Visualisierung historischer Zustände im digitalen Zeitalter – Chancen und Risiken für Kunstgeschichte und Denkmalpflege. 28. Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger

Visualisierung historischer Zustände im digitalen Zeitalter – Chancen und Risiken für Kunstgeschichte und Denkmalpflege. 28. Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger

Veranstalter
Architekturinstitut der Hochschule Mainz – University of Applied Sciences, Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Veranstaltungsort
LUX — Pavillon der Hochschule Mainz, Ludwigsstraße 2, 55116 Mainz
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.09.2020 - 26.09.2020
Deadline
15.03.2020
Von
PD Dr. Beate Störtkuhl

Scroll down for english version

Der Arbeitskreis deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger tagt jährlich abwechselnd in Polen und in Deutschland zu Themen der kunsthistorischen Verflechtungsgeschichte und den Regionen des Gemeinsamen Kulturerbes. Die diesjährige Tagung in Mainz führt an den Ort zurück, an dem 1988 das erste Treffen stattfand, und befasst sich vor dem Hintergrund der Digital Humanities mit den Möglichkeiten und Herausforderungen der computerbasierten Visualisierung.

Die bildliche bzw. graphische Wiedergabe ihres Forschungsgegenstands stellt einen zentralen Bestandteil der objektorientierten Fächer, insbesondere der Kunst- und Architekturgeschichte sowie der Denkmalpflege dar. Dabei spielt das Bildmedium besonders bei der Auseinandersetzung mit Forschungsfragen und Forschungsproblemen eine wichtige Rolle, da zum einen die materiellen Zustände im Bild dokumentiert und oftmals auch anhand solcher Bilder interpretiert werden, und zum anderen mit Hilfe von Bildern Rekonstruktionen von nicht mehr vorhandenen historischen Zuständen erfolgen und dadurch eine virtuelle Realität entsteht. Die Bilder liefern einen wichtigen Zugang zum Objekt, ermöglichen seine umfassende Analyse und Dokumentation sowie seine Vermittlung, ohne deshalb aber die materielle wie ästhetische ‚Wirklichkeit‘ des Objekts vollständig erfassen zu können. In der Kunstgeschichte sind die visuellen Informationsträger daher selbst zum Gegenstand der bildwissenschaftlichen Forschung und Bildkritik geworden.

Das Bild als Informationsmedium erfuhr infolge der technologischen Entwicklungen seit dem letzten Jahrhundert eine rasante Verbreitung und Anwendung in den Wissenschaften und der Gesellschaft, ein Phänomen, das heute unter anderem im Begriff des Iconic Turns und der Mediengesellschaft seinen Ausdruck findet. An dieser Entwicklung ist der Siegeszug der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie des digitalen Bildes maßgeblich beteiligt und ist in seinen Konsequenzen und Auswirkungen durchaus vergleichbar mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern im 15. Jahrhundert. Die Druckpresse revolutionierte den Wissenszugang sowie die Informationsverbreitung, während die Erfindung der Fotografie und des Off-Set-Verfahrens im 19. und 20. Jahrhundert den Siegeszug der Bilder vorbereitete.
Frühzeitig entdeckten die Kunstgeschichte und die Denkmalpflege die neuen technologischen Errungenschaften für ihre Zwecke und setzten diese als didaktisches und methodologisches Werkzeug sowie als Publikationsmedium ein, ohne dabei aber hinreichend über die methodischen und interpretatorischen Probleme des Bildmediums in Bezug auf die Wirklichkeit des abgebildeten Objekts nachzudenken. Dieses grundsätzliche Problem besteht erst recht im heutigen Digitalen Zeitalter mit seinen bildlichen Dokumentations- aber auch Manipulationsmöglichkeiten.
Denn seit den 1990er Jahren erfuhr das Bild nochmals einen weitergehenden, tiefgreifenden Wandel infolge der rasanten informations- und kommunikationstechnologischen Entwicklung. Der Digitale Wandel brachte neue Formen der 2D-/3D- 4D-Visualisierung hervor, die das methodologische Repertoire der Fächer erweitert und neue Dimensionen der Analyse, Dokumentation und Vermittlung, aber auch der Manipulation geschaffen haben. Die nunmehr schier unbegrenzten Möglichkeiten der Visualisierung im Digitalen Zeitalter konfrontieren die Wissenschaft daher auch mit neuen Herausforderungen, die vor dem Hintergrund von Open Science bzw. Citizen Science betrachtet werden sollen.

Folgende Fragestellungen und Themenkomplexe werden auf der Tagung in den Blick genommen, wobei der erwünschte Fokus der Beiträge sich nicht ausschließlich auf die Regionen des Gemeinsamen Kulturerbes beziehen müssen, sondern auch andere Fallbeispiele und vergleichende Perspektiven sehr erwünscht sind:

– Eine methodologische und historiographische Reflexion und Verortung der traditionellen Visualisierungen: Tradierte Formen der Visualisierung historischer Zustände als didaktisches und methodologisches Werkzeug sowie als Dokumentations- und Publikationsmedium

– Eine methodologische und historiographische Reflexion und Verortung der digitalen Visualisierungen: Aufstieg der digitalen Bilder (2D- und 3D-/4D-Visualisierung), Digitalität als Nachahmung des Analogen vs. Digitalität als neue Dimension der Wissensrepräsentation und Vermittlung

– Digitale Quellenkritik: Umgang mit den zur Erstellung der Visualisierung genutzten Quellen und Bereitstellung der Quellen für die Nutzer der Visualisierung, Möglichkeiten der weiterführenden Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der Visualisierung

– Digitale quellenbasierte 3D-Rekonstruktion als neuer Forschungsraum: Neue rechnergestützte Forschungsmethoden und Forschungsumgebungen, Potenziale und Herausforderungen für die Wissenschaft (Nachvollziehbarkeit und Nachhaltigkeit der digitalen Forschungsdaten) und den Wissenstransfer

– Neue Formate und neue Zugänge zum Wissen im Zeitalter von Open Science und Citizen Science: Vom digitalen (Pixel-)Bild und der 3D-Punktwolke zu Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality; von Bildrechten und Lizenzen, webbasierten Repositorien, vom freien Zugang zum Wissen (Open Science) und der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Wissensproduktion und Kuration (Citizen Science)

Erbeten werden Vorschläge für Beiträge (20 Min.) zur Geschichte und den wechselnden Erscheinungsformen der Visualisierung vor dem Hintergrund des einsetzenden Digitalen Wandels. Der weit gefasste Rahmen der Konferenz (digitale 2D-/3D-/4D-Visualisierung, AR/VR/MR) erlaubt es, die sich seit den 1990 Jahren stark wandelnden Formate des Bildmediums nachzuverfolgen und diese mit der grundierten Fachkultur und den methodologischen Grundlagen der einzelnen Disziplinen in Beziehung zu setzen.

Erwünscht sind synthetisierende Abrisse sowie interdisziplinäre Ansätze, die sowohl das innovative Potenzial als auch die Herausforderungen der Digitalität in den Geisteswissenschaften zum Ausdruck bringen. Einzelstudien werden berücksichtigt, insofern sie problematisierend auf allgemeingültigere Schlussfolgerungen hin angelegt sind.
Im Hinblick auf den Tagungsort Mainz, die Geburts- und Wirkensstadt Johannes Gutenbergs, sind Beiträge zur
Problematik des computergestützten Zugangs zum (bildbasierten) Wissen in Gegenüberstellung zum auf Papier gedruckten Wissen besonders willkommen.

Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Neben den thematischen Vorträgen (20 Min.) bietet eine Informationsbörse ein Forum zur Vorstellung aktuell laufender, individueller oder institutioneller Forschungsprojekte zur Kunst- und Architekturgeschichte sowie Denkmalpflege, die sich mit Themen des Kulturerbes in Ostmittel- und Nordosteuropa beschäftigen (Kurzpräsentationen, max. 10 Min.).

Bitte senden Sie Ihr Exposé für einen Vortrag bzw. für die Informationsbörse (ca. 2.500 Zeichen), einen kurzen Lebenslauf mit E-Mail und Postanschrift sowie Angaben zu Ihrer derzeitigen wissenschaftlichen Tätigkeit (ca. 1000 Zeichen) bis zum 15. März 2020 an:

Frau Manuela Maier, Direktionsassistenz am Architekturinstitut der Hochschule Mainz
Email: manuela.maier@hs-mainz.de

Programmkomitee
Prof. Dr.-Ing. Piotr Kuroczyński, Architekturinstitut der Hochschule Mainz – University of Applied Sciences
Univ.-Prof. Dr. Matthias Müller, Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Lorenz Frank, M.A., Historische Bauforschung, Mainz
Für den Arbeitskreis deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger:
Prof. Dr. Piotr Korduba, Institut für Kunstgeschichte, Adam-Mickiewicz-Universität Posen
PD Dr. Beate Störtkuhl, Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg

Visualization of historical conditions in the digital age: Opportunities and Challenges for Art History and Historic Building Conservation. 28th Conference of the Working Group of German and Polish Art Historians and Conservators

The Working Group of German and Polish Art Historians and Conservators hold their annual meetings alternately, either in Poland or Germany, to discuss the interplay between their respective art histories and regions with shared cultural heritage. With this year’s conference in Mainz, Germany, we are returning to where the Working Group first met in 1988. We are going to discuss computer-based visualisation and its related opportunities and challenges in the context of Digital Humanities.

The image-based or graphic representation of an object of study is the central point of interest for those scholarly disciplines that focus on physical objects. This holds particular relevance for art history, architecture and historic building conservation. Image as a medium is vital for those who formulate research questions and explore research problems. On one hand, it allows the visual documentation of a historic building in its current condition, and it also often serves as a basis for its interpretation. On the other, it can also be used for the reconstruction of a building in its historic condition, thereby creating a virtual reality. These images may increasingly facilitate access to a particular building, allow its thorough analysis and documentation and the dissemination of related findings. However, they fail to fully capture the building’s material and aesthetic “reality”. As a result, carriers of visual information have become an object of study and critique from art historians.

