Die Herausgeber:innen des 53. Bandes des Historischen Jahrbuches der Stadt Graz, Friedrich Bouvier, Sibylle Dienesch, Wolfram Dornik, Nikolaus Reisinger, Karin Schmidlechner sowie als Gastherausgeberin Barbara Stelzl-Marx, freuen sich auf Artikelvorschläge zum Schwerpunktthema „Stadt und Demokratie ab 1945“:
Der Band widmet sich den Prozessen der Demokratisierung, insbesondere in der Nachkriegszeit ab 1945, als demokratische Strukturen nach der „Ständestaats“-Diktatur und der NS-Herrschaft während der Besatzungszeit wiederaufgebaut wurden. Inwiefern knüpfte man in der städtischen Administration und Verwaltung nach der Befreiung an bereits vorhandene „demokratische“ Prinzipien an? Inwiefern war das neue Verständnis gewachsen, welche Bereiche konnten auf längere österreichische, steirische und Grazer Traditionen aufbauen? Wie wurden Vorgaben der Zivilregierung und von der sowjetischen bzw. britischen Besatzungsmacht umgesetzt und aufgenommen? Wie verhandelte die städtische Öffentlichkeit den Neubeginn? Aspekte könnten die Entnazifizierung, Nachkriegsjustiz oder der Aufbau städtischer demokratischer Strukturen wie Parteien, Presse, Medien, Gewerkschaften, Justiz, Zivilgesellschaft etc. sein. In welchem Umfeld differenziert sich ein neues Vereinsleben aus? Wie ist der Umgang mit dem Versammlungsrecht, der Pressefreiheit? Wie haben sich die Geschlechterbeziehungen neu/umformiert?
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Alltag der Grazer Bevölkerung und den gesellschaftlichen Diskursen ab dem Kriegsende. Wie gestaltete sich der Alltag unter sowjetischer bzw. britischer Besatzung? Welcher Wandel ging mit der Demokratisierung einher? Ab wann ist die Implementierung von demokratischem Denken in Graz vollzogen? Hat das Umfeld (akademisch, bürgerlich, katholisch, Arbeiterklasse) Auswirkung auf die Akzeptanz und den Bruch mit der Vergangenheit? Wie wird der Umgang mit DPs, Heimatvertriebenen etc. verhandelt?
Es kann im Band auch Blicke auf langfristige historische Strukturen geben: Etwa die Schritte zur kommunalen Demokratisierung seit 1848 bzw. 1918? Es ist auch möglich die Frage zu behandeln, inwiefern das mittelalterliche/frühneuzeitliche kommunale Stadtratssystem als protodemokratisch angesprochen werden kann. Welche Änderungen der gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen ergaben sich durch die Protestbewegungen der 1960er/70er Jahre?
Bei Interesse übermitteln Sie bitte ein Abstract mit max. 2000 Zeichen bis spätestens 15. Jänner 2024 an: wolfram.dornik@stadt.graz.at
Abgabetermin des Artikels: 5. September 2024
Erscheinungstermin: Ende 2024