Das jährlich von den Jeunes Chercheurs Médiévistes (JCM) organisierte Kolloquium für junge Forscherinnen und Forscher findet dieses Jahr am 13. und 14. März 2025 an der Universität Freiburg im Üechtland statt. Diese zwei Tage sind dem Thema des mittelalterlichen Gartens in einer interdisziplinären Perspektive gewidmet. Mittelalterliche Gärten in all ihren Facetten, ob als höfische oder philosophische Gärten, als Liebes- oder Heilgärten, als Hortus Conclusus oder Deliciarum, bilden eine Welt, die es zu jäten und zu kultivieren gilt.
Der Garten wird vorzugsweise als ein abgegrenzter Raum definiert, in dem die Natur zum Unterhalt und zum Vergnügen gezähmt wird. Vom privaten Garten, der der Ernährung oder dem Vergnügen diente, wie der Obstgarten, courtil und maix, über den Klostergarten, den Hortus Major und den Hortus Minor, bis hin zu den größeren Betrieben, wie hort, huertas und vegas, gehörten die Gärten durch ihre Allgegenwärtigkeit als Lebensgrundlage zu den beständigen Konstanten der mittelalterlichen Gemeinschaften. Daher ist das Verständnis der mittelalterlichen Gartennutzung eine zentrale Fragestellung (Coulet 1976): Welche Bepflanzung wurde durchgeführt und welche Bauten errichtet (Bouby 2000 und Ruas 1990)? Welchen Stellenwert haben Gärten in der menschlichen Lebenswelt und welchen ökonomischen Wert wurde ihnen beigemessen?
Vom fränkischen gard, versteht sich der mittelalterliche Garten als ein in sich geschlossener, nach außen hin abgeschirmter Ort. Er stellt sich als Hort (Refugium) von Harmonie und Kultur (Zivilisation) gegen die Wildnis dar. Dieses Refugium ermöglicht das Geheimnis des Liebesgeständnisses, wie es in den höfischen Romanen geschildert wird, das Entzücken und die Entspannung (Coulet 1989) und das Erwachen der Sinne (Floire und Blancheflor). Es ist auch der Ort des Beginns, wo die reverdie neue Romane auf den Weg bringt (Vigneron 2002) und Abenteurer auf ihre Wege schickt (Gottfried von Straßburg). Hier ist auch das allegorische estoire angesiedelt (Roman de la Rose, Le Songe du Verger). Wie können diese fiktiven Darstellungen mit den durch soziale Praktiken bestimmten Fragen in Beziehung gesetzt werden? Welche Aktivitäten werden dort durchgeführt, welche Symbolik ist damit verbunden und welche Auswirkungen hat dies auf den Alltag?
Garten ist auch Garten Eden, Schöpfungsgeschichte und Paradies: Garten, aus dem der Mensch vertrieben wurde und für den er bestimmt ist (Gesbert 2003). Als Ort der Verheißung und des Heils spiegelt der irdische Garten stets die Makellosigkeit und Reinheit des Gartens Gottes wider (McAvoy 2021). Dies zeigen auch die zahlreichen Darstellungen der Heiligen Maria in einem Garten. So ist es nicht verwunderlich, dass sich metaphorische Gärten wie der Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg, eine Summe des Wissens und der Kunst, der Garten des Wissens (Vincent de Beauvais, Bartholomeus Anglicus), der Garten der Gesundheit (Hildegard von Bingen, Albert der Große), der Garten der Lust (Piero de’ Crescenzi) und andere Anthologien, Bouquets und Blütenlese (Le Jardin de plaisance et fleur de rhétorique, La Fleur des histoires) herausgebildet haben.
Für dieses Kolloquium schlagen die JCM Ihnen vor, einen oder mehrere Aspekte der mittelalterlichen Gärten zu untersuchen und Ihre Forschungen mit anderen aus einer interdisziplinären Perspektive zu vergleichen. Die Vorträge sollten 20 Minuten dauern und möglichst auch Personen, welche nicht die Vortragssprache sprechen, inkludieren. Eine zweisprachige PowerPoint wird erwartet (Vortragssprache + eine der folgenden Sprachen: Französisch, Deutsch, Italienisch, Englisch). Wir laden alle jungen Mediävistinnen und Mediävisten ein, ihren einseitigen Beitragsvorschlag mit praktischen Angaben (letzter Studienabschluss, institutionelle Zugehörigkeit und Forschungsthema) in Word-Format bis zum 15. November 2024 an die folgende E-Mail-Adresse zu senden: jcm.unifr@gmail.com.