With the rapid development of technology in the twentieth century, image as a medium of information has become ever more widespread. Ubiquitous both in science and society, it has also given rise to concepts such as iconic turn or media society. The triumphant advancement of information and communication technologies and digital images paved the way for this development, the implications of which could easily be compared to the invention of moveable type in the fifteenth century. The printing press revolutionised access to knowledge and the distribution of information, while the invention of photography and offset printing gave rise to the triumphant advancement of images in the nineteenth and twentieth centuries.
Art historians and historic building conservators and restorers were relatively swift in harnessing the potential of these new advances in technology for their own purposes. They utilised it for teaching and methodology, and as a medium for publication. However, they were also quite oblivious to the issues of methodology and interpretation, and the challenges they posed to the reality of buildings represented in images.
This fundamental problem is only aggravated in the digital era of today, which brings new opportunities not only for documentation, but also manipulation. Since the 1990s, the rapid development of information and communication technologies has paved the way for far-reaching transformation. This digital change has engendered new forms of visualisation such as 2D, 3D and 4D, thereby broadening methodologies in particular fields of study and opening new dimensions not only for analysis, documentation or dissemination, but also manipulation. Visualisation opportunities are almost unlimited in the digital age, and this poses new challenges to scholarship. These challenges should be considered in the broad context of open science or citizen science.

The conference is focused on the questions and thematic complexes listed below. That said, the content of conference papers does not have to exclusively address the regions of shared cultural heritage. Case studies or comparative analyses are also welcome.

– Reflections on methodology and historiography and placing the development of traditional visualisation in time: traditional forms of the visualisation of buildings in their historic condition as a tool for teaching and methodology, and also as a medium of documentation and publication.

– Reflections on methodology and historiography and placing the development of digital visualisation in time: the widespread use of digital images (2D, 3D and 4D visualisations), digitality as an imitation of analogue qualities vs. digitality as a new dimension for the representation and dissemination of knowledge.

– Digital source criticism: ways with which to use sources harnessed for the creation of visualisation and providing access to these sources for users of visualisation; opportunities for further debate on the object of visualisation.

– Source-based digital 3D reconstruction as a new space for research: new computer-assisted methods and digital research environments/infrastructures, opportunities and hallenges for scholarship (traceability and permanent access to digital research data) and knowledge transfer.

– New formats and new approaches to knowledge in the age of open science and citizen science: from digital image (pixel image) and 3D point cloud to virtual reality, augmented reality and mixed reality; photograph copyrights and licences, web-based repositories, open access to knowledge (open science) and citizen participation in knowledge creation and curatorial activities (citizen science).

Feel free to submit conference paper proposals maximum length: 20 minutes) on the history of visualisation and its evolving forms in the context of ongoing digital transformation. A broad thematic framework of the conference (2D / 3D / 4D, AR / VR / MR) allows the examination of image as a medium and its rapidly changing forms from the 1990s until today, with a reference to established scholarship and the methodological underpinnings of particular disciplines.

We particularly look forward to synthetic insights and interdisciplinary proposals which showcase both the innovative potential of digital technologies and the challenges they pose to the humanities. We will also accept case studies if they offer broader and problematised conclusions.
The conference will be held in Mainz, where Johannes Gutenberg was born and worked. For this reason, we very much look forward to conference papers on the subject of computer-assisted access to knowledge (image-based) as opposed to printed knowledge.

The conference will be held in German and English. Apart from conference sessions (20 minutes), we are also going to organise an information exchange where you can showcase current individual or institutional projects focused on art history and historic building conservation in the context of artistic heritage in Central and North-eastern Europe (reports up to 10 minutes).

Feel free to send your conference paper proposal and reports (ca. 2,500 characters) and a short CV including your email and postal addresses along with a description of your current scholarly
activity (max. 1,000 characters) by 15th March 2020 to the following address:

Manuela Maier, Director’s Assistant, Institute of Architecture,
Hochschule Mainz – University of Applied Sciences
Email: manuela.maier@hs-mainz.de

Programme Committee
Prof. Dr.-Ing. Piotr Kuroczyński, Institute of Architecture, Hochschule Mainz – University of Applied Sciences
Univ.-Prof. Dr. Matthias Müller, Institute of Art History and Musical Sciences, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Lorenz Frank, M.A., Historische Bauforschung, Mainz
Representatives of the Working Group of German and Polish Art Historians and Conservators
Prof. dr hab. Piotr Korduba, Institute of Art History, Adam Mickiewicz University in Poznań
PD Dr. Beate Störtkuhl, Federal Institute for Culture and History of the Germans in Eastern Europe, Oldenburg

Programm

Kontakt

Manuela Maier

Architekturinstitut der Hochschule Mainz – University of Applied Sciences

manuela.maier@hs-mainz.de

https://www.arthistoricum.net/netzwerke/akdpkd/
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung