Referentin: Dr. Kerstin Hohner, „Runde Ecke“ Leipzig
Bereits frühzeitig begann die Stasi, einen eigenen Apparat für die gezielte Überwachung, Beeinflussung und Unterwanderung des Literaturbetriebes aufzubauen. Zu den Institutionen, die es abzusichern galt, zählten u. a. die Verlage. Sie waren eine der wichtigsten Anlaufstellen, um Informationen zu „feindlich-negativen“ Schriftstellerinnen und Schriftstellern sowie deren Manuskripte zu erhalten und Einfluss auf den Inhalt von Texten zu nehmen und Änderungen erwirken zu können.
Auch im Hinstorff Verlag wurden inoffizielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt. Der gezielte Aufbau einer IM-Basis im Lektorat erfolgte in den 1960er Jahren, wodurch der Informationsfluss zur Stasi stets gesichert war. Als Hinstorff Anfang der 1970er Jahre Autoren wie Franz Fühmann, Jurek Becker, Rolf Schneider, Klaus Schlesinger und Fritz Rudolf Fries um sich versammelte, rückte der Verlag in das Visier der Stasi. Als „Sammelbecken schwankender und negativer Schriftsteller aus der DDR“ wurde er zum Schwerpunkt in der operativen Arbeit, was eine erhöhte Einflussnahme im Lektorat und in der Leitungsspitze des Verlages bis 1989 nach sich zog.
Die Ergebnisse basieren auf der Auswertung von umfangreich überlieferten Stasi-Unterlagen über den Hinstorff Verlag der Jahre 1959–1989.