Marke, Idol, Legende!? Transformierende Rezeptionen beim Nach-, Wieder- und Weitererzählen „im Namen von“

Marke, Idol, Legende!? Transformierende Rezeptionen beim Nach-, Wieder- und Weitererzählen „im Namen von“

Veranstalter
Mediävistenverband e.V.
PLZ
5020
Ort
Salzburg
Land
Austria
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
23.02.2025 - 26.02.2025
Deadline
15.01.2024
Von
Florian Schmid, Institut für Deutsche Philologie, Universität Greifswald

Interdisziplinäre Sektion auf dem 20. Symposium des Mediävistenverbandes an der Universität Salzburg, 23.–26.2.2025.

In Nomine ist eine Formel, die Aura und Autorität zu verleihen und Traditionen aufzurufen vermag. Der beschworene Name eröffnet vorgeprägte Perspektiven und stiftet intentionale Zusammenhänge, weist chronologisch Vorbildhaftes wie Transformierend-Bearbeitendes aus.

Marke, Idol, Legende!? Transformierende Rezeptionen beim Nach-, Wieder- und Weitererzählen „im Namen von“

Sprechen „im Namen von“ kann ein Sprechen in Rollen sein und eine Übernahme von Wissen, Haltungen und Erzählweisen implizieren. Zugleich kann es ein modifizierend-reflektierendes Aufnehmen und Abgrenzen, ein literarisches Spielen mit dem tatsächlichen und/oder scheinbar Überkommenen sein. Das Erzählen „im Namen von“ kann einen hohen Grad an Fiktionalität aufweisen und damit eine Konstruktion von Glaubwürdigkeit intentional unterlaufen oder dekonstruieren. Ein prominentes Beispiel ist der Umgang Wolframs von Eschenbach im ‚Parzival‘ mit seiner bis dato unidentifizierten Quelle Kyot.

Das mittelalterliche Nach-, Wieder- und Weitererzählen „im Namen von“ findet ein Pendant im Nach-, Wieder- und Weitererzählen von mittelalterlichen Stoffen und Texten unterschiedlicher Genres in der Neuzeit – dies jedoch unter anderen historisch sozialen und kulturellen Voraussetzungen, nach anderen Maßstäben und in anderen Genres. Prominente Beispiele sind etwa Erzählungen von Till Eulenspiegel, Dieter Kühns ‚Biographie‘ ‚Ich, Wolkenstein‘, die das „in Nomine“ schon im Titel trägt, oder John Matthews’ Erzählungen um die Tafelrunde von 2022, die sich als Ergänzung zu Thomas Malorys ‚Le Morte d’Arthur‘ (um 1470/1485) verstehen. In Susanne Pavlovics aktueller Abrantes-Reihe vereint die Figur des Spielmanns Wolfram von Kürenberg gleich zwei mittelalterliche Autoren namentlich. Im Computerspiel ‚King Arthur: Knight’s Tale‘ (Steam) werden Spielende in die Rolle von Sir Mordred gesetzt und die klassische Rollenverteilung von Gutem und Bösem für die Erzählung um den Tod von König Artus umgekehrt.

Ein Sprechen „im Namen von“ lässt sich als ein Verfahren deuten, Akteur:innen, Figuren und/oder Konzepten eine Zeit und Umstände überdauernde, transformierende und modifizierende Bedeutung zuzuschreiben. Trotz oder auch gerade aufgrund unterschiedlicher Konturen und Profile des Sprechens „im Namen von“ wird dabei eine Mittlerfunktion zwischen erzählter Zeit und der jeweiligen Gegenwart konstruiert. Die Sektion will daher nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden des Erzählens „in Nomine“ im Mittelalter und den mediävalen Bearbeitungen seit der frühen Neuzeit und dies in unterschiedlichen medialen Formen fragen.

Von Interesse sind besonders folgende Aspekte:
- Aus welchen Gründen haben sich Akteur:innen, Figuren und/oder Konzepte angeboten, in deren Namen erzählt wird?
- Welche Anliegen lassen sich in konkreten Fällen eines Erzählens-in-Nomine identifizieren, dies in synchroner wie diachroner Perspektive?
- Wie wird ein Erzählen „in Nomine“ inszeniert? Welche rhetorischen Mittel und narrativen Strategien werden mit welchen intendierten Effekten eingesetzt?
- Inwiefern nutzen Autor:innen in-Nomine-Erzählungen zur Konstruktion und/oder Dekonstruktion von (historischer und/oder literarischer) Glaubwürdigkeit und zum Ausbau eines reflektierten Genre- bzw. Geschichtsbewusstseins ihres Publikums?
- Inwiefern wird ein literarisches Spiel inszeniert, um die Fiktionalität einer medialen Repräsentation auszuweisen?
Erbeten werden Vorschläge für 20-minütige Vorträge.
Bitte senden Sie Ihr Thema zusammen mit einem Abstract (maximal 2000 Zeichen) und einer kurzen biographischen Information (maximal 150 Wörter) bis zum 15. Januar 2024 an die Organisator:innen.

Kontakt

Dr. Florian Schmid (florian.schmid@uni-greifswald.de), Universität Greifswald, Institut für deutsche Philologie, Arbeitsbereich Ältere deutsche Sprache und Literatur, Rubenowstraße 3, 17487 Greifswald.
Dr. Miriam Strieder (miriam.strieder@unibe.ch), Universität Bern, Institut für Germanistik, Arbeitsbereich Ältere deutsche Literatur, Länggassstrasse 49, 3011 Bern, Schweiz.

Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Thema
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung