Preußen zwischen Nation und Transnation

Preußen zwischen Nation und Transnation

Veranstalter
Prof. Dr. Volker Depkat, Professur für Amerikanistik, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Regensburg Prof. Dr. Igor Kąkolewski, Direktor des Zentrums der Historischen Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften (ZFH) und Universitätsprofessor an der Masurisch-Ermländischen Universität in Allenstein. Prof. Dr. Susanne Lachenicht, Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Bayreuth in Zusammenarbeit mit dem Brandenburg-Preußen Museum Wustrau
Veranstaltungsort
Brandenburg-Preußen Museum, Eichenallee 7a
Gefördert durch
DFG
PLZ
16818
Ort
Wustrau
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
24.10.2024 - 26.10.2024
Deadline
24.10.2024
Von
Volker Depkat, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Regensburg

Die Tagung erörtert das Verhältnis von „Staat“, „Nation“ und „Monarchie“ für die Geschichte Preußens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Ziel ist es, nicht nur preußische Geschichte im Lichte der aktuellen geschichtswissenschaftlichen Forschungsdiskussionen über Staatbildung, Nationalismus und Transnationalismus systematisch zu diskutieren und ihr damit einen neuen Analysefokus zu geben, der preußische Geschichte international vergleichbar macht, sondern auch den Ort Preußens in den geschichts- und erinnerungspolitischen Debatten der Bundesrepublik Deutschlands und Polens neu zu vermessen.

Preußen zwischen Nation und Transnation

Ausgehend von der Überlegung, dass es sich bei „Staat“, „Nation“ und „Monarchie um Kategorien handelt, die einerseits analytisch zu trennen und andererseits in der geschichtswissenschaftlichen Untersuchung in der Bezogenheit aufeinander zu analysieren sind, fragt die Tagung nach dem Verhältnis von „Staat“, „Nation“ und „Monarchie“ für die Geschichte Preußens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Ziel ist es, nicht nur preußische Geschichte im Lichte der aktuellen geschichtswis-senschaftlichen Forschungsdiskussionen über Staatbildung, Nationalismus und Transnationa-lismus systematisch zu diskutieren und ihr damit einen neuen Analysefokus zu geben, der preu-ßische Geschichte international vergleichbar macht, sondern auch den Ort Preußens in den geschichts- und erinnerungspolitischen Debatten der Bundesrepublik Deutschlands und Polens neu zu vermessen.
Vor den Hintergrund geschichtswissenschaftlicher Erkenntnisse, dass im Prozess der preußischen Staatsbildung ein staatliches Gehäuse um eine Gesellschaft entstand, die regional, ethnisch und kulturell divers und in großen Teilen außerhalb der Territorien des Heiligen Römischen Reiches angesiedelt war, fragt die Tagung nach den unterschiedlichen und jeweils kontextspezifischen Vorstellungen von „preußischer Identität“, nach den ihnen zugrunde liegenden Mechanismen von Inklusion und Exklusion sowie nach dem Verhältnis von imaginierter „preußischer“ zu anderen Konzepten kollektiver Identität. Wir möchten dies aus Sicht der historischen Akteur:innen und der unterschiedlicher Historiographien zum Thema gleichermaßen tun, d.h. aus deutscher, polnischer, französischer und jüdischer Perspektive. Die preußische Gesellschaft soll dabei als „Trans-Nation“ reflektiert werden, die einerseits in vielfältigen subnationalen Zusammenhängen innerhalb der Grenzen des preußischen Staates verankert und anderseits in transnationale, die staatlichen Grenzen Preußens überschreitende Verflechtungszusammenhänge eingewoben war.
Die Vorträge und Diskussionen der Tagung orientieren sich an den folgenden Leitfragen:
1. Welche Vorstellungen preußischer Identität lassen sich in den Quellen für die verschiedenen Epochen preußischer Geschichte nachweisen? Worauf gründeten sich diese und welcher Wer-tideen zeigen sich in diesen Konstruktionen? Welche konkurrierenden Konzepte kollektiver Iden-tität zirkulierten im Preußen einer jeweiligen Zeit? Und wie standen diese im Verhältnis zu Identi-fikationen als Deutsche, Polen, Juden, Schweizer, Pfälzer oder Franzosen?
2. Wo war der gesellschaftliche ‚Sitz‘ des preußischen Identitätsbewusstseins? War es ein staatlich gefördertes monarchistisches Elitenprojekt? War es ein in der politischen Kultur der preußischen Gesellschaft sozial breit verankertes, populäres Projekt?
3. Wie, wodurch und in welchem Maße hat der preußische Staat nach innen und nach außen selbst als ‚Nationsbilder‘ gewirkt? Welche Formen, Muster und Medien preußischer Identitätspolitiken lassen sich nachweisen?
4. Wie lässt sich das Spannungsfeld zwischen preußischem und deutschnationalem Nationalismus beschreiben, das die Geschichte von Staat und Nation in Preußen ebenso zentral geprägt hat, wie andere Nationalismen inner- und außerhalb Preußens?

Programm

24. Oktober
17:00. BEGRÜßUNG
Andreas Bödecker

EINFÜHRUNG IN DAS THEMA
Volker Depkat, Igor Kąkolewski, Susanne Lachenicht

17:30 Festvortrag
WARUM ES SO SCHWER WAR, PREUßE ZU SEIN
Jens Bisky

25. Oktober
09:00 Preußischer Staat und preußische (Trans-)Nation bis zum Zeitalter der Revolution
Chair Jürgen Overhoff (Münster)

STAATSBÜRGER ODER UNTERTANEN? HERRSCHAFTSIDEEN IM HERZOGTUM PREUßEN UND POLEN-LITAUEN, 1660-1701
Karin Friedrich (Aberdeen)

« NOS SUJETS DE DIVERSES NATIONS » - MULITNATIONALE STAATLICHKEIT UND „NATIONALISMEN“ IN BRANDENBURG-PREUßEN
(17.-18. JAHRHUNDERT)
Susanne Lachenicht (Bayreuth)

MONARCHY AND NATION IN THE WRITINGS OF FREDERICK II AND HIS CRITICS, C. 1775-1790
Avi Lifschitz (Oxford)

10:45 Kaffeepause

11:15 Preußischer Staat und preußische (Trans-)Nation im Zeitalter der Französischen Revolution
Chair: Igor Kąkolewski (Warschau/Olsztyn)

NATION UND STÄNDISCHE GESELLSCHAFT BEI DEN PREUßISCHEN REFORMERN
Thomas Stamm-Kuhlmann (Greifswald)

DIVERGENTE KONZEPTE VON NATION IM PREUßISCHEN STAAT DER ÜBERGANGSGESELLSCHAFT
Hans-Jürgen Bömelburg (Gießen)

12:30 Mittagessen

13:45 Werkstattblick: Preußen vermitteln
KONZEPT UND GESTALTUNG DER NEUEN HAUPTAUSSTELLUNG DES BRANDENBURG-PREUßEN MUSEUMS
Christian Arpasi (Wustrau)

14:45 Preußischer Staat und preußische (Trans-)Nation in Vormärz und Revolution von 1848/49
Chair: Monika Wienfort (Potsdam)

ZWISCHEN PROVINZIAL- UND VÖLKERRECHT: PREUßISCHE STAATSBILDUNG UND RECHTSPLURARLISMUS IM VORMÄRZ
Charlotte Johann (London)

SYMBOLISCHES HANDELN UND PREUßISCHE NATION: INTEGRATIONSPRAKTIKEN DER PREUßISCHEN MONARCHIE IM VORMÄRZ
Annelie Große (Berlin)

16:00 Kaffeepause

16:30 Preußischer Staat und preußische (Trans-)Nation im Nationalstaat
Chair: Thomas Stamm-Kuhlmann (Greifswald)

ZWISCHEN INKARNATION UND MISSION. PREUßEN, FRANKREICH UND DIE EUROPÄISCHE ZIVILISATION IM ZEITALTER DER REICHSGRÜNDUNG
Michael Jeismann (Tübingen)

ALS ER NICHT MEHR REICHSKANZLER WAR: OTTO VON BISMARCK IN DEN AUGEN DER POLNISCHEN ÖFFENTLICHKEIT 1890-1898
Piotr Szlanta (Warschau)

18:00 kleine Orgelvesper in der Wustrauer Kirche

26. Oktober
09:00 Preußischer Staat und preußische (Trans-)Nation in der Weimarer Republik
Chair: Susanne Lachenicht (Bayreuth)

PREUßEN, HALBSLAWISCHES 'MENSCHENSPÜLICHT' ODER DEMOKRATISCHES BOLLWERK DER NATION? DIE HERAUSFORDERUNG DES REGIONALEN SEPARATISMUS IN DER WEIMARER REPUBLIK
Jasper Heinzen (York)

FÜR EINE WEHRHAFTE DEMOKRATIE: OTTO BRAUN, ALBERT GREZSINSKI UND DER PREUßISCHE PARLAMENTARISMUS IN DER WEIMARER REPUBLIK
Volker Depkat (Regensburg)

10:15 Kaffeepause

10:45 Erinnerungs- und Geschichtskulturen – Kritische Perspektiven
Chair: Volker Depkat (Regensburg)

NIGRA CRUX MALA CRUX. DER DEUTSCHE ORDEN IN PREUßENLAND IN DER POLNISCHEN ERINNERUNGSKULTUR VOM SPÄTEN MITTELALTER BIS ZUM 21. JAHRHUNDERT.
Igor Kąkolewski (Warschau/Olsztyn)

PREUßEN LIEGT IN POLEN: EIN EUROPÄISCHER BLICK AUF DIE PREUßISCHE GESCHICHTE
Agnieszka Pufelska (Lüneburg)

PREUßISCHE GESCHICHTE ALS EUROPÄISCHES KULTURERBE. DIE SAMMLUNG VARNHAGEN IN DER JAGIELLONEN-BIBLIOTHEK IN KRAKAU
Iwan Michelangelo d’Aprile (Potsdam)

BESINNUNG AUF PREUßEN – WARNUNG VOR PREUßEN: BUNDESDEUTSCHE DEBATTEN ÜBER ERBE UND AKTUELLE BEDEUTUNG EINES UMSTRITTENEN STAATES
Hartwin Spenkuch (Berlin)

ABSCHLUSSDISKUSSION

Kontakt

Brandenburg-Preußen Museum
Eichenallee 7a,
16818 Brandenburg-Preußen Museum

https://www.brandenburg-preussen-museum.de/willkommen.html
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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