Wissenshistorische Themen und Fragen sind weiter in aller Munde. Schon ein flüchtiger Blick auf den wissenschaftlichen Buchmarkt, den Konferenzbetrieb oder die akademische Lehre, aber auch neuere audiovisuelle Formate im Bereich der Public History zeigt, dass „Wissen̒“ allgegenwärtig ist. Wer sich im Bereich der Bildungs-, Wissenschafts- oder der Technikgeschichte bewegt, wird um Fragen nach dem historisch wandelbaren Status von Wissen ebenso kaum umhinkommen wie jemand, der sich für die Geschichte politischer Expertise, für Sozial- oder Wirtschaftsgeschichte, Science and Technology Studies oder postkoloniale Ansätze interessiert. Wissen ist überall und zugleich nirgends, denn angesichts des bunten Straußes an Themen, Perspektiven, Zugängen und Fragen, die unter der Flagge der Wissensgeschichte verhandelt werden, bleibt vielfach offen, was die Wissensgeschichte kann, was eben nur die Wissensgeschichte kann.
Vor diesem Hintergrund richtet das Historische Institut der RWTH Aachen einen Workshop für BA- und MA-Studierende sowie für Doktorand:innen aus, die eine Abschlussarbeit zu einem wissensgeschichtlichen Thema planen oder bereits schreiben. Die Teilnehmer:innen sind eingeladen, dort ihr Konzept und eventuell erste Befunde zu präsentieren, aber auch spezifische Probleme oder Herausforderungen zu diskutieren. Der Workshop ist konzipiert als dialogisches Format, das den Teilnehmer:innen die Möglichkeit bietet, ihre Forschungsprojekte durch intensive Diskussionen in Kleingruppen zu schärfen.
Das Rahmenthema des 3. Aachener Nachwuchs-Workshops zur Wissensgeschichte sind die „Umbrüche des Wissens“. Wir interessieren uns also insbesondere für die Fragen, wann und warum bestimmte Wissensordnungen ins Rutschen geraten, wie sich solche „epistemischen Brüche“ auswirken, unter welchen Umständen einzelne Gewissheiten prekär werden bzw. welche Wissensbestände und -formen verloren gehen, wo sie womöglich (im Verborgenen) weiter bestehen und welche Faktoren dabei – dynamisierend oder retardierend – eine Rolle spielen. Mögliche Beitragsthemen könnten so zum Beispiel den Einfluss des technologischen und medialen Wandels, etwa auch der Digitalisierung in den letzten Dekaden, auf die Dynamiken des Umbruchs von Wissensordnungen reflektieren oder bestimmte Akteure oder Institutionen als Triebkräfte des Umbruchs problematisieren.
Einen epochenspezifischen oder noch stärker konturierten thematischen Schwerpunkt gibt es darüber hinaus dezidiert nicht; vielmehr sind es die Potentiale wissensgeschichtlicher Zugänge und Perspektivierungen, die uns interessieren. Dazu sind Beitragsvorschläge zu Themen zwischen der jüngsten Zeitgeschichte und der Antike ausdrücklich willkommen. Auch geographisch soll die Veranstaltung offen bleiben: Sie richtet sich nicht nur an Studierende der deutschen oder westeuropäischen Geschichte, sondern auch an diejenigen, die osteuropäische oder nordamerikanische Geschichte studieren oder sich im Feld der Global History bewegen.
Wir planen einen zweitägigen, intensiven Workshop mit Studierenden und Doktorand:innen aus dem deutschsprachigen Raum. Für alle Teilnehmer:innen werden wir die Kosten für An- und Abreise (Bahn, 2. Klasse) sowie für eine Übernachtung in Aachen übernehmen.
Interessent:innen sind herzlich eingeladen, bis zum 30.4.2024 ein Abstract zum Projekt (ca. 300 Wörtern) in deutscher oder englischer Sprache an daniel.brewing@rwth-aachen.de zu schicken.