Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist ein gemeinnütziger Verein, der im Bundesauftrag die deutschen Kriegsgräberstätten im Ausland pflegt und unterhält. Derzeit sind dies über 830 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten - Ruhestätten für rund 2,8 Millionen Kriegstote beider Weltkriege. Weitere Aufgaben des Volksbundes liegen in der Suche und Umbettung der Kriegstoten, aber auch in der Bildungsarbeit, der Friedensarbeit und der Jugendarbeit. Schirmherr dieser Arbeit ist der Bundespräsident.
Die Sorge des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. beschränkt sich jedoch nicht alleine auf die Kriegstoten an Land, sondern schließt die Seekriegstoten ausdrücklich mit ein. Seekriegsgräber fallen nicht unter das Deutsche Gräbergesetz, genießen aber dennoch besonderen internationalen Rechtsschutz. Seekriegstote sind Menschen, die entweder durch unmittelbare Kriegseinwirkung oder durch die Folgen einer unmittelbaren Kriegseinwirkung zu Tode kamen und nicht aus der See geborgen werden konnten. Hierbei handelt es sich um Angehörige der jeweiligen Kriegsmarine, der Handelsmarine, aber auch um KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, zivile Flüchtlinge und weitere Militärangehörige.
Ein Seekriegsgrab ist per Definition ein Kriegsgrab in Meeresgewässern. Hierbei handelt es sich primär um Wracks von Überwasserkriegsschiffen und U-Booten, jedoch fallen auch versenkte Handels- und Passagierschiffe und Wracks von See- und Luftfahrtzeugen darunter. Auch die Wracks von Schiffen neutraler Parteien können den Status eines Seekriegsgrabes besitzen, wenn sie im Zuge von Kriegshandlungen versenkt wurden. In der Ostsee trifft dies beispielsweise auf zahlreiche schwedische Schiffwracks zu, die im Verlauf des Ersten und Zweiten Weltkriegs irrtümlich von unterschiedlichen Kriegsparteien versenkt wurden.
Seit Jahren beobachtet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Zunahme der Plünderungen von Seekriegsgräbern - unter anderem durch Schatzsucher, Hobbyforscher und Sporttaucher. Die Suche nach Souvenirs macht mitunter selbst vor den Gebeinen der Toten nicht halt. Inzwischen gibt es bereits Unternehmen, die im Zuge eines zunehmenden Tauchtourismus ganz offen Tauchgänge zu geschützten Seekriegsgräbern anbieten. Neue technische Möglichkeiten in der Tauchindustrie sorgen zudem für eine zunehmende Bedrohung von Seekriegsgräbern, die bislang in einer Tiefe lagen, die allgemein noch als "sicher" vor unbefugtem Zugriff erschien.
Da ein einheitliches Schutzkonzept für die deutschen Seekriegsgräber in nationalen Gewässern aktuell noch fehlt, laden die Konrad-Adenauer-Stiftung und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nun für den April 2024 zu einer zweitägigen Fachtagung nach Hamburg. Teilnehmer dieser Tagung sind unter anderem Institutionen und Behörden aus dem Bereich des Denkmalschutzes, der Unterwasserarchäologie, aber auch der maritimen Erinnerungskulturarbeit.
Neben dem fachlichen Austausch, dem Dialog mit Tauchverbänden und der besseren Vernetzung von Institutionen und Behörden, soll gemeinsam an der Erstellung eines nationalen Schutzkonzeptes zum Schutz der deutschen Seekriegsgräber gearbeitet werden.
Ein erster Schritt ist die Veröffentlichung eines deutschlandweiten Leitfadens zum Schutz von Unterwasserkulturgut, der unter Federführung der Kommission für Unterwasserarchäologie beim Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland erstellt und vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie gedruckt wird.
Mit diesem Call for Paper möchten wir Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Unterwasserarchäologie, der maritimen Erinnerungskulturarbeit, aber aus dem Bereich der betroffenen Rechtsgebiete (insbesondere maritimer Kulturgüterschutz) dazu einladen, sich mit Beiträgen sowohl in Vortragsform im Rahmen der Tagung, als auch als Mitautor/in bei dem entstehenden Leitfaden zum Schutz von Unterwasserkulturgut zu beteiligen.
Bitte richten Sie bis zum 15. Dezember 2023 Ihre Themenvorschläge zusammen mit einem kurzen C.V. und einer Auflistung jüngerer Veröffentlichungen unter Hamburg@Volksbund.de an den Landesgeschäftsführer des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Hamburg Dr. Christian Lübcke.