Call for Papers: Narrating Truth. Vermittlung und Aushandlung von Wahrheit in Medien der Vormoderne
Studierendentagung, Bochum 23.–25. Oktober 2024
Woran bemisst sich Wahrheit? Gibt es so etwas wie die eine Wahrheit und wovon wäre sie abhängig? Von Institutionen oder Akteuren, die Narrative, Behauptungen und Überzeugungen als Wahrheit vermitteln wollen? Wer sich mit eben diesen Fragen auseinandersetzt, wird feststellen, dass Wahrheit nicht immer ohne Weiteres greifbar ist. Die historischen Formen der Wahrheitsproduktion sind seit langem Gegenstand der Forschung. Wahrheit stellt sich hierbei häufig als das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses heraus. Somit erweist sich der Prozess der Aushandlung als ein besonders spannender Untersuchungsgegenstand. Wer diesen näher betrachten will, kann versuchen, sich den Hilfsmitteln der Wahrheitsproduktion und -durchsetzung zu nähern: Die Medien und Strategien der Wahrheitsproduktion bilden also ein Zentrum der Frage, wie Wahrheit behauptet, vermittelt und durchgesetzt wird.
Moderne Institutionen und Akteure können auf eine Vielzahl unterschiedlicher (sozialer) Medien zurückgreifen, um bestimmte Wahrheitsnarrative schnell zu verbreiten: Print- und Digitalmedien, visuelle und auditive Angebote verschiedener Art sind heute vielfältig vorhanden. Dazu zählen beispielsweise Social Media, Podcasts, Serien und Filme, Bücher und Zeitungen, Dinge und Objekte. Ein solch komplexes Mediensystem ist keine ausschließliche Erscheinung der Neuzeit; auch die Vormoderne kennt ein breites Repertoire an Strategien medialer Inszenierung, die das gesamte Spektrum der menschlichen Sinneserfahrung bespielen konnte. So konnten neben Büchern, Theaterinszenierungen, Kunstwerken und Skulpturen auch Monumente und Objekte ihre Wirkung entfalten. All diese Medien können als Teil unterschiedlicher Strategien der Wahrheitsproduktion und -vermittlung gesehen werden. Aber welche Medien(-systeme) stehen
überhaupt zur Verfügung und wie erheben sie Anspruch auf Wahrheit?
An dieser Stelle setzt das Konzept unserer Studierendentagung ‚Narrating Truth‘ an: Mit Fokus auf unterschiedlichen Formen des Erzählens, betrachten wir die Art und Weise, wie Wahrheit in vormodernen Medien durch literarische, visuelle und auditive Darstellungen geschaffen wurde. Dies eröffnet die Möglichkeit,
die historische Perspektive zu nutzen und zu verstehen, wie Menschen in der Vergangenheit Wahrheit interpretiert, hinterfragt oder sogar parodistisch dargestellt haben.
Jedes Medium hat somit seine eigenen Potenziale, Inhalte auf eine bestimmte Art und Weise darzustellen. Unsere Studierendentagung ‚Narrating Truth‘ will sich genau damit beschäftigen:
Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit einem Medium wären folgende Denkanstöße:
- Welche Grenzen und Möglichkeiten gibt es für dieses Medium, Wahrheit zu produzieren und zu vermitteln?
- Was ist der Entstehungs- und Herstellungskontext des Mediums?
- Welche „Wahrheit“ verbirgt sich in diesem Medium?
- Was ist die Wirkung des Mediums?
- Welche langfristigen Nachwirkungen sind zu erwarten?
- Wie sieht der Kontext der Inszenierung dieses Mediums aus?
- Welche Formen der Wahrheitskommunikation waren in unterschiedlichen Kulturräumen relevant?
- Welche Akteure und Institutionen versuchen mit welcher Intention eine Wahrheit durchzusetzen?
- Gibt es bestimmte Medien, die eher dazu in der Lage sind, eine Behauptung glaubwürdig zu einer Wahrheit zu erheben?
Folgende beispielhafte Themenvorschläge bieten wir zur weiteren Ausarbeitung an, wobei natürlich auch eigene Entwürfe gerne gesehen sind:
- politische/gesellschaftliche Sangspruchdichtung
- Möglichkeiten von Wahrheitsnarrativen im Rahmen ihrer Medien z. B. Elfenbein- oder Goldschmiedekunst
- Körper als sozial konstruierter Zeichenträger (in Diplomatie, Theater usw.)
- Chroniken und Annalen als weltordnende Literaturen
- Druckerzeugnisse wie z. B. Flug- und Thesenblätter
- Kartografie als Mittel der Wahrheitsproduktion
- Briefe und Briefwechsel
- Fragmentarizität als Ausweis fehlgeschlagener Wahrheitsbehauptung
- Wahrheitsproduktion in der Herstellung von Alltagsgegenständen
- Wahrheitsproduktion in Architektur und Kunst (z. B. Grabmäler, Evangeliare, Reliquiare)
Die Studierendentagung ‚Narrating Truth. Vermittlung und Aushandlung von Wahrheit in Medien der Vormoderne‘ wird von Studierenden des interdisziplinären Masterstudiengangs ‚Medieval and Renaissance Studies‘ (MaRS) der Ruhr-Universität Bochum mit Unterstützung des ‚Centres for Medieval and Renaissance Studies‘ (CeMaRS) und den ‚Studentischen Initiativprojekten‘ ausgerichtet. Der vorliegende Call for Papers richtet sich an Bachelor- und Masterstudierende aller Fächer, die sich mit der Erforschung der Vormoderne beschäftigen! Die Ergebnisse sollen als Open Access-Publikation erscheinen. Wir arbeiten
daran, eine umfassende Reisekostenerstattung zu organisieren.
Bitte schick bis zum 02. Juni 2024 ein einseitiges Exposee zu einem Thema deiner Wahl, einen kurzen
Steckbrief und eine grobe Reisekostenaufstellung an: stuko-mars@rub.de (Betreff: ‚Narrating Truth‘).
Bitte berücksichtige bei der Erstellung deines Exposees, dass dein Vortrag für die Tagung 20–30 Minuten lang sein soll.
Wir bieten am 15. Mai um 18 Uhr eine optionale Infoveranstaltung per Zoom an, in der wir Fragen zum
Bewerbungs- und Auswahlprozess beantworten. Vortragende der letztjährigen MaRS-Studierendenkonferenz werden außerdem von ihren Erfahrungen berichten und Tipps zur Exposee-Erstellung geben. Den Link zu dieser Veranstaltung verschicken wir auf Anfrage, bitte melde Dich daher unverbindlich an:
stuko-mars@rub.de