Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora

Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora

Veranstalter
Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts (LBI)
Veranstaltungsort
Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien
Gefördert durch
VolkswagenStiftung
PLZ
14467
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Findet statt
Digital
Vom - Bis
26.01.2024 -
Deadline
26.01.2024
Von
Daniel Burckhardt, Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ)

Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora

Das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien sucht Autorinnen und Autoren für ein digitales Quellenportal. Es ist den Lebenswelten deutschsprachiger Jüdinnen und Juden gewidmet. Neben individuellen Migrationsgeschichten und der Frage, wohin sie, wann und in welcher Zahl den deutschsprachigen Raum v.a. nach 1933 verließen, geraten Gruppenbildungsprozesse, Mehrfachzugehörigkeiten und transnationale Netzwerke über 1945 hinaus in den Blick.

History of the German-Jewish Diaspora

The Moses Mendelssohn Center for European-Jewish Studies is seeking authors for a digital platform. It is dedicated to the lifeworlds of German-speaking Jewish women and men. The resource will not only present individual stories of escape and emigration, but also explore questions of where, when, and in what numbers these migrants left German-speaking Europe. Further, it will illuminate processes of diasporic group formation, transnational networks, and plural identities beyond 1945.

Geschichte der deutsch-jüdischen Diaspora

Das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien sucht Autorinnen und Autoren für ein digitales Quellenportal. Es ist den Lebenswelten deutschsprachiger Jüdinnen und Juden gewidmet, die ab den 1820er Jahren aus ihren Herkunftsländern emigrierten oder flohen und sich in verschiedenen (Transit)Ländern – von A wie Argentinien bis Z wie Zypern – eine neue Existenz aufbauten. Neben individuellen Migrationsgeschichten und der Frage, wohin sie, wann und in welcher Zahl den deutschsprachigen Raum v.a. nach 1933 verließen, geraten Gruppenbildungsprozesse, Mehrfachzugehörigkeiten und transnationale Netzwerke über 1945 hinaus in den Blick.
Das Quellenportal ist Teil eines hybriden Publikationsprojekts des Leo Baeck Instituts (LBI), hier insbesondere der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des LBI (WAG). Sein Ziel ist es, erstmals eine Gesamtgeschichte der deutsch-jüdischen Diaspora vorzulegen. Neben dem Portal ist dazu ein Sammelband geplant, der an die renommierte Reihe Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit (C. H. Beck München) anknüpft. Das Portal bietet in Verbindung mit dem Überblickscharakter des Buches die Möglichkeit, biografische Fallstudien und weniger bekannte Ereignisse und Orte eingehender vorzustellen. In der Printpublikation sollen Verlinkungen den Portal-Beiträgen zugeordnet werden.
Das hybride Publikationsprojekt widmet sich Akteur:innen, die einem deutschen Sprach- und Kulturkreis zuzurechnen sind und ist nicht auf deutsche Jüdinnen und Juden beschränkt. Es richtet sich an Studierende, Forschende und Lehrende, aber auch an Schüler:innen und interessierte Laien. Die Website ist mehrsprachig angelegt und soll auf Deutsch und Englisch, zukünftig möglichst auch auf Spanisch, ausgespielt werden.

Für das Projekt sind wir aktuell auf der Suche nach Textbeiträgen zu

i) Quellen
ii) historischen Akteurinnen und Akteuren

Als Quellen kommen historische Text-, Bild-, Ton- oder audiovisuelle Dokumente in Frage. Dreidimensionale Objekte sind ausdrücklich erwünscht. Die Quellen werden durch eine Quellenbeschreibung (ca. 150-200 Wörter) und eine Quelleninterpretation (ca. 1.500 Wörter) textlich aufbereitet. Die einzelne Quelle soll in ihrem Entstehungs- und Gebrauchskontext verortet werden, wobei offene Fragen und alternative Interpretationsmöglichkeiten von den Autorinnen und Autoren zu berücksichtigen sind.

Daneben sollen historische Akteur:innen porträtiert werden, die den deutschsprachigen Raum verließen. Der deutsch-jüdischen Diaspora soll so gewissermaßen ein Gesicht gegeben und einer Entpersönlichung der Migrationsthematik entgegengetreten werden. Die Beiträge zu Personen, deren Lebenswege durch Fotos und Ego-Dokumente möglichst anschaulich zu erzählen sind, sollen ca. 1.500-2.500 Wörter umfassen.

Die einzelnen Quellen und historischen Akteur:innen sollten auf allgemeine Fragestellungen und zentrale Aspekte der deutsch-jüdischen Diaspora abheben und Sachinformationen mit einer analytischen Deutung verbinden.

Mögliche Themenfelder, denen sie sich zuordnen lassen, sind:

Pfade der Diaspora
- Bürokratie der Emigration und Flucht
- Temporäre Zuflucht und Transmigration
- Refugium im (post)kolonialen Raum

Ankommen
- Jüdische Gemeinden
- Hilfs- und Heimatvereine
- Presse- und Verlagswesen
- Kindergärten, Schulen, Seniorenheime
- Kunst- und Kultureinrichtungen
- Sportvereine

Alltag
- Demografie
- Berufsleben
- Bildung und Erziehung
- Wohn- und Esskultur
- Leben im Zentrum vs. Peripherie

Identität und Religiosität
- Diversität des Deutschsprachigen
- Landsmanshaftn („Frankfurter“, „Wiener“ etc.)
- Religiöse Identitäten
- Identitätskonflikte, hybride Zugehörigkeiten

Geschlecht und Generation
- Geschlechterrollen
- Dienstboten-Emigration
- Familienleben und Kindererziehung
- „Kindertransport“
- Postmigrantische Perspektiven

Transnationale Netzwerke
- Vereine und Interessenvertretungen
- Zeitungen und Zeitschriften
- Religiöse Netzwerke
- Logen und Kongregationen
- Informelle Netzwerke: Nachbarschaft, Freundschaften, Familie

Sprache
- Publikationswesen
- Stammtische
- Diasporischer Humor
- Sprachlosigkeit, -wechsel und -mischungen

Begegnungen
- Verhältnis zwischen Alteingesessenen und Neuzugewanderten:
Ausgrenzung, Antisemitismus / Kooperation, Koexistenz
- Enemy Aliens
- Als Soldat in den alliierten Streitkräften
- Begegnung mit anderen jüdischen Gruppen („Ostjuden“)
- Engagement in Bürgerrechtsbewegung, Anti-Apartheidbewegung

Kultur- und Wissenstransfer
- Wissenschaftsemigration
- Literatur, Kunst, Theater und Musik
- Architektur
- Aneignung von Kultur- und Wissensbeständen

Rückkehr
- Rückkehr als Vernehmungsoffizier, Dolmetscher oder GI
- Remigrant:innen nach 1945
- Wiederaufbau Jüdischer Gemeinden
- Besuchsprogramme und informelle Reisen

Erbe und Erinnern
- Deutsch-jüdisches Kulturerbe (immateriell und materiell)
- Archive, Bibliotheken, Museen etc. zur Bewahrung dieses Erbes
- Transgenerationale Weitergabe
- Memoiren, Oral History, Literatur, Musik, Theater und Film
- Kampf um „Wiedergutmachung“ als diasporisches Projekt

Kurze, aussagekräftige Vorschläge, die die Quelle bzw. die historische Person in eine Themenkategorie einordnen und auf relevante Forschungsliteratur verweisen, senden Sie bitte bis zum 26. Januar 2024 zusammen mit einem kurzen Lebenslauf an Dr. Lisa Sophie Gebhard (diaspora@juedische-geschichte-online.net). Wir werden Sie zeitnah informieren, ob der Vorschlag angenommen wurde. Die Abgabe der Texte in deutscher oder englischer Sprache ist für Mai 2024 geplant.

Die Beiträge werden redaktionell betreut und wissenschaftlich begutachtet. Ein hochkarätig besetzter, internationaler Fachbeirat begleitet das Projekt. Wir möchten explizit auch Nachwuchswissenschaftler:innen ermuntern, Vorschläge einzureichen!

History of the German-Jewish Diaspora

The Moses Mendelssohn Center for European-Jewish Studies is seeking authors for a digital platform. It is dedicated to the lifeworlds of German-speaking Jewish women and men who emigrated or fled from their countries of origin beginning in the 1820s, passing through and building new lives in various countries – from A as in Argentina to Z as in Zimbabwe – especially after 1933. The resource will not only present individual stories of escape and emigration, but also explore questions of where, when, and in what numbers these migrants left German-speaking Europe. Further, it will illuminate processes of diasporic group formation, transnational networks, and plural identities beyond 1945.
The online source portal is part of a hybrid publication project of the Leo Baeck Institute (LBI), specifically its Academic Working Group (WAG). Its goal is to compile the first-ever comprehensive history of the German-Jewish Diaspora. Alongside the digital platform, a volume will be published as part of the distinguished LBI’s series "German-Jewish History in Modern Times" (C. H. Beck Munich). Complementing the volume’s broad survey of the subject matter, the online platform will present biographical case studies and lesser-known events and location in greater detail. The print publication will include links to articles on the digital platform.
The publication project is not thematically restricted to German Jews per se, but is rather dedicated to individuals who are associated with a German-speaking and culturally German community. It is aimed at university students, researchers, and teachers, but also at school classes and interested lay people. The online platform will have a multilingual design with an initial release in German and English and prospects for a future Spanish version as well.

We are currently seeking proposed articles for this project about

i) Sources
ii) Historical figures

Sources may include historical texts, images, audio recordings, or audiovisual documents. Three-dimensional objects are expressly welcome. The sources will be textually prepared through a source description (about 150–200 words each) and a source interpretation (about 1,500 words each). Each source should be situated in terms of its production context and intended use, and the authors should consider unresolved questions and alternative interpretations.

The project will also profile individual historical figures who left the German-speaking region of Europe, thereby giving a human face to the German-Jewish Diaspora and combating the impersonal nature often associated with the theme of migration. Articles about individuals should vividly illustrate their life stories with photographs and primary-source first-person accounts. They should comprise about 1,500–2,500 words. The individual sources and historical figures should highlight overarching issues and key aspects of the German-Jewish Diaspora, combining facts with analytical interpretation. Possible thematic categories to which they can be assigned include:

Diaspora Pathways: Bureaucracy of emigration and escape; temporary refuge and transmigration; refuge in (post)colonial spaces
Arrival: Jewish communities; welfare and social clubs; press and publishing; kindergartens, schools, retirement homes; art and cultural institutions; sports clubs; cafés
Everyday Life: Demographics; professional life; education and upbringing; domestic culture; life in the center vs. periphery
Identity and Religiosity: Diversity of German speakers; landsmanshaftn; religious identities; synagogues and congregations; hybrid identities
Gender and Generations: Gender roles; domestic servant emigration; family life and childrearing, "Kindertransport"; post-migrant perspectives
Transnational Networks: Associations and advocacy groups; newspapers and magazines; religious networks; lodges; informal networks (among neighbors, friends, and family)
Language: Publishing; Stammtisch; diasporic humor, speechlessness, language change, language hybridity
Encounters: Relations between longstanding residents and newcomers: exclusion, antisemitism / cooperation, coexistence; enemy aliens; while serving as Allied soldiers; encounters with other Jewish groups (e.g., "Ostjuden"); the Civil Rights movement, anti-apartheid movement
Culture and Knowledge Transfer: Emigration of scholars and scientists; literature, art, theater and music, architecture; appropriation of cultural and knowledge assets
Return: Return as interrogation officers, interpreters or GIs; returnees after 1945; reconstruction of Jewish communities; organized and informal visits; connections to places of origin and discussions of return migration
Legacy and Memory: German-speaking cultural heritage (intangible and tangible); archives, libraries, museums, etc., for preserving this heritage; transgenerational transmission; memoirs, oral history, literature, theater, music, and film; the struggle for "Wiedergutmachung" (reparations) as a diasporic project

Please send brief, meaningful proposals that categorize the source or historical person into a thematic category and draw on pertinent published research, together with a short CV, to Dr. Lisa Sophie Gebhard (diaspora@juedische-geschichte-online.net) by January 26, 2024. We will inform you without delay whether your proposal has been accepted. The deadline for submitting texts in German or English is scheduled for May 2024. The contributions will be subject to editorial supervision and a peer review process. A highly qualified, international advisory board is overseeing the project. We particularly encourage early-career scholars to submit proposals!

Kontakt

Dr. Lisa Sophie Gebhard (diaspora@juedische-geschichte-online.net)

https://diaspora.juedische-geschichte-online.net
Redaktion
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Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch, Spanisch
Sprache der Ankündigung