Der Widerstand gegen die Judenverfolgung als europäisches Thema – Forschung, Erinnerung und Musealisierung

Der Widerstand gegen die Judenverfolgung als europäisches Thema – Forschung, Erinnerung und Musealisierung

Veranstalter
Gedenkstätte Stille Helden in der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Veranstaltungsort
Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Stauffenbergstr. 13-14
PLZ
10785
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
19.03.2025 - 21.03.2025
Deadline
15.11.2024
Von
Uta Fröhlich, Gedenkstätte Stille Helden, Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Der Widerstand gegen die Judenverfolgung als europäisches Thema – Forschung, Erinnerung und Musealisierung

Wir laden ein, sich mit einem Beitrag für unsere Tagung zum Widerstand gegen die Judenverfolgung zu bewerben. Die Tagung richtet sich an Institutionen und Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Ländern, die sich mit dem Phänomen des Widerstands gegen die Judenverfolgung befassen – sowohl aus der Perspektive von Jüdinnen und Juden, die sich der Verfolgung durch Flucht in andere Länder oder in den Untergrund entzogen, als auch durch die Betrachtung derjenigen, die ihnen dabei halfen. Die Veranstaltung wird vom 19. bis 21. März 2025 in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand stattfinden.

Resistance to Persecution of the Jews as a European subject – Research, Remembrance, and Musealization

We are now accepting applications for papers for our conference on resistance to persecution of the Jews. The conference is aimed at institutions and scholars from various countries who address the phenomenon of resistance to persecution of the Jews, both from the perspective of Jews who avoided persecution by fleeing to other countries or going underground, as well as from the perspective of those who helped them. The conference will take place from March 19 to 21, 2025, in the German Resistance Memorial Center.

Der Widerstand gegen die Judenverfolgung als europäisches Thema – Forschung, Erinnerung und Musealisierung

Die Gedenkstätte Stille Helden in der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand erinnert an Jüdinnen und Juden, die sich der nationalsozialistischen Verfolgung widersetzt, sowie an jene, die ihnen dabei geholfen haben. Das Beispiel der vielfach als „stille Helden” bezeichneten Helfer*innen zeigt, dass es möglich war, Verfolgte zu unterstützen.

Überall in Europa versuchten Jüdinnen und Juden, sich der Deportation und der Ermordung zu entziehen. Gelingen konnte dies meist nur mit Hilfe von Menschen, die bereit waren, den Verfolgten zu helfen. Unter Gefährdung der eigenen Person beschafften die Helfer*innen Lebensmittel und falsche Papiere, leisteten Fluchthilfe, stellten Quartiere zur Verfügung oder versteckten die Verfolgten bei sich. Die Flucht in den Untergrund und die Hilfe für Verfolgte angesichts des Massenmords an den europäischen Jüdinnen und Juden war Teil des Widerstands gegen den Nationalsozialismus.

Erst in den 1990er Jahren lenkte die breite Öffentlichkeit den Blick verstärkt auf die im deutschen Kontext auch „Stille Helden“ genannten Helfer*innen. Allerdings gab es bereits wesentlich früher Bestrebungen, deren mutiges Handeln öffentlich zu machen.

Auf Initiative überlebender Jüdinnen und Juden ehrt die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem seit 1963 nichtjüdische Helfer*innen als „Gerechte unter den Völkern“. Bis Januar 2022 erhielten rund 28.200 Menschen diese Ehrung für ihre Hilfsaktionen.

Neben verschiedenen Ehrungsinitiativen ist seit den 1980er Jahren eine Musealisierung des Themas zu beobachten. Mehrere Holocaust-Gedenkstätten und Widerstandsmuseen in verschiedenen Ländern befassen sich mittlerweile in ihren Dauerausstellungen mit dem Widerstand gegen die Judenverfolgung. Einige Ausstellungen sind explizit diesem Thema gewidmet wie etwa die Gedenkstätte Stille Helden in Berlin.

Ebenso wie auch die wissenschaftliche Forschung sich meist auf einzelne Länder bezieht, wählen auch die meisten Ausstellungen eine nationale Perspektive. Dies beginnt sich erst allmählich zu wandeln. In den letzten Jahren ist in der europäischen Museumslandschaft teilweiseeine Europäisierung der Erinnerung an den Rettungswiderstand zu beobachten. Eine vergleichende europäische Forschung steht jedoch noch am Anfang.

Die Tagung soll dazu beitragen, Forschungslücken zu schließen und insbesondere vergleichende Forschung anzuregen. Forschungsdesiderate finden sich bereits bei den Vorbedingungen, so gibt es bisher kaum vergleichenden Studien etwa zu antijüdischen Maßnahmen in den verschiedenen Ländern. Insbesondere aber in Bezug auf den Widerstand gegen die Judenverfolgung fehlen bisher vergleichende Perspektiven.

Wir freuen uns insbesondere über Papers zu den folgenden Aspekten und Fragestellungen:

- Beiträge, die die Situation in verschiedenen Regionen und Ländern in den Blick nehmen, gerne auch in vergleichender Perspektive (z.B. Transeuropäische Fluchtrouten und Fluchthilfe, antijüdische Maßnahmen und Ahndung der Hilfen für Verfolgte in den verschiedenen Ländern, Fallgeschichten aus bisher wenig beachteten Regionen, Denunziation und jüdische „Greifer“ in verschiedenen Ländern)

- Beiträge zu bislang wenig beachteten Netzwerken, Gruppen, Widerstandshandlungen und Aspekten (z.B. öffentliche Proteste gegen antijüdische Maßnahmen, bewaffneter Widerstand von Jüdinnen und Juden, „Grauzonen“ der Hilfe wie etwa Ausbeutung von Verfolgten, Fälscherwerkstätten im besetzten Europa, die Situation von untergetauchten Kindern)

- Beiträge zur Rezeption des Themas (z.B. Nachkriegssituation von Helfenden und Verfolgten, Ehrungsinitiativen, Musealisierung des Themas, Nationalisierung vs. Europäisierung des Gedenkens, Überhöhung und Heroisierung der Helfenden, Instrumentalisierung des Themas für politische Zwecke)

- Beiträge, die sich mit dem Widerstand gegen die Judenverfolgung als Thema für die Bildungsarbeit befassen (z.B. besondere Herausforderungen und Angebote, Best-Practice-Beispiele)

Weitere Vorschläge sind willkommen.

Es wird darum gebeten, eine kurze Beschreibung des geplanten Beitrags (max. 3.000 Zeichen) sowie einen kurzen Lebenslauf bis zum 15. November 2024 einzusenden.

Die Konferenz findet in Präsenz statt. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.

Für die Vortragenden können Reise- und Übernachtungskosten übernommen werden.

Einreichmodalitäten:
Bitte senden Sie die folgenden Unterlagen als PDF an Uta Fröhlich, froehlich@gdw-berlin.de:
Abstract (max. 3.000 Zeichen), Lebenslauf und Kontaktdaten

Resistance to Persecution of the Jews as a European subject – Research, Remembrance, and Musealization

The Silent Heroes Memorial Center in the German Resistance Memorial Center Foundation commemorates Jews who resisted Nazi persecution and those who helped them. These helpers, often referred to as “silent heroes,” show that it was indeed possible to support those suffering persecution.

Throughout Europe there were Jews who sought ways to avoid being deported and murdered. This was generally only possible with the help of people willing to offer support. Taking great personal risk, the helpers procured food and forged identity documents, offered escape assistance, arranged lodgings or took in Jews. Going “underground” or into hiding and helping individual Jews in the face of the mass murder of European Jews was a form of resistance to the National Socialist dictatorship.

Not until the 1990s did a broad public begin taking a closer look at the “silent heroes.” However, there were already efforts much earlier to make their courageous actions known.

On the initiative of some surviving Jews, in 1963 the Israeli Holocaust memorial Yad Vashem started honoring non-Jewish helpers as Righteous Among the Nations. Up to January 2022, roughly 28,200 men and women had received this honor for their aid efforts.

In addition to various tributes, a musealization of the subject since the 1980s has also been observed. A number of Holocaust memorial sites and resistance museums in various countries now deal with resistance to the persecution of the Jews in their permanent exhibitions. Some exhibitions are dedicated explicitly to this subject, such as the Silent Heroes Memorial Center in Berlin.

Most scholarly research focusses on individual countries; similarly, most exhibitions generally also have a national perspective. This is only beginning to change. In recent years a Europeanization of the commemoration of rescue as a form of resistance can sometimes be observed in Europe’s museums. Comparable research from a European perspective is only beginning.

This conference aims to contribute to filling the research gaps and especially to stimulate comparative studies. Such research desiderata can already be identified in the previous conditions, as hardly any comparative studies exist, for example, on anti-Jewish measures in various countries. Especially with respect to resistance to the persecution of Jews, comparative perspectives are lacking up to now.

We look forward to receiving applications for papers addressing in particular the following aspects and issues:

- Papers focusing on the situation in various regions and countries, gladly also from a comparative perspective—e.g. trans-European escape routes and escape efforts, anti-Jewish measures and punishment for assisting Jews in various countries, case studies from regions previously having received little attention, denunciation and Jewish “snatchers” (Greifer) in various countries.

- Papers on networks, groups, acts of resistance, and subjects that have previously received little attention—e.g. public protests against anti-Jewish measures, armed resistance by Jews, gray areas of assistance such as the exploitation of Jews, forgery workshops in occupied Europe, the situation of children in hiding.

- Papers on the reception of the subject—e.g. postwar situation of Jews and helpers, efforts to honor helpers, musealization of the subject, nationalization vs. Europeanization of remembrance, heroization of helpers, instrumentalization of the subject for political purposes.

- Papers addressing resistance to the persecution of the Jews as a subject for educational work—e.g. special challenges and offers, best practice examples.

Other suggestions are certainly welcome.

Please send us a brief description of your planned talk (max. 3,000 characters) as well as a short curriculum vitae by November 15, 2024.

The conference will be held in-person. Conference languages are German and English.

Travel and accommodation expenses can be reimbursed for presenters.

Submission modalities:
Please submit the following in pdf format to Uta Fröhlich at: froehlich@gdw-berlin.de by November 15, 2024:
Abstract (max. 3,000 characters), curriculum vitae, and contact information

Kontakt

Uta Fröhlich, froehlich@gdw-berlin.de

https://www.gedenkstaette-stille-helden.de/
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Veröffentlicht am
Beiträger
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung