Bautechnikgeschichte und Technikgeschichte – Erkenntnisinteresse, Themen und Methoden im Dialog

Bautechnikgeschichte und Technikgeschichte – Erkenntnisinteresse, Themen und Methoden im Dialog

Veranstalter
Gesellschaft für Bautechnikgeschichte (GBTG); DFG-Schwerpunktprogramms „Kulturerbe Konstruktion“ (SPP 2255); Universität Stuttgart
Veranstaltungsort
Baden-Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Konrad-Adenauer-Straße 10.
Gefördert durch
DFG SPP 2255 "Kulturerbe KOnstruktion", Gesellschaft für Bautechnikgeschichte (GBTG), Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart
PLZ
70173
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
10.10.2024 - 11.10.2024
Deadline
30.09.2024
Von
Thomas Schuetz, Wirkungsgeschichte der Technik, Historisches Institut der Universität Stuttgart

» Ein Workshop der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte (GBTG) und des DFG-Schwerpunktprogramms „Kulturerbe Konstruktion“ (SPP 2255) in Kooperation mit
- der Abteilung Wirkungsgeschichte der Technik (WGT) des Historischen Instituts,
- dem Institut für Architekturgeschichte (ifag) der Universität Stuttgart sowie
- dem Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart.

Bautechnikgeschichte und Technikgeschichte – Erkenntnisinteresse, Themen und Methoden im Dialog

Bautechnikgeschichte und Technikgeschichte sind Schwesterdisziplinen. Zu einem Austausch kommt es jedoch kaum. Wissenschaftliche Kontakte, gemeinsame Tagungen oder gar Projekte bilden seltene Ausnahmen. Unverkennbar unterscheiden sich Erkenntnisinteresse, Themen und Methoden. Gerade hier aber liegt das Potenzial der Begegnung: Die unterschiedlichen Akzentsetzungen lassen sich auch als wechselseitige Bereicherung verstehen. Es gibt viel voneinander zu lernen! In diesem Sinne sucht der Stuttgarter Workshop den Brückenschlag. In vier Panels werden zentrale Begrifflichkeiten von Akteuren beider Disziplinen reflektiert und diskutiert.

Seit etwa drei Jahrzehnten hat sich – eingebunden in die internationale Ausformung der Construction History – im deutschsprachigen Raum die Bautechnikgeschichte als eigenständige Disziplin neben der Technikgeschichte etabliert. Zu einem Austausch zwischen den beiden Schwester-Disziplinen kam es bislang jedoch kaum. Die Akteure forschen und lehren in weitgehend getrennten Welten. Wissenschaftliche Kontakte, gemeinsame Tagungen oder gar Projekte bilden seltene Ausnahmen. Ihren sichtbaren Ausdruck fand die Trennung der Scientific Communites nicht zuletzt auf der Ebene der Fachgesellschaften mit der Gründung der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte (GBTG) im Jahr 2013, unabhängig von und ohne Beteiligung der bereits 1991 etablierten Gesellschaft für Technikgeschichte(GTG). Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Disziplinen in Erkenntnisinteresse, Themen und Methoden. Gerade im deutschsprachigen Raum ist die Bautechnikgeschichte geprägt durch ihre Herkunft aus der Bau- und Architekturgeschichte, noch heute sind die Übergänge fließend. Im Mittelpunkt der Forschung steht primär die historische Entwicklung des besonderen Neuen – seien es neue Konstruktionsweisen, herausragende Pionierbauten, treibende Persönlichkeiten oder auch Firmen und Institutionen. Gegenüber der Baugeschichte liegen die eigenständigen Akzente in der Fokussierung auf die technischen Aspekte des Bauens und die Genese ingenieurwissenschaftlicher Theoriebildung: Bautechnikgeschichte ist auch Wissenschaftsgeschichte. Deren selbstverständliche Einbindung, der deutliche Objektbezug und die Ausrichtung auf die Historische Bauforschung als in Jahrzehnten gereifte Methode der Objektuntersuchung markieren andererseits Eigenheiten gegenüber der Technikgeschichte. Diese entstand als institutionalisierte Wissenschaft Anfang des 20. Jahrhunderts zwar in einem ingenieurwissenschaftlichen Kontext, entwickelte sich seit den 1970er Jahren aber zu einer genuin historischen, seit gut zwei Jahrzehnten zunehmend kulturwissenschaftlich orientierten Disziplin.

