Les jeudis de l’Institut historique allemand

Les jeudis de l’Institut historique allemand

Veranstalter
Deutsches Historisches Institut Paris
PLZ
75003
Ort
Paris
Land
France
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
06.04.2023 - 01.06.2023
Von
Deutsches Historisches Institut DHIP, Institut historique allemand

Die Vortragsreihe "Les jeudis de l’Institut historique allemand" thematisiert aktuelle geschichtswissenschaftliche Debatten im kritischen deutsch-französischen Dialog und erweitert Wissenshorizonte über fachliche, geografische, sprachliche und methodische Grenzen hinaus.

Les jeudis de l’Institut historique allemand

Die Vorträge finden hybrid statt. Für eine Online-Teilnahme ist der Anmeldelink unter der jeweiligen Veranstaltung und im Veranstaltungskalender des DHIP angegeben: http://www.dhi-paris.fr/veranstaltungen/kalender.html.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: https://www.dhi-paris.fr/veranstaltungen/les-jeudis-de-liha.html.

Für eine Teilnahme vor Ort ist keine Anmeldung erforderlich.

Programm

06. April 2023, 18.00 Uhr

Christine Krüger (Universität Bonn): Friedensvorstellung im europäischen Judentum 1870–1914
Kommentar: Vincent Duclert (EHESS)

Der im 19. Jahrhundert zunehmend virulenter werdende Nationalismus verstand die Nation als einen übergeordneten Letzwert, für den ihre Angehörigen gegebenenfalls auch in den Tod ziehen sollten. Juden setzte dies unter Bekenntnisdruck, denn Emanzipationsgegner argumentierten immer wieder, dass ihrer Loyalität im Kriegsfall kein Vertrauen zu schenken sei. Die Mehrheit der europäischen Juden reagierten angesichts dieser Zweifel mit einem eindeutigen patriotischen Bekenntnis zu ihrer jeweiligen Heimatnation. Gleichzeitig jedoch erkannten viele von ihnen aufgrund ihrer Außenseiterposition die Janusköpfigkeit des Nationalismus klarer als andere Zeitgenossen. In dem Vortrag soll analysiert werden, wie sich dies auf ihre Sicht von Krieg und Frieden auswirkte.

Vortrag mit Simultanübersetzung (Deutsch/Französisch). Anmeldung: https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_PYEMgVIsQmuFWzpDVqyqOg

13. April 2023, 18.00 Uhr

Christina Morina (Universität Bielefeld): Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 80er-Jahren
Kommentar: Alexandre Escudier (Sciences Po Paris)

Wie lässt sich die demokratische Revolution von 1989/90 in die deutsche Demokratiegeschichte einordnen? Dreißig Jahre nach der Vereinigung gibt es einerseits eine zunehmend gemeinsam erfahrene und gestaltete Gegenwart; anderseits gibt es gerade in der politischen Kultur und Praxis nach wie vor signifikante Unterschiede in Ost und West. Zudem steht die Demokratie insgesamt unter Druck. Der politische Extremismus breitet sich aus, die Ära der Volksparteien geht zu Ende, antidemokratische Ressentiments gewinnen an Zustimmung. Wie ist es dazu gekommen? Der Vortrag entfaltet die These, dass man die jüngere deutsche Geschichte nicht hinreichend verstehen kann, wenn man sie als je einseitige Demokratie- bzw. Diktaturgeschichte betrachtet. Auf Basis zahlreicher Dokumente wie Bürgerbriefen, Petitionen und Flugblättern ergründet er, welche Vorstellungen von Demokratie und Bürgersein es in der Bevölkerung in den letzten 40 Jahren gab und wie diese nach 1989 konvergierten oder auch (weiterhin) divergierten. In dieser Perspektive einer politischen Kulturgeschichte „von unten“ wird der Umbruch von 1989 erstmals als Kapitel einer gesamtdeutschen Demokratiegeschichte betrachtet. Sie zeigt, wie vielfältig und eigensinnig sich die Deutschen in Ost und West mit der Demokratie als Idee und Praxis auseinandersetzten – und welche Potentiale und Gefährdungen damit bis heute verbunden sind.

Vortrag mit Simultanübersetzung (Deutsch/Französisch). Anmeldung: https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_mxCNKZq-SieHWFyoc0evZg

04. Mai 2023, 18.00 Uhr

Stefanie Gänger (Universität Heidelberg): „... denn keine Krankheit ist gewöhnlicher“. Fieber in der Atlantischen Welt der Sattelzeit (1760–1830)
Kommentar: Jean-Luc Chappey (Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne)

Der Vortrag befasst sich mit der Prävalenz der Diagnose „Fieber“ in der Atlantischen Welt der Jahrzehnte um 1800 – den Zeitgenossen zufolge der „gewöhnlichsten“ und tödlichsten Krankheit der Zeit. Der Vortrag umreißt den historischen Fieberbegriff, der bis etwa 1830 noch eine Krankheit, nicht das Symptom verschiedener Erkrankungen, bedeutete, und rekonstruiert den medizinischen Diskurs der Zeit von der besonderen Relevanz des Fiebers. Abschließend stellt der Vortrag Hypothesen über mögliche Gründe für die Bedeutung von Fieberkrankheiten um 1800 auf, die in der Vernetzung der medizinischen Gelehrtenrepublik der Zeit ebenso wie einer Reihe epidemiologischer Faktoren liegen, etwa dem Rückgang „auffälligerer“ Erkrankungen wie der Pest.

Vortrag mit Simultanübersetzung (Deutsch/Französisch). Anmeldung: https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_s6zUfW-IRDGI74bfxYTT8w

11. Mai 2023, 18.00 Uhr

Katja Patzel-Mattern (Universität Heidelberg): Von der „unvollständigen Familie“ zur „Regenbogenfamilie“. Elternschaft und Sorge in der DDR und der Bundesrepublik
Kommentar: Patrick Farges (Universität Paris Cité)

Der neunte Familienbericht der Bundesregierung von 2021 betreibt politisches Agenda-Setting. Er konstatiert eine „zunehmende Heterogenität“ des Zusammenlebens. Damit reagiert er auf einen Wandel familiärer Lebensformen. In historischer Perspektive stellt sich jedoch die Frage, inwiefern wir es hier mit einer Zäsur in der Geschichte der Familie in Deutschland zu tun haben. Stellt die Ausweitung des Familienbegriffs auf Lebensformen jenseits der ehelich gebundenen Kleinfamilie einen Bruch mit vorherigen Lebensrealitäten von Menschen dar? Oder liegt der Bruch vielmehr darin, wie Politik und Gesellschaft auf diese Infragestellung seit dem späten 19. Jahrhundert reagierten? Diese Fragen diskutiert der historische Vortrag und wirbt zugleich dafür, eine Geschichte der Elternschaft und Sorge interdisziplinär zu denken.

Vortrag mit Simultanübersetzung (Deutsch/Französisch). Anmeldung: https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_uogAwNJWT2aXl9yZTw0DYQ.

25. Mai 2023, 18.00 Uhr

Iris Schröder (Universität Erfurt): Die Sprache der Kartographen: Begriffe, Zeichen, Farben und die Herausforderung unsicheren Wissens im 19. Jahrhundert.
Kommentar: Nicolas Verdier (CNRS/EHESS)

In seiner klassischen Studie zur „Sprache der Geographen“ (1964) entwarf François de Dainville ein detailreiches Panorama frühneuzeitlicher Karten: Begriffe, Zeichen und Farben bezogen sich dabei auf eine Fülle unterschiedlicher geographischer Gegenstandsbereiche, die sowohl Fragen der Astronomie, der physischen Geographie als auch der historischen Geographie umfassten. Doch so anregend die Studie für die genauere Kartenlektüre späterer Epochen erscheint, so auffällig ist zugleich, dass de Dainville epistemische Dimensionen kartographischen Wissens ausblendet. Der Vortrag rückt diese ins Zentrum, indem er die noch genauer zu umreißende Sprache der Kartographen mit Fragen nach dem epistemischen Status kartographischen Wissens verknüpft. Am Beispiel ausgewählter Karten des 19. Jahrhunderts wird so diskutiert, in welchem Umfang zeitgenössische Kartographien eine neue epistemische Qualität zukommt, die sich an Markierungen von Unsicherheit und Nicht-Wissen ablesen lässt. Dieser Ansatz rückt das 19. Jahrhundert als eine Epoche neuer Globalität in ein anderes Licht und schlägt vor, das Jahrhundert auch als eine Epoche der Unsicherheit zu verstehen, die sich deutlich in Karten artikulierte.

Vortrag mit Simultanübersetzung (Deutsch/Französisch). Anmeldung: https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_Xo2VsS5lRMSZtoSCgZ6n5g.

01. Juni 2023, 18.00 Uhr

Romedio Schmitz-Esser (Universität Heidelberg): Die kulturelle Konstruktion des toten Körpers im Mittelalter
Kommentar: Dominique Iogna-Prat (EHESS)

Der tote Körper ist weit mehr als ein physikalisches Objekt. Die relevante Zuschreibung erfolgt in einem kulturellen Rahmen, der darüber entscheidet, ob es sich um einen Lebenden oder eine Sache handelt. Am Beispiel des Mittelalters zeigt der Vortrag, wie diese Konstruktion erfolgte. Dabei verbindet er die naturwissenschaftlichen und archäologischen Befunde mit den Belegen aus den verschiedenen Schriftquellen. Von der Einbalsamierung zur Verbrennung, von den Beginnen der medizinischen Sektion zur Forensik, entsteht so ein neues Bild einer in dieser Beziehung oftmals nur schlecht verstandenen Gesellschaft, für die der Umgang mit ihren verstorbenen Mitgliedern ein wichtiger, alltäglicher Teil des Lebens gewesen ist.

Vortrag mit Simultanübersetzung (Deutsch/Französisch). Anmeldung: https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_N9KrvKwcT2C-gR3mUtt8Gw

Kontakt

E-Mail: event@dhi-paris.fr

https://www.dhi-paris.fr/de/veranstaltungen/les-jeudis-de-liha.html
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