Wer hat Angst vor Normativität? 40 Jahre Historische Friedens- und Konfliktforschung

Wer hat Angst vor Normativität? 40 Jahre Historische Friedens- und Konfliktforschung

Veranstalter
Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung
Veranstaltungsort
Universität zu Köln
PLZ
50923
Ort
Köln
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
21.11.2024 - 22.11.2024
Deadline
24.07.2024
Von
Daniel Stahl, Department Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Die Historische Friedens- und Konfliktforschung (HFKF) zeichnet sich durch eine am Friedensideal orientierte Normativität aus, die sie von anderen geschichtswissenschaftlichen Perspektiven und Ansätzen unterscheidet. Umso erstaunlicher ist es, dass dieses spezifische Merkmal der HFKF bisher nur selten Gegenstand einer kritischen Selbstreflexion war. Ausgehend von diesen Beobachtungen zielt die Konferenz aus Anlass des 40jährigen Bestehens des AKHF darauf ab, einen grundsätzlichen Reflexionsprozess über die Rolle der Normativität in der Historischen Friedens- und Konfliktforschung anzustoßen.

Wer hat Angst vor Normativität? 40 Jahre Historische Friedens- und Konfliktforschung

Jahrestagung des Arbeitskreises Historische Friedens- und Konfliktforschung (AKHF)
Köln, 21.-22. November 2024
Keynote: Petra Goedde (Temple University)

Die Historische Friedens- und Konfliktforschung (HFKF) und der 1984 gegründete Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung (AKHF) haben ihre Wurzeln in der Friedensbewegung sowie in der normativ ausgerichteten und gegenwartsorientierten Friedens- und Konfliktforschung der 1980er Jahre. Seither zeichnet sich die HFKF durch eine am Friedensideal orientierte Normativität aus, die sie von anderen geschichtswissenschaftlichen Perspektiven und Ansätzen unterscheidet. Umso erstaunlicher ist es, dass dieses spezifische Merkmal der HFKF bisher nur selten Gegenstand einer kritischen Selbstreflexion war. Gleichzeitig zeigt sich, dass diese Normativität nur auf den ersten Blick eine Konstante der HFKF darstellt. Einerseits beginnt die Geschichtswissenschaft gerade, die Historizität des Friedensbegriffs selbst stärker in den Fokus zu rücken und somit auch die Wandelbarkeit ihrer zentralen normativen Kategorien zu thematisieren. Andererseits kommt die HFKF zunehmend mit neuen Forschungsfeldern, -ansätzen und -methoden in Berührung, die ihre eigene Normativität einbringen, wie beispielsweise die gender studies oder die postcolonial studies.

Ausgehend von diesen Beobachtungen zielt die Konferenz aus Anlass des 40jährigen Bestehens des AKHF darauf ab, einen grundsätzlichen Reflexionsprozess über die Rolle der Normativität in der Historischen Friedens- und Konfliktforschung anzustoßen. Folgende Fragen sollen anhand konkreter empirischer Beispiele im Zentrum stehen:
- Wie prägen unsere Untersuchungsgegenstände, Methoden und Ansätze unser Verständnis von Frieden?
- Inwiefern liegen unseren empirischen Forschungen normative Leitkonzepte von Frieden zugrunde?
- Welche unterschiedlichen normativen Friedensvorstellungen lassen sich auf den für die HFKF einschlägigen Forschungsfeldern identifizieren?
- Inwiefern lassen sich Fragestellungen und Forschungsergebnisse als Impulse deuten, um Handlungsoptionen zur Bewältigung von Konflikten in der Gegenwart aufzuzeigen?

Vorschläge für Beiträge können zu drei Themenfeldern eingereicht werden. Das erste Feld widmet sich Normen und Werten, die die Geschichtsschreibung zu Fragen des Militärischen (mit)bestimmen. Es will die Rolle eines normativen Friedensbezugs bei der Historisierung von Kriegsführung zur Diskussion zu stellen und mit jüngsten Ergebnissen der HFKF verknüpfen. Mit Blick auf eine primär sozialwissenschaftlich orientierte sicherheitspolitische Forschung zielt das Panel darauf ab, die Relevanz historischer Tiefenschärfe für gegenwärtige Debatten über Krieg und Frieden stärker zu betonen.

Das zweite Themenfeld widmet sich den Übergängen von Krieg zu Frieden und fragt nach normativen Friedensplanungen zeitgenössischer Akteur:innen sowie nach den ihnen zugrunde liegenden Werten und Zukunftsvorstellungen. Andererseits soll auch die Frage gestellt werden, in welcher Verbindung diese zeitgenössischen normativen Projekte zu der rückblickenden historischen Wissensproduktion stehen.

Das dritte Themenfeld thematisiert die Erinnerung an Kriege und fragt danach, inwiefern erinnerungspolitischen Konflikten unterschiedliche Auffassungen vom Frieden zugrunde liegen. Inwiefern also ist es angesichts des Erstarkens geschichtsrevisionistischer Kräfte Aufgabe der Forschung, verstärkt an einer am Frieden orientierten Erinnerung festzuhalten? Oder läuft sie dadurch nicht vielmehr Gefahr, die Chance auf einen differenzierteren und kritischeren Umgang mit Erinnerung zu vergeben?

Die Konferenz will die HFKF aus ihrer Europazentriertheit lösen und regional erweitern. Ziel ist es zugleich, Epochen jenseits der Neueren und Neuesten Geschichte stärker einzubeziehen. Deshalb sind explizit auch historisch orientierte Friedens- und Konfliktforscher:innen –auch solche, die sich nicht oder nicht ausdrücklich in der HFKF verorten – angesprochen, die zu außereuropäischen Regionen bzw. zur Frühen Neuzeit arbeiten. Besonderen Wert legen die Organisator:innen darauf, Wissenschaftler:innen in der frühen Berufsphase (Doktorand:innen und Postdocs) in die Tagung einzubeziehen.

Vortragsvorschläge à max. 2.500 Zeichen und einen kurzen CV richten Sie bitte per E-Mail bis zum 24. Juli 2024 an daniel.stahl@fau.de.

Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen.

Kontakt

daniel.stahl@fau.de; akhf@mail.de

http://historische-friedensforschung.org/kontakt
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