35 Jahre jüdische Migration nach und in Deutschland. Bilanz und Ausblick

35 Jahre jüdische Migration nach und in Deutschland. Bilanz und Ausblick

Veranstalter
Tacheles 2026 / Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen (Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)
Ausrichter
Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz
Veranstaltungsort
Stefan-Heym-Platz 1
Gefördert durch
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWKT)
PLZ
09111
Ort
Chemnitz
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
27.11.2024 - 28.11.2024
Von
Alexander Walther, Tacheles 2026 | Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen, Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz

2025 jährt sich zum 35. Mal der Beginn der sowjetisch-jüdischen Migration nach Deutschland. Die Tagung nimmt dies zum Anlass um zu fragen, wie diese Geschichte(n) erzählt werden können und welche Leerstellen und offenen Fragen es gibt. In Panels zu Film, Musik, Geschichtskultur, Museen, der sozialen Lage von Gemeindemitgliedern, dem religiösen Leben und der Literatur soll diskutiert werden, wie man heutiges jüdisches Leben in Deutschland beschreiben, darstellen und erforschen kann.

35 Jahre jüdische Migration nach und in Deutschland. Bilanz und Ausblick

„Jüdische Zuwanderung ist seit 30 Jahren eine Erfolgsgeschichte,“ resümierte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und die Bekämpfung von Antisemitismus, Felix Klein, bei einer Veranstaltung 2021. Im Zuge des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ war vermehrt von einer „reichhaltigen Tradition“ jüdischer Kultur die Rede, die es hervorzuheben gelte. Zwar hat sich auch der Freistaat Sachsen diesem Anspruch verschrieben und veranstaltet 2026 ein Jahr der jüdischen Kultur, in dem jüdisches Leben, jüdische Kultur und Geschichte als Teil der sächsischen Gesellschaft und Kulturlandschaft sowie der Lokal- und Regionalgeschichte stärker in den Blick genommen werden sollen. Allerdings soll das Themenjahr auch Anlass sein, „Tacheles“ zu reden.

Gerade die Migration von Jüdinnen und Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion seit 1990 eignet sich, auf Defizite und Leerstellen in der Geschichtsschreibung und kulturellen Darstellung hinzuweisen und Fragen nach Zugehörigkeit, Diversität und der Verfassung jüdischen Lebens heute in Deutschland zu stellen. Auf einer Initiative des „Runden Tisches für Ausländerfragen“, der im Zuge der Friedlichen Revolution im Frühjahr 1990 etabliert worden war, beruhend, schuf die letzte und erstmals frei gewählte DDR-Regierung sowjetischen Jüdinnen und Juden die Möglichkeit, in die DDR zu kommen – und zu bleiben. Nach längeren Diskussionen und durch den Einsatz des Zentralrates der Juden in Deutschland, vor allem seines damaligen Vorsitzenden, Heinz Galinski, wurde diese Regelung 1991 erneut aufgegriffen. Bis 2005 konnten so etwa 200.000 jüdische Zuwander:innen in die Bundesrepublik kommen. Heute zählen über 90 Prozent der Mitglieder der Jüdischen Gemeinden zu dieser Gruppe. Doch durch nicht anerkannte Berufsabschlüsse und Rentenansprüche ist die soziale Lage vieler Menschen oft prekär. Zumal finden sich ihre Lebensgeschichten kaum in Zeugnissen zum jüdischen Leben in Deutschland wieder. Noch immer prägen jüdische Friedhöfe, zerstörte oder neuaufgebaute Synagogen und eine auf die Shoah zentrierte Geschichtskultur dieses Bild.

Um gegenwärtiges jüdisches Leben stärker in den Blick zu nehmen und dabei empathisch, neugierig und Widersprüche aushaltend jüdische Migrationswege zu beschreiben, veranstaltet das Projektteam von „Tacheles 2026 / Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen“ im November 2024 in Chemnitz eine Tagung, auf der Kulturschaffende, Wissenschaftler:innen sowie Personen aus der Praxis miteinander ins Gespräch kommen. In Panels zu Film, Musik, Geschichtskultur, Museen, der sozialen Lage von Gemeindemitgliedern, dem religiösen Leben und der Literatur soll diskutiert werden, wie man heutiges jüdisches Leben in Deutschland beschreiben und darstellen kann. Welche Geschichte können wir erzählen und welche Objekte benötigen wir dafür? Wie klingt jüdisches Leben heute und welche Einflüsse der Migration lassen sich in gegenwärtiger Musik, Literatur oder dem Film ausmachen? Wie gestaltet sich religiöses Leben und wie kann eine zunehmend auch nach außen getragene Diversität jüdischen Lebens vermittelt und dargestellt werden? Diesen und weiteren Fragen wird im November nachgegangen. Nach je etwa zehnminütigen Impulsen der Panelteilnehmer:innen soll untereinander und mit dem Publikum diskutiert werden.

Interessierte können sich unter tacheles@smac.sachsen.de anmelden. Es wird eine Teilnahmegebühr von 40€ erhoben. Eine Verpflegung während der Tagung wird zur Verfügung stehen.

Programm

Mittwoch, 27.11.2024

12.00-12.15 Uhr
Begrüßung
- Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus (angefragt)
- Dr. Sabine Wolfram, Direktorin Staatliches Museum für Archäologie, Chemnitz
- Dr. Nora Pester, Hentrich & Hentrich-Verlag Leipzig / Sprecherin „Tacheles 2026 / Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen"
- Anja Lippe / Projektleiterin „Tacheles 2026 / Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen"

12.15-13.45 Uhr
Panel 1: Film – Was zeigen wir heute?
- Natalia Sinelnikova (Filmemacherin, Berlin)
- Robert Schulzmann (Filmemacher, Berlin)
- Dr. Lea Wohl von Haselberg (Filmuniversität Babelsberg)
- Moderation: Erica Zingher (Journalistin, Berlin)

13.45-14.15 Uhr
Pause

14.15-15.45 Uhr
Panel 2: Religion – Wie funktioniert religiöses Leben gemeinsam?
- Zsolt Balla (Landesrabbiner der jüdischen Gemeinden in Sachsen, Militärbundesrabbiner)
- Yuriy Kadnykov (Landesrabbiner der jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern)
- Dr. Sandra Anusiewicz-Baer (Religionspädagogin, Berlin)
- Moderation: Dr. Melanie Eulitz (HTWK Leipzig)

15.45-16.15 Uhr
Pause

16.15-17.45 Uhr
Panel 3: Museum – Was sammeln wir heute und was stellen wir morgen aus?
- Jutta Fleckenstein (Jüdisches Museum München)
- Sofya Chernykh (Jüdisches Museum Berlin)
- Prof. Dr. Mirjam Wenzel (Jüdisches Museum Frankfurt/Main)
- Moderation: Dr. Axel Doßmann (Universität Jena)

17.45-18.30 Uhr
Imbiss im Café Schocken

18.30-20.00 Uhr
Öffentliche Abendveranstaltung im Foyer des smac: Lesung mit
- Dmitrij Kapitelman (Berlin)
- Svetlana Lavochkina (Leipzig)
- Moderation: Dr. Nora Pester (Leipzig)

Die Lesung kann ohne Anmeldung besucht werden.

Donnerstag, 28.11.2024

9.00-10.30 Uhr
Panel 4: Soziale Lage – Wie leben wir zusammen und wie geht es uns?
- Laura Cazés (ZWST)
- Dr. Ruth Röcher (Jüdische Gemeinde Chemnitz)
- N.N.
- Moderation: Dr. des. Alexander Walther (smac / JdjKS2026)

10.30-11.00
Pause

11.00-12.30 Uhr
Panel 5: Musik – Wie klingt jüdisches Leben heute?
- Maria Raykhman / Masha the Rich Man (Sängerin, München)
- Prof. Dr. Jascha Nemtsov (HfM Weimar)
- Jalda Rebling (Sängerin, Kantorin, Berlin/Wittbrietzen)
- Moderation: Miron Tenenberg (DLF)

12.30-13.15 Uhr
Pause

13.15.-14.45 Uhr
Panel 6: Geschichtskultur – Wie erinnern wir uns und was wollen wir erzählen?
- Dr. Raphael Utz (Universität Jena)
- Marguerite Bertheau (LMU München)
- Dr. Karen Körber (IGDJ Hamburg)
- Moderation: Dr. des. Alexander Walther (smac / JdjKS2026)

14.45-16.00 Uhr
Abschlusspanel: Bilanz und Ausblick – wie weiter nach 35 Jahren?
- Erica Zingher (Journalistin, Berlin)
- Igor Matviyets (Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V., Halle)
- Dr. Anastassia Pletoukhina (Sozialwissenschaftlerin, Berlin)
- Moderation: Miron Tenenberg (DLF)

Kontakt

Alexander Walther, alexander.walther@lfa.sachsen.de

https://tacheles.sachsen.de/