Christoph Schwamm, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universität Heidelberg
29. OKTOBER 2024 / 18.15 UHR
Klimasensible Gesundheitsberatung – Welchen Platz
haben Klimawandel und Gesundheit im Arzt-Patienten-
Gespräch?
Dr. med. Alina Herrmann,
Heidelberger Institut für Global Health
Gesundheit und Wohlergehen der Menschen hängen ganz wesentlich vom Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ab. Klimaschutz ist deshalb immer auch Gesundheitsschutz. Es ist unsere ärztliche Pflicht, auf diese Zusammenhänge aufmerksam zu machen und uns für die Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele einzusetzen.” So äußert sich Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, unter anderem auf der Website dieses obersten Gremiums der ärztlichen Selbstverwaltung. Doch wie weit geht diese Pflicht? Inwiefern können und sollen Ärztinnen und Ärzte Inhalte zu Klimawandel und Gesundheit sowie Planetary Health im persönlichen Gespräch mit Ihren Patientinnen und Patienten thematisieren? In dem Beitrag werden aktuellste Forschungsergebnisse aus Heidelberg zum Thema klimasensible Gesundheitsberatung vorgestellt und mit den Anwesenden diskutiert.
17. DEZEMBER 2024 / 18.15 UHR
„Binsen für die Dritte Welt.“ Käthe Seidel und Pflanzenkläranlagen
als Entwicklungshilfe
Prof. Dr. Simone Müller
Lehrstuhl Global Environmental History and Environmental
Humanities der Universität Augsburg
Dr. Käthe Seidel gilt als Mutter der Pflanzenkläranlagen. Ab den 1950er und 1960er Jahren, zu einer Zeit als Abwasseringenieure vor allem auf technische Lösungen setzten, erkannte Käthe Seidel die klärenden Fähigkeiten bestimmter Wasserpflanzen; sie fand heraus, dass Binsen nicht nur in verschmutzten Gewässern gedeihen, sondern auch Phenole und Cyanide entgiften, Überdüngungen aus dem Wasser entfernen, Schwermetalle speichern, Krankheitserreger durch Wurzelausscheidungen abtöten, Sauerstoff auf den Grund des Gewässers bringen oder Schlamm in Erde verwandeln können. Dazu verfolgte Seidel die Vision mit ihren Binsen günstige Wasseraufbereitungsanlagen für
die ganze Welt zu schaffen und verknüpfte ihre Binsen mit Entwicklungshilfe.
21. JANUAR 2025 / 18.15 UHR
Planetare Gesundheit als Zukunftsvision und umfassendes
Gesundheitsverständnis - politische Implikationen
und ethische Dilemmata
Katharina Wabnitz, MD
Centre for Planetary Health Policy
Planetare Gesundheit wird seit einigen Jahren als wissenschaftliche Disziplin, Zukunftsvision für politische und aktivistische Aktivitäten und umfassendes Gesundheitskonzept diskutiert. Letzteres steht bereits früher entwickelten und teilweise im politischen Mainstream verankerten Konzepten wie One Health gegenüber. Der Vortrag wird Geschichte, Implikationen und ethische Dilemmata, die sich aus umfassenden Gesundheitskonzepten wie planetarer Gesundheit ergeben,
beleuchten.
11. FEBRUAR 2025 / 18.15 UHR
Der Stellenwert von Gerechtigkeit und Vulnerabilität
in der Klimaresilienz
Dr. Cristian Timmermann
Institut für Ethik und Geschichte der Gesundheit in der
Gesellschaft der Universität Augsburg
Das Konzept der ‚Resilienz‘ wird oft in Diskussionen zur Anpassung an den Klimawandel erwähnt und als politisches Ideal verteidigt. Individuelle Interpretationen von Resilienz stimmen jedoch nicht immer mit ethischen Prinzipien wie der Fürsorgepflicht für Personen in frühen oder späten Lebensphasen und der Integration marginalisierter Gruppen überein. Interpretationen, die der ursprünglichen ökologischen Bedeutung von Resilienz entsprechen
und die Bedeutung von Diversität und regenerativen Kapazitäten
anerkennen, stellen ebenfalls Herausforderungen für soziale Gerechtigkeit dar, z.B. in der Verteilung von Lasten und Vorteilen beim Abfedern von klimatischen Stressfaktoren. Wir argumentieren, dass Resilienz eine normative Dimension haben muss und dass eine sozialgerechte Perspektive, informiert durch feministische und
intersektionale Theorie, notwendig ist, um gerechtere und resilientere Gemeinschaften zu fördern.