Alltag und Alltäglichkeit der Herrschaft. Was nicht immer in den Regesten steht

Alltag und Altäglichkeit von Herrschaft. Was nicht immer in Regesten steht

Veranstalter
Prof. Dr. Gerhard Lubich, Akademievorhaben Regesta Imperii
Veranstaltungsort
Akademie der Wissenschaften und der Literatur / Mainz
Gefördert durch
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
PLZ
55131
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
01.10.2024 - 02.10.2024
Von
Steffen Krieb, Regesta Imperii, Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz

Vom 1.-2. Oktober 2024 findet in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur / Mainz eine Tagung zum Thema "Alltag und Alltäglichkeit von Herrschaft. Was nicht immer in Regesten steht" statt. Auf der von Prof. Dr. Gerhard Lubich (Bochum), Leiter des Teilprojekts "Herrscherregesten der Salierzeit", konzipierten und organisierten Veranstaltung nehmen Mitarbeitende an den Regesta Imperii und weitere Forschende in kurzen Statements Phänomene von „Alltag und Alltäglichkeit der Herrschaft“ über das gesamte Mittelalter hinweg in den Blick.

Alltag und Altäglichkeit von Herrschaft. Was nicht immer in Regesten steht

„Herrschaft“ ist ein Begriff, der bei aller Umstrittenheit aus der Geschichtswissenschaft kaum wegzudenken ist. Für gewöhnlich findet er seine Anwendung im Bereich der politischen Geschichte, wo er die Überordnung von „Herrschenden“ über „Beherrschte“ bezeichnet, damit als Grund sozialer Hierarchien, als Mittel zur Durchsetzung politischer Konzepte oder politischen Willens, als Beschreibung für Zuordnungen und Einflusssphären gilt. So haben sich auch die Regesta Imperii zur Aufgabe gesetzt, Herrscherhandeln zu dokumentieren, also die praktische Umsetzung von Herrschaft durch einen König oder Kaiser zu verzeichnen. Doch spielt sich „Herrschaft“ auch auf Ebenen jenseits bewusster und reflektierter Aktionen ab. Elitenbasierte Gesellschaften verfügen in aller Regel über ein feingliedriges System von Kennzeichen, Verhaltensmustern und Ritualen, durch welche die Unterscheidung zwischen „oben“ und „unten“ bis in die Alltäglichkeit hinein sichtbar gemacht und aufrechterhalten wird. Es sind eben jene „social markers“, die eine bedeutende Rolle in der Resilienz dieser Gesellschaften spielen, zumal durch sie eine Art stillschweigender Konsens erzeugt wird, eine gelebte und immer wieder inszenierte Akzeptanz der bestehenden Verhältnisse.
Auswärtige Gäste sowie Mitarbeitende an den Regesta Imperii spüren in kurzen Statements den Phänomenen von „Alltag und Alltäglichkeit der Herrschaft“ über das gesamte Mittelalter hinweg nach. Thematisch geordnete Vorträge sollen am Ende Elemente des „typisch Mittelalterlichen“ in der Herrschaft von Königen und Päpsten zu erkennen geben.

Anmeldung unter: https://events.adwmainz.de/tagungri/

Programm

Dienstag, 1. Oktober

13.00 Einleitende Bemerkungen

Moderation: Daniel Ziemann, Wien
13.30 Der Name der Herrschaft
- Eine epistolographische Relativitätstheorie - Adressaten und Absender in der päpstlichen Korrespondenz des Frühmittelalters (Veronika Unger, Erlangen)
- Namen, Titel, Epitheta: Herrscherbezeichnungen im Diskurs (Florian Hartmann, Aachen)

14.15 Zeiten der Herrschaft
- Kaiserwetter? Herrschaft und Klima in der Salierzeit (Matthias Weber, Bochum)
- Ein Sommer als Gesandter am Kaiserhof. Das Briefkonzeptbuch des Nürnbergers Jobst Tetzel V. von 1464 (Jörg Feuchter, Berlin)

15.00-15.30 Pause

15.30 Kommunikation der Herrschaft
- Der Erzbischof als Influencer? Der herrschaftliche Alltag Adalberts von Mainz im Spiegel seiner Urkunden und Briefe (Jan Lemmer, Köln)
- Der Kaiser und die sieben Söldner – administrative Quellen (Christina Abel, Saarbrücken)

16.15 Der Leib der Herrschaft
- „Mein Haus soll ein Haus der Trunkenheit sein“: Eine satirische Schilderung von Alltag und Herrschaft am Hof Urbans II. (Georg Strack, Marburg)
- Macht geht durch den Magen: Essbare Herrschaftsrepräsentation bei Kaiser Friedrich III. (Steffen Krieb, Mainz)

18.00 Abendvortrag:
Der Kaiser als Erbsenzähler? – Alltag, Personalia und Gender Pay Gap am Hof Maximilians I. (Andreas Zajic, Wien)

Mittwoch, 2. Oktober

Moderation: Sabine von Heusinger, Köln
9.00 Gezeigte Herrschaft
- Das Ellwanger Kästchen - wie wird Herrschaft sichtbar gemacht? (Magdalena Berkes, Marburg)
- Zehn Falken für den Kaiser. Geschenke, Betrug und Drohungen in der Kommunikation zwischen Ludwig IV. und den Reichsstädten Lübeck und Dortmund (Doris Bulach, München)

9.45 Ungesehene Herrschaft
- Pervenit ad aures nostras – aber nicht ins Regest. Das Beispiel des päpstlichen Hofes (Jochen Johrendt, Wuppertal)
- Ich sehe was, das Du nicht liest: Verborgene Botschaften aus Regesten zur Praxis des Herrschens (Miriam Weiss, Saarbrücken)

10.30 - 11.00 Pause

11.00 Recht und Herrschaft
- Der Alltag des Rechts: Kaiser Ludwig der Fromme als Richter (Karl Ubl, Köln)
- Ein Tag beim Kammergericht (Petra Heinicker, Berlin)

11.45 Umstände der Herrschaft
- Wenn's mal wieder schnell gehen muss: Zur Reisegeschwindigkeit in der Salierzeit (Dirk Jäckel, Bochum)
- Wie der Vater, so der Sohn? Herrschen mit Emotionen am Beispiel Heinrichs VII. in Italien und Johanns von Luxemburg in Böhmen (Michel Margue, Luxemburg)

12.30 Schlussbemerkung
13.00 Ende der Tagung

Kontakt

steffen.krieb@adwmainz.de

http://www.regesta-imperii.de/startseite.html
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Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung