16.4.2024- Vom Palästina- zum Nahostkonflikt: Der Kalte Krieg, die arabischen Staaten und Israel
(Gudrun Krämer, FU Berlin)
Mit dem Teilungsbeschluss der Vereinten Nationen vom November 1947 und der Gründung des Staates Israel im Mai 1948, die zum ersten arabisch-israelischen Krieg und zur Flucht und Vertreibung Hunderttausender Palästinenser führte, verwandelte sich der arabisch-jüdische Konflikt um Land und Status in Palästina in einen Konflikt um Palästina, der als Nahostkonflikt über Jahrzehnte die regionale Dynamik bestimmte. Der Kampf der jungen Staaten und Regime um Konsolidierung und Anerkennung verschränkte sich im Zeichen des Kalten Krieges mit der Konkurrenz der Groß- und Supermächte um regionale Präsenz und Einflussnahme. Beide fanden in Palästina/Israel einen Brennpunkt. Das Ende des Kalten Krieges verminderte die globale Bedeutung der arabisch-israelischen Auseinandersetzung und schuf Raum für einen Friedensprozess, der die grundlegenden Probleme im Verhältnis zwischen Israel und den Palästinensern jedoch nicht löste.
23.4.2024- Brennpunkt des Kalten Krieges: Suez 1956
(Winfried Heinemann, Berlin)
Die Suezkrise ist ein komplexes Geschehen mit mehreren Dimensionen. Zusammen mit der Ungarn-Krise prägt sie die Geschichte der Vereinten Nationen (die ersten „Blauhelme“), aber auch die der NATO ebenso wie jene der europäischen Einigung. Die britische und französische Nuklearpolitik der 1960er Jahre sind ohne die Erfahrungen aus der Suezkrise nicht zu verstehen. Sie ist zugleich integraler Bestandteil der Geschichte des Nahen Ostens. In der Vorlesung werden zunächst die verschiedenen Handlungsstränge entwirrt, um sie dann in ihrer Interaktion verständlich zu machen.
7.5.2024- Das zionistische Israel im Kalten Krieg: Vom Sechs-Tage-Krieg zum Oslo-Friedensprozess-
(Tamar Amar-Dahl, Berlin)
Israels Sieg im Juni 1967 versetzte das Land in eine heikle Lage. Mit der territorialen Expansion seines Staatsgebietes sah sich der junge Staat gleichzeitig mit innen- sowie außenpolitischen Kräften konfrontiert: Während u.a. die Anhänger von Groß-Israel auf der jüdischen Besiedlung der neuen Gebiete insistierten, eskalierte der israelisch-arabische Konflikt. Dies rief die internationale Gemeinschaft auf den Plan: Wie reagierte das politische Israel auf den internationalen Druck, seine Demarkierungslinien mit seinen arabischen Nachbarstaaten zu regeln?
28.5.2024- Die Europäische Gemeinschaft als Akteur im Nahen Osten: Payer statt Player?
(Gabriele Clemens, Universität Hamburg)
Seit den Anfängen einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik in den 1970er Jahren bildete der Nahostkonflikt eines der zentralen Themen außenpolitischer Beratungen der EG-Mitglieder. Angesichts der von Beginn an bestehenden divergierenden Positionen und unterschiedlichen Interessen der zunächst neun Mitgliedstaaten sowie struktureller Besonderheit der außenpolitischen Zusammenarbeit stellt sich die Frage, inwieweit die EG/EU ein bedeutender Akteur in diesem Konflikt sein konnte bzw. sein kann.
11.6.2024- Trojanisches Pferd des Ostens? Die PLO im Kalten Krieg
(Lutz Kreller, IfZ München)
Die PLO und Jassir Arafat im Kalten Krieg: willfährige Diener des Kreml, pro-kommunistisch und anti-westlich? Das genaue Gegenteil trifft zu. Ausgehend von Arafats doppelter Deutschlandpolitik analysiert der Vortrag das geschickte Lavieren der PLO zwischen West und Ost – vor dem Hintergrund der Geschichte der von Arafat begründeten wichtigsten palästinensischen Organisation „Fatah“ und der zumeist im Libanon ausgetragenen erbitterten Anti-Arafat Politik Syriens.
25.6.2024- “It’s (not) the Cold War, stupid”: Der Nahostterrorismus und die Geheimdienste in Ost und West
(Adrian Hänni, IfZ München)
Warum unterstützten die Geheimdienste der Warschauer-Pakt-Staaten terroristische Akteure im Nahen Osten? Waren diese Kontakte, Absprachen und Kooperationen ein Teil des Ost-West-Konflikts? Am Beispiel der Beziehungen europäischer Geheimdienste zur Abu Nidal Organisation (ANO) sollen diese Fragen, die lange Zeit von Spekulationen und sogar Verschwörungstheorien begleitet wurden, gestützt auf Archivquellen von beiden Seiten des Eisernen Vorhangs neu beantwortet werden.
9.7.2024- Antisemitismus oder Antizionismus? Der Ostblock und der Nahostkonflikt
(Thomas Haury, Freiburg)
Die realsozialistischen Staaten profilierten sich über Jahrzehnte als scharfe politische Gegner Israels und begründeten dies ideologisch im Rahmen ihres generellen Anti-Imperialismus und Antikolonialismus. „Rassismus” und „Völkermord” lauteten schon damals die Anklagen gegen „den Zionismus”. Dass der realsozialistische Antizionismus immer wieder antisemitische Züge zeigte, ist unbestreitbar, doch die grundlegende, bis heute aktuell gebliebene Frage nach dem Verhältnis von „linkem” Antizionismus und Antisemitismus ist angesichts der vielgestaltigen ideologischen, macht- und vergangenheitspolitischen Konstellationen und Konfrontationen nicht einfach zu beantworten.
Ort: - Humboldt-Universität Berlin
- Hauptgebäude, R. 1072
- Unter den Linden 6
- 10117 Berlin
Zeit: 18.15-19.45 Uhr