Quo vadis, Universität? Gefahren und Visionen für die Zukunft einer unabdingbaren Institution

Quo vadis, Universität? Gefahren und Visionen für die Zukunft einer unabdingbaren Institution

Veranstalter
Fakultät IV, Universität Oldenburg (Prof. Dr. Dagmar Freist Prof. Dr. Thomas Etzemüller)
Ausrichter
Prof. Dr. Dagmar Freist Prof. Dr. Thomas Etzemüller
Veranstaltungsort
Lambertus-Saal, Lambertikirche, Marktplatz BIS-Saal, Campus Haarentor, Universität, Uhlhornsweg
PLZ
26129
Ort
Oldenburg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
07.11.2024 - 09.11.2024
Von
Thomas Etzemüller, Fakultät IV, Institut für Geschichte, Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

Universitäten leben vom offenen Diskurs, die Wissenschaftsfreiheit ist eine entscheidende Voraussetzung für unabhängigen Erkenntnisgewinn. Wie soll im 21. Jahrhundert eine Universität aussehen, die aussehen, die einerseits die zweckfreie Forschung verteidigt, andererseits die Forderungen und Herausforderungen der Gegenwart nicht ignoriert? Wer bestimmt über die Relevanz von Forschung – die Wissenschaft, eine ökonomische Verwertungslogik oder gesellschaftspolitische Debatten? Bestimmen inhaltliche Kriterien oder quantitative Indikatoren die Qualität von Forschung und die wissenschaftlichen Fähigkeiten von Wissenschaftler:innen? Gibt es politische Grenzen der Wissenschaftsfreiheit?

Quo vadis, Universität? Gefahren und Visionen für die Zukunft einer unabdingbaren Institution

Universitäten sind idealtypisch einer der zentralen Orte, an denen wissenschaftlich fundiertes Wissen generiert, neue Erkenntnisse debattiert und validiert, und der Gesellschaft verfügbar gemacht werden. Universitäten leben von dem offenen Diskurs und der kritischen Reflexion ihrer Gegenstände und Erkenntnisse. Und sie gründen auf Freiräumen für Forschung und Lehre. Die Wissenschaftsfreiheit ist eine entscheidende Voraussetzung für unabhängigen Erkenntnisgewinn. Nur auf dieser Grundlage kann Wissenschaft die vielfachen gesellschaftspolitischen Herausforderungen kritisch reflektieren und mitgestalten. Umgekehrt gibt es eine zunehmende Erwartungshaltung an die Wissenschaft, Kooperationen mit nichtwissenschaftlichen Partnern einzugehen und so den Interessen von Wirtschaft und Gesellschaft zu dienen. Die gegenwärtigen massiven Umbrüche führen zu gesellschaftlicher Verunsicherung und zu Konflikten um die Deutungshoheit unserer Gegenwart sowie den daraus abzuleitenden Handlungsmaximen, den Wandel zu gestalten. In dieser Situation kommt der Wissenschaft eine gesamtgesellschaftliche Rolle zu, nicht zuletzt, um den Unterschied zwischen Meinungen und wissenschaftlich überprüfbaren Erkenntnissen zu verdeutlichen.

Ein Blick auf die aktuellen Rahmenbedingungen von Universitäten in Deutschland provoziert allerdings die Frage, ob Universitäten in Gegenwart und Zukunft in der Lage sind, diesem Selbstverständnis und dieser wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Rolle gerecht werden zu können. Die Wissenschaftsfreiheit sieht sich mit einer ökonomischen Verwertungs- Wettbewerbs- und Wachstumslogik und Qualitätsmerkmalen konfrontiert, die die Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre in einem schleichenden Prozess erodieren. In jüngster Zeit wurde die Wissenschaftsfreiheit mit politischen Argumenten zur Disposition gestellt.

Die Tagung verbindet eine kritische Bestandsaufnahme der Stärken der Universität sowie ihrer Gefährdungen mit Überlegungen, wie der zunehmenden Einengung der Freiheit von Forschung und Lehre entgegengewirkt werden kann. Dabei stehen folgende Leitfragen im Mittelpunkt:

- Wie soll im 21. Jahrhundert eine Universität aussehen, die einerseits ihren unschlagbaren Kern erhält – zweckfreie Forschung –, andererseits die Forderungen und Herausforderungen der Gegenwart nicht ignoriert?
- Gibt es politische Grenzen der Wissenschaftsfreiheit?
- Drohen aktuelle Zukunftsszenarien die Inhalte und Methoden der Wissensproduktion unzulässig zu präjudizieren?
- Wer bestimmt über die Relevanz von Forschung – die Wissenschaft, eine ökonomische Verwertungslogik oder gesellschaftspolitische Debatten?
- Wie können die Bedingungen so gestaltet werden, dass sich die Universität vor einer neoliberalen Wettbewerbs-, Verwertungs- und Wachstumslogik schützen kann, ohne dass sie sich im Elfenbeinturm einigelt?
- Bestimmen inhaltliche Kriterien oder quantitative Indikatoren die Qualität von Forschung und die wissenschaftlichen Fähigkeiten von Wissenschaftler:innen?
Am Ende wird eine Podiumsdiskussion die Befunde bündeln und kontrovers verhandeln.

Programm

Donnerstag, 7. November 2024
Ort: Lambertus-Saal (St. Lambertikirche, Marktplatz)

17.00-18.00 Begrüßung
Prof. Dr. Ralph Bruder (Präsident der Carl von Ossietzky-Universität. Oldenburg)

Eröffnung
Prof. Dr. Dagmar Freist / Prof. Dr. Thomas Etzemüller (Univ. Oldenburg)

18.00-19.00 Eröffnungsvortrag: Gegenwart und Zukunft der Universität
Jürgen Kaube (Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung)

Freitag, 8. November 2024
Ort: BIS-Saal (Universität, Campus Haarentor)

09.00-10.30 Die Humboldt‘sche Universität als Ideal
Prof. Dr. Sabine Reh (Direktorin der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation)

Die Genese der neoliberalen Universität
Dr. Alexander Mayer (Univ. der Bundeswehr München)

Pause

11.00-12.30 Freiräume schaffen, Demokratie festigen – eine geisteswissenschaftliche Perspektive auf die heutige Universität
Prof. Dr. Dirk Schumann (Univ. Göttingen)

Gegenwartsdiagnose(n) und Zukunftsszenarien der Universität
Prof. Dr. Thomas Alkemeyer (Univ. Oldenburg)

Mittagspause

14.00-15.30 Algorithmen und „Exzellenz“ – Qualitätsstandards, Qualität oder wissenschaftliche Freiheit
Prof. Dr. Wolfram Horstmann (Direktor des Leibniz-Instituts für Informationsinfrastruktur in Karlsruhe)

Auswege aus der digitalen Unmündigkeit
Jun.-Prof. Amrei Bahr (Univ. Stuttgart)/Jun.-Prof. Maximilian Mayer (Univ. Bonn)
Pause

16.00-17.30 Geklonte Wissenschaft? Standardisierte Karrierewege, Regimes der Profilbildung. Wie sieht der ideale Wissenschaftlernachwuchs aus?
Prof. Dr. Andreas Bernard (Univ. Lüneburg)

Abseits der Professur. Überlegungen zu einer Personalstrukturreform in der Wissenschaft
PD Dr. Kristin Eichhorn (Univ. Stuttgart)

Samstag, 9. November 2024

09.30-10.15 Transformative Aktivitäten von Hochschulen als Konfliktfeld?
Prof. Dr. Remmer Sassen (TU Dresden)

Pause

10.30-12.30 Podiumsdiskussion: Raum für Wissenschaft in der neoliberalen Universität?
Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger (Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen, ehem. Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung)
Min.Dir. Rüdiger Eichel (Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur)
PD Dr. Ariane Leendertz (Historische Kommission München)
Prof. Dr. Thomas Alkemeyer (Univ. Oldenburg)
Moderation: Anja Reiter (Wissenschaftsjournalistin, München)

Abschluss, Abreise

Kontakt

thomas.etzemueller@uol.de, geschichte@uol.de

Redaktion
Veröffentlicht am
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Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung