Parallel zur Ausstellung „Dieter Fortes Lesewelten“ im Heinrich-Heine-Institut veranstaltet das Haus eine internationale Tagung zum Werk des großen Düsseldorfer Autors. Dieter Forte erlebte seinen literarischen Durchbruch mit dem Stück "Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung" (1970). Dieses Drama erschütterte die evangelische Welt und wurde von zahlreichen Bühnen übernommen und in neun Sprachen übersetzt. Es folgten weitere Stücke wie "Jean Henry Dunant oder Die Einführung der Zivilisation" (1978) und "Das Labyrinth der Träume oder Wie man den Kopf vom Körper trennt" (1983).
Daneben schrieb Forte eine Reihe von eigenwilligen Hörspielen, die in deutschen und Schweizer Radios gesendet wurden. Von 1970 bis 1980 verfasste der Autor fünf Fernsehspiele, die eine Besonderheit in der deutschen Fernsehgeschichte darstellen. Regisseure wie Peter Patzak und Rolf von Sydow widmeten sich diesen Stoffen.
Die nachhaltigste Wirkung erzielte Forte aber mit seiner „Tetralogie der Erinnerung“, vier Romanen, die zunächst unabhängig voneinander erschienen: „Das Muster“ (1992), „Der Junge mit den blutigen Schuhen“ (1995, später unter dem Titel: Tagundnachtgleiche“), „In der Erinnerung“ (1998) und „Auf der anderen Seite der Welt“ (2004). Dieses monumentale Werk nimmt die Erfahrungen seiner eigenen Familie zum Anlass, über die Verheerungen der deutschen Geschichte zu berichten. Ebenso schonungslos wie minutiös schildert Forte die leichtfertigen Jahre der Weimarer Republik, den aufkommenden Nationalsozialismus, den Krieg und die Nachkriegszeit in Düsseldorf. Das Buch ist weit mehr als eine jener handelsüblichen Familienchroniken – es ist eine Recherche nach den Geschehnissen der Vergangenheit, die durch die Kraft der Literatur eben nicht ganz und gar verloren gehen: „Denn in der Zeit lebt immer auch eine andere Zeit, leben viele Zeiten, aufgehoben in den alten Namen und Geschichten, die alle Zeiten enthalten, weil das Ende einer Geschichte immer der Anfang einer neuen Geschichte ist, die in Wirklichkeit eine ganz alte, allen bekannte Geschichte ist, so dass die Menschen erst beim Erinnern der Namen und der Geschichten die Zeit erfahren.“
Das Schicksal der Familie Forte ist insofern ein kollektives Schicksal, repräsentativ für das Los kleiner Leute im historischen Verlauf des 20. Jahrhunderts. Besonderes Aufsehen erregte Forte mit seiner Darstellung des Bombenkriegs, neben ihm hatte nur W.G. Sebald, etwa zur gleichen Zeit, gewagt, dieses Sujet anzugehen. Es schien verpönt, das Leiden der deutschen Zivilbevölkerung zu thematisieren, angesichts der unermesslichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von den Nationalsozialisten verübt wurden. Wie sehr Forte damit aber einen Nerv traf, zeigen nicht zuletzt zahlreiche, teils seitenlange Leserbriefe, die in seiner Nachlass-Korrespondenz erhalten sind. Viele Menschen erinnerten sich aufgrund der romanhaften Schilderung Forte an ihre eigenen Kriegserlebnisse.