Ostmitteleuropa fluvial – im Fluss, über den Fluss und mit dem Fluss. Jahrestagung 2016 des GWZO Leipzig

Ostmitteleuropa fluvial – im Fluss, über den Fluss und mit dem Fluss. Jahrestagung 2016 des GWZO Leipzig

Veranstalter
Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO)
Veranstaltungsort
GWZO, Specks Hof (Eingang A), 4. Etage, Reichsstraße 4–6, 04109 Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.10.2016 - 26.10.2016
Von
Dirk Suckow

Flüsse sind alltäglich – nicht nur durch ihre visuelle Wahrnehmung, sondern in allen Ausdrucksformen, zu denen der Mensch fähig ist. Das Wechselspiel von Land und Wasser, von Beharren und Bewegung symbolisiert die Kraft der Natur und produziert immerwährende fließende Veränderung, einen Prozess, der Flüssen nicht umsonst die metaphorische Bezeichnung als „Lebensader“ eingebracht hat.
Flüsse erschließen aber auch Räume, sie wirken Regionen bildend. Siedlungsbewegungen und Handelsrouten, Eroberungszüge und Seuchen, Ideen und Innovationen folgen ihrem Verlauf. An ihren Ufern konzentrieren sich Brennpunkte politischer Macht und Zentren kirchlicher Organisation. Zugleich trennen Flüsse, unterbrechen, grenzen ab. Sie scheinen wie von der Natur dazu geschaffen, Territorien und Besitzstände zu markieren. Nicht zuletzt können ihre oft unberechenbaren Gewalten Handel, Verkehr und Kommunikation zum Erliegen bringen, oft mit dem Ergebnis des Entstehens neuer Routen. Anders gesagt, Flüsse können wirtschaftliche und politische Prozesse wie Kolonisation, Herrschaftsbildung und Territorialisierung in je ganz unterschiedlicher Weise beeinflussen und strukturieren.
Flüsse sind demnach Graben und Brücke, Verbindungslinie und Grenze in einem. In dieser Ambivalenz aus Verbinden und Trennen, Versorgen und Entziehen, Erzeugen und Zerstören liegt ein großer Teil ihres mythischen Potenzials und ihrer mannigfachen künstlerisch-literarischen Repräsentationen begründet. Überdies dienen Flüsse auch der Konstruktion historiographischer Räume und der Strukturierung von Wissensbeständen.
Diese vielfältigen Aspekte sind für das von großen Strömen wie auch kleineren Flüssen tiefgreifend geprägte Ostmitteleuropa relevant. Ihnen wird die Jahrestagung im Spektrum der Forschungen des GWZO nachgehen, in bewährt interdisziplinärem Zugriff und in einer zeitlichen Perspektive vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart.

Programm

Montag, 24. Oktober 2016, 18 Uhr

Eröffnung der Tagung: Christian Lübke, Direktor des GWZO

Abendvortrag

Uwe Rada (Publizist, Berlin): Geschichte(n) im Fluss

Anschließend kleiner Empfang in den Räumen des GWZO

Dienstag, 25. Oktober 2016

09:00 Uhr

Begrüßung und Einleitung: Christian Lübke (GWZO) / Dirk Suckow (GWZO)

Einführungsvortrag

Hansjörg Küster (Universität Hannover): Flüsse als landschafts- und kulturprägende Faktoren

10:00 Uhr

Sektion I: Über den Fluss - Moderation: Matthias Hardt (GWZO)

Frank Hadler (GWZO): Eiszeitwissen ordnen mithilfe von Flüssen? Seitenblicke in die Geschichte der Glazialgeologie

Christian Zschieschang (GWZO): Flüsse in der Landschaft – ihre Namen und Bedeutung

Harald Bichlmeier (Universität Halle): Über Flussnamen – Wie man die Namen großer Flüsse (heute) erklärt

11:30 Uhr Kaffeepause

11:45 Uhr

Orsolya Heinrich-Tamáska (GWZO) / Daniel Syrbe (GWZO): Ripa Danubii – Grenz- und Kontaktzonen entlang eines Flusses in Spätantike und Frühmittelalter

Christian Forster (GWZO): Die Prager Judithbrücke im Vergleich. Steinbrücken des 12. bis 14. Jahrhunderts über die Flüsse Mitteleuropas

12:45 Uhr Mittagspause

14:00 Uhr

Sektion II: Im Fluss - Moderation: Frank Hadler (GWZO)

Hanna Kóčka-Krenz (Universität Poznań): On the river Warta – the archaeology of the Cathedral Island in Poznań

Christian Lübke (GWZO) / Dirk Suckow (GWZO): Augen-Blicke von Triumph und Tod. Memel und Berezina als transnationale Erinnerungsorte

Kathleen Zeidler (GWZO): „Es fließt die blutige Drina“ – Ein Grenzfluss als Zeuge von Kriegsverbrechen

15:30 Uhr Kaffeepause

16:00 Uhr

Sektion III: Mit dem Fluss - Moderation: Dietlind Hüchtker (GWZO)

Matthias Hardt (GWZO): Gescheiterte kaiserliche Konzepte: Die Elbe als Grenze und Haupthandelsweg Ostmitteleuropas

Christoph Mielzarek (GWZO): Usus aquarum: Über die Bedeutung des Flusses für die Entwicklung der Klöster Leubus und Kolbatz

Andreas Fülberth (GWZO): Die Düna und ihre Rolle im lettischen Siedlungsgebiet

Uwe Müller (GWZO): Donau-Oder-Weichsel-Dnestr. Konzeptionen eines (ost-)mitteleuropäischen Kanalsystems seit dem späten 19. Jahrhundert

Mittwoch, 26. Oktober 2016

09:00 Uhr

Sektion IV: Über und mit dem Fluss - Moderation: Arnold Bartetzky (GWZO)

Hans-Christian Trepte (Universität Leipzig): Wasserwege in den slavischen Kulturen und Literaturen

Helmut Loos (Universität Leipzig): Vom Rhein bis zur Düna. Flüsse in der musikalischen Nationalromantik

Stephan Krause (GWZO): „A Duna csak folyt“ – Zur (lyrischen) Poetisierung von Flüssen

10:30 Uhr Kaffeepause

11:00 Uhr

Dietmar Müller (GWZO): Die Donau in der Geschichte des modernen Völkerrechts

Robert Born (GWZO) / Meinrad von Engelberg (TU Darmstadt): Das Tal der Gegensätze – Die Donau als UNESCO-Welterbe?

12:00 Uhr Abschlussdiskussion

Gäste sind herzlich willkommen. Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.

Kontakt

Dirk Suckow

GWZO, Specks Hof (Eingang A), 4. Etage, Reichsstraße 4–6, 04109 Leipzig

0341/9735597

dirk.suckow@uni-leipzig.de

http://research.uni-leipzig.de/gwzo/