'Wenn das Erbe in die Wolke kommt.' Digitalisierung und kulturelles Erbe

'Wenn das Erbe in die Wolke kommt.' Digitalisierung und kulturelles Erbe

Veranstalter
LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und das DFG-Projekt „PortAll – Digitales Portal Alltagskulturen im Rheinland“
Veranstaltungsort
Ort
Bonn
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.11.2014 - 14.11.2014
Deadline
25.04.2014
Website
Von
Lina Franken

Volkskundliche Jahrestagung des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte und des DFG-Projekts „PortAll – Digitales Portal Alltagskulturen im Rheinland“

Call for Papers
„Wenn das Erbe in die Wolke kommt“ – hinter dem Titel versteckt sich die Frage nach den Chancen und Nutzen aber auch Schwierigkeiten und Risiken der Möglichkeiten digitaler Speicherung, Darstellung und Nutzung kulturellen Erbes.

In Museen und Archiven lagern unzählige Dokumente, Bilder, Fotografien, Filme und Tonaufnahmen, von den Objektbeständen ganz zu schweigen. Immer mehr Institutionen haben damit begonnen, diese Daten, die sowohl Quellen wissenschaftlicher Forschung als auch kulturellen Erbes darstellen, zu digitalisieren. Ziel dabei ist neben der digitalen Sicherung analoger Bestände v.a. die Öffnung der Sammlungen für neue und viel größere Nutzergruppen als bislang angesprochen werden konnten – mit anderen Worten: die weltweit abrufbare Präsentation der Bestände zur Forschung und Vernetzung.

Welche Herausforderungen birgt dieser Ansatz, insbesondere wenn es sich um heterogene Quellenbestände handelt, die prozesshafte Kulturmuster dokumentieren sollen? Wie ist es möglich, an einem einzelnen Objekt oder einem Foto die Kontexte und Prozesse deutlich zu machen, die bei dem zugehörigen Kulturmuster wirken? Wie können Querbezüge und unterschiedliche Perspektiven dauerhaft auffindbar gemacht werden, wenn die Daten beispielsweise in das Portal Europeana eingespeist werden? Welche methodischen und theoretischen Kompetenzen brauchen Kulturwissenschaftlerinnen und Kulturwissenschaftler, um die fast unbegrenzt scheinenden Potentiale von Vernetzungen angemessen zu interpretieren? Welche neuen Möglichkeiten der Präsentation, aber auch welche damit verbundenen Gefahren und Probleme eröffnen sich in den neuen virtuellen Realitäten für die Aufgaben von Sammlung, Dokumentation und Forschung?

Diesen Fragen geht die gemeinsame Jahrestagung der Abteilung Volkskunde des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte und des DFG-Projekts „PortAll – Digitales Portal Alltagskulturen im Rheinland“ nach.

Wir laden Kolleginnen und Kollegen, die mit den Herausforderungen der Digitalisierung kulturellen Erbes konfrontiert werden, herzlich ein, Konzepte und Ansätze, aber auch Fragen und Probleme ihrer Arbeit auf dieser Tagung vorzustellen. Wir bitten um Vortragsvorschläge zu folgenden, die Tagung strukturierenden Perspektiven:

1. „Das Erbe ins Netz“ – Wissensmanagement in Archiven und Museen
Die zunehmende Digitalisierung ihrer Bestände und die Präsentation in Online-Datenbanken stellen Archive, Museen und andere Kultureinrichtungen vor große Herausforderungen. Nicht nur die Auswahl der zu digitalisierenden Quellen will gut überlegt sein, auch die technische Umsetzung ist häufig schwierig: Von der Wahl der geeigneten Scanner bzw. externen Dienstleister über die richtigen Dateiformate, Auflösungen und Datenbankprogramme bis zur Einhaltung von Standards in der Beschreibung von Metadaten (damit eine Vernetzung überhaupt ermöglicht wird) und Kriterien der Langzeitarchivierung sind zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen und Entscheidungen zu treffen. Diese erfordern oftmals Kompetenzen, die ein kulturwissenschaftliches Fachstudium nicht vermittelt, interdisziplinäre Teams aus Geisteswissenschaftlern und IT-Experten brauchen eine gemeinsame Sprache. Nach welchen Kriterien sollen Fotos, Objekte, Audiomitschnitte, Filme oder Manuskripte ausgewählt werden? Wer entscheidet wie über die Kategorisierung? Wie werden Digitalisate erschlossen, welche Art der Dokumentation, Metadaten und Kontextinformationen sind notwendig für welches Zielpublikum? Inwieweit benötigen historisch belastete Quellen eine kritische Kommentierung?

2. „Materiell – immateriell – digital“ – Aggregatzustände der Kultur?
Im Museum steht ein um 1900 erbauter Tisch. Im Museumsarchiv gibt es zu diesem Tisch eine Karteikarte mit Informationen und diversen Fotos. Nun werden Fotos und Kontextinformationen digitalisiert und z.B. in die Europeana eingespeist. Was passiert in diesem Prozess mit dem Objekt „Tisch“, wenn im digital abrufbaren Datensatz ein dreidimensionales Objekt mit einer spezifischen Materialität einzig als Fotografie und Text repräsentiert ist? Dieses Beispiel zeigt: Unsere bisherige Kategorisierungen von materiell und immateriell oder Objektivierung und Subjektivierung verändern sich durch die Möglichkeiten digitaler Realitäten. Wie ist mit diesen Verschiebungen bisher als sicher geltender Grenzen umzugehen? Welche Theorien, Konzepte und Methoden müssen angewandt werden, welche Begrifflichkeiten sind tauglich?
Auch wenn klar ist, dass diese Fragen nicht abschließend beantwortet werden können, möchten wir zur Reflexion und offenen Diskussion einladen. Besonders wünschenswert sind dialogische Formate mit Referenten aus museologischer Praxis und Forschung.

3. „Ein Fundus für die Wissenschaft“ – Forschen mit digitalen Quellen
Große und weltweit vernetzte Online-Portale wie die Europeana versprechen unbegrenzten Zugang zu einer Fülle an bislang unbekanntem oder kaum zugänglichem Quellenmaterial, welches in dieser Breite, Heterogenität und Qualität keiner Generation zuvor zugänglich war. Aber was bedeutet diese Option für die tatsächliche Forschungsarbeit? Welchen wissenschaftlichen Mehrwert können diese Datenbanken liefern? Worin liegen die Chancen und der Reiz für eine wissenschaftliche Auswertung der nun vernetzten und damit vergleichbaren heterogenen Quellenbestände? Welche neuen Themen, Fragestellungen und Inhalte lassen sich aus diesen Quellen heraus erschließen, wenn sie erstmalig in Beziehung zueinander gesetzt werden können? Daran schließt sich auch die Frage an, mit welchen methodischen Werkzeugen, Instrumenten und Zugängen dem Umfang und der Heterogenität Rechnung getragen werden kann.
Eingeladen sind Erfahrungsberichte aus laufenden und abgeschlossenen Forschungen, die mit Online-Datenbeständen arbeiten (auch Abschluss- und Qualifikationsarbeiten).

4. Markt der Möglichkeiten
Während der Konferenz besteht die Möglichkeit für Digitalisierungsprojekte, Vorgehen und Ziele vorzustellen. In einem Markt der Möglichkeiten werden die Projekte und insbesondere auch exemplarische Digitalisate präsentiert.

Bitte senden Sie einen Abstract (max. 3.000 Zeichen) zu Ihrem Vortragsvorschlag mit einem Kurzlebenslauf bis zum 25.04.2014 an Lina Franken (lina.franken@lvr.de), die auch für Rückfragen per Mail oder Telefon (0228-9834-262) zur Verfügung steht. Die Vorträge sollen eine Länge von 30 Min. nicht überschreiten. Geplant ist die Publikation der Beiträge in einem Tagungsband zeitnah nach der Tagung. Wenn Sie bereits ein Digitalisierungsprojekt umsetzen und dieses im Markt der Möglichkeiten vorstellen möchten, wenden Sie sich bitte ebenfalls bis zum 25.04.2014 an uns.

Programm

Kontakt

Lina Franken

LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte; Endenicher Straße 133; 53115 Bonn

Lina.Franken@lvr.de


Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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