Jüdischer Film- Jüdische Filmgeschichte(n)- Jüdisches Filmerbe? Konturen eines Forschungsfeldes

Jüdischer Film- Jüdische Filmgeschichte(n)- Jüdisches Filmerbe? Konturen eines Forschungsfeldes

Veranstalter
Forschungsgruppe 'Was ist jüdischer Film?' an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
PLZ
14482
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Findet statt
Digital
Vom - Bis
09.01.2023 -
Deadline
09.12.2022
Von
Tirza Seene, Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf

Die Forschungsgruppe ‚Was ist jüdischer Film?‘ der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf veranstaltet ein zweites (Post-)Doktorand:innen Kolloquium, um die Entwicklungen im Feld 'Jüdischer Film' zu konkretisieren und Forschungsnetzwerke weiter auszubauen.
Das diesjährige Kolloquium bietet die Möglichkeit, Ideen und Forschungsergebnisse zu präsentieren, Methoden und Fragestellungen zu erproben und neue Ansätze mit etablierten PostDocs zu diskutieren.

Jüdischer Film- Jüdische Filmgeschichte(n)- Jüdisches Filmerbe? Konturen eines Forschungsfeldes

Bei dem Versuch das Feld ‚Jüdischer Film‘ definitorisch einzuordnen, stehen wir vor einigen Schwierigkeiten. Zunächst kann bereits die Attribuierung des Gegenstandes Film als ‚jüdisch‘ mit problematischen Essentialisierungen einhergehen. Daher müssen die Aushandlungen ‚des Jüdischen‘ mit all ihren Komplexitäten, Selbst- und Fremdzuschreibungen sowie Intersektionalitäten jeweils neu beschrieben werden. Zudem ist das Feld in Deutschland nicht strukturell verankert und somit nicht nur die Forschenden selbst interdisziplinär versprengt, sondern auch die jeweiligen Untersuchungsgegenstände überaus divers.

Ein weiterer Schritt zur Vermessung des Forschungsfeldes in Deutschland und der Problematisierung der verschiedenen Gegenstandsbestimmungen ist mit dem im Januar 2021 von der Filmuniversität Babelsberg in Kooperation mit dem Selma Stern Zentrum veranstaltete (Post-)Doktorand:innen Kolloquium ‚Jüdischer Film‘ getan worden. Das Kolloquium hat gezeigt, dass durch die Vernetzung der unterschiedlichen Erkenntnisperspektiven, erfolgreiche Reflexionen angestoßen und innovative methodische Verschränkungen erarbeitet werden können. Daran soll angeschlossen, das bereits entstandene Netzwerk weiter ausgebaut und Forschungsperspektiven konkretisiert werden.

‚Jüdische Filmgeschichte(n)‘ und ‚Jüdisches Filmerbe‘

Wie können Zusammenhänge zwischen historischen Ereignissen, Populärkultur und Zuschreibungen ‚des Jüdischen‘ an der Schnittstelle ‚Jüdischer Film‘ neu gedacht werden? Die thematische Bandbreite des letzten Kolloquiums hat verdeutlicht, dass eine breitere Definition des Gegenstandes als der ‚Jüdischen Filmgeschichte(n)‘ die Chance bietet, jüdische Erfahrungen und Filmgeschichte zu untersuchen und so historische, sozialpolitische und auch medientechnologische Kontexte mitzudenken. Infolgedessen werden nicht nur die filmischen Texte selbst relevant, sondern auch Institutionen, die sich der Bewahrung des jüdischen Filmerbes angenommen haben oder Motivgeschichten bestimmter Aspekte jüdischen Lebens. Das Kolloquium hat erarbeitet, dass diese Zusammenhänge dabei vor allem auch als selbstermächtigendes Ausdrucksmittel interpretiert werden können, sei es als Instrument der politischen Störung oder als Ausdrucksmöglichkeit jüdischer Selbstverständnisse durch die Populärkultur. Gleichzeitig weichen ‚Jüdische Filmgeschichte(n)‘ national eingegrenzte Forschungsperspektiven auf, fordern Konstruktionen der Differenz heraus und ermöglichen es, die strukturelle Beschaffenheit antisemitischer Klischees sichtbar zu machen. Da wo die ‚Jüdische Filmgeschichte(n)‘ jedoch durch kontextuelle und historische Verankerungen an ihre Grenzen stoßen, kann der Begriff des ‚Jüdischen Filmerbes‘ neue Perspektiven eröffnen. ‚Jüdisches Filmerbe‘ versteht Film als intellektuelles und immaterielles Erbe und macht die Bedingungen sichtbar, unter denen Filmgeschichte geschrieben wird. So rücken nicht nur Archivierungspraxen und Verwendungsgeschichten in die Betrachtung, sondern auch parafilmische und filmbegleitende Materialien (Paratexte) sowie die Diskursivierungen des Gegenstandes ‚Jüdischer Film ‘ selbst.

Um die Entwicklungen im Feld zu konkretisieren und die verschiedenen Ansätze in einen Austausch zu bringen, veranstaltet die Forschungsgruppe ‚Was ist jüdischer Film?‘ der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf am 9. Januar 2023 ein zweites online (Post-)Doktorand:innen Kolloquium.

Das diesjährige Kolloquium bietet die Möglichkeit, Ideen und Forschungsergebnisse zu präsentieren, Methoden und Fragestellungen zu erproben und neue Ansätze mit etablierten PostDocs zu diskutieren. Außerdem soll gemeinsam über die Perspektiven des Gegenstandes als ‚Jüdische Filmgeschichte(n)‘ und ‚Jüdisches Filmerbe‘ nachgedacht und so die Konturen des Feldes ‚Jüdischer Film‘ geschärft werden.

Bewerbungen von Teilnehmenden des letzten Kolloquiums sind daher ausdrücklich erwünscht.

Dieser offeneren Definition des Feldes folgend, sollen dabei nicht nur filmische Texte, sondern beispielsweise auch Diskurse über Film oder Institutionen zur Bewahrung des ‚Jüdischen Filmerbes‘ betrachtet werden. Gezielt sollen auch andere Formen und Medien, wie Videokunst oder Social Media thematisiert werden.

Exemplarische Themenbereiche können sein:

- Neue Ansätze und Methoden der Erforschung ‚Jüdischen Films‘
- Film, Erinnerung und Zeugenschaft
- Jewish Moments in Rezeption und Filmkultur
- Antisemitismus und Umgang mit belastetem Filmerbe
- Musealisierung, Kuratierung und Archivierung Jüdischen Films
- Jüdische Filmkultur und Videokunst
- Jüdische Filmschaffende und Fragen der Biografieforschung
- Religion, Orthodoxie und Film
- Jüdische Ästhetik und Medienphilosophie
- Historische Perspektiven auf Judentum und Film
- Transnationale Verschränkungen im Bereich ‚Jüdischer Film‘

Das Kolloquium findet online statt und richtet sich an Promovierende sowie PostDocs aller Fachrichtungen, die zu audiovisuellen Auseinandersetzungen mit ‚dem Jüdischen‘ forschen und institutionell in Deutschland angebunden sind.

Das Kolloquium kann zu gleichen Teilen aus Vorträgen und Projektvorstellungen bestehen; offenere Formate (z.B. Videoessays, Poster-Präsentationen, Lektüre und Diskussion kurzer eigener Texte) sind erwünscht. Die Sprachen des Kolloquiums sind Deutsch und Englisch.

Bewerber:innen werden gebeten, bis zum 09. Dezember 2022 ein kurzes Abstract (400-500 Wörter), das den geplanten Beitrag für das Kolloquium beschreibt, und eine Kurzvita (max. 1 Seite) an folgende Email zu schicken: t.seene@filmuniversitaet.de.
Rückmeldungen werden innerhalb von einer Woche versandt.
Andere interessierte Teilnehmer:innen sind willkommen; um Anmeldung bei der angegeben E-Mail Adresse wird gebeten.

Kontakt

t.seene@filmuniversitaet.de

https://juedischefilmgeschichte.de/