Die moderne Technikgeschichte beschäftigt sich mit den historischen Hintergründen und Folgen von Technikgenese- und Technisierungsprozessen, sie erforscht technische Handlungen von Akteurinnen und Akteuren mitsamt der dafür benötigten Wissensformen. Lag auch ihr thematischer Fokus lange Zeit auf Innovativität und Wandel, so gewannen in jüngerer Zeit zudem Fragen nach der Beständigkeit des Alten, nach kulturellen Ungleichzeitigkeiten oder innovatorischem Scheitern an Relevanz. Die technikhistorische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Altem zu Neuen, von Beharrung und Innovation reicht bis zu einem steigenden Interesse für vergangene Technikvisionen und für die Geschichte von Zukunftsvorstellungen.

Jenseits des Trennenden lassen sich die unterschiedlichen Akzentsetzungen aber auch und vor allem als Bereicherung verstehen: Es gibt viel voneinander zu lernen. In diesem Sinne führt der Stuttgarter Workshop Akteure beider Schwesterdisziplinen zusammen. In vier Panels werden zentrale Begrifflichkeiten zunächst in Referaten aus beiden Perspektiven reflektiert; die letzte halbe Stunde jeder Sitzung ist der Diskussion vorbehalten.

Programm

DONNERSTAG 10. OKTOBER 2024

13.00 Uhr Registrierung
13.45 Uhr Begrüßung

14.00 Uhr Panel 1: Innovation
Moderation Reinhold Bauer
Universität Stuttgart
Christiane Weber, Universität Stuttgart
Akteure und technische Innovation – die Restaurierung des Turmfundaments des Straßburger Münsters
Thomas Schuetz, Universität Stuttgart
Artefaktspezifische Innovationssysteme – das Beispiel deutscher Stahlfertighäuser

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr Panel 2: Akteure und Netzwerke
Moderation Christiane Weber, Universität Stuttgart
Werner Lorenz, BTU Cottbus-Senftenberg
Clash of cultures? Matthew Clark – ein Schotte in St.Petersburg
Marcus Popplow, KIT Karlsruhe
Matthew Clark in St. Petersburg. Versuch einer Einordnung aus technikhistorischer Sicht

17.30 Uhr Kaffeepause

18.00 Uhr Keynote Roland May, BTU Cottbus-Senftenberg
Der Bauingenieur Franz Dischinger – Leben und Arbeiten in der deutschen Hochmoderne

FREITAG, 11. OKTOBER 2024

09.00 Uhr Panel 3: Reparieren
Moderation Werner Lorenz, BTU Cottbus-Senftenberg
Reinhold Reith, Paris Lodron Universität Salzburg
Reparieren – ein Thema der Technikgeschichte
Michael Bastgen, Dombauhütte Köln
Kathedralen. Bauten für die Ewigkeit. Ewige Reparatur.

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Panel 4: Methoden und Erkenntnisinteresse
Moderation Thomas Schuetz, Universität Stuttgart
Jasmin Schäfer, ETH Zürich
Holzkonstruktionen als Quelle für die Bautechnikgeschichte
Alwin Cubasch, Humboldt Universität zu Berlin
Habitability im Weltraum – Techniken und Wissensforen der Bewohnbarkeit bei Raymond Loewy und der NASA.

12.30 Uhr Zusammenfassung und Schlussworte

12.45 Uhr Imbiss

EXKURSION STUTTGARTER FERNSEHTURM (FAKULTATIV)
13.30 Uhr Abfahrt zur Exkursion
(gesonderte Anmeldung)
Führung Sabine Kuban, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg

Die Teilnahme am Workshop ist kostenfrei - Für die Teilnahme an der Exkursion zum Stuttgarter Fernsehturm wird ein Kostenbeitrag von 20,00 € erhoben

Kontakt

Irmhild Baron: irmhild.baron@b-tu.de

https://kulturerbe-konstruktion.de/
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger