Antike Bauornamentik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer Erforschung

Antike Bauornamentik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer Erforschung

Veranstalter
Johannes Lipps, Institut für Klassische Archäologie, LMU München; Dominik Maschek Fachgebiet Klassische Archäologie, TU Darmstadt
Veranstaltungsort
Insitut für Klassische Archäologie, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.10.2011 - 15.10.2011
Website
Von
Dominik Maschek

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit antiker Architekturdekoration ist in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch eine große Zahl von im Rahmen größerer Projekte erstellter Qualifikationsarbeiten, exponentiell angestiegen. Ein Grund hierfür liegt mit Sicherheit in der Sensibilität dieses Untersuchungsmaterials für Zeit‐ und Regionalstile, aus der sich die Möglichkeit ergibt, Anhaltspunkte für Datierungen zu gewinnen und die architektonischen Schmuckformen als Evidenz für kulturelle Beeinflussungen (etwa Italiens durch den hellenistischen Osten) zu erschließen. Aus diesem Grund kommt der Architekturdekoration für die aktuelle, am antiken Lebensraum und an Kommunikationsprozessen orientierte Diskussion in den Altertumswissenschaften besondere Bedeutung zu, sei es für die Rekonstruktion und diachrone Entwicklung urbaner Räume, sei es für die in großer Zahl durchgeführten Surveys zur Erschließung von Kulturlandschaften mit einem oftmals nicht unbeträchtlichen Bestand antiker Bauwerke unterschiedlicher Zeitstellung.
Dabei profitierte die Erforschung antiker Bauornamentik in den vergangenen Jahren in besonderer Weise von neuen digitalen Programmen. Größere Materialmengen können nun durchwegs schneller systematisiert und bearbeitet werden, wobei Methoden aus der Vor‐ und Frühgeschichte wie computergestützte Seriationen, Clusteranalysen oder GIS‐Applikationen erstmals systematisch zum Einsatz gebracht werden. Diese neue gesamtheitliche Sichtweise auf das Material und das erweiterte Methodenspektrum eröffnen nun gleichermaßen Problemfelder wie Chancen.
Dies betrifft zunächst die Validität des herkömmlichen stilgeschichtlichen und formgeschichtlichen Ansatzes. Durch die ganzheitliche Untersuchung und exakte Publikation gesamter Dekorationssysteme an bestimmten Gebäuden und Orten hat sich gezeigt, dass die Ausarbeitung und Formgebung von Architekturdekor an ein‐ und demselben Bauwerk überaus heterogen erfolgt sein kann, d. h. dass keine lineare Stilentwicklung vorliegt und dass bislang oft als „ungleichzeitig“ klassifizierte Formen durchaus auch synchron auftreten können. Andererseits wird es möglich, durch die detaillierte Erfassung von Konzeptions‐ und Bauvorgängen dem bewussten Umgang mit Dekor und seiner semantischen Aufladung in antiken Lebensräumen nachzugehen und ihn somit in seinem kulturhistorischen Kontext zu entschlüsseln.
Vor diesem Hintergrund sollen im Rahmen des Kolloquiums die Schwierigkeiten und Möglichkeiten im Umgang mit antikem Bauornament, gerade auch in Hinblick auf die neuen Methoden und Fragestellungen, in einem größeren Kreis diskutiert werden. Ziel der Veranstaltung ist es, in einer internationalen Perspektive einen neuen umfassenden Blick auf antike Bauornamentik zu gewinnen. Hier sollen gerade auch die zahlreichen NachwuchswissenschaftlerInnen zu Wort kommen, die sich zur Zeit mit der Bearbeitung größerer architektonischer Komplexe auseinandersetzen.

Programm

Programm

Donnerstag, 13/10/2011

14:00: Begrüßung: Stefan Ritter (Vorstand des Institutes für Klassische Archäologie, LMU München)

14:15: Einführung: Johannes Lipps - Dominik Maschek

Sektion 1: Forschungsgeschichte, Grundfragen, Impulse (Sektionsleitung: Johannes Lipps und Dominik Maschek)

14:30: Bemerkungen zum status quo in der Erforschung antiker Bauornamentik (Johannes Lipps; Dominik Maschek)
15:00: Das Ornamentale und die Produktion von Atmosphäre (Annette Haug, München)
15:30: Licht-Raum-Ornament. Manipulative Dekorationsstrategien in der Rampe des Augustushauses (Andreas Grüner, München)

16:00: Diskussion

16:30: Kaffeepause

Sektion 2: Bauforschung und Rekonstruktion (Sektionsleitung: Wolf Koenigs)

17:00: Der Beitrag der Ornamentforschung zur Rekonstruktion des Gartenhippodroms auf dem Palatin (Kristine Iara, Rom)
17:30: The plastic decoration of the Agonothetai-Monument at Apollonia of Illyria (Blerina Toçi, Tirana)
18:00: Reparatur oder Ersatz? Die Imitation von Ornamentformen am Beispiel des sog. Hadrianstempels in Ephesos (Ursula Quatember, Wien)

18:30: Diskussion

19:15: Weinempfang

Freitag, 14/10/2011

Sektion 3: Form, Zeit und Raum (Sektionsleitung: Stefan Ritter)

09:00: Das Erfassen antiker Lebensräume durch die Darstellung der Formgenese westgriechischer Bauornamentik (4.-3. Jh. v. Chr.) (Sarah Schrenk, Bonn)
09:30: Die Gleichzeitigkeit des Unzeitgleichen: Konstanten und Dynamiken in der hispanischen Baudekoration (Janine Lehmann, Köln)

10:00: Diskussion

10:20: Kaffeepause

10:35: Zeitstil versus Semantik (Johannes Lipps, München)
11:05: Die Architekturornamentik des Jupiterheiligtums in Baalbek (Holger Wienholz, Berlin)

11:35: Diskussion

12:00: Mittagspause

13:00: Kaiserzeitliche Bauornamentik Kleinasiens: das Beispiel Milet (Reinhard Köster, Mainz)
14:00: Die Bauornamentik von Felix Romuliana. Ein tetrarchisches Bauprogramm (Georg Breitner, Trier)

14:30: Diskussion

Sektion 4: Arbeits- und Entwurfsprozesse, Baumaterial (Sektionsleitung: Michael Pfanner)

14:50: Werkstatt und Muster. Zur Methode der Scheidung von Arbeitsprozessen und Stilelementen (Georg A. Plattner, Wien)
15:20: Kaiserzeitliche Konsolgesimse in Ephesos. Entwurf und Fertigung (Christoph Baier, Wien)

15:50: Diskussion

16:10: Kaffeepause

16:25: Herstellungsprozesse von Wandverkleidungen im kaiserzeitlichen Rom (Tobias Bitterer, München)
16:55: Vom Marmorblock zum Halbfabrikat. Ein neuer Vorschlag zum Entwurf und Herstellungsprozess eines korinthischen Kapitells in der Kaiserzeit (Natalia Toma-Kansteiner, Kiel)

17:25: Diskussion

Samstag, 15/10/2011

Sektion 5: Die Bedeutung der Form – Interpretation von antikem Baudekor im architektonischen und historischen Kontext (Sektionsleitung: Rolf Michael Schneider)

09:00: Zwischen Figürlich und Ornamental: Die Gebälkdekoration etruskischer Tempel (Jon Albers, Bonn)
09:30: Zum semantischen Spektrum von Baudekor im hellenistischen Osten (Jochen Griesbach, München)

10:00: Diskussion

10:20: Kaffeepause

10:35: Der Tempel neue Kleider? Rezeptionsästhetische und semantische Aspekte von Bauornamentik im spätrepublikanischen Mittelitalien (Dominik Maschek, Darmstadt)
10:45: Die Handhabung regionaler Eigenheiten: Eine norditalienische Perspektive (Patric-Alexander Kreuz, Bochum)

11:15: Diskussion

11:35: Abschlussdiskussion

Kontakt

Dominik Maschek

TU Darmstadt,
Fachgebiet Klass. Archäologie;
El-Lissitzky-Straße 1;
64287 Darmstadt

dmaschek@klarch.tu-darmstadt.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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