Kanonisierung und Revision. Historische Prozesse ästhetischer Autoritätsbildung

Jahrestagung des SFB 1391 Andere Ästhetik (Universität Tübingen): "Kanonisierung und Revision. Historische Prozesse ästhetischer Autoritätsbildung"

Veranstalter
Katharina Fezer, Annette Gerok-Reiter, Johannes Lipps, Anna Pawlak (SFB 1391 Andere Ästhetik, Universität Tübingen)
Ausrichter
SFB 1391 Andere Ästhetik, Universität Tübingen
Veranstaltungsort
Alte Aula, Münzgasse 30
Gefördert durch
DFG
PLZ
72070
Ort
Tübingen
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
04.07.2024 - 06.07.2024
Von
Jan Stellmann, SFB 1391 Andere Ästhetik, Universität Tübingen

Vom 4. bis 6. Juli 2024 findet die internationale Tagung „Kanonisierung und Revision. Historische Prozesse ästhetischer Autoritätsbildung“ in der Alten Aula der Universität Tübingen (Münzgasse, Tübingen) statt. Konzeption und Organisation: Katharina Fezer, Annette Gerok-Reiter, Johannes Lipps und Anna Pawlak für den SFB-Querschnittsbereich „Kanonisierung und Revision“.

Jahrestagung des SFB 1391 Andere Ästhetik (Universität Tübingen): "Kanonisierung und Revision. Historische Prozesse ästhetischer Autoritätsbildung"

Zeit: 4. bis 6. Juli 2024

Ort: Universität Tübingen, Alte Aula, Münzgasse 30, 72070 Tübingen

Konzeption und Organisation: Katharina Fezer, Annette Gerok-Reiter, Johannes Lipps, Anna Pawlak

Historische, fachspezifische und gesellschaftskonstitutive Hintergründe haben vielfach zu Fest- und Fortschreibungen von Kanonvorstellungen geführt, die ästhetische Autoritätsbildungen und -wertungen z.T. bis heute prägen. Auf die forschungsgeschichtlich in hohem Maß notwendige Aufarbeitung dieser Prozesse und Traditionen zielt die erste Jahrestagung der zweiten Förderphase des SFB mit ihrem Thema „Kanonisierung und Revision“ und profitiert dabei von den aktuell in unterschiedlichen Zusammenhängen stattfindenden kontroversen Auseinandersetzungen mit tradierten Kanones. Gemeinsame Grundlage dieser Diskussionen und Bestrebungen bildet dabei – u. a. ausgehend von der postkolonialen Kritik an tradierten Wertmaßstäben und damit verbundenen Exklusionsmechanismen – nicht zuletzt ein Unbehagen an autonomieästhetisch geprägten Voraussetzungen und der mit ihnen zusammenhängenden Problematik der meist auf das 19. Jahrhundert zurückgehenden Kanones. Die Tagung möchte in diesem Kontext herausarbeiten, dass fachgeschichtlich wirksamen Normierungs- und Kanonisierungsprozessen ein erhebliches Verdrängungspotential anderer Autoritätszuschreibungen und Kriterien der Wertschätzung eignet, das aus unterschiedlichen Interessen resultiert und häufig die Praxis von der Theorie trennt.

Um diese komplexen Zusammenhänge und Dynamiken zu erfassen, widmet sich die interdisziplinäre Tagung vergleichend den unterschiedlichen Arten vormoderner Kanonisierungsprozesse, der fachdisziplinären Kanonbildung des 18. und 19. Jahrhunderts sowie zeitgenössischen Diskursen und Debatten. Ziel ist es, aus einer diachronen Perspektive die historischen Implikationen sowie Grundstrukturen und Methoden normsetzender Verfahren offenzulegen, die zu einer Etablierung oder Dekonstruktion von Kanones – inklusive der damit einhergehenden jeweiligen Ausgrenzungen – beitrugen.

Programm

Donnerstag, 4. Juli

14:00 Annette Gerok-Reiter / Anna Pawlak
Begrüßung und Einführung

Kanon-Debatten: Ästhetische Autoritätsbildung im Diskurs
Moderation: Iris Brahms

14:30 Hubert Locher (Universität Marburg)
Lauter „Meisterwerke“? Kanonbildung, Kanonkritik und Affirmation in der Kunstgeschichte seit 1950 im medialen Kontext – oder der zerbrochene Kanon

15:15 Florian Kragl (FAU Erlangen-Nürnberg)
Literaturwissenschaft und Literaturpflege, Distanz und Emphase, das „Jüngere Hildebrandslied“ und Vergil: Der Kanon als empirisches, heuristisches und praxeologisches Instrument

16:00 Kaffeepause

Moderation: Jörg Robert

16:30 Laurenz Lütteken (Universität Zürich)
Augenblick und Gedächtnis. Zum Problem musikalischer Kanonisierungen

17:15 Jürgen Leonhardt (Universität Tübingen)
Kanon als produktionstechnische Kategorie

Kanonisierungsprozesse: Vormoderne Modelle der Identitätsstiftung

18:00 Ralf von den Hoff (Universität Freiburg)
Wiederverwendung. Pragmatik, Anschluss an die Vergangenheit und Kanonisierung im antiken Griechenland

Freitag, 5. Juli

Moderation: Katharina Fezer

9:00 Bernhard Huss (FU Berlin)
Selbstkanonisierung Petrarcas und Delegitimierung Boccaccios. Anmerkungen zum literarischen Vermächtnis von Petrarca im letzten Buch seiner Altersbriefe

9:45 Dietmar Till / Frank Schuhmacher (Universität Tübingen)
Ein neues Stilideal: Die Kanon-Debatte um eine deutschsprachige Argutia im 17. Jahrhundert

10:30 Kaffeepause

Moderation: Cristina Murer

11:00 Thomas Thiemeyer / Luisa Vögele (Universität Tübingen)
Kunstkammern und Museen als Institutionen der Kanonbildung

11:45 Ekaterini Kepetzis (RPTU Kaiserslautern-Landau)
„Dabiturque Licentia Sumpta pudenter“. William Hogarths Opposition gegen den akademischen Kanon

Kanonisierungstraditionen: Fach- & rezeptionsgeschichtliche Perspektiven

12:30 Philipp von Rummel (Deutsches Archäologisches Institut)
Wir und sie. Das kanonisierte Barbarenbild und die Altertumswissenschaften

13:15 Mittagspause

Moderation: Claudius Hille

14:30 Rebecca Merkelbach (Universität Tübingen)
„Betra er slíkt með gamni at heyra“: Kanonisierung und die isländische Sagaliteratur

15:15 Sarah Dessì Schmid / Katharina Fezer (Universität Tübingen)
Zum Verhältnis von Kanonisierung und Standardisierung. Italienische und französische Sprachgeschichte im Vergleich

16:00 Kaffeepause

Moderation: Saskia Wendel

16:30 Susanne Wittekind (Universität Köln)
Material, Formung und Effekt – Zur Kunstauffassung Francisco Pachecos

17:15 Stefanie Acquavella-Rauch (Universität Mainz)
(Neue) Räume für Musik: Musicking, musikalische Netzwerke und Kanonisierung im 18. und 20. Jahrhundert

18:00 Andreas Holzem (Universität Tübingen)
Die Kanonisierung der Papstfigur. Ästhetik und Gegenästhetik ultramontaner Autoritätsbildung im 19. Jahrhundert

Samstag, 6. Juli

Kanon-Revisionen: Kritik & Pluralisierung

Moderation: Jan Stellmann

9:00 Eva von Contzen (Universität Freiburg)
Andere Innovation: Zum Verhältnis von Wiedererzählen und Kanon zwischen Vormoderne und Gegenwart

9:45 Christina Lechtermann (Universität Bochum)
Schöne Rezepte, wunderbare Anleitungen. Der Umgang mit vormoderner Wissens- und Könnensliteratur zwischen Marginalisierung und Chance

10:30 Kaffeepause

Moderation: Johannes Lipps

11:00 Megan Luke (Universität Tübingen)
The Canon of Copies in the Age of Mass Reproduction

11:45 Annette Geiger (Hochschule für Künste Bremen)
Kunst und Design zwischen Kanon und Häresie – Oder warum wir eine Ästhetik der low arts brauchen

12:30 Katharina Fezer / Johannes Lipps
Konklusion und Abschlussdiskussion

Kontakt

eva-katharina.fezer@uni-tuebingen.de

https://uni-tuebingen.de/forschung/forschungsschwerpunkte/sonderforschungsbereiche/sfb-andere-aesthetik/veranstaltungen/jahrestagungen/#c2027730
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