 Uhr Sebastian Edinger: Ausdruck und Repräsentation bei Plessner und Adorno

Kontakt

E-Mail: nachmetaphysisches-philosophieren@uni-jena.de

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Deutsch
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