Jenseits von Ideologie und Borniertheit? Zum Verhältnis von Landesgeschichte und Heimatgeschichte (19. bis 21. Jahrhundert)

Jenseits von Ideologie und Borniertheit? Zum Verhältnis von Landesgeschichte und Heimatgeschichte (19. bis 21. Jahrhundert)

Veranstalter
AG Landesgeschichte im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) in Kooperation mit dem Institut für Landesgeschichte am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) (Prof. Dr. Oliver Auge und Prof. Dr. Michael Hecht)
Ausrichter
Prof. Dr. Oliver Auge und Prof. Dr. Michael Hecht
Veranstaltungsort
Franckesche Stiftungen, Freylinghausen-Saal
PLZ
06110
Ort
Halle (Saale)
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
21.09.2022 - 23.09.2022
Deadline
11.09.2022
Von
Christian Hoffarth, Abteilung für Regionalgeschichte, Historisches Seminar, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Die Tagung zielt darauf, die Bedeutung der Landesgeschichte für Heimatdiskurse sowie das Zusammenwirken von Heimatgeschichte und Landesgeschichte bei der Konstruktion von Heimat vor unterschiedlichen politischen Hintergründen im deutschsprachigen Raum vom 19. bis ins 21. Jahrhunderts zu ergründen.

Jenseits von Ideologie und Borniertheit? Zum Verhältnis von Landesgeschichte und Heimatgeschichte (19. bis 21. Jahrhundert)

Heimat hat Konjunktur. Nicht nur wird der Begriff der ‚Heimat‘ im öffentlichen Diskurs in jüngerer Zeit wieder verstärkt als Vehikel ganz unterschiedlicher politischer Botschaften verwendet und dementsprechend ideologisch aufgeladen. Auch die wissenschaftliche und insbesondere die geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzung mit aktuellen und vergangenen Heimatkonzepten und -diskursen boomt seit einiger Zeit. Für die institutionalisierten Geschichtswissenschaften führt die Befassung mit historischen Konzepten von Heimat zwangsläufig auch zur Hinterfragung der Rolle des eigenen Fachs in vergangenen und gegenwärtigen Heimatdiskursen. Gerade die Landes- und Regionalgeschichte als die geschichtswissenschaftliche Subdisziplin, die sich der lokalen und regionalen Ebene historischer Zusammenhänge widmet, stand und steht von jeher in engem Bezug zur Idee der Heimat und zumal zu einem ihrer wichtigsten Medien: der Heimatgeschichte. Die professionelle Landesgeschichte und die überwiegend von Laien getragene Heimatgeschichte blicken auf ein vielfach spannungsreiches, gleichwohl äußerst fruchtbares Wechselverhältnis zurück. Nicht zuletzt auch aufgrund der stark belasteten Geschichte des Heimatbegriffs muss eine reflektierte Landesgeschichte es sich angesichts dessen heute zur Aufgabe machen, dieses Verhältnis gezielt und umfassend zu beleuchten.

Die aktuelle Konjunktur des Heimatbegriffs und der Heimatkonzepte sowie die Notwendigkeit zur Selbstreflexion der Geschichtswissenschaften nimmt die Tagung der AG Landesgeschichte im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands zum Anlass, erstmals systematisch die Verbindung der institutionalisierten Landesgeschichte zu Heimatkonzepten und Heimatgeschichte multiperspektivisch und regional vergleichend in den Blick zu rücken. Ihr Ziel ist es, die Bedeutung der Landesgeschichte für Heimatdiskurse sowie das Zusammenwirken von Heimatgeschichte und Landesgeschichte bei der Konstruktion von Heimat vor unterschiedlichen politischen Hintergründen im deutschsprachigen Raum vom 19. bis ins 21. Jahrhunderts zu ergründen. Auf diese Weise will die Tagung nicht zuletzt dazu beitragen, eine neue, diskursrelevante Basis für das Zusammenwirken einer aufgeklärten Heimatgeschichte und einer modernen Landes- und Regionalgeschichte jenseits politisch-ideologischer Vereinnahmungen zu schaffen.

Tagungsteilnahme nach Anmeldung (siehe Kontakt).

Programm

Mittwoch, 21. September 2022
11:30 Uhr Führung durch die Franckeschen Stiftungen: Architektur, Wunderkammer, Bibliothek (Prof. Dr. Holger Zaunstöck)
ab 12.30 Uhr Opening mit Kaffee
13:00–13:30 Uhr Grußworte und Einführung in die Tagung durch die Veranstalter

Sektion I: Heimatdiskurse, Heimatkonzepte und Heimatverbände
13:30–14:15 Uhr Prof. Dr. Willi Oberkrome (Freiburg)
Heimatgedanke und Landesgeschichte. Zur Funktion fusionierender Ordnungskonzepte nach 1918
14:15–15:00 Uhr Dr. Martin Göllnitz (Marburg)
„Wo der [D]eutsche ... ist, ist Deutschland!“: Landesgeschichte, Heimat und Auslandsdeutschtum in der Zwischenkriegszeit
15:00–15:30 Uhr Kaffeepause
15:30–16:15 Uhr Dr. habil. Mathias Beer (Tübingen)
Landes- und Heimatgeschichte ohne Land. Spezifische Formen des Zugangs zur Vergangenheit nach Flucht und Vertreibung
16:15–17:00 Uhr Prof. Dr. Michael Kißener (Mainz)
Regionale Identitätskonstruktionen und die Produktion von Heimatgefühl. Die Historiker und das Land Rheinland-Pfalz in den Neugliederungsdebatten nach 1945
17:00–17:45 Uhr Dr. Johannes Schütz (Dresden)
Landesgeschichte – Regionalgeschichte – Heimatgeschichte. Spannungsfelder laienhistorischer Forschungen in der DDR
19:00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag
Prof. Dr. Andreas Rutz (Dresden)
Heimat-Renaissance und Landesgeschichte. Zur (De)Kolonialisierung kleiner Räume

Donnerstag, 22. September
9:00–9:45 Uhr Dr. Christoph Jahn (Schleswig)
Online zwischen Elchen, Erbe und Erinnerung. Das digitale Potential der Heimatsammlungen in Schleswig-Holstein
9:45–10:30 Uhr Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel)
„… vor Borniertheit und Ideologie … bewahren“ – Regionalgeschichte als wichtigste Begleiterin von Heimatgeschichte?
10:30–11:00 Uhr Kaffeepause
11:00–11:45 Uhr Prof. Dr. Ferdinand Kramer (München)
Geschichte – Heimat – Politik
11:45–12:30 Uhr Prof. Dr. Wilfried Setzler (Tübingen)
„Die Heimat in ihrer geschichtlich gewordenen Eigenart zu erhalten und zu gestalten…“ Der Schwäbische Heimatbund und die württembergische Landesgeschichte
12:30–13:15 Uhr Dr. Sebastian Hösch (Öhringen)
Ausblick, Rückblick oder geistige Landesverteidigung? „Heimatforscher“ und die Darstellung ihres Gegenstandes auf Veranstaltungen
13:15–14:00 Uhr Mittagspause
14:00–15:30 Uhr Mitgliederversammlung der AG Landesgeschichte
15:30–16:00 Uhr Kaffeepause

Sektion II: Medien der Konstruktion von Heimat- und Landesgeschichte
16:00–16:45 Uhr PD Dr. Martina Steber (München)
Übersichtlichkeit zwischen zwei Buchdeckeln. Heimatbücher in der frühen Bundesrepublik
16:45–17:30 Uhr Prof. Dr. Lioba Keller-Drescher (Münster)
Vom Vaterländischen Verein zum behördlichen Denkmalschutz. Das Beispiel Württemberg
17:30–18:15 Uhr Dr. Eva Bendl (Augsburg)
Heimatliebe in Vitrinen. Das Heimatkonzept und die historischen Museen in Bayerisch-Schwaben
Freitag, 23. September
9:00–9:45 Uhr Dr. Lena Krull (Münster)
„Tracht“ als Thema der Landesgeschichte. Wissenshistorische Erkundungen zwischen 1890 und 1945
9:45–10:30 Uhr Antje Reppe, M.A. (Dresden)
Mit und in Heimatfesten Heimatgeschichte(n) schreiben? – Perspektiven für die Landesgeschichte Sachsen-Anhalts
10:30–11:00 Uhr Kaffeepause
11:00–11:45 Uhr Prof. Dr. Enno Bünz (Leipzig)
Die Sächsischen Heimatblätter in der DDR
11:45–12:30 Uhr Prof. Dr. Arnd Reitemeier (Göttingen)
„Heimat“ in den Blättern für Deutsche Landesgeschichte – der Gesamtverein und sein Heimatbegriff
12:30 Uhr Schlussdiskussion und Tagungsende

Kontakt

Anmeldung bei Felicia Engelhard: fengelhard@histosem.uni-kiel.de

https://www.histsem.uni-kiel.de/de/das-institut-1/abteilungen/regionalgeschichte-mit-schwerpunkt-schleswig-holstein/tagungen/jenseits-von-ideologie-und-borniertheit-zum-verhaeltnis-von-landesgeschichte-und-heimatgeschichte-19-bis-21-jahrhundert