Jugend unter Verdacht. Junge Menschen als Problem im 18. und 19. Jahrhundert

Jugend unter Verdacht. Junge Menschen als Problem im 18. und 19. Jahrhundert

Veranstalter
Team des DFG-Projekts "Jugendkriminalität in der Sattelzeit"
Veranstaltungsort
Universität Siegen
PLZ
57072
Ort
Siegen
Land
Deutschland
Findet statt
Digital
Vom - Bis
29.02.2024 - 01.03.2024
Deadline
30.06.2023
Von
Michael Rocher, Department Erziehungswissenschaft, Universität Siegen

Die Tagung „Jugend unter Verdacht“ geht der These nach, ob und wie sich die Wahrnehmung von Jugend und der Umgang mit ihr im Zeitraum von 1750 bis 1850 grundlegende verändert haben könnte. Es soll diskutiert werden, wie Jugendliche im Kontext sich sukzessive neu entwickelnder Institutionen und Wissensformen von Pädagogik, Anthropologie und Psychologie, aber auch z.B. der Kriminalpolitik und der Rettungshausbewegung, zu einem Objekt verschiedener Kontroll- und Bearbeitungsbestrebungen wurden.

Jugend unter Verdacht. Junge Menschen als Problem im 18. und 19. Jahrhundert

Die Bestimmung von Jugend ist notorisch herausfordernd. Einschlägige Altersgrenzen variieren historisch und kulturell in erheblichem Maße, zudem dienen junge Menschen oftmals als Projektionsfläche für positive und/oder negative Zuschreibungen. So kann Jugend mit einem Schönheits- oder Gesundheitsideal und mit erzieherischen Utopien verbunden werden; gleichzeitig wird sie mit Normüberschreitungen, Ruhestörung oder Aufmüpfigkeit assoziiert. Was Jugend letztlich ‚ist‘ wird durch derartige Zuschreibungen festgelegt, indem Bewertungen vorgenommen werden, Institutionen zur Arbeit mit jungen Menschen eingeführt und biografische Lebenswege (prä-)strukturiert werden. Dies erfolgt, indem Jugendliche je nach Geschlecht, Herkunft, Alter, Bildungsstatus usw. eingeschätzt werden.

Im Rahmen der Tagung „Jugend unter Verdacht“ wird der These nachgegangen, dass sich in der Wahrnehmung von Jugend und im Umgang mit ihr im Zeitraum von 1750 bis 1850 grundlegende Veränderungen ergaben. Es soll diskutiert werden, wie Jugendliche im Kontext sich sukzessive neu entwickelnder Institutionen und Wissensformen von Pädagogik, Anthropologie und Psychologie, aber auch z.B. der Kriminalpolitik und der Rettungshausbewegung, zu einem Objekt verschiedener Kontroll- und Bearbeitungsbestrebungen wurden. Im Zuge pädagogischer Neuerungen, straftheoretischer Reformen, eines kulturellen Interesses an Biografien und psychischen Hintergründen von Normverletzungen wurde – so die Ausgangsthese der Tagung – ein Verständnis von Jugend grundgelegt, das ältere Thematisierungen zwar nicht gänzlich kontrastierte, aber doch eine besondere ,moderne‘ Bedeutung gewann.

In dem Workshop wollen wir diesen Kontroll- und Bearbeitungsbestrebungen nachgehen. Einen Schwerpunkt neben anderen stellen dabei die Besserungs- und Strafdiskurse der Zeit dar, aus denen sich ein neuartiger Umgang mit jugendlicher Kriminalität ersehen lässt. Dies stand im Zusammenhang mit Erziehungskonzeptionen der Zeit, die auf eine spezifische Erziehung durch die Obrigkeit, sei es im höheren und niederen Schulwesen, in Armen- und Waisenhäusern und auch in Festungen und Haftanstalten auf Jugend abzielten. Junge Menschen sollten als biografisch geformte Individuen anerkannt, aber auch genau beobachtet, kontrolliert und (nach-)erzogen werden, wenn dies notwendig erschien.

Im Verlauf der Tagung soll dies anhand von drei Themenfeldern näher untersucht werden:
a) Diskurse zum Umgang mit jungen Menschen. Wie wurde bspw. ihre Besserung oder Kontrolle verstanden und begründet? Wie setzte sich dies von früheren Zuschreibungen ab?
b) Institutionelle Bezugnahmen und Verwaltung von Jugend. Wie wurde z.B. durch pädagogische oder strafrechtlich begründete Einrichtungen auf junge Menschen zugegriffen? Wie wurden sie behandelt und ihr Verhalten normiert?
c) Differenzierungen und Bestimmungen junger Menschen. Wie wurden junge Menschen anhand besonderer Unterscheidungen als Jugend hervorgebracht? Wie wurden etwa Differenzen nach Geschlechtszugehörigkeit, lokaler Herkunft, Alter, Ausbildungsstand usw. relevant gemacht und welche Folgen hatte dies?

Wir bitten, uns Vorschläge für Beiträge im Umfang von etwa einer Seite bis zum 30.06.2023 zuzusenden an: jugend-unter-verdacht@uni-siegen.de

Kontakt

jugend-unter-verdacht@uni-siegen.de