Anonymität in Briefen des 18. und 19. Jahrhunderts

Anonymität in Briefen des 18. und 19. Jahrhunderts

Veranstalter
Prof. Dr. Elisabeth Décultot, PD Dr. Jana Kittelmann, Prof. Dr. Stephan Pabst (Interdiszipinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung)
Ausrichter
Interdiszipinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung
Veranstaltungsort
IZEA, Franckeplatz 1, Christian-Thomasius-Zimmer
Gefördert durch
DFG
PLZ
06110
Ort
Halle an der Saale
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
04.04.2024 - 05.04.2024
Deadline
31.03.2024
Von
Jana Kittelmann

Der Workshop, der im Rahmen des DFG-Projekts „Der deutsche Brief im 18. Jahrhundert" stattfindet, nimmt das Phänomen von Anonymität in Briefen in den Blick. Nach dem Verhältnis von öffentlicher Anonymität und privater Kommunikation sowie der Durchlässigkeit zwischen epistolarer und gedruckter Kommunikation wird ebenso gefragt wie nach spezifischen Strategien der Anonymisierung in Briefen und den damit verbundenen Herausforderungen für die (digitale) Erschließung und Editionen.

Anonymität in Briefen des 18. und 19. Jahrhunderts

Epistolare Anonymität ist im Gegensatz zu anonymer Autorschaft bislang kaum untersucht worden. Das hat seinen Grund. Auf den ersten Blick scheint Anonymität für epistolares Schreiben keine große Relevanz zu besitzen. Im Gegensatz zu publizierten Texten weiß man in Briefwechseln fast immer, mit wem man es zu tun hat. Persönliche und konkrete Adressierung ist eine Voraussetzung für das Versenden und Empfangen von Briefen. Foucaults (nicht nur) in der Briefforschung viel diskutiertes Statement, dass ein Brief keinen Autor, sondern vielmehr einen Unterzeichner („signataire“) habe, unterstützt diese Annahme.

Doch ist das wirklich so? Bietet der private Brief in seiner medialen Flexibilität und Mehrdimensionalität neben vielfältigen Möglichkeiten der Variation und Inszenierung des eigenen Selbst nicht auch Gradierungen der Anonymität Raum? Und zwar im Sinne einer Vorläufigkeit, partiellen Identifikation und Adressierung unterschiedlicher Personenkreise, denen der Name von Autor:innen, Verfasser:innen, Werken oder anderen Entitäten eben bekannt ist oder nicht? Und selbst wenn Anonymität von Briefen und in Briefen nur ein marginaler Fall wäre, was erfahren wir in ihnen über die Praxis der Anonymisierung?

Hier will der Workshop ansetzen und das Phänomen von Anonymität in Briefen in den Blick nehmen und diskutieren. Nach dem Verhältnis von öffentlicher Anonymität und privater bzw. nicht-öffentlicher Kommunikation sowie der Durchlässigkeit zwischen epistolarer und gedruckter Kommunikation wird dabei ebenso gefragt wie nach spezifischen Strategien der Anonymisierung in Briefen.

Der Workshop findet im Rahmen des DFG-Projekts „Der deutsche Brief im 18. Jahrhundert. Aufbau einer Datenbasis und eines kooperativen Netzwerks zur Digitalisierung und Erforschung des deutschen Briefes in der Zeit der Aufklärung“ statt. Demnach werden in dem Workshop auch die mit dem Thema verbundenen Herausforderungen für die digitale Erschließung und Edition von Briefen diskutiert.

Programm

Donnerstag, 4. April 2024

13:30 – 14:00
Eröffnung und Einführung
Elisabeth Décultot, Jana Kittelmann und Stephan Pabst

14:00– 15:30
Moderation Christine Haug

Maximilian Bach (Wolfenbüttel)
Zur (An)onymitätspolitik journalistischer Briefgenres. Der „Hamburgische unpartheyische Correspondent“ und der „Teutsche Merkur“ als Beispiel

Isabelle Stauffer (Eichstätt)
Anonymität in Briefwechseln Aurora von Königsmarck

15:30 – 16:00 Kaffeepause

16:00 – 17:30
Moderation Katrin Fischer

Helene Kraus (Berlin)
„Brüder im Geiste“. Hippels und Scheffners briefliche Anonymitätspraktiken

Salome Schoeck (Zürich)
„Meinen Namen verschweige ich Dir“. Anonyme Briefe im Nachlass Johann Caspar Lavaters – blinde Flecken im Korrespondenznetzwerk

17:30 – 18:00 Kaffeepause

18:00
Moderation Thomas Stäcker

Benjamin Krautter (Köln)
Stilometrie und Anonymität

Freitag, 5. April 2024

9:30 – 11:00
Moderation Jana Kittelmann

Anett Lütteken (Zürich)
Das „Nomen Nominandum“: Ein Stiefkind der Brief-Erschliessung in Bibliotheken

Selma Jahnke (Berlin)
„daß ich auf keinen Fall seinen Namen ihrer Diskretion Preis geben würde“. Die Verhandlung von Anonymität, Onymität und Schimpfnamen in den Briefen aus der Redaktion der „Zeitung für die Elegante Welt“ (1801–1805)

11:00 – 11:30 Kaffeepause

11:30 – 13:00
Moderation Baptiste Baumann

Michael Rölcke (Berlin)
Gattungswechsel. Zur realen und rezeptiven Anonymisierung der Absender der im „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde“ abgedruckten Briefe

Jochen Strobel (Mainz/Marburg)
From hell. Droh- und Erpresserbriefe im späten 19. Jahrhundert

Anschließend Schlussdiskussion und Ausklang

Kontakt

jana.kittelmann@izea.uni-halle.de
Um Anmeldung wird bis 31. März 2024 gebeten. Online-Teilnehmer:innen erhalten kurz vor Beginn einen Zugangslink.

https://www.izea.uni-halle.de/veranstaltungen/detail/workshop_anonymitaet_in_briefen_18_19_jahrhundert.html
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