Das radikaldemokratische Museum revisited

KONFERENZ »DAS RADIKALDEMOKRATISCHE MUSEUM REVISITED«

Veranstalter
Institut für Kunst und Materielle Kultur, TU Dortmund und Professur für Kunstpädagogik, HFBK Hamburg in Kooperation mit dem ERC-Projekt "Prefiguring Democratic Futures" (Universität Wien)
Veranstaltungsort
Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse
PLZ
44137
Ort
Dortmund
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
21.03.2024 - 23.03.2024
Von
Andrei Zavadski

Die von Joachim Baur und Nora Sternfeld konzipierte Konferenz DAS RADIKALDEMOKRATISCHE MUSEUM REVISITED (Dortmund, 21.-23. März 2024) setzt sich zum Ziel, Perspektiven des radikaldemokratischen Museums kritisch zu diskutieren, theoretisch zu erweitern und empirisch zu vertiefen.

KONFERENZ »DAS RADIKALDEMOKRATISCHE MUSEUM REVISITED«

Das Archiv herausfordern, den Raum aneignen, Gegen-Öffentlichkeit organisieren, alternatives Wissen produzieren, Bildung radikalisieren: In ihrem Buch DAS RADIKALDEMOKRATISCHE MUSEUM nimmt Nora Sternfeld eine Neubestimmung des Museums und seiner zentralen Aufgaben vor. Auf Basis radikaldemokratischer Theorie sucht sie Wege und Strategien, das emanzipatorische Potenzial des Museums auszuloten und seine demokratische Sprengkraft im Hinblick auf sich selbst zu aktivieren. Im Geiste der Institutionskritik, doch über die Kritik hinaus, entwirft sie Museen als Handlungsräume, die jenseits der Repräsentation auf Involvierung, Positionierung und Intervention in gesellschaftliche Auseinandersetzungen setzen. »Dem agonistischen Zugang zufolge«, zitiert sie Chantal Mouffe, geht es dabei um eine Praxis, »die sichtbar macht, was der dominante Konsens tendenziell verdunkelt [...] mit dem Ziel, all jenen eine Stimme zu geben, die innerhalb des Rahmenwerks der existierenden Hegemonie zum Schweigen gebracht werden.«

Radikaldemokratische Museumspraxis ergreift also Position, nimmt Stellung in notwendig konflikthaften gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Sie weiß sich verbunden mit sozialen und politischen Kämpfen. Sie begreift sich im Sinne einer Konfliktästhetik (Oliver Marchart) als kollektiv, organisiert, strategisch und verkörpert. Sie erweitert und intensiviert den Raum des Politischen. Radikaldemokratische Museumspraxis ist dabei Museumspraxis: Sie operiert mit den Mitteln und auf dem Terrain des Museums. Sie ringt in diesem Sinne auch um die Form und Strukturen der Institution.

Die Konferenz DAS RADIKALDEMOKRATISCHE MUSEUM REVISITED setzt sich zum Ziel, Perspektiven des radikaldemokratischen Museums kritisch zu diskutieren, theoretisch zu erweitern und empirisch zu vertiefen. Entlang konkreter Fälle und Versuche, Aktionen und Situationen, Ereignisse und Erfahrungen aus Geschichte und Gegenwart soll es darum gehen, das Instrumentarium von Analyse, Kritik und Praxis zu schärfen: Was passiert im Museum, wenn es sich radikaler Demokratie verpflichtet? Was lässt sich aus der Geschichte des Museums bergen, das wir als radikaldemokratische Spuren und Momente begreifen können? In welchem Maße sind Ansätze kritischer, postrepräsentativer Museumspraxis – Prozess, Ereignis, Teilhabe, Versammlung, Reflexivität... – in der neoliberalen conjuncture schon hegemonial eingespannt? Wie lassen sich radikaldemokratische Praktiken beschreiben und entwickeln, die sich gegen den neoliberalen Zugriff sträuben, die sich der Kanonisierung aber auch stellen und sie herausfordern? Welche (Infra-) Strukturen und (Arbeits-) Verhältnisse fördern oder untergraben radikaldemokratische Museumspraxis? Was heißt das radikaldemokratische Museum als Konzept und Perspektive, was als Institution?

Die Konferenz im Dortmunder U stellt sich diesen Fragen in fünf Panels zu den genannten Strängen radikaldemokratischer Museumspraxis, ergänzt um ein Panel „Strukturen vergesellschaften“. In jedem skizzieren drei–vier Gäste in 20-minütigen Inputs von ihnen untersuchte Fälle oder konkrete Situationen aus ihrer eigenen Praxis und verknüpfen diese mit übergreifenden Überlegungen im Lichte radikaldemokratischer Perspektiven. Gerahmt werden die Panels durch Keynotes von Oliver Marchart und Irit Rogoff.

Die Anmeldung ist möglich unter folgendem Link: https://mailchi.mp/aaefddc41736/konferenz-das-radikaldemokratische-museum-revisited Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben.

Programm

DONNERSTAG, 21. MÄRZ 2024

14:00 Einführung: Joachim Baur (TU Dortmund) & Nora Sternfeld (HFBK Hamburg)

15:00 Keynote: Oliver Marchart (Universität Wien): Demokratische Institutionen imaginieren

16:30 Keynote: Irit Rogoff (Goldsmiths, University of London): My Imaginary Museum

17:30 Roundtable: Joachim Baur, Oliver Marchart, Irit Rogoff, Nora Sternfeld

FREITAG, 22. MÄRZ 2024

10:00 Kick-Off: Einführung der parallelen Panels

10:30 I. Das Archiv herausfordern
Natalie Bayer (FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Berlin): Antirassistische Geschichten aktivieren, versammeln, subjektivieren und erinnern
Renate Höllwart (trafo.K, Wien): Archiv der Vermittlung. Das Unarchivierbare aktualisieren
Suy Lan Hopmann (Stadtmuseum Berlin): Gruften, Gräber, Grabdenkmäler. Das koloniale Archiv der Berliner Nikolaikirche besprechbar machen
Christopher Nixon (Hochschule RheinMain, Wiesbaden): And All Those Objects Marked by Toxicity. Zum Archiv als Pharmakon
Moderation: Nora Sternfeld

II. Alternatives Wissen produzieren
Lynhan Balatbat-Helbock (S A V V Y Contemporary, Berlin): Jenseits des Wahnsinns von Archivpolitik
Friedrich von Bose (Universität Zürich): Critical Curating. Reflexive Museumspraxis in politisch angespannten Zeiten
Karen van den Berg (Zeppelin Universität, Friedrichshafen): Das Museum: Trainingsort für Dissenstoleranz?
Andrei Zavadski (TU Dortmund): Das Museum als Chor. Zwischen Multivokalität und Positionierung
Moderation: Monika Sommer (Haus der Geschichte Österreich, Wien)

12:30 Pause

14:00 III. Den Raum aneignen
Jesko Fezer (HFBK Hamburg): Dear Visitors, (Zur Frage der Gestaltung von Ausstellungen)
Friederike Landau-Donnelly (Radboud Universiteit, Nijmegen): Konflikte hören – Raumtheoretische Reflektionen zu Stille, Lärm und Abwesenheiten im Museum
Florian Malzacher (freier Kurator, Dramaturg und Autor, Berlin): Gesellschaftsspiele: Theater als agonistischer Raum
Marie Rosenkranz (Humboldt-Universität zu Berlin): Museen als Rückzugsorte für Migrant:innen? Tania Brugueras „School of Integration“
Moderation: Joachim Baur

WORKSHOP: Museum erleben, reflektieren, verändern
mit dem MO_Beirat des Museum Ostwall im Dortmunder U

16:00 Pause

16:30 IV. Gegen-Öffentlichkeit organisieren
Julia Grosse (Universität der Künste Berlin; Contemporary And (C&)): A Theatre of Understanding
Elke Krasny (Akademie der bildenden Künste Wien): Das moderne Museum als Anthropozän-Institution: Planetarische Imaginarien, feministische Sorgearbeit und zeitgenössische kuratorische Praxen
David Gómez, Andreas Hetzer, Ani Dießelmann und Madlyn Sauer (Universität Wien): Vom Museum zum Tribunal: Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit für Siloé
Lisa Stuckey (Universität für angewandte Kunst Wien): Gegenforensische Medienästhetik: Versuche radikaler Befreiung
Moderation: Nada Rosa Schroer (TU Dortmund)

V. Bildung radikalisieren
Silvy Chakkalakal (Universität Zürich): „Polarized Publics?!“ – Das ethnographische Studienprojekt an der Schnittstelle zu Wissenschaft, Kunst und Öffentlichkeit
Claudia Hummel (Universität der Künste Berlin): Die Kritische Universität als Museum – das Museum als kritische Universität?
Duygu Örs (Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst; Leuphana Universität Lüneburg): Recht auf Stadt, Recht auf Museum… Annäherungen an eine mobilisierende Praxis von Bildung
Ingo Pohn-Lauggas (Universität Wien): Aktivierung und Passive Revolution
Moderation: Andrei Zavadski

18:30 Abschluss des Tages

SAMSTAG, 23. MÄRZ 2024

10:00 VI. Strukturen vergesellschaften
Birgit Bosold (Schwules Museum, Berlin): Museum queeren - Queerness musealisieren? Aus dem Maschinenraum eines „radikalen“ Projekts: Das Schwule Museum Berlin (SMU)
Annette Krauss (Universität für angewandte Kunst Wien): o.T.
Sergej Seitz (Universität Wien): Commoning History: Vergesellschaftung als Praxis politischer Imagination
Nanette Snoep (Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln): o.T.
Moderation: Nora Sternfeld

12:00 Abschlussdiskussion
Wie weiter? Zur Zukunft des radikaldemokratischen Museums
Moderation: Joachim Baur

Kontakt

andrei.zavadski@tu-dortmund.de

Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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