16. Symposium des Mediävistenverband e.V.: "Gebrauch und Symbolik des Wassers in der mittelalterlichen Kultur"

16. Symposium des Mediävistenverband e.V.: "Gebrauch und Symbolik des Wassers in der mittelalterlichen Kultur"

Veranstalter
Prof. Dr. Gerlinde Huber-Rebenich / Prof. Dr. Christian Rohr / Prof. Dr. Michael Stolz, im Auftrag des Mediävistenverband e.V.
Veranstaltungsort
Universität Bern
Ort
Bern
Land
Switzerland
Vom - Bis
23.03.2015 - 25.03.2015
Deadline
13.03.2015
Von
Christian Rohr

Wasser ist Leben. Der individuelle Organismus, menschliche Sozialbildungen und Kulturleistungen sind auf das Wasser angewiesen. Wasser wird in pragmatischen und symbolischen Zusammenhängen genutzt. Es kann lebenserhaltend und zerstörend, verbindend und trennend, erlösend und auflösend wirken. Menschliche Gesellschaften und Institutionen sind gezwungen, sich zu diesen ambivalenten Funktionen zu verhalten. Das natürliche Element Wasser fordert zu kulturellen Reaktionen im Bereich seiner Bewirtschaftung, Bewertung und Symbolik heraus. Alle Funktionen, die das Wasser in der realen Welt erfüllt, können auch in Literatur und Kunst thematisiert und zeichenhaft gestaltet werden.

Im Zentrum der interdisziplinären Konferenz stehen insgesamt vier mediävistische Themenfelder, die sich gegenseitig berühren und durchdringen: Umwelt, Klima, Ökologie; Verkehrsmittel, Grenze, Machtgrundlage; Naturkunde und Naturphilosophie; Symbolbildungen
Im Bereich der Umwelt- und Klimageschichte gerät die (makro)kosmische Dimension des Wassers in den Blick, welche häufig auch einen Bezug zu den übrigen Elementen Feuer, Luft und Erde aufweist. Wasser tritt in verschiedenen Aggregatzuständen in Erscheinung. In diesem Spektrum bewegt sich auch die Wirkung und Nutzung der Wasserkraft. Letztere kann kultiviert und der Versorgung menschlicher Bedürfnisse bis hin zum luxuriösen Gebrauch zugeführt werden. Dabei sind meteorologische, technische, verfahrensorientierte, hygienische und rechtliche Aspekte relevant. Wo das Wasser der menschlichen Beherrschung entgleitet, erweist sich seine zerstörerische Gewalt, etwa in Naturkatastrophen wie Überflutungen und Dürreperioden.
Wasserläufe werden seit der frühen Menschheitsgeschichte als Verkehrswege genutzt und bilden damit eine wichtige Grundlage gesellschaftlicher Interaktion und Kommunikation. Zugleich stellen sie natürliche Grenzen dar, die im Zuge der Kultivierung überwunden oder auch verfestigt werden. Flüsse, Seen, Meere und ihre Ufer können Handelswege, Bahnen für (inter)kulturellen Austausch und für Zweckbündnisse (z. B. Hanse) bilden. Über Gewässer und ihre Beherrschung werden Konflikte ausgetragen und Kriege geführt.
In epistemologischen Kontexten (Wissensbildung, Wissenschaft) hat das Wasser wichtige naturkundliche und naturphilosophische Funktionen. Es ist Bestandteil von Ursprungs- und Schöpfungsmythen und -erzählungen (deren Begrifflichkeit im Deutschen ihrerseits mit dem Wasser in Verbindung steht). Der Anteil von Wasser im menschlichen Körper verweist auf die mikrokosmische Dimension des Elements und stellt dabei einen wichtigen Bestandteil mittelalterlicher Medizin (etwa im Bereich der Humoralpathologie) dar.
In engem Zusammenhang mit wissensgeschichtlichen Aspekten stehen solche der Symbolbildung. Das Wasser hat hier kultische und religiöse Funktionen, es begegnet als polyvalentes Motiv und Zeichen – von strafender Sintflut über Wunderquellen bis hin zum Tauf- und Weihwasser. Als weitere Beispiele lassen sich Erscheinungsformen wie der Musenquell, Emanationsmetaphorik, der Lebensbrunnen oder diverse kulturelle Konzepte der Grenzziehung und Fusion nennen. All diese Aspekte werden in künstlerischen und literarischen Darstellungen reflektiert.

Programm

Montag, 23. März 2015

Plenarvortrag (öffentlich)
Prof. Dr. med. Dr. phil. Ortrun Riha (Medizingeschichte, Leipzig): Wasser in der mittelalterlichen Medizin und Naturkunde

Sektion 1: Abundance or Absence – Control of River Floods (Rhine, Nile, Yellow River / Yangtze) in a Comparative Cultural Perspective (ca. 1300-1600)

Sektion 2: Zwischen Fluss und Meer: Mündungsgebiete als aquatisch-terrestrische Kontaktzonen im Mittelalter (Teil 1)

Sektion 3: Lyrik

Sektion 4: Von Wasser umfasst. Die Bedeutung von Meeren und Flüssen für mittelalterliche Weltordnungen 5–8

Sektion 5: Eis, Schnee, Regen. Wasser als entscheidender Faktor in der mittelalterlichen Klimageschichte

Sektion 6: Zwischen Fluss und Meer: Mündungsgebiete als aquatisch-terrestrische Kontaktzonen im Mittelalter (Teil 2)

Sektion 7: Katastrophen / Naturphilosophie

Sektion 8: Streitgespräche Wasser-Wein / Taufe

Plenarvortrag (öffentlich)
Prof. Dr. Nikolas Jaspert (Geschichte, Heidelberg): Liquide Welten. Zum Mittelalter aus maritimer Sicht

Dienstag, 24. März 2015

Sektion 9: Iberien und sein Wasser. Die Entwicklung der christlichen Wassersymbolik der Hispania im Zeitenlauf (5.-12. Jh.)

Sektion 10: Sakralbauten am / und Wasser

Sektion 11: Aquamanilien. Gießgefäße aus Metall und Keramik des Hoch- und Spätmittelalters in neuen Interpretationen

Sektion 12: Wunder, Magie / Folklore

Sektion 13: Die Badestube im Kontext der mittelalterlichen Badekultur

Sektion 14: Grenzen auflösen. Wasser als verbindendes Element

Sektion 15: Epos

Sektion 16: Platonismus / Mystik

Meike Hensel-Grobe (Mediävistik und Schule, Mainz): Werkstattgespräch Mittelalterdidaktik: zur Vorbereitung der MV-Tagung Bonn 2017

Sektion 17: La force de l’eau en contrepoint de la terre, de l’air et du feu dans la culture et la littérature catalanes

Sektion 18: Important Moments of Change in Medieval Navigation on the Southern Baltic

Sektion 19: Wassertiere. Mittelalterliche Denkfiguren zur Erfassung einer unbekannten Welt (Teil 1)

Sektion 20: Symbolic Uses of Water in Castile: Water and Religion (Teil 1)

Sektion 21: Wassernutzung

Sektion 22: Wassertiere. Mittelalterliche Denkfiguren zur Erfassung einer unbekannten Welt (Teil 2)

Sektion 23: Symbolic Uses of Water in Castile: Water and Religion (Teil 2)

Sektion 24: Digital Humanities

Mitgliederversammlung des Mediävistenverband e.V.

Mittwoch, 25. März 2015

Sektion 25: Wasserversorgung

Sektion 26: Gewässer

Sektion 27: Bibel(exegese)

Sektion 28: Brunnen

Sektion 29: Meer

Sektion 30: Liturgie / Sakrament

Sektion 31: Wasser und Macht – seine Inszenierung in Burg und Palast

Sektion 32: Reines und unreines Wasser. Funktion und Gestalt mittelalterlicher Mikwen

Sektion 33: Bauen am Wasser

Sektion 34 Gewässerarten

Verleihung des Nachwuchspreises an Isabelle Dolezalek (FU, Berlin) für ihre Arbeit „Arabic Inscriptions on the Garments of the Norman and Hohenstaufen Kings of Sicily: Contextual Analyses of a Transcultural Motif“
Laudatio: Susanne Lepsius (Rechtsgeschichte, München)

Plenarvortrag (öffentlich)
Prof. Dr. Ruedi Imbach (Philosophie, Paris): Aqua – philosophische und theologische Diskussion über das Wasser (12. bis 14. Jahrhundert)

Das vollständige Programm ist unter http://www.kas.unibe.ch/Mediaevistenverband_Symposium_2015/images/Programm.pdf abrufbar.

Kontakt

Prof. Dr. Gerlinde Huber-Rebenich

Institut für Klassische Philologie, Universität Bern
Länggassstrasse 49, CH-3012 Bern

gerlinde.huber@kps.unibe.ch

http://www.kas.unibe.ch/Mediaevistenverband_Symposium_2015/
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch
Sprache der Ankündigung