Umgang mit sensiblen Objekten in Museen und Archiven – Provenienzforschung im digitalen Zeitalter

Umgang mit sensiblen Objekten in Museen und Archiven – Provenienzforschung im digitalen Zeitalter

Veranstalter
Leibniz-Forschungsverbund „Wert der Vergangenheit“, Arbeitskreis Archive der Leibniz-Gemeinschaft, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Veranstaltungsort
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
PLZ
04103
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
20.09.2022 - 20.09.2022
Deadline
20.09.2022
Von
Kai Drewes, Forschungsschwerpunkt Zeitgeschichte und Archiv, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS)

Der Workshop ist ein Beitrag zur Reflexion der Provenienzforschung in Archiven und Museen und nimmt gezielt Auswirkungen der Digitalisierung auf den Umgang mit sensiblen Objekten in Kultureinrichtungen in den Blick.

Umgang mit sensiblen Objekten in Museen und Archiven – Provenienzforschung im digitalen Zeitalter

Die Erforschung der Herkunft und Geschichte von Objekten in musealen, bibliothekarischen und archivischen Sammlungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Erfreulicherweise findet die Forschung zu Provenienzen (oft verbunden mit der Frage möglicher Restitutionen) mittlerweile auch weit über Fachkreise hinaus Aufmerksamkeit, indem ihre gesamtgesellschaftliche Bedeutung und internationale Dimension deutlich zu Tage getreten sind. Über die Ebene verdienstvoller Einzelprojekte hinaus besteht jedoch weiterhin großer Bedarf, die Arbeit der Provenienzforschung in ihren Grundzügen zu reflektieren, zu systematisieren und zu institutionalisieren.

Insbesondere müssen die verschiedenen Auswirkungen der Digitalisierung auf den Umgang mit sensiblen Objekten in Kultureinrichtungen stärker in den Blick genommen werden. So unterstreicht das Vorwort eines Ende 2021 erschienenen Sammelbands über die „Digitalisierung ethnologischer Sammlungen“, durch Digitalisierungsprojekte würden „neue, besser vernetzte und differenzierte Zugriffe auf ethnologische Sammlungen“ möglich. Zugleich werden die „neu entstehende[n] Widersprüche und Probleme der Digitalisierung“ und die „tiefgreifenden Transformationen, die damit unweigerlich einhergehen“, hervorgehoben. Die Herausgeber:innen prognostizieren nicht weniger als „eine fundamentale Veränderung der Museen und wissenschaftlichen Sammlungen, da die Systematisierung und Verfügbarkeit der Daten nunmehr ganz andere Voraussetzungen und Grundlagen haben“. (Hans Peter Hahn et al., Vorwort, in: dies. (Hgg.), Digitalisierung ethnologischer Sammlungen. Perspektiven aus Theorie und Praxis (= Edition Museum, Bd. 55), Bielefeld 2021 (auch online verfügbar unter https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/6a/07/5f/oa9783839457900NaI5CsWVcz8fV.pdf), S. 9 f., hier S. 9.)

Der Workshop greift diese wichtigen Fragen auf und will den Blick weiten, indem – was noch zu selten geschieht – spartenübergreifend verschiedene Perspektiven eingebracht und in einen fruchtbaren Austausch gebracht werden: durch Referate von und Diskussionen zwischen Expert:innen aus den Bereichen Museum, Archivwesen und Bildsammlungen wie auch aus der Politik, abgerundet durch die Vorstellung eines Einzelprojekts samt Filmvorführung. Das international renommierte GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig bietet sich in besonderer Weise als Veranstaltungsort an, da es bereits in größerem Stil Provenienzforschung betreibt und unter diesen neuen Rahmenbedingungen seine Dauerausstellung grundlegend umgestaltet hat, was ebenfalls präsentiert wird.

Der Workshop ist zugleich eine Veranstaltung im Rahmen des „Lab 1.3: Digitale Heuristik und Historik“ des Leibniz-Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“, das sich der „Geschichtsaneignung im digitalen Zeitalter“ widmet und u.a. der Frage nachgeht, wie Archive, Bibliotheken und Museen zur „Wissens- und Wertebildung in Zeiten medialer Umbrüche“ beitragen (zitiert nach https://www.leibniz-wert-der-vergangenheit.de/forschung/research-hubs-und-research-labs-1).

Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos. Anmeldungen bitte bis zum 2.9.2022 per E-Mail an archiv@leibniz-ifl.de.

Programm

Dienstag, 20. September 2022

9:00 Uhr: Begrüßung und Einführung
Birgit Scheps-Bretschneider (GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig), Kai Drewes / Bettina Reimers (Arbeitskreis Archive der Leibniz-Gemeinschaft), Heike Liebau (Zentrum Moderner Orient / Leibniz-Forschungsverbund „Wert der Vergangenheit“)

9:30 Uhr: Sensible Sammlungen zwischen FAIR und CARE
Anna-Maria Brandstetter (Universität Mainz)

10:15 Uhr: Perspektiven aus der Museumspraxis (Arbeitstitel)
Birgit Scheps-Bretschneider (GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig)

11:00 Uhr: Pause

11:15 Uhr: Führung durch die neue Dauerausstellung Reinventing GRASSI.SKD

12:30 Uhr: Mittagspause

13:30 Uhr: Über das eigene Regal hinausschauen – Archive und Kontextwissen
Susanne Freund (Fachhochschule Potsdam)

14:15 Uhr: Besitz und Autorschaft: zum Umgang mit digitalisierten Fotografien
Sophie Junge (Universität Zürich)

15:00 Uhr: Pause

15:15 Uhr: Statement
Kathrin Hahne (Abteilung Grundsatzfragen der Kulturpolitik, Denkmal- und Kulturgutschutz bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM))

15:30 Uhr: Diskussionsrunde mit allen Vortragenden

16:15 Uhr: Sensible Objekte / Sensibles Filmmaterial? Bericht aus einem Provenienzforschungsprojekt zu Hans Schomburgk und der Zusammenarbeit mit Liberia
Lars Müller (Museumsverband Sachsen-Anhalt)

16:45 Uhr: Pause

17:00 Uhr: Einführung zum Film
Lars Müller (Museumsverband Sachsen-Anhalt)

Vorführung des Films „Das Auge Afrikas. Der Filmpionier Hans Schomburgk“ (Anna Neuhaus, schmidFilm, 2019, 90 Min.)

18:45 Uhr: Diskussion und Stellungnahmen zum Film

19:15 Uhr: Ende

Kontakt

Archiv für Geographie
Leibniz-Institut für Länderkunde
Schongauerstraße 9
04328 Leipzig

archiv@leibniz-ifl.de

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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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