Romantische Urbanität. Transdisziplinäre Perspektiven vom 19. bis ins 21. Jahrhundert

Romantische Urbanität. Transdisziplinäre Perspektiven vom 19. bis ins 21. Jahrhundert

Veranstalter
Prof. Dr. Gisela Mettele (Historisches Institut, Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte) als Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs „Modell Romantik. Variation – Reichweite – Aktualität“ an der FSU Jena, in Kooperation mit der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU)
Veranstaltungsort
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Großer Rosensaal, Fürstengraben 27
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.11.2016 - 19.11.2016
Von
GRK "Modell Romantik", Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte

Das Verhältnis zwischen Romantik und Stadt ist so uneindeutig wie die Romantik selbst. Es beschränkt sich nicht auf die topische und weit hinter die Epoche der Romantik zurückreichende Entgegensetzung von (infernalischer) Stadt und (idyllischer) Natur. Vielmehr lässt sich der urbane Raum als wichtiger Ort romantischer ästhetischer Strategien und Identitätsbildungen fassen. Neben Natur und Landschaft, Berg und Wald bildet auch die Stadt eine Projektionsfläche des Romantischen. Zentrale Bezugspunkte romantischer Stadtvorstellungen sind etwa die harmonische Verbindung von Stadt und Land, die Ästhetisierung des städtischen gebauten und sozialen Raums oder die Orientierung an einem imaginierten Mittelalter, verbunden mit einer Sehnsucht nach der verlorengegangenen Einheit der bürgerlichen communitas.

Bis heute spielt Romantik eine nicht unbedeutende Rolle für die Herstellung von Stadtimages, die sowohl der inneren Identifikation als auch im Wettbewerb der touristischen Ziele der äußeren Profilbildung dienen. Romantische Codierungen von Städten im Zusammenspiel von Architektur, Geschichte, Landschaft und Natur sind allerdings keine Erfindung der heutigen Tourismusindustrie. Vielmehr haben diese Inszenierungen ihre Vorbilder bzw. Ursprünge in romantischen Stilisierungen, die bereits im 19. Jahrhundert von der frühromantischen Bewegung formuliert wurden, welche die Stadt als Reiseziel entdeckte und in Städten wie Heidelberg oder Nürnberg ihre Sehnsüchte verkörpert sah.

Die Konferenz will ein breites Spektrum an Themen diskutieren und den bisherigen Forschungsstand auf drei Ebenen erweitern. Romantische Urbanität soll interdisziplinär und im internationalen Kontext, vor allem aber über die Epoche der Romantik hinausblickend analysiert werden. Ausgehend von der Annahme, dass die Romantik bis heute als Modell für moderne Formen von Weltdeutung, Selbstreflexion, ästhetischer Gestaltung und Lebensvollzügen wirkt, wird nach Aktualisierungen romantischer Ideen und Praktiken in verschiedensten urbanen Kontexten bis in die Gegenwart hinein gefragt.

Programm

Donnerstag, 17.11.2016

Ab 14:30 Uhr
Registrierung

15:15 Uhr
Eröffnung der Konferenz

Prof. Dr. Gisela Mettele (Historisches Institut / Graduiertenkolleg „Modell Romantik“, FSU Jena)
Begrüßung und Einführung in das Konferenzthema

15:45 bis 17:30 Uhr
Von sichtbaren und unsichtbaren Städten

Moderation: Dr. Sandra Kerschbaumer (Institut für Germanistische Literaturwissenschaft / Graduiertenkolleg „Modell Romantik“, FSU Jena)

PD Dr.-Ing. habil. Katharina Brichetti (Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte, TU Berlin)
Romantische Synästhesie? Überlegungen zur sinnlich-leiblichen Wahrnehmung des städtischen Raums
Prof. Dr. Caroline Rosenthal (Institut für Anglistik/Amerikanistik / Graduiertenkolleg „Modell Romantik“, FSU Jena)
Flanieren als romantische Stadtaneignung in der nordamerikanischen Gegenwartsliteratur
Stefanie John M.A. (Graduiertenkolleg „Literarische Form: Geschichte und Kultur ästhetischer Modellbildung“, Universität Münster)
Eavan Bolands Dublin: Die Stadt als Ort romantischer Aktualisierung und Kritik in der irischen Gegenwartslyrik

17:30 bis 18:00 Uhr
Pause

18:00 Uhr
Abendvortrag
Grußworte
Dr. Albrecht Schröter (Oberbürgermeister der Stadt Jena)
Prof. Dr. Stefan Matuschek (Institut für Germanistische Literaturwissenschaft / Sprecher des Graduiertenkollegs „Modell Romantik“, FSU Jena)
Prof. Dr. Dieter Schott (Institut für Geschichte, TU Darmstadt / Vorsitzender der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung)

Vortrag
Prof. Dr. Bénédicte Savoy (Kunstgeschichte der Moderne, TU Berlin)
Paris. Hauptstadt der deutschen Romantik

Anschließend Empfang

Freitag, 18.11.2016

9:00 bis 10:45 Uhr
Geschichtsbilder

Moderation: Prof. Dr. Rainer Liedtke (Institut für Geschichte, Universität Regensburg)

Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer (Department Fachdidaktiken, FAU Erlangen-Nürnberg)
Die romantische Erfindung des mittelalterlichen Nürnberg im neunzehnten Jahrhundert
Prof. Dr. Matthias Asche (Historisches Institut, Universität Potsdam)
Zwischen Kitsch und Kommerz. Romantische Reichsstadtmemoria in Rothenburg ob der Tauber vom neunzehnten Jahrhundert bis zur Gegenwart
Dr. Sylvia Necker (Institut für Zeitgeschichte, München / Berlin)
„Stadt des deutschen Handwerks“. Das nationalsozialistische Frankfurt

10:45 bis 11:15 Uhr
Kaffeepause

11:15 bis 13:00 Uhr
Stadt - Land - Fluss

Moderation: Prof. Dr. Dorothee Brantz (Centre for Metropolitan Studies, TU Berlin)

Dipl.-Ing. Thomas Thränert (Institut für Stadt- und Regionalplanung, TU Berlin)
Elbromantik – Konzepte der Romantisierung von Stadt und Land in der Gartenkunst um 1800
Dr. Sönke Friedreich (Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Dresden)
Heilige Haine in der Stadt. Die Rolle romantischer Naturdenkmäler in der Urbanisierung des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts am Beispiel der Stadt Plauen im Vogtland
Prof. Dr. Jörg Dettmar (Fachbereich Architektur, TU Darmstadt)
Romantische Perspektiven auf Industrie- und Stadtlandschaften

13:00 bis 14:30 Uhr
Mittagpause

14:30 bis 16:15 Uhr
Stadtentwürfe - Stadtbaukunst

Moderation: Prof. Dr. Verena Krieger (Kunsthistorisches Seminar, FSU Jena)

Prof. Dr. Wolfgang Sonne (Institut für Stadtbaukunst, TU Dortmund)
Ist der malerische Städtebau romantisch? Camillo Sitte im Architekturdiskurs um 1900
Dr. Rainer Schützeichel (Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich)
„… der alte Streit zwischen ‚Romantikern‘ und ‚Klassizisten‘“. Kontroversen über die Gestaltung des Ulmer Münsterplatzes 1925/26
Prof. Dr. Matthias Schirren (Geschichte und Theorie der Architektur, TU Kaiserslautern)
Deus sive Natura. Bruno Tauts Alpine Architektur im Licht der Romantik

16:45 bis 17:45 Uhr
Führung: Romantische Urbanität vor Ort
Dr. Babett Forster (Kunsthistorisches Seminar / Leiterin der Kustodie, FSU Jena)
Führung durch das historische Universitätshauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität (entworfen von Theodor Fischer / Gemälde von Ferdinand Hodler u.a.)

19:00 Uhr
Abendvortrag
Prof. Dr. Barbara Becker-Cantarino (Germanic Languages and Literatures, Ohio State University)
Urbanität, politische Romantik und soziale Frage. Bettine von Arnim und die Boston Transcendentalists

Samstag, 19.11.2016

9:00 bis 10:45 Uhr
Detail - Ornament - Fragment

Moderation: Prof. Dr. Martin Baumeister (Deutsches Historisches Institut, Rom)

Prof. Dr. Christiane Salge (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)
August Endell und die romantische Wahrnehmung der großen Stadt
Dr.-Ing. Celina Kress (Center for Metropolitan Studies, TU Berlin)
Fatti Urbani. Aldo Rossi und die Poesie urbaner Dinge
Dr. Christian Saehrendt (freischaffender Kunsthistoriker, Thun)
Sommernacht in Offenbach. Die Romantisierung der Unorte als Folge einer gescheiterten Moderne?

10:45 bis 11:15 Uhr
Kaffeepause

11:15 bis 13:00 Uhr
Heritage - Stadtmarketing

Moderation: Dr.-Ing. Heike Oevermann (Georg-Simmel-Zentrum für Metropolenforschung, Humboldt-Universität Berlin)

Prof. Dr. Hans Rudolf Meier (Denkmalpflege und Baugeschichte, Bauhausuniversität Weimar)
Romantische Werte in der Denkmalpflege
Dr.-Ing. habil. Matthias Lerm (Stadtarchitekt der Stadt Jena)
Ist "Nachhaltigkeit" die neue Romantik? Zum Topos des "Einfügens" im Diskurs um urbane Stadtquartiere
PD Dr. Christoph Bernhardt (Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Erkner, Forschungsverbund Historische Authentizität)
Muster der Authentisierung des Urbanen im zwanzigsten Jahrhundert

13:00 Uhr
Schlussdiskussion

Kontakt

geschlechtergeschichte@uni-jena.de

Frau Monika Adler
Sekretariat Lehrstuhl Geschlechtergeschichte
Historisches Institut
Zwätzengasse 3
Friedrich-Schiller Universität Jena
07745 Jena
Tel.: 0049-(0)-3641-9-44030
Fax.: 0049-(0)-3641-9-4403

http://www.modellromantik.uni-jena.de/?lang=de ; http://www.histinst.uni-jena.de/Bereiche/Geschlechtergeschichte.html
